Paxarette oder Warum die guten alten Macallan nie mehr wieder kommen.

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      Paxarette oder Warum die guten alten Macallan nie mehr wieder kommen.




      Paxarette oder Warum die guten alten Macallan nie mehr wieder kommen.

      Realitäten, Wahrheiten und Gerüchte. Geschichte wird verklärt oder verteufelt.


      Behauptung
      Der Rolls-Royce unter den Whiskys. Jahrzehnte lang war Macallan der Sherrywhisky schlecht hin. Süß, tief dunkel, saftige Trockenfrüchte und Röstaromen satt.
      Zufall, Marketing, Masse oder Wood-Management ? Egal. Die Zeiten sind wohl ein für alle mal vorbei.



      Einführung
      Es war einer der wenigen lauschigen Abende in diesem Sommer und ich sass mit einigen anderen Maltheads unter Weinreben bis spät in die Nacht und genoss alles was Grill und Flaschen so her gaben. Wie so oft entstand dabei mit einem Bekloppten wie ich, den ich häufiger treffe und wirklich schätze, ein kleines Streitgespräch bei dessen Inhalt ich doch bei einigen in der Runde ein Fragezeichen über der Denkerstirn schweben sah. Nun gut es war schon etwas später und doch war ich am nächsten Morgen überrascht, das einige die Vorgänge von damals und den u.a. diskutierten Begriff wohl nicht kannten. Vergeben und Vergessen, das ist oft die Gnade der späten Geburt. Nun bieten sich die CN dafür eigentlich an, das Thema nicht nur zu vertiefen sondern auch in Bezug zur Veränderung bei Macallan zu setzen.



      Timeline
      1968 Macallan kündigt an massiv in Fässer und Marketing zu investieren um ihren Whisky in Zukunft auch als Single Malt verkaufen zu können
      1980 Macallan wird recht spät mit einer eigenen Range am Markt der Single Malts eingeführt.
      1989 wird Paxarette für das Aufpimpen von Whiskyfässrn verboten
      1996 Highland Distillers, in Partnership mit Japan's Suntory übernimmt Macallan-Glenlivet.
      1999 Edrington Group übernimmt Highland und verkündet, das "The Macallan" einer der 5 Hauptmalts in Ihrem Portfolio sein wird; Der 15- und 30-Jahre alte Malt wird vorgestellt
      Man ist stolz darauf, das man nur Sherry Fässer verwendet :
      The whisky goes into European oak casks that have previously been made to exact specifications and filled with sherry by the Gonzalez Byass Bodega in Jerez, Spain.

      Einwurf : Schon damals war das massiv gelogen. Für Blends hat Macallan schon Jahrzehnte lang auch in Bourbon casks abgefüllt. Klar zu erkennen an Abfüllungen von UA die aus frühen Jahren stammen.

      Dann platzt die Bombe :
      29 JULY 2004 Edrington präsentiert die Fine Oak Serie 8, 10, 12 ... bis zu 30 Jahre
      hier die Scoma News von damals :
      scoma.de/cms/fileadmin/news/News%200904_low.pdf




      Moment, was war das noch mal für ein Wort ? PAXARETTE :
      Was war das jetzt ? Paxarette ? Hm ?

      Kurz zusammengefasst ist es Eingekochter Sherry, der sehr süß, farblich sehr intensiv und würzig ist. Eine gewisse Zeit lang wurde es in Cooperiges mit Druck und Wärme in die Fässer von innen eingebracht bis es verboten wurde.
      Wer es genau wissen will, liest diese beiden Beiträge in guten Blogs nach :
      Links :
      maltmaniacs.net/e-pistle-20070…-saviour-of-sherry-casks/
      eyeforspirits.com/2012/03/25/p…enes-whisky-wundermittel/

      Was also war das Geheimnis der Sherry Macallan Single Malts, die in der Zeit nach 1968 produziert wurden ?
      Ist die Antwort Paxarette ?


      Klar ist, Macallan war sehr erfolgreich als sie sehr spät in den Markt der Single Malts einstiegen. Schon 1963 war es Glenfiddich der dies als erster vormachte. Kaum im Markt macht Macallan mit Qualität und einem durchgängigen Sherry-Konzept die Rede und wurden schnell zu DEM Sherry-Whisky schlechthin.
      Bei Macallan experimentierte man früh mit Fässern von unterschiedlichsten Sherries und entschied sich schlussendlich für Dry Oloroso Fässer, in welchen der Likörwein zuvor zwei Jahre gelagert wurde.
      Gleichzeitig mit dem Wachstum wurde aber der Absatz von Sherry immer geringer. Die Sherry Bodegas reagierten und veränderten nicht nur ihr Portfolio sondern ließen sich auch z.B. mit Macallan auf einen Deal ein. Sie mieteten von Macallan die Fässer.
      Ein cleverer aber sehr teurer Schritt von Macallan.
      Macallan ließen Fässer nach ihren Wünschen herstellen und gaben diese teilweise zu minimalen Preisen an ausgewählte Bodegas ab damit diese ihre Sherries darin lagerten.
      Man hatte eine gewisse Zeit lang nun gute Fässer in ausreichender Menge.
      Leider aber nur eine kurze Zeit, weil die Erfolg von Macallan und die Kostenreduktion bei den Bodegas sie schnell wieder einholte.

      Kam jetzt die große Zeit der Paxarette ? Ja und Nein.




      Man hatte weniger First Fill Sherry Fässer und eine große Zahl wenig aktiver Refill und Second Refill Fässer. Man sagt nun, Paxarette war in dieser Zeit eine gängige Möglichkeit die Qualität hoch zu halten. Der Einsatz von Paxarette in dieser Zeit ist unbestritten.
      Verwerflich oder nicht, der Geschmack beweist, das der Einsatz richtig war !?

      Die Zeit schreitet voran und das Verbot der Paxarette ist abzusehen gewesen.
      In den späten 80'er und 90'er Jahren des letzten Jahrhunderts investierte Macallan sehr viel Geld während sie viel verdienten in Entwicklung und Wissenschaft rund ums "wood management". Traf das nur durch Zufall mit dem Verbot der Paxarette zusammen ? Wer glaubt wirklich an Zufälle.

      Einziges Problem, das Geld und die ganzen Forschungen blieben ohne greifbare Lösung. Sherrywhiskys in der Qualität und der Menge, wie sie benötigt wurden, waren nicht sicher zu stellen.

      Wir erinnern uns, Mitte der 90'er wird nun Macallan verkauft. War für die Besitzer besser erkennbar als für den Käufer, das die guten Zeiten vorbei waren ? Das Paxarette Verbot lag noch keine 10 Jahre zurück. Noch hatte man für kurze Zeit Sherry Whiskys in den Lagern aber Nachschub nicht ausreichend in Sicht.
      Sherry-Fässer in ausreichender Zahl nicht mehr zu bekommen und dürfen zudem nur noch zerlegt aus Spanien heraus transportiert werden.
      Anfang des neuen Jahrtausends wird in ersten Blogs und Foren sogar im fernen Deutschland thematisiert, das die Verfügbarkeit von Macallans nur noch stark eingeschränkt sicher zu stellen ist.

      Edrington Group, die Ende der 90*er Macallan am Hacken haben, analysierte die Lage schnell.
      - Es gibt eine Nachfrage nach der Marke.
      - Es ist nicht mehr machbar ausreichend Sherry - Malts zu erzeugen und die Warehouses sind relativ leer.
      - Dafür werden die Bourbon Casks bei den Blendern (hauptsächlich DIAGEO) wegen Umstrukturierung durch eigener Anlagen günstiger erzeugt.

      Und da haben wir wieder den 29 JULY 2004 Edrington präsentiert die Fine Oak Serie 8, 10, 12 ... bis zu 30 Jahre.

      Man kann zu dem Geschmack und der Qualität der Serie stehen wie man will. Man kann den deutschen Importeur und Edrington für seine Entscheidung zunächst nur noch die Fine Oak Serie nach Deutschland zu importieren kritisieren. Tatsachen sprechen für sich ...
      Was passierte nach der Einführung der Fine Oak Serie ?
      Antwort : "Sales of The Macallan have doubled in five years; this is a malt on the move."
      Quelle : scotlandwhisky.com/plan-your-v…ng%27sspeysidetour/885766

















      ... aber mal zurück zur Paxarette.
      Ist das alles wahr ?
      Waren die "guten alten" Macallans alle nur deshalb gut, weil die Fässer mit Paxarette aufgepimpt waren ?

























      Sicher nicht.
      Zunächst mal ist Paxarette teuer gewesen und in Schottland wohl auch nur zeitweise für das Aktivieren von second-refill Fässern verwendet worden. Die einen sagen, der Versuch war erfolgreich, andere behaupten die Malts aus den Fässern waren überhaupt nicht brauchbar.
      Daraus erkennt man aber schnell, das der Grundcharakter der alten Sherry-Macallans davon kaum beeinflusst worden sein kann.
      Aber was ist das Geheimnis hinter guten Sherry-Fässern und warum findet man heute nur noch so wenig ?


      ... das ist ein anderes Thema, das wir gerne in einer nächsten Ausgabe angehen werden. Oder habt ihr schon de Antwort ?
      ___Mortlach.de

      ____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt

      Wir alle seins Brüder,
      Wir alle seins gleich!

      Zöllner schrieb:

      Ich frage mich warum das Thema Paxarette immer nur in Verbindung mit Macallan aufkommt?

      Wer den Artikel aufmerksam liest könnte vielleicht drauf kommen, das das daran liegt, das Macallan in der Zeit in der mit Paxarette gearbeitet wurde der größte und hochgelobteste Single Malt-Hersteller war, der "ausschließlich" auf Sherry-Fässer gesetzt hat und das nach dem Verbot der Paxarette dann rasch aufgegeben hat. Er könnte aber am Ende des Artikels auch darauf kommen, das dies mit Paxarette nichts zu tun hatte. Aber wie gesagt, dafür mußte man den Artikel schon lesen.
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      Ich habe mich vielleicht mißverständlich ausgedrückt.

      Nehmen wir mal Glengoyne: die haben auch nach 89 grandiose und dunkle Malts produziert. Oder auch Glendonach.

      Da fragt auch keiner nach Paxarette. Mal abgesehen davon, das der Ruf von Macallan durch seine Standard Range zu Stande kam. Ich denke mal, das da auch genügend mit Farbstoff gearbeitet wurde.

      Oder geht man davon aus, das Paxarette genügend Farbe abgegeben hat? Du schreibst ja selbst, das der Grundcharakter kaum davon beeinflusst wurde.
      Als Fazit hätte ich auch schreiben können "Paxarette wird maßlos überbewertet" - Für alle Destillen. Es wäre nicht so anschaulich gewesen, wie bei dem Beispiel Macallan.
      Da lag die Vermutung, das es einen entscheidenden Einfluss hatte sehr nahe, wenn man dem Gedankengang des Artikels folgt.
      Im Grunde ist die Farbe bei einem mit Paxarette gepimten Second Refill-Casks sicher dunkler als ohne, aber bei Malt Abfüllungen bei denen mehrere hundert Fässer ein Batch ergeben haben und ggf sogar Zuckercouleur zugegeben wurde, hat die Paxarette in den "paar" Refill und second-refill - Fässern sicher keinen entscheidenden Einfluss gehabt.

      Zum Thema Farbe im Whisky wird es aber nächsten Sonntag noch einen sehr ausführlichen Artikel geben.
      ___Mortlach.de

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      Sicherlich kann man den Gedankengang folgen, ist ja jetzt keine große Neuigkeit und auch schon mehrfach behandelt worden.
      Die Ereignisse/Entscheidungen liegen eben zeitlich sehr nahe beisammen und es gibt sicherlich hinreichende Gründe, warum Macallan diese Entscheidungen getroffen hat.

      Ich für meinen Teil halte das Thema Paxarette, wie du so schön schreibst, für maßlos überbewertet.
      Bzw fühle ich mich von Macallan nicht betrogen, aufgrund der möglichen Verwendung von Paxarette. Vgl Islay-Malts die auf dem Festland gelagert werden.
      Diese verklärte, romantische Whiskywelt gibts eben nicht.

      Zöllner schrieb:

      Sicherlich kann man den Gedankengang folgen, ist ja jetzt keine große Neuigkeit Ich für meinen Teil halte das Thema Paxarette, wie du so schön schreibst, für maßlos überbewertet.
      Bzw fühle ich mich von Macallan nicht betrogen, aufgrund der möglichen Verwendung von Paxarette. Vgl Islay-Malts die auf dem Festland gelagert werden.

      Da bin ich mir persönlich halt noch nicht ganz sicher in wie weit Paxarette den Geschmack des Whiskys beeinflusst. Wäre es wie bei Zuckercoleur oder eben der Lagerung von Inselwhiskys auf dem Festland (beides wirkt sich eher nicht auf den Geschmack aus) dann wäre es ja ok, sollte das Paxarette den Geschmack aber verändern indem z.B. mehr Frucht und Sherry in den Whisky kommt, dann ist das nicht ok und man könnte genau so gut 20 Liter Sherry in den Whisky mischen. Das jetzt aber herauszubekommen dürfte schwer werden, dazu müsste man einen Macallen aus der Paxarette Zeit und einen aktuellen Vergleichen und selbst da gibt es noch viele andere Faktoren (Fassqualität, fehlendes Fassmanagement aufgrund der Nachfrage usw.) das man kaum rausfinden wird was jetzt der Hauptgrund für eine mögliche Veränderung ist.

      rednose schrieb:

      Aber was ist das Geheimnis hinter guten Sherry-Fässern und warum findet man heute nur noch so wenig ?


      ... das ist ein anderes Thema, das wir gerne in einer nächsten Ausgabe angehen werden. Oder habt ihr schon de Antwort ?


      Es macht eben einen Unterschied, ob man Whisky in Fässern lagert, die für ein, zwei Jahre einen Sherry nur geküßt haben oder in aussortierten Solera-Fässern, die vorher seit 50 Jahren mit nichts anderem als mit Sherry voll waren. Da hilft auch Paxarette nichts dagegen.

      Wann war der massive Importrückgang von Sherry ins Vereinigte Königreich weil Sherry auf einmal uncool war? Und sorgte nicht dieser schließlich für immerer rarer werdende Bestände an alten Sherry Soleras - d.h. an den wirklich guten Fässern?
      Viele Grüße
      Martin
      Auf jeden Fall ein interessantes Thema!
      Danke dafuer.
      Hier auch ein gut geschriebener Artikel der mal im Blauen verlinkt wurde (gerade gesehn der Link ist auch oben...):
      eyeforspirits.com/2012/03/25/p…enes-whisky-wundermittel/

      MMn faellt das in die Ecke der nahezu religioesen Malt-Themen... und auch hier gehoere ich zu den Glaeubigen.
      Schade dass es direkt verboten wurde nachdem es zu einem wunden Punkt der Industrie wurde... schoen waere doch wenn wir ganz klar deklarierte Whiskies aus Paxarette behandelten Faessern haetten, denn an sich kann ich nix schlimmes an eingedicktem Sherry finden. Klar ist das dann kein Sherry-Malt im urspruenglichen Sinne mehr, als was das Resultat ja jahrelang verkauft wurde, bis eben das Verbot kam... aber interessant waere es allemal.
      Ab und an kommt man ja auch an nen Sherry-Cask Whisky ins Glass, der aus der vermeintlichen Paxarette-Hochphase kommt und so unglaublich dick, suess & sirup-artig ist dass sich Sherry Konzentrat als Assoziation geradezu aufdraengt und Holz weitesgehend fehlt. Leider fehlt uns da wohl mal wieder ein Ansatzpunkt... ausser einer unserer Spezies weiss aus erster hand von einer Abfuellung die aus nem (stark) mit Paxarette behandeltem Fass stammt ?
      Naja, in Ermangelung dessen also weiter probieren & rumraetseln ;)
      c.

      rednose schrieb:

      Als Fazit hätte ich auch schreiben können "Paxarette wird maßlos überbewertet"

      Endlich habe ich mal einen lange verschollenen Artikel in Sachen Paxarette und dessen eher untergeordneten Einfluß wiedergefunden.
      Interessant zu lesen.

      ___Mortlach.de

      ____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt

      Wir alle seins Brüder,
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