Angepinnt Welcher Malt Whisky soll mein erster sein?

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      Welcher Malt Whisky soll mein erster sein?

      Gar nicht leicht zu beantworten ist die obige Titelfrage.

      Bei den zahlreichen Tastings, die ich durchführte, waren auch immer wieder Neulinge, die spontan bei einem gut getorften Islay Malt (1) in Begeisterung ausbrachen und diesen zu ihrem Favoriten erklärten. Die Regel ist dies nicht. Zumeist wird die Nase gerümpft ob des "Spülwassers", "Desinfektionsmittels", und was sonst so an Kommentaren zu hören war. Daher sollte man einen Neuling nicht mit so schweren Malts konfrontieren, sondern einen weichen, milden und subtilen Malt aussuchen. Bestens dazu geeignet ist der Auchentoshan 10-jährig, ein Malt aus den Lowlands(2). Er ist dreifach gebrannt, weich und doch komplex und hat alles, was einen Malt Whisky auszeichnet.

      Wenn man nun neugierig geworden ist, kann man sich an den nächsten wagen. Ausgezeichnet passen würde dann ein Balvenie 12-jährig. Er ist nicht nur aus einer anderen Gegend, sondern weist auch auf das Fassmanagement(3) hin.

      Weiterhin können dann zwei Classic Malts(4) zum Zuge kommen, beide sind an anderer Stelle schon erwähnt.

      Und falls es ein Tasting ist, also die Malts nicht über einen längeren Zeitraum hinweg probiert werden, kommt dann ein Highland Park 12 Jahre in Betracht. Dieser kommt zwar von einer der Orkney Inseln, zählt aber gebietlich zu den Highlands. Trotzdem weist er schon eine gute Torfnote auf. Auch ein Talisker 10 Jahre würde passen. Ein Islay wäre vielleicht verfrüht. Wenn es aber doch einer sein soll, dann ein Caol Ila 12 oder 18 Jahre, ein Ardbeg 10 Jahre, ein Lagavulin 16 Jahre, Laphroaig wäre verfrüht.

      Allen, die am Anfang die Islays ablehnen, sei gesagt, dass sie früher oder später doch bei den Torfnasen landen; sofern sie regelmässig diverse Malts über die Jahre hinweg zu sich nehmen. Wir hatten am Whiskystammtisch einen, der strikt keinen Islay mochte. Ich sagt ihm schon damals vor 6 Jahren, dass sich sein Geschmack noch ändern würde. "Nein, niemals werde ich das Gesöff gut finden", war seine Antwort. Es dauerte genau 2 Jahre. Heute freut er sich wie ein Schneekönig, wenn ein Islay auf der Verkostungsliste steht. Und der letzte wurde heute, am 9.2. bekehrt, es gab einen Classic Islay(eine Lagavulin Abfüllung) in einer Stärke mit 61,2%. Bei ihm dauerte die Bekehrung allerdings 6 1/2 Jahre.

      Erklärung der Zahlen in Klammern()

      (1) Islay Malt

      Die Insel Isle of Islay, eine Hebrideninsel, ist bekannt für ihre rauchigen, gut getorften Malts. Allerdings stellen nicht alle Destillen gleich rauchige Whiskies her.
      Zur Zeit produzieren:
      >Ardbeg(stark getorft, sehr gefragte Malts, besonders die älteren)
      >Bowmore(gut getorft, allerdings weniger als die typischen, viele verschiedene Abfüllungen)
      >Bunnahabhain(sehr wenig getorft, untypisch für die Insel)
      >Bruichladdich(unterschiedlich getorft, seit Wiedereröffnung stärker)
      >Caol Ila(stark getorft, seit ca. 3 Jahren erst Eigentümerabfüllungen, davor unabhängige)
      >Lagavulin(sehr stark getorft, ein Hochgenuss)
      >Laphroaig(stark getorft, wirkt phenolig, medizinisch, aber gut)
      >Port Ellen produziert nicht mehr, sondern wurde 1983 geschlossen. Allerdings sind noch Fässer vorhanden, die auch immer wieder abgefüllt werden. Die Mälzerei von port Ellen ist noch vorhanden und voll in Betrieb. Dort wird für viele andere Destillen das Malz(natürlich unterschiedlich) hergestellt.

      (2) Lowlands

      Als Lowlands bezeichnet man das Tiefland unterhalb der sogenannten Hochlandlinie, die sich Greenock am Clyde bis zu Dundee am Tay erstreckt. Früher wurden hier die Malts dreifach gebrannt, das hieß auch das beim dritten Brennen so manch gute Stoffe verschwanden. Heute wird die "Triple Distillation nur noch bei Auchentoshan angewendet. Es ergibt einen sehr feinen, milden Malt.

      (3) Fassmanagement

      Die ersten, die damit anfingen und richtig vermarkten konnten, waren Glenmorangie. Unter Fassmanagement versteht man das konsequente Umlagern von einem Fass in ein anderes zur besseren Reifung und um einen ganz neuen Geschmack zu komponieren. Also wird zum Beispiel ein Malt, der in amerikanischer Eiche(Ex Bourbonfass) lagerte, nach 10 Jahren in ein fass aus europäischer Eiche umgefüllt, in dem vorher Portwein war. So bekommt man ganz neue Ergebnisse.

      (4)Classic Malts

      Die Six Classic Malts sind ein künstlich erschaffener Begriff der Firma Diageo, die ja etwa 40 bis 50 Destillen besitzt, darunter viel stillgelegte. Das Ziel war, aus jeder bedeutenden Whiskyregion Schottlands einen typischen Vertreter auszuwählen. Der Begriff hat keine qualitative oder sonstige Bedeutung, er dient lediglich dazu, die eigenen Malts besser zu vermarkten.
      Es sind:
      Glenkinchie, Cragganmore, Dalwhinnie, Oban, Talisker und Lagavulin.
      :1:

      Ein interessanter und lehrreicher Beitrag!

      Allen, die am Anfang die Islays ablehnen, sei gesagt, dass sie früher oder später doch bei den Torfnasen landen;


      ALLE ??? 8o

      Da bin ich mal gespannt.... :rolleyes:
      "Ein J.R. Ewing bekommt keine Magengeschwüre, er verursacht sie!"
      Larry Hagman alias J.R.Ewing

      R.I.P. † 23. November 2012 in Dallas, Texas

      RE: Welcher Malt Whisky soll mein erster sein?

      Original von Einstein-Husum
      Gar nicht leicht zu beantworten ist die obige Titelfrage.

      Bei den zahlreichen Tastings, die ich durchführte, waren auch immer wieder Neulinge, die spontan bei einem gut getorften Islay Malt (1) in Begeisterung ausbrachen und diesen zu ihrem Favoriten erklärten. Die Regel ist dies nicht.


      Nicht?? ;-) Nun, mich hat der Laphroaig, 10 Jahre, 57,3% auf dem ersten Tasting bei dir umgehauen. Und ich weiß das noch von einigen anderen... ;-)


      Allen, die am Anfang die Islays ablehnen, sei gesagt, dass sie früher oder später doch bei den Torfnasen landen...


      Wollen wir es ihnen wünschen, diesen armen Seelen ;-).
      An anderer Stelle hatte ich es schon mal beiläufig erwähnt, der Beitrag ist jedoch dann dem großen Absturz von '05 zum Opfer gefallen. Neben dem Auchentoshan eignet sich auch der Rosebank aus den Lowlands für Einsteiger. Eine Bekannte von mir, kein Whiskyfreund aber durchaus probierfreudig, meinte spontan, dass dies ein Whisky wäre, den sie sich in die sonst whiskyfreie Wohnung stellen würde.

      Ansonsten bin ich in der Phase, in der man ein wenig den Islays zu entrinnen sucht. Ich bin sehr früh auf die heilige Insel gestoßen und es muß doch jenseits des Suppentellerrands noch Alternativen geben... Wahrscheinlich werde ich ewig suchen. :D
      Wenn Dir der Ardbeg und der Highland am besten gefallen haben, wird der Lochnagar wohl nicht Dein Fall sein. Obwohl ich ihn mag. Er ist ein typischer Highland, ich finde ausgewogen, leichte Süße, etwas Heidekraut, im Abgang toffee, mittellang.
      Ja, danke.
      Obwohl ich auch glaube, dass mein Geschmack eher Richtung Islay geht,
      möchte ich auch gern Whisky aus den anderen Regionen probieren.
      Von dem Royal Lochnagar habe ich z. B. gelesen, er hätte ein gutes
      Preis/leistungsverhältnis . Vielleicht habt Ihr noch ne andere
      "geschmacksintensive" Idee ?

      Hvalur
      so in dieser Preisklasse mit einem sehr guten Preisleistungsverhältnis fällt mir auch noch der Classic of Islay ein, eine Fassstärke von Lagavulin.
      Isle of Arran un-chillfiltered ist auch eine guter Whisky, allerdings nicht
      so torfig.
      Eine sehr empfehlenswerte Alternative ist der Talisker 10, Jahre und der Talisker 18 Jahre. Beide vereinen wie der Highland Park etwas Rauchigkeit mit Festlandsaroma, auch wenn sie von Inseln stammen.
      Der Talisker 10 ab 31,80 aufwärts, der 18-jährige etwas teurer.
      In Frage kommt ebenfalls der Oban 14 Jahre, ab 34,80 aufwärts.
      Zu den beiden Destillen möchte ich Dir zuerst raten.