Dieser 28jährige Tomatin wurde am 12. Januar 1982 destilliert und vom Whisky Warehouse No. 8 am 23. Februar 2o1o von einem Refill Sherry Butt (Cask No. 29) mit Faßstärke von 55,3 Vol.-% abgefüllt. Dies dürfte das gleiche (!) Fass gewesen sein, wie für die Abfüllung von Maggie Millers SSMC-Bottling!

Der Malt hat eine sehr volle, rötlich-goldene Färbung. Am Glasrand bildet er zunächst einen sehr zarten Kranz, der nur wenige Perlen und Tropfen ausbildet. Dieser Rand bläht sich eher auf und wird dicker und breiter, bevor er lediglich ein paar vereinzelte (aber sehr, sehr träge) Tropfen auf den Weg zurück ins Glas entläßt… Nach längerer Zeit sieht das Glas wie ein Kunstwerk eines Glasbläsers aus: hunderte große und kleinere Tropfen hängen in unterschiedlichen Höhen am Glase fest – ähnlich den Lufteinschlüssen in manchen Gläsern…

Wow! In dieser tollen runden Nase entdeckt man zwar zunächst etwas zuviel Alkohol – aber das ist schnell vorbei… Dann kommen sehr schön süße (aber nicht zu süße!) und reife (überreife?) exotische Früchte (Mango, Papaya, Red Grapefruit) zum Vorschein… Auch der Sherry (Oloroso Sherry?) ist hier präsent – aber sehr schön eingebunden und nicht dominant. Wenn der Malt ein wenig geatmet hat, kommen deutlich auch Kirschen zum Vorschein. Der Duft ist auch leicht würzig und hat hintergründig (sozusagen als Bühnenbild) jede Menge dunkle Noten… Holz spielt da mit (grünes, frisches Holz). Und Leder. Aber auch Nüsse… Dazu kommt dunkle Schokolade, Marzipan, Lebkuchen-Aromen (gefüllte Lebkuchen!), dunkles Bohnerwachs, Möbel-Politur und Trockenpflaumen… Und sogar ein Hauch Rauch… In der nun nur noch verhaltenen (sehr schönen!!!) Süße entdeckt man auch Rosinen, helles Karamell, Toffee, kandierte Früchte und evtl. sogar etwas Gummi (???)… Das ist eindeutig eine alte Nase! Schon allein die Veränderlichkeit… Aber auch die vielen Schichten, die man hier gar nicht alle abtragen und auflösen kann… Das ist ein Schnüffel-Whisky! Für diese Nase bräuchte man Stunden!
Mit Wasser wird der Duft zunächst ledriger. Die pur schon gefundenen Aromen finden sich auch hier wieder. Aber der Geruch ist nun irgendwie anders „zusammengesetzt“… Nun bilden den Hintergrund erstaunlicherweise frischere und blumigere Düfte. Und alles wirkt etwas heller. Dazu treten hier nun noch Zucker und Zimt…

Vom Körper her ist dieser Malt sehr süß und klebrig – ja: sirup-artig…

Auch im Geschmack ist dieser Malt sehr süß. Er beginnt zunächst etwas leicht und weich – aber er erobert sich den gesamten Mundraum in kürzester Zeit. Er legt sich dabei sirupartig auf Lippen, Zunge und Gaumen. Er hat hier viel dunkle Schokolade und Kirschen (Mon Cherie). Dazu kommt etwas Holz und leicht bittere Noten (Bittermandeln). Hier entdeckt man auch Orangen-Schalen, Rosinen, etwas dunklen Honig, herben Wermut… Ach, man kriegt das alles gar nicht notiert… Das zieht alles so schnell an einem vorbei… Am Ende bleibt eine schöne Würze im Mund, der eine leichte (sehr leichte) Trockenheit anzeigt.
Mit Wasser wird der Malt hier bitterer und auch trockener… Die Charakteristik verschiebt sich hier mehr in Richtung salziger Lakritze… Und da ist noch eine mir bekannte Bitternote, für die ich jedoch die Entsprechnung nicht finde… Ich würde das Wasser hier jedenfalls weglassen!

Der sofort präsente Abgang dauert mittellang bis lang… Er ist auch hier wieder fruchtig und sherry-tönig. Und er hat einen etwas holzigem Unterton mit Schokolade, Kirsch-Likör und ganz, ganz leichtem Rauch… Die Würzigkeit, die sich mir hier als Leder-Harz-Wermut-Komplex anzeigt, bekomme ich nicht wirklich „zerlegt“…

Das ist schon ein sehr komplexer und sehr vielschichtiger Malt. Er hat sehr viel Süße. Und jede Menge Aromen – zuviele, um sie erkennen, aufschlüsseln und niederschreiben zu können… Sein Alter spürt man in Tiefe und Volumen. Andererseits ist er zwischendurch auch wieder sehr frisch und leicht… Dies ist schon ein toller Malt! Vor allem im Geruch…
Ein sehr, sehr schöner Malt - bei dem ich froh bin, noch etwas zum probieren da zu haben...