CN 02 - Selbstverwirklichung oder Schnäppchenjagd ?

hmm.... also grundsätzlich bin ich ein grosser Freund der persönlichen Freiheit, mit allen Vorteilen und Nachteilen. Grundsätzlich finde ich es deshalb richtig, dass jeder der das MÖCHTE, sich ab und an oder regelmäßig, in seiner Freizeit oder auch hauptberuflich Fässer kaufen, abfüllen und dann vertreiben darf.

Ob er die Fässer dafür blind kauft, sich nur nach dem Preis orientiert oder sich aus 250 angebotenen Fässern DAS heraussucht das ihm am besten erscheint ist, ist zweitrangig. Solange er Käufer für den dafür kalkulierten Preis findet, hat er alles richtig gemacht. Und wenn nicht, wird er über kurz oder lang vom Markt verschwinden.

Und ob der "Premium-Abfüller", der nur 30+ Jahre alte, handverlesene Fässer mit durchgängig guter "Expertenbeurteilung" abfüllt das bessere Geschäftsmodell hat, oder der "Preis-Leistungs-Verhältnis"-Anbieter, der durchgängig gute bis sehr gute Fässer zu einem möglichst günstigen Flaschenpreis unters Volk bringt, sei mal dahingestellt. Hängt immer davon ab, wen man fragt und wie dessen Whiskybudget aussieht! Und ob mir persönlich das letzte Stück "Qualität" mehr das große Stück "Preis" mehr wert ist.

Für mich liegt der Schlüssel für die Qualität darin, ob und in welchem Umfang der Abfüller Cask Selection betreibt, betreiben kann oder die richtigen Leute für die Fassauswahl hat. Je "besser" das funktioniert, desto "besser" wird das Ergebnis sein... egal nach welchem Geschäftsmodell.

Aber jetzt denken wir den Gedanken mal zu Ende... nach dieser Philosophie und dieser persönlichen Freiheit ist es moralisch und marktwirtschaftlich auch 100%ig in Ordnung, wenn ein Whiskyfan auf eigene Faust und in seiner Freizeit Fässer sucht, im Forum teilt und für einen "Schnäppchenpreis" mangels Zwischenhändler- und Händlermargen etc. verteilt. Egal ob die dann ggf. deutlich günstiger sind als die O-Abfüllungen vergleichbaren Alters oder die von Händlern oder etablierten UAs.

Aber die haben dann ja immer noch die Möglichkeit, sich über eine ggf. bessere Fassauswahl und so höhere Qualität auszuzeichnen

Und der Konsument darf dann entscheiden, ob für ihn persönlich das jeweilige Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt... oder nicht.

Und nur vorsorglich - ich habe mit meinen Äußerungen keine bestimmten, hier im Forum vertretenen Personen oder UA oder OA gemeint und angesprochen...


Was ich mir jedoch wünschen würde, wäre ein bisschen mehr Hintergrundinfos zu den Themen "Cask Selection" von Seiten der OA und UA... wie funktioniert der Markt, die Fassauswahl, wie ist die "Nahrungskette", dabei müssen ja keine Namen genannt werden! Ein von mir eröffneter Fred zu diesem Thema glänzte jedoch durch engagierte Beteilung von interessieren "Outsidern" und Abwesenheit von Infos der hier im Forum vertretenen "Insider"...

Dabei hat ein bisschen Transparenz als vertrauensbildende und markenbindende Maßnahme eigentlich noch nie geschadet... zumindest nicht in der Branche in der ich mich beruflich bewege!


Gruss,
Tom

Wieso verschwindet hier schon wieder ein Beitrag??? Den 2. Beitrag vom Member loffot konnte ich hier eben noch lesen!
Jetzt ist er kommentarlos verschwunden???

Ich denke jetzt seit Tagen drauf rum und habe leider das Buch nicht zur Hand - kann mir jemand bitte mal 28 deutsche UA auflisten, bei denen die kleinen Läden mit einem Einzelfass hier und da noch nicht dabei sein sollen ? Ich komme vielleicht auf ein gutes Dutzend ...

Was die Definition angeht, bin ich sehr viel näher beim Kanzler als bei manchem anderen hier, denn auch für mich ist nicht jeder, der eigentlich einen Einzelhandel betreibt und dessen Profil mit dem einen oder anderen unter seinem Namen abgefüllten Fass aufpoliert, auch gleich ein unabhängiger Abfüller. Nur ist die Grenze so schwierig zu ziehen, denn danach könnte man ja G&M den Titel aberkennen, ist schließlich ein Feinkost- und Delikatessenladen. Somit werden wir da wohl keinen Konsens erzielen - für mich liegt die Grenze da, wo jemand gefühlt sein Hauptgeschäft mit dem Abfüllen und Vermarkten von Whisky betreibt. Und ganz sicher ist ein Whiskyforum mit einer Jahresabfüllung kein UA ...

Ob es davon nun zuviele gibt ? Für mich nicht, denn Vielfalt schafft Auswahl. Für den, der sich von der Auswahl erschlagen fühlt, weil er ständig Angst hat, was zu verpassen, vielleicht schon. Daran ändern wird sich aber nur dann was, wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt, und den Punkt sehe ich noch nicht mal im Ansatz. Leibniz sagt man nach, er sei der letzte unserer Art gewesen, der über das gesamte zu seiner Zeit verfügbare Wissen der Menschheit verfügte, Murray war vermutlich der letzte unserer Art, der es mit den bekannten Auswirkungen geschafft hat, sämtliche Abfüllungen eines Jahres zu probieren - seither bleibt uns nur die Spezialisierung, denn wir können weder alles wissen noch alles tasten. So what ? Gedanken mache ich mir erst, wenn nur noch Schrott abgefüllt wird ich nichts mehr finde, was mir schmeckt.

An den Spekulationen, wer wann auf welchen Wegen über welche Fässer verfügen kann und ob diese leer, mit New Make oder fertig gereift auf dem Markt gekauft und verkauft oder vielleicht auch alles auf einmal werden halte ich ich mal raus, da fehlt mir der Durchblick. Und wenn der Markt so gestaltet wäre, dass die Teilnehmer Details preisgeben könnten / wollten / dürften, dann würden sie es vermutlich tun, der die Herren Ewers oder Ehrlich sind ja gesellige Typen - dass sie es nicht tun, lässt mich schlicht vermuten, dass sie es nicht können, um auch weiterhin Zugang zu ihren Quellen zu haben. Und zur Vertrauensbildung und Markenbindung reicht mir persönlich eine beständig hohe Qualität, da ist mir dezent total egal, ob das Fass bei Douglas Laing, Whyte&Mackay, David Stirk oder in Paderborn im Lagerhaus gelegen hat.

Gruß
Marco

Danke für diesen wohltuenden Beitrag cairdean.
Scheinbar gibt es doch noch (Whisky)Verbraucher, die nicht alles wissen müssen. Das Geschäft ist viel zu komplex, als dass man Details verraten muss, nur damit jemand weiß über wen ich was bezogen habe.
Somit darf sich der popelige Klein-uA wieder auf sein Kerngeschäft konzentrieren.

whiskykanzler schrieb:

Scheinbar gibt es doch noch (Whisky)Verbraucher, die nicht alles wissen müssen. Das Geschäft ist viel zu komplex, als dass man Details verraten muss, nur damit jemand weiß über wen ich was bezogen habe.

Ja. Das soll es geben. Außer, wenn Du eine Charity-Aktion mit Deinem Fass planst, Werner...

Nabend Gemeinde

Ich muss sagen, wirklich einige bemerkenswerte und aufschlussreiche Beiträge hier im Thread, Respekt.

Mal schauen, vielleicht hab ich ja gleich mal zeit und gucke im Chat vorbei.



Nachdenkliche Grüße, Det

...da war ich dann wohl zu spät dran, schade...

Ich möchte noch mal hier eine Frage in die Runde werfen:

Gibt es irgendeinen UA, der sein Geschäft eingestellt hat und nicht mehr am Markt ist? Evtl aus Gründen wie Insolvenz oder das sich aufgrund des PLV, die Abfüllungen nicht verkauft haben.

Wobei ich da jetzt mal diverse Hândler mit eigenen Serien ausschließe.

Hmm ich habe mir mal die Mühe gemacht un mich hier durchgelesen und im Gunde genommen erinnert mich das Ganze bzw. der Start des Beitrags an die Geschichte des "Whiskyprofessors aus Nürnberg".

Typisch deutsch ?! Man weiß (alles) vieles besser, kritisiert ohne selbst etwas zu machen und denkt wenn man Statistiken auflegt beweisen die die eigene Meinung.

Mann oh mann Whisky ist doch in erster Linie zum Genießen da und jeder kann sich aus dem reichen Angebot seine persönlichen Lieblinge rauspicken.Wer nicht will der läßt es eben und der andere erfreut sich an der Vielfalt. Ob die Qualität nun gut ist oder nicht entscheidet der persönliche Geschmack im Glas und auch da ist mir egal, ob die Abfüllung von D.., G.. oder dem Händler aus B... ist.

Wünsche allseits frohe, glückliche und entspannte Weihnachten und auf viele tolle Abfüllungen in 2012

René