CN - Ist die Angabe der Whiskyregion auf dem Etikett sinnvoll oder nicht

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      Ist die Angabe der Whiskyregion auf dem Etikett sinnvoll oder nicht ?
      Gastbeitrag von Arno Gänsmantel


      Die Angaben auf Whiskylabels sollen den potentiellen Käufer idealerweise Informationen über den Inhalt der Flasche liefern.
      Eine dieser Infos auf dem Etikett von Whisky ist die Region. Hier soll untersucht werden, ob die Angabe der Region dem Kunden eine verwertbare Information über den Geschmack oder Typ des Whiskys gibt und somit eine sinnvolle Angabe für die Auswahl eines Whiskys ist.


      Die Zulässigkeit der Angabe der Region auf dem Etikett ist in der „The Scotch Whisky Regulations 2009“ (ab jetzt SWR genannt) insbesondere in der „regulation 10“ geregelt. Verständlicher als der reine Gesetzestext ist der „Guidance for Producers und Bottlers“ (ab jetzt GfPB abgekürzt) von der SCA. Dieser Guide ist quasi ein Kommentar zum Gesetzestext und gibt eine Handlungsanweisung für Produzenten und Abfüller.
      In der SWR sind 5 Regionen nämlich 2 „protected localities“ Campbeltown und Islay und 3 „protected regions“ Highland, Lowland und Speyside aufgeführt. Auffallend ist, dass Campbeltown immer noch als eigene Region geführt wird. Campbeltown war in früheren Zeiten eine bedeutende Whiskyregion, im Moment rechtfertigt die Anzahl der Brennereien und die Produktionsmenge diese eigene Region nicht. Aus meiner Sicht wäre eine eigene Region für die Inseln außer Islay viel eher gerechtfertigt als Campbeltown. Diese zählen aber alle zu den Highland.
      Die Zugehörigkeit zu einer Region richtet sich nach dem Destillationsort. Somit ist auch eindeutig geklärt, dass Glengoyne eine Highland Destille ist, weil dort nördlich der Lowland-Grenze gebrannt wird. Die Lagerhallen, die in den Lowlands liegen spielen somit keine Rolle für die Regionsbestimmung.
      Laut 8.3 der GfPB ist es erlaubt, obwohl die 5 Regionen in der SWR genau beschrieben und abgegrenzt sind, weitere Regionsbezeichnungen z.B. „Orkney Single Malt Scotch Whisky“ zu verwenden. Diese Tatsache trägt leider nicht zu mehr Übersicht und Verständnis bei.

      regionen.jpg
      Copyright by SWA

      Klassisches Beispiel für die Vermarktung nach Regionen ist Wein.
      Beim Wein ist die Sache meiner Meinung nach eindeutig. Dort reifen je nach Region unterschiedliche Traubensorten und das Klima und die Geologie der Region hinterlassen starke Spuren im Wein. Ein Moselriesling schmeckt tendenziell anders als ein Riesling aus dem Rheingau. Im Kaiserstuhl wächst aufgrund der Wärme fast kein Riesling. Somit prägt das Anbaugebiet sehr stark den Typus und Geschmack des Weines.
      Das Klima und der Boden des Anbaugebietes spielt bei der Gerste eine viel geringere bis keine Rolle. Außerdem ist nicht vorgeschrieben, dass die Gerste für das Malz aus der betroffenen Whiskyregion kommt. Somit fällt der erste Vergleich mit Wein negativ aus.
      Vorgeschrieben für eine Region – wie oben dargelegt - ist nur die Destillation in der Region. Dieser Prozess ist zwar ebenfalls mitentscheidend für den Geschmack eines Whiskys, aber eher charakteristisch für die einzelne Brennerei sprich Destillencharakter. Die Brennblasenform bestimmt ebenso wie der Brennprozess z.B. wann wird der Nachlauf abgetrennt den Destillencharakter. Dies ist aber destillenabhängig und nicht einheitlich in einer Region. Aus dem Destillationsort kann deshalb kein einheitlicher Geschmack oder Whiskytyp abgeleitet werden. Insbesondere der Rauchgehalt des Malzes, der Fasstyp und Fassgröße beeinflussen den Whiskygeschmack mehr als die Region. Zusätzliche Methoden wie Finishing drücken dem Whisky nochmals einen weiteren Stempel auf, der unabhängig von der Region ist.
      Das Klima einer Region könnte sich ebenfalls noch sehr stark bei der Lagerung auswirken. Die Temperatur und die Temperaturunterschiede zwischen den Jahreszeiten und/oder zwischen Tag und Nacht lassen den Whisky unterschiedlich und unterschiedlich schnell reifen. Aber die Reifung des Whiskys innerhalb der Region ist nicht vorgeschrieben. Schottischer Whisky muss zwar in Schottland aber Islay Whisky muss nicht auf Islay, sondern kann auch irgendwo in Schottland reifen. Das ist meiner Meinung nach nicht konsequent.
      Natürlich erzeugt eine Lagerung in der Region oder bei Single Malt sogar in der Destille oder zumindest in der Nähe der Brennerei höhere Kosten, wäre aber konsequente Weg. Auch für die unabhängigen Abfüller müssten umdenken, wenn der Reifeort enger spezifiziert und die Vorschriften geändert würden.
      Aber nur mit einer solchen Änderung ergibt die Angabe von Whiskyregionen einen Sinn.
      Außerdem hat bei der Reifung der Fasstyp, die Fassgröße und die individuellen Eigenschaften des Fasses einen erheblichen Einfluss auf die Reifung. Welche Fasstypen, Fassgröße etc. zum Einsatz kommen ist keineswegs für die einzelnen Regionen gebietstypisch festgelegt. Im Gegenteil werden die Whiskys einer einzelnen Brennerei in vielen unterschiedlichen Fasstypen gelagert.
      Bezeichnend dass die Angabe der Whiskyregion nur Marketinggesichtspunkten unterliegt, zeigen die Beispiele von Glenfarclas und Macallan. Beide Originalfüllungen tragen auf dem Etikett die Region Highland, obwohl beide eindeutig im Teilgebiet Speyside liegen. Die Highlands sind aber bei vielen Whiskyanfängern bekannter und die Highlands klingen einfach wilder und mystischer (es kann nur einen geben!) als Speyside. Dies ist auch kein Verstoß gegen die Regelung der SWR, da die Speyside innerhalb der Grenzen von Highland liegen. Somit können Whiskys aus der Speyside sowohl die „protected region“ Highland als auch „protected region“ Speyside auf dem Etikett tragen.
      Zusammenfassend kann man feststellen, dass nicht die Whiskyregion den Geschmack eines Whiskys stark beeinflussen, sondern Komponenten und Prozesse die mit der Region wenig zu tun haben oder auch außerhalb der Region statt finden können, zum Beispiel die Rauchigkeit des Malz, Fassgröße, Fasstype oder Lagerort.
      Die Angabe einer Whiskyregion ergibt insbesondere für den Anfänger keine sinnvolle Information, sondern kann eher zu fehlerhafte Interpretationen führen. Zum Beispiel erwartet der Anfänger meist keinen rauchigen Whisky in der Speyside oder einen ungetorften in Islay.
      Die Whiskys einer Whiskyregion sind somit nicht homogen und schmecken in ihren Grundzügen nicht ähnlich, sondern beinhalten geschmacklich sehr verschiedene Whiskytypen. Dies gilt insbesondere für die große Region Highland, denn die Unterschiede zwischen den Grenzen zu Lowland, den westlichen Highlands und den Inseln wie Skye oder Orkneys sind enorm.
      Die Angabe der Brennerei bei Single Malts impliziert für den erfahrenen Whiskytrinker die Region und bietet über den Brennereicharakter wesentlich mehr Informationen als die Nennung der Region.
      Gravierende Auswirkungen hätte die Änderungen (keine Region auf den Etiketten) auf Single Malts, bei denen die Brennerei nicht genannt, oder Blended Malts, die eine Region auf dem Etikett tragen. Aber schon heute wird oft neben der Region ein Namen gewählt, der auf den Stil des Whiskys oder die Brennerei hindeutet z.B. Big Peat, Smokehead, West Port oder Port Askaig.
      Weil aus der Nennung der Whiskyregion auf dem Etikett – wie oben dargelegt - keine zusätzliche Information über den Geschmack oder Whiskytyp abgeleitet werden kann, wäre es deshalb gut möglich auf die die Angabe der Whiskyregionen zu verzichten.


      Neben dem Austausch hier gibt es die Möglichkeit mit Arno auch am Dienstag im Cutty-Chat das Thema weiter live zu vertiefen.
      ___Mortlach.de

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      Wir alle seins Brüder,
      Wir alle seins gleich!
      Als erster Gastbeitrag bei den Cuttynews freuen wir uns heute einen gut ausgearbeiteten Bericht von dem User "Arno" veröffentlichen zu dürfen.


      Arno ist Teilhaber bei barbara's wine-yards Kochschule, Weinschule und Whiskyschule in Schwetzingen zwischen Heidelberg und Mannheim. Er veranstaltet da u.a. ein breites Angebot von Whisky-Seminaren und Tastings aber auch Veranstaltungen zum Thema Wein, Rum und vielen anderen Leckereien.

      Erst kürzlich veröffentlichte er das schöne kleine "Little Black Book vom Whisky" - Das kleine Handbuch über das Wasser des Lebens, was ich jeden Anfänger gerne in die Hand gebe und er sich sehr schnell sehr umfangreich über die Welt des Whiskys informieren kann.


      Wir danken Arno für diesen Beitrag und hoffen er ist der gute Anfang einer Reihe von Gastbeiträgen. Wer ein Thema auf dem Herzen hat, das er mal ausführlicher ausarbeiten will, kann sich mit Vorschlägen gerne via PN an die Redaktion der Cuttynews wenden.
      Doch nun genug der Vorrede. Hier der Beitrag :
      ___Mortlach.de

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      Anlagen:
      Link: SWR: legislation.gov.uk/uksi/2009/2890/pdfs/uksi_20092890_en.pdf
      Link: GfPB: scotch-whisky.org.uk/swa/files…WhiskyRegGuidance2009.pdf

      Link: Karte SWA: scotch-whisky.org.uk/swa/71.html

      Auszug: SWR Regulation 10

      Locality and region geographical indications
      10.—(1) A whisky or whisky-based drink must not be labelled, packaged, advertised or
      promoted in a way that includes the name of a protected locality or a protected region unless—
      (a) in the case of whisky, the whisky is Scotch Whisky that has been distilled in that locality
      or region; or
      (b) in the case of a whisky-based drink, the only whisky in the drink is Scotch Whisky that
      has been distilled in that locality or region.
      (2) But paragraph (1) does not apply in the circumstances specified in Schedule 3.
      (3) A whisky or whisky-based drink must not be labelled, packaged, advertised or promoted in a
      way that includes any reference to a name that is similar to the name of a protected locality or
      protected region if, having regard to the presentation of the product as a whole, the reference may
      create a likelihood of confusion on the part of the public as to where the whisky or whisky-based
      drink was distilled.
      (4) A person must not label, package, advertise or promote any whisky or whisky-based drink in
      a way that contravenes paragraph (1) or (3), or sell any whisky or whisky-based drink that has
      been labelled or packaged in that way.
      (5) The protected localities are—
      (a) “Campbeltown”, comprising the South Kintyre ward of the Argyll and Bute Council as
      that ward is constituted in the Argyll and Bute (Electoral Arrangements) Order 2006(a);
      and
      (b) “Islay”, comprising the Isle of Islay in Argyll.
      (6) The protected regions are—
      (a) “Highland”, comprising that part of Scotland that is north of the line dividing the
      Highland region from the Lowland region;
      (b) “Lowland”, comprising that part of Scotland that is south of the line dividing the
      Highland region from the Lowland region; and
      (c) “Speyside”, comprising—
      (i) the wards of Buckie, Elgin City North, Elgin City South, Fochabers Lhanbryde,
      Forres, Heldon and Laich, Keith and Cullen and Speyside Glenlivet of the Moray
      Council as those wards are constituted in the Moray (Electoral Arrangements) Order
      2006(b); and
      (ii) the Badenoch and Strathspey ward of the Highland Council as that ward is
      constituted in the Highland (Electoral Arrangements) Order 2006(c).
      (7) In this regulation “the line dividing the Highland region from the Lowland region” means the
      line beginning at the North Channel and running along the southern foreshore of the Firth of Clyde to Greenock, and from there to Cardross Station, then eastwards in a straight line to the summit of Earl’s Seat in the Campsie Fells, and then eastwards in a straight line to the Wallace Monument,
      and from there eastwards along the line of the B998 and A91 roads until the A91 meets the M90
      road at Milnathort, and then along the M90 northwards until the Bridge of Earn, and then along
      the River Earn until its confluence with the River Tay, and then along the southern foreshore of that river and the Firth of Tay until it comes to the North Sea.
      ___Mortlach.de

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      rednose schrieb:

      Auffallend ist, dass Campbeltown immer noch als eigene Region geführt wird. Campbeltown war in früheren Zeiten eine bedeutende Whiskyregion, im Moment rechtfertigt die Anzahl der Brennereien und die Produktionsmenge diese eigene Region nicht.

      ... dann muß man aber auch die Berechtigung der Lowland Whiskys hinterfragen, die haben mit derzeit 3 auf dem Markt erhältlichen Single Malts (Auchentoshan, Bladnoch & Glenkinchie) genau so viel Präsenz, wie Campbeltown (Glengyle, Glen Scotia & Springbank)....
      "Wir sind Männer, wir trinken keine Fanta !" :slainte:

      Wolf-Dieter Ahlenfelder (1944-2014) Deutscher Schiedsrichter


      mclarsen.de
      Aber in den Lowlands tut sich auch was. Mit Ailsa Bay, Daftmill (dürfte noch Lowlands sein, oder?) und Annandale gibt es drei Brennereien (zugegen in verschiedensten Stadien des (Wieder-)Aufbaus) die hoffentlich in einigen Jahren den Markt mit weiterem Lowlandmalt bereichern...

      Im Gegensatz dazu passiert in Campbeltown in dieser Hinsicht leider nicht viel. Selbst die Wiedereröffnung von Glengyle war ja nur aus der Not heraus geboren um Campbeltown den Status einer eigenen Region zu retten. Und so wirklich laufen tut die Destille ja auch nicht. Meines Wissens maximal 1 Woche im Jahr, aber nun auch schon wieder 2-3 Jahre gar nicht...
      Regensburger Maltspatz
      ... dann muß man aber auch die Berechtigung der Lowland Whiskys hinterfragen, die haben mit derzeit 3 auf dem Markt erhältlichen Single Malts (Auchentoshan, Bladnoch & Glenkinchie) genau so viel Präsenz, wie Campbeltown (Glengyle, Glen Scotia & Springbank)....


      Genau.
      Der Artikel stellt ja eigentlich alle Regionsangaben in Frage.
      Dieser Anspekt ist nur einer und ist nur beispielhaft am Beispiel Campbletown dargestellt
      [offtopic]

      Zinni schrieb:

      Daftmill (dürfte noch Lowlands sein, oder?)

      Daftmill läuft schon seit Dezember 2005. Und - Ja- das liegt nicht nur in den Lowlands sondern macht auch einen typischen wunderschönen fruchtigen Lowland-Stil wie Rosebank in seinen besten Zeiten.
      Alisa Bay seit Oktober 2007.

      Zinni schrieb:

      Meines Wissens maximal 1 Woche im Jahr, aber nun auch schon wieder 2-3 Jahre gar nicht.

      4 Wochen pro Jahr. Jedes Jahr seit es wieder aufgebaut wurde. Immer mit den Mitarbeitern von Springbank, die in der Zeit Silent Season haben und Reparaturen durchführen.[/offtopic]

      Zum Thema. Ich sehe das ähnlich wie Arno weil inzwischen sehr viele Destillen von den Lowlands bis zu den Highlands auch z.B. peated Spirit herstellen.
      Kleines Beispiel neben Ardmore und Benriach : MoS hatte genau wie WA einen peated Linkwood. Nun gibt es auch einen peated Tomintoul von MoS. Eine der ältesten noch arbeitenden Destillen Schottlands macht für ihren famosen Blend peated Whisky in großen Mengen.

      Ich finde es schade. Aber die großen Konzerne machen es vor. DIAGEO gibt z.B. Dufftown sehr genau vor, das sie einen typischen leichten Lowland Stil herstellen sollen, damit sie davon genug für ihre Blends haben. Eigentlich war das nicht der Spirit den Dufftown früher herstellte aber so wird es halt gebracht.

      Da ziehen kleine Destillen nach. Schaut euch mal an was Bruichladdich oder Springbank an unterschiedlichen Sachen brennt.

      Früher gab es einen Spirit aus einer Destille und bei VW gab es einen Käfer und einen Bulli.
      Heute gibt es von Up bis Pheaton eine breite Palette und da sind Konzernmarken wie Porsche und Skoda noch gar nicht bedacht.
      Da wird es jede Destille genauso versuchen etwas für jeden Geschmack zu machen.

      Die Region wo die Stills oder das Warehouse steht ist dabei sowas von egal geworden.

      Wie stolz die Tourifrührer früher auf Islay von Warehouses unter Meeresniveau und dem Einfangen der Seeluft an der Südküste erzählt haben und heute ? Lächerlich.
      ___Mortlach.de

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      Wir alle seins Brüder,
      Wir alle seins gleich!
      [offtopic]

      rednose schrieb:

      Jedes Jahr seit es wieder aufgebaut wurde.

      Meines Wissens nach wurde 2010 definitiv nicht gebrannt. 2011 bis Anfang Juli auch nicht und war für den Rest des Jahres auch nicht geplant. 2009 bin ich mir nicht sicher... Aber da gibt es bestimmt hier Campbeltown-Experten die da mehr wissen.[/offtopic]


      Zum Thema peated spirit: zwar nicht in dieser Breite wie aktuell, aber es gab auch schon vor einigen Jahrzehnten Brennereien, die eigentlich mit ungetorftem Malz arbeiten, aber dennoch immer wieder auch peated spirit destillieren. BenRiach beispielsweise betreibt das seit mindestens 1976.
      Regensburger Maltspatz
      Moinsen

      Dass die Brennereien heute mehr unterschiedlichen Spirit produzieren ist wohl so.
      Allerdings haben wohl auch in früherer Zeit wechsel im Stil stattgefunden. Wenn ich da richtig informiert bin, waren die Speyside Malts früher auch allgemein rauchiger (ok ok, is lange her ...), bevor mit der Eisenbahn günstige Kohle in die Region kam.

      Vor einiger Zeit gab es auch eine Diskussion wegen der Inseln, die, bis auf Islay, nun zu den Highlands zählen.

      Ich persönlich fände es nicht gut die nennung der Regionen weiter zu verwässern oder gar ganz abzuschaffen.
      Neben meiner bekannt traditionelen bis fossilen Ader der dieses denken geschuldet sein mag, erinnere ich mich an meine Anfänge mit den Single Malts. Mir hat die, damals noch feinere, Einteilung sehr geholfen einen Überblick zu behalten, wo in etwa die Brennereien in diesem doch Geographisch recht unterschiedlichen Land zu finden sind.
      Und natürlich habe ich auch versucht den Geschmack der Regionen in den Jeweiligen Malts wieder zu finden. Dass mir das bis heute oft nicht gelingt, bedeutet m.M.n. nicht dass man die nennung der Regionen aufgeben sollte. Ich befürchte dass die "Marke" Scotch Single Malt Whisky damit einer weiteren Facette beraubt wird.
      Und ich behaupte hier einfach mal dass der Gelegenheitskäufer einen möglichst milden Malt trinken möchte, aber das Wildheit u. rauhe Natur assoziierende Highlands soll bitte draufstehen. Womit auch die Ausweitung der Region Highlands gerechtfertigt war, aus Unternehmerischer Sicht.

      Dass das aufweichen von traditionell entstandenen Strukturen in vielen Fällen einen Ausverkauf eingeläutet hat, ist da nur noch ein weiterer Tropfen der den Stein mit der Zeit aushöhlt. Keiner kann wollen dass Scotch Single Malt Whisky irgendwann in der belanglosigkeit dahinschippert, am wenigsten die Schotten selber. Ein Image zu beschädigen geht ruck zuck, aber es dann wieder aufzubauen ...



      Fossile Grüße,
      Det ;)
      They won't appreciate your long experience. They'll only notice when we've gone.
      No one remember, not that I can see. That we were defenders, we were the free.

      Megadet schrieb:

      Dass die Brennereien heute mehr unterschiedlichen Spirit produzieren ist wohl so.
      Allerdings haben wohl auch in früherer Zeit wechsel im Stil stattgefunden. Wenn ich da richtig informiert bin, waren die Speyside Malts früher auch allgemein rauchiger (ok ok, is lange her ...), bevor mit der Eisenbahn günstige Kohle in die Region kam.
      Vor einiger Zeit gab es auch eine Diskussion wegen der Inseln, die, bis auf Islay, nun zu den Highlands zählen.


      Dazu mal ein Auszug aus einer PM von BenRiach:

      INTRIGUINGLY, BenRiach’s revamped range of peated single malts shows the award-winning Speyside distillery going back to its nineteenth-century roots to give its twenty-first century customers a truly unique and authentic taste experience.

      Back in the 1800s, the majority of Speyside distilleries were producing pungent, peated whiskies, but this trend changed in the 1960s when the US market emerged and a softer, easier-drinking style of whisky was preferred.

      BenRiach was one of the first Speyside distilleries of the modern era to release a peated expression, with the 10 year-old Curiositas in 2004. The majority of the distillery’s output is the more traditional, non-peated style that most people associate with Speyside, but the peated range certainly represents a unique selling point.

      whiskyintelligence.com/2012/03…uture-scotch-whisky-news/
      Das ist auf jeden Fall eine interessante Frage...
      Erstmal ein paar angesprochene Punkte.
      Traditionell, soweit ich weiss bis mindestens um dem Hoch-Zeits-Boom um 1890 rum (benny oben konnte es genauer verorten in die 1960er... danke), und noch verstaerkter davor aufgrund einfacher Verfuegbarkeit, waren Highland- & Speyside Malts meistens getorft. Daher kann ich persoenlich, auch da ich Torf mag natuerlich, nur gutheissen dass die Distillerien heute, wie z.b. Benriach sowohl getorften als auch ungetorften Malz verwenden. Dass dies im 20sten Jahrhundert zurueckging liegt wohl primaer am Massengeschmack und besser verfuegbaren alternativen Feuer-Methoden als den lokalen Peat-bog...
      Zwootens, zum Regions-Gedanken an sich. Ich hab irgendwo gelesen dassdie Regions-Einteilung einer der grossen Genie-Streiche des Whisky Marketings der neueren Zeit war, ich meine Michael Jackson hat das massiv gepuscht oder sogar als erster Whisky mit den alten Schottischen Regionen verbunden... (da's mir keine Ruhe liess beim schreiben ohne Quelle hab ich's nochmal gesucht & gefunden. Charles MacLean sagt: Michael Jackson "developed the idea of regional classifications."). Denn von einem Marketing- & Journalisten-Standpunkt, gibt es ja nichts besseres...
      Aber, wer sich ein bischen mehr mit schottischem Whisky beschaeftigt, merkt ja auch recht schnell dass die Regions-Abgrenzung bei Whisky doch auf sehr wackeligen Fuessen steht.

      Aber, ohne die Whisky Regionen gaebe es z.b. auch nicht die folgende Anekdote zu Springbank, die der sehr unterhaltsame Ranald Watson zum besten gegeben hat...
      In den 60ern / 70ern / 80ern (?) wurde Campeltown die Regions-klassifizierung von der SWA aberkannt.
      Im Laufe der Jahre, da Campeltown ja auch ein guter USP ist, versuchte der schwer reiche Springbank Besitzer/Manager immer wieder Campeltown als eigenstaendige Whisky Region anerkannt zu bekommen, was wohl erst aufgrund der zu geringen Menge an verschiedenen Whikies aus der Region abgelehnt wurde. Also beschloss er, wenn wir mehr Whisky Namen brauchen, das soll'n se haben... und erfand fix Hazelburn dazu (Longrow weiss ich leider nicht ob das schon daraus resultierte..). Damit gab sich aber die SWA nicht zufrieden und argumentierte wohl dass es nun nicht an der Menge der verschiedenen Whiskies aus Campeltown laege, sondern an der Menge an Distillerien...
      Das liess dem guten Herrn natuerlich keine Ruhe, investierte kurzerhand 2 Millionen Pfund, und baute die Glengyle Distille direkt nebenan wieder auf. Damit gab es wieder 3 wirklich unterschiedliche Distillen und die SWA beugte sich und ernannte Campeltown wiedermals zu einer eigenstaendigen Whisky-Region.

      c.
      "Solange die Brennerei draufsteht (draufstehen darf) habe ich keinen wirklichen Mehrwert - anders sieht es bei namenlosen Abfüllungen aus ... "

      Auch da fände ich es besser, wenn eine Geschmackseinteilung erfolgen würde, anstatt der Region.
      Ich wollte mal sehen was los wäre, wenn jemand sich trauen würde, einen Islay (fast) ungetorft ohne Hinweis darauf abzufüllen. Die Region Islay gibt uns nur scheinbar Infos über den Stil, solange sich alle daran halten, nur getorften Whisky nur als Islay gekennzeichnet abzufüllen.
      Ich denke diese Diskussion verläuft recht spezifisch, da wir alle kleine Experten sind und jeder eine spezielle Sichtweise mit seiner Gewichtung versieht.

      Trotzdem halte ich die Info einer Gebietsherkunft für wichtig und richtig.
      Auch wenn in heutigen Zeiten über eine Diversifikation unterschiedliche Geschmacksausprägungen erzeugt werden.
      Zudem sollten bei OA's die Fässer in der Regel in der Nähe der Distille gereift sein. Das ist für mich wichtig und der entscheidende Aspekt in Verbindung mit der Region.
      Nur damit ist eine Assoziation Region = Geschmack, in Verbindung mit Distilleriecharakter möglich !

      Bei UA's sehe ich da schon eher ein Problem. Was ist mit dem salzigen und jodigem Islay-Whisky, der in einem Lagerhaus in der Speyside "reifen" durfte.
      Diesem Whisky ist doch das aufsaugen der regionalen Eigenheiten vorenthalten worden.
      Es sei denn ich möchte den Islay-Distillerie-Charakter mit den klimatischen Verhältnissen der Speyside einmal kennenlernen. Kann sicher auch reizvoll sein ...

      foxboro schrieb:

      Zudem sollten bei OA's die Fässer in der Regel in der Nähe der Distille gereift sein. Das ist für mich wichtig ...


      Zumindest für die grossen Islay-Destillen kannst Du das wohl vergessen, das geht im Stahltanklaster auf die Fähre zum Festland und wird dort in's Fass gefüllt und eingelagert. Geht auch nicht anders, wenn man sich die Zahl und Grösse der Warehouses, die so auf Islay stehen, mal vor Augen führt.

      Das UA-Problem verstehe ich nicht wirklich. Man zeige mir den, der in der Lage ist, aus einem gleichalten Destillat aus dem gleichen Fasstyp der gleichen Brennerei blind verkostet herauszuschmecken, ob es in Bowmore unter dem Meeresspiegel oder bei Gordon&MacPhail in Elgin lag. Hätte das irgendeinen markanten Einfluss, müssten alle Islay-Whiskies von G&M nach Blumenwiesen, Getreidefeldern und frischer Spey-Luft schmecken ;)

      Zum Thema : für den, der die Lage der Destillen kennt, ist die Nennung unerheblich. Für den, der sich beim Kauf mangels geografischer Kenntnis an den Regionen orientiert und damit bestimmte Geschmacksrichtungen assoziiert, mag es hilfreich sein - ob es letztlich erfolgreich ist und der erwartete Geschmack dann auch in der Flasche zu finden ist, sei dahingestellt. Aber wie schon richtig angemerkt, ist es in erster Linie ein Marketinginstrument, und die Massenmarktbediener, die auf diesem Instrument spielen, verstehen ihr Handwerk und werden den Islay nicht ohne Rauch und Torf und den Speysider nicht ohne Weichheit und Eleganz abliefern. Ausnahmen bestätigen die Regel und dienen, wie von Markus weiter oben erwähnt, der Ergänzung des Portfolios bei kleineren und meist unabhängigen Destillen, die irgendwann mal torfig gebrannt haben und sich jetzt ein Stück vom Torf-Rauch-Hype-Kuchen abschneiden möchten.

      Fazit : für Maltheads ist die Nennung entbehrlich, für das Marketing auf dem OA-Massenmarkt wohl eher nicht.


      "The nobility show themselves very great before strangers; they ply you briskly with drink;
      for its their way of showing you'r welcome, by making you drunk"


      Thomas Kirke, during his travels around Scotland in 1679

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „cairdean“ ()

      Wobei man dazu sagen sollte das Caol Ila oder Lagavulin Islay auch nur vom LKW aus sehen und auf dem Festland in Fässer gefüllt werden bzw. dort reifen. Die Region hat beim Whisky relativ wenig mit dem Geschmack zu tun. ;)

      Ich denke das eine Region auf dem Label nur solange sinnvoll ist wie sich der Großteil der Brennereien dort an den "üblichen" Charakter hält. Sobald es natürlich mehr nicht-rauchige Islay oder rauchige Lowland Whiskys gibt wird die Sache unnötig.
      Was die Region Campeltown angeht so finde ich auch, das man die streichen und durch "Islands" oder "Coast" ersetzen könnte. Springbank und Co. würde ich dann auch da rein packen denn die haben für mich großteils mehr mit Insel- oder Küstenwhiskys als mit Low-/Highlandern zu tun.
      Ich muß mal off-topic gehen...

      rednose schrieb:

      Daftmill läuft schon seit Dezember 2005. Und - Ja- das liegt nicht nur in den Lowlands sondern macht auch einen typischen wunderschönen fruchtigen Lowland-Stil wie Rosebank in seinen besten Zeiten.

      Bin ich vollblind...? Ist von dem Zeugs irgendwo etwas verfügbar?
      Ruth and Johnny, side by side, once went out for an auto ride,
      They hit a bump; Ruth hit a tree - and John kept going, ruthlessly.

      Midnight Angel schrieb:

      Bin ich vollblind...? Ist von dem Zeugs irgendwo etwas verfügbar?

      "Please be patient - our whisky is not for sale yet. It is lying quietly maturing in our bond." daftmill.com

      Die warten halt 10 Jahre, bis der erste Whisky vermarktet wird.
      Nicht jeder verfolgt die Strategie, erst New Make, dann ein- und zwei-jährigen, dann den ersten Whisky aus dem ersten Faß, dann einen 3-jährigen für D, NL, UK, ..... etc. zu verkaufen

      Finde ich sehr sympathisch den Laden.

      Gruß,
      Stefan
      Schwarmblödheit schlägt Schwarmintelligenz
      Ich habe mal ein paar Aspekte eurer Antwotren raus genommen werde darauf eingehen.

      cairdean: Fazit : für Maltheads ist die Nennung entbehrlich, für das Marketing auf dem OA-Massenmarkt wohl eher nicht.

      Stimmt.
      Aber das Merketing ist für Produzenten vorteilhaft. ich stehe eher auf der Seite der Verbraucher und aus deren Sicht (meiner Meinung nach) entbehrlich

      alec.tron: In den 60ern / 70ern / 80ern (?) wurde Campeltown die Regions-klassifizierung von der SWA aberkannt.

      ich weiß nicht wie es in diesen Jahren war, aber heute ist der Gesetzgeber Herr des Verfahrens und nicht (direkt) die SWA. Die Lobbyarbeit ist natürlich erheblich

      alec.tron: Das liess dem guten Herrn natuerlich keine Ruhe, investierte kurzerhand 2 Millionen Pfund, und baute die Glengyle Distille direkt nebenan wieder auf. Damit gab es wieder 3 wirklich unterschiedliche Distillen und die SWA beugte sich und ernannte Campeltown wiedermals zu einer eigenstaendigen Whisky-Region.

      Wie es selbst die SWA aufführt, bedarf es keiner solchen Regelung. Andere lokale Bezeichnungen dürfen ebenfalls genannt werden. Genannt ist als Beispiel Orkney Single Malt Scotch Whisky. Somit bedarf es (zumindest heute) keiner Regelung zur Nennung von Campbeltown.
      Dies macht die ganze Geschichte für den verbraucher nicht einfacher

      foxboro: Zudem sollten bei OA's die Fässer in der Regel in der Nähe der Distille gereift sein. Das ist für mich wichtig und der entscheidende Aspekt in Verbindung mit der Region.

      Dies ist gerade keine Vorschrift weder für die Nennung der Destille noch für die Region. Bei der Region reicht nur der Destillationsort.

      Kapaneus:Ich denke das eine Region auf dem Label nur solange sinnvoll ist wie sich der Großteil der Brennereien dort an den "üblichen" Charakter hält

      Ich denke für einen Käufer ist ein Flasche, die er gerade gekauft hat und außerhalb der Geschmackvorstellung der Region ist, zumindest eine zuviel.
      Da ist was dran. Zumindest schreiben die Brennereien es bisher drauf wenn der Geschmack von der üblichen Vorstellung abweicht (gerade nur mal bei Ardmore und Bruichladdich nachgeguckt).
      Die geographische Lage auf dem Label anzugeben halte ich schon für ok (wenn z.B. jemand auf Skye im Urlaub war und sich nen halbes Jahr später nen Skye-Whisky kaufen möchte), die Marketingmenschen müssten sich nur bei ihrem Geschreibe zurückhalten damit der Gedanke "gleiche Lage = ähnlicher Geschmack" nicht aufkommt. Anschließend bräuchte man die ganzen Regeln nichtmehr und könnte Campeltown, Orkney oder North Eastern Highland Single Malt verkaufen.