NAS ... No Age Statement - Ist das wirklich so schlimm ?

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      Hatte heute den "neuen" Mortlach Rare Old NAS im Glas: Was soll ich sagen, ein Teil des Geschmacks"erlebnisses" erinnert mich einen gereiften Mortlach von 14 plus Jahren. Der Rest mit dem Abgang ist einfach nur alkoholisch scharf, sprittig, unreif. Ich kenne mich mit dem Reifungsverhalten von Mortlach nicht so aus - aber ich würde sagen, in diesem NAS sind Fässer enthalten, die deutlich unreif sind! (5yo?) Ganz fürchtbares Zeug. Und zwar unabhängig davon ob auf der Flasche eine Altersangabe steht oder nicht. :greenhole:

      Aber wie war nochmal der NAS-Claim: "Der Geschmack soll entscheiden" - im Falle Mortlach Rare Old lautet die Entscheidung m.M.n.: :runter: abgekaxxt.

      Was man dabei allerdings nie aus dem Auge verlieren sollte: Taugt schon der New-Make nichts, ist es egal ob die Abfüllung am Ende NAS oder mit Altersangabe erfolgt! Insofern setzt die Aufregung über das NAS-Phänomen m.M.n. an der falschen Stelle an.

      Wobei ich dem guten Jens doch attestieren muss, dass er mit seiner Interpretation der Handlungsmotivation der Whiskyhersteller genau in die richtige Richtung zielt. :dankesch:
      Viele Grüße
      Martin
      Letztendlich ist das Thema NAS relativ schnell erklärt und nicht, daß dies falsch verstanden wird, es unterliegt keiner Wertung:

      NAS ist die Möglichkeit Whisky in Preisregionen anzubieten, bei der eine Altersangabe "kaum" Kaufreize auslösen würde und daß Destillerien, die in eine "Bestandslücke" aufweisen, eine gewisse Zeit überbrücken können.

      Abhängig Beschäftigte von Konzernen oder Berater oder sonstige "Begünstigte", die auf die Whiskyindustrie angewiesen sind, werden natürlich versuchen das Konzept als "kundenorientiert" anzupreisen. Dies geschieht ja momentan recht eifrig und wird noch dadurch begünstigt, daß "frische Kunden" auf eine bestimmte Geschmacksrichtung getrimmt werden. "Frische Fässer", kräftige Aromen, Faßstärke.
      Da es letztendlich um Akzeptanz am Markt geht, gibt es hier auch kein richtig oder falsch, sondern die wirtschaftlichen Daten werden den Markt regeln und es ist nicht ausgeschlossen, daß ggf. in 10 Jahren das Thema Altersangabe und "sanfte Reifung" wieder immens wichtig wird.

      Daher müssen wir "Freaks", jeder für sich selbst, entscheiden, wie wir damit umgehen.

      Für mich persönlich hat das dazu geführt, daß ich vermehrt Abfüllungen genieße, die aus Zeiten stammen, in denen alles viel "schlechter" war (Wissensstands geringer, Alter steht auf der Flasche, abgefüllt mit 43Vol.% und dann auch noch kältefiltriert).

      Vorab schon mal genußreiche Ostern (ob mit oder ohne NAS)
      Grüße René
      Wenn jemand ein Problem mit mir hat, kann er es behalten. Ist ja schließlich seins.

      Laddiefreak schrieb:

      Für mich persönlich hat das dazu geführt, daß ich vermehrt Abfüllungen genieße, die aus Zeiten stammen, in denen alles viel "schlechter" war (Wissensstands geringer, Alter steht auf der Flasche, abgefüllt mit 43Vol.% und dann auch noch kältefiltriert).


      und ich hab mir ein paar alte Blends für wenig Geld zugelegt. Sind mMn besser als viele NAS Abfüllungen.
      @Laddiefreak: :1:

      So einfach ist die Wahrheit doch nunmal. Immer schön selbst entscheiden, was schmeckt, und was nicht. Klar, die Verlockungen dahingehend, sich mit Abfüllungen zu bevorraten, die noch was auf dem Label "vorzuweisen" haben, sind definitiv gegeben - auch ich erliege Ihnen zunehmend. :D

      [ironie]Doch zeigt, nur als Beispiel, der heutige Ardbeg-Vergleich des Herr Serge, daß ein NAS Anklänge an alte Zeiten zu vermitteln vermag, während der potenziell "klassisch" zu erwartende 17yo von MoS wie ein Auchentoshan schmeckt. :D[/ironie]
      Gruß
      Thomas

      Deutsche Sprache - schwere Sprache:
      Tagsüber: DER Weizen, DAS Korn. Abends: DAS Weizen, DER Korn. ?(

      Laddiefreak schrieb:

      NAS ist die Möglichkeit Whisky in Preisregionen anzubieten, bei der eine Altersangabe "kaum" Kaufreize auslösen würde und daß Destillerien, die in eine "Bestandslücke" aufweisen, eine gewisse Zeit überbrücken können.

      Gut geschrieben René - aber ...
      ... ich akzeptiere die Bestandslücke nicht.
      Von der wird uns erzählt aber ist sie wirklich Realität ? Jedenfalls dort Realität wo die NAS ansetzen ?

      Ich zitiere mich mal aus einer Mail die ich einem Blogbetreiber dazu geschrieben habe ...

      Häufig hört man die Aussage es gäbe zu wenig Malt Whisky, manchmal differenzierter betrachtet es gäbe zu wenig 10 – 12 jährigen Malt-Whisky. Ersteres kann man schnell widerlegen. Produktion im Jahr 2000 - 140 Mill. Liter. Im Jahr 2014 - 285 Mill. Liter. Verdoppelte Produktionsmenge. Interessanter weise lag die Produktionsmenge 1995 – 1999 bei im Mittel knapp 180 Mill. Liter. Die Industrie hat also in den frühen 2000er Jahren den Trend verpennt.
      Schauen wir uns den Stock of Spirits an (auch dazu gibt es SWA Zahlen) so hat sich der Bestand an Malt in den Warehouses von 2011 (1657 Mill Lit.) bis Ende 2014 auf 1960 Mill. Lit. um über 15 % aufgebaut. In Wirklichkeit steigt der Stock seit 1995 kontinuierlich an. Zur Erinnerung gleichzeitig sinkt seit Jahren der Absatz von Whisky. Richtig ist, die Menge an über 10 Jährigen nimmt seit Jahren geringfügig ab, was eben auch eine Folge des Pennens rund um die Jahrtausendwende ist. Es bleibt die Tatsache das wir eher auf einem Whiskysee schwimmen als das wir trocken fallen. Betrachten wir mal nur die 10 Jahre alten, so hat es sich der Stock von 31.12.2011 (50,2 Mill) auf 62 Mill 31.12.2014 gesteigert.

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      Und zu diesen Fakten schauen wir uns mal ein Beispiel von DIAGEO an, von einer Destille deren Stock seit Jahrzehnten für den Single Malt als auch für den Johnnie Walker dringend gebracht wird ...
      Talisker 10. Ein richtig guter Malt. Von unabhängigen Bloggern und in Blindbewertungen immer wieder in der Spitze. Wir erinnern uns, 10 Jahre alt, kann es an Stock fehlen wo auch gerade die Absatzzahlen international nicht anwachsen ? Trotzdem kommen mit dem Talisker Skye, den Storm und Dark Storm sowie dem Port Ruighe gleich vier weitere trinkstarke- NAS in den Markt. Und fast alle sind teurer als der normale 10er. Gleichzeitig steigt der Preis des 10ers in Deutschland um über 10 % gegenüber 2014. Selbst der Skye, der den 10er im Einzelhandel ersetzen soll, ist heute fast 10 % teurer als der 10er in 2014. Ob die NAS dem Preis eine angemessene geschmackstechnische Gegenleistung bieten überlasse ich in der Einschätzung jedem selber.
      Wer glaubt den, das DIAGEO hier nur auf eine Bestandslücke reagiert ? Ich nicht.
      ___Mortlach.de

      ____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt

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      Wir alle seins gleich!

      rednose schrieb:

      Gut geschrieben René - aber ...
      ... ich akzeptiere die Bestandslücke nicht.
      Meinte damit z.B. Destillerien wie Laddie, die teilweise in früheren Jahren geschlossen waren und somit in einer entsprechenden Alterstufe nix haben. Ansonsten bin ich generell bei Dir, aber hierfür sollte man schon einzelne Destillen differenzieren, denn mathematisch liegt der MIttelwert bei 1,0 Mio Spirit, wenn Destille A 1,5 Mio produziert und Destille B 0,5. Dennoch hat Destille B viel weniger zur Verfügung :-)
      LG René
      Wenn jemand ein Problem mit mir hat, kann er es behalten. Ist ja schließlich seins.

      Laddiefreak schrieb:

      NAS ist die Möglichkeit Whisky in Preisregionen anzubieten, bei der eine Altersangabe "kaum" Kaufreize auslösen würde und daß Destillerien, die in eine "Bestandslücke" aufweisen, eine gewisse Zeit überbrücken können.


      Naja, hätte man den Leuten nicht auch vermitteln können, dass ein junger Whisky genauso viel Potenzial hat wie ein Alter. Das ist nämlich der Fall!!
      Kilchoman hat ja gezeigt wie es geht - deren Stoff ist aber anscheinend auf einem anderen Level als der von vielen NAS-Whiskys.
      Alle wünsche werden gut um den gesund zu sein :wh2:

      "Always do sober what you said you'd do drunk. That will teach you to keep your mouth shut."
      - Ernest Hemingway
      Danke, Markus.
      Das sind genau jene Zahlen, mit denen ich ebenfalls seit Jahren argumentiere - und mich dennoch (immer wieder) darüber wundere, weshalb (man) die Argumentations-Strategie der Industrie "abkauft". - Was die Zahlen jedoch nicht enthalten und offenbaren können, das ist die Qualität des lagernden Stoffes. Und da sind wir - so glaube ich - uns einig, daß aufgrund verschiedenster Gründe (Einsatz ertragreicherer Gersten-Sorten, Verkürzung der Fermentations-Zeiten, Wegfall der direkten Befeuerung der Stills, Einsatz neuer Warehouses, das sich immer mehr verschiebende Verhältnis von Bourbon- zu Sherry-Casks zugunsten der amerikanischen Fässer, das Stock-Picking sowohl unabhängiger als auch der herstellenden Abfüller u.v.a.m.) in den letzten Jahrzehnten stark verändert hat.
      Ich habe das Gefühl, daß sich die Whisky-Industrie insgesamt wie in einem riesigen Börsenspiel verhält. - Nun gut: einige Teilnehmer sind ja tatsächlich börsennotiert. Und dennoch scheint auch für die anderen dieses Spiel zu funktionieren. Da werden Daten und Entwicklungen genannt (Fernost-Absatzzahlen, Ertrags-Erwartungen für die BRIC-Staaten u.a.m.), die sich durch keinerlei reelle Zahlen untermauern lassen. Die Stimmung auf´m (Börsen-)Parkett ist dennoch angeheizt. Und die Preise steigen...
      Ich glaube (und an der Stelle trenne man bitte insgeheim "Hersteller" - also Destille und deren Staff - von Eigentümer, Besitzer - also Konzern, AG, Aktien-Besitzer), daß die Industrie ganz gern "mit den Zahlen spielt" und sie zudem auch zu ihrem Nutzen manipuliert. Je nachdem, wofür sie sie braucht...
      Und: es wird ein Endzeit-Szenario entwickelt, bei dem der "Gegenspieler" (also der Käufer) nur verlieren kann... Sofern er sich seiner Markt-Macht nicht bewußt wird.
      Und da sind wir dann an jener Stelle, an der gefragt werden muß (und gefragt werden darf): wer braucht wozu diese N.A.S.-Whiskies?
      Und die Antwort ist recht einfach:
      Diese N.A.S.-Produkte sind der Fuß in der Tür. Sie sind es, die es der Industrie erlauben, ihre AS-Produkte im Preis anzuziehen und "unbezahlbar" zu machen...
      Zusätzlich schafft man (und hier komme ich auf Rene´s Argument mit der 0,5-Millionen-Liter-Destille zurück) weiteren "Leidensdruck", indem man (trotz geringerer Produktionszahlen, trotz niedrigen Stocks, trotz der Unmöglichkeit, weitere intensive Märkte zu bedienen) sowohl extensiv als auch intensiv weitere zusätzliche Märkte bewirbt. - Man also (obwohl man reell dazu gar nicht in der Lage scheint) weitere Absatzmärkte aufschließt und damit zur "Verknappung" des Gutes (zumindest gefühlt!) beiträgt...

      Es gab noch nie so viel Whisky am Markt.
      Whisky war noch nie so teuer.
      Meine Top 3 - Whisky´s:
      Macallan 1965/2008, Fino Sherry Butt 2114 (484 Bottles) 54,1 % Scottish Liqueur Centre "Cárn Mór"
      Glenglassaugh 1972/------- Cask 2891, 59,4 % Fass-Sample (Andrea Caminneci)
      Tamdhu 1961/2000, 40,0 % Gordon & MacPhail "Rare old"



      Mitglied bei "Diem No. 2" :prost2:
      Dank auch Dir, Rene, für diese Passage:

      Laddiefreak schrieb:

      Abhängig Beschäftigte von Konzernen oder Berater oder sonstige "Begünstigte", die auf die Whiskyindustrie angewiesen sind, werden natürlich versuchen das Konzept als "kundenorientiert" anzupreisen. Dies geschieht ja momentan recht eifrig und wird noch dadurch begünstigt, daß "frische Kunden" auf eine bestimmte Geschmacksrichtung getrimmt werden.


      Ich habe gestern schonmal kurz überlegt, ob ich dazu was schreibe. - Weil mMn das Bashing gegenüber bestimmten Personen (u.a. Thomas Plaue) eine Schwelle erreichte, bei der ICH mich unwohl fühlte.
      Ja sicher dürfte man erwarten können (darf man das realistisch gesehen tatsächlich erwarten?), daß man in solchen Diskussionen ehrliche Statements von den Akteuren erhält. Eventuell (und ich will dies gar nicht ausschließen!) sind diese Einlassungen ja sogar die ehrliche Position der/des Interviewten...
      Trotzdem muß man im Hinterkopf behalten, in wessen Auftrag sie unterwegs sind und wessen Strategie diese Akteure zu vertreten haben. Sie werden also (auch wider u.U. besseren Wissens) einen Teufel tun, sich öffentlich (!!!) gegen das Tun ihres Arbeitgebers zu stellen. Soviel dazu. Und soviel zum "Wahrheitsgehalt" dieser Aussagen. :smoke:
      Ich nenn´ das Loyalität. - Wenn auch gegenüber ihrem Arbeitgeber. Und nicht gegenüber dem Endkunden...
      Doch ich denke, daß sich alle in diesem Spiel beteiligten dieser "Schere im Kopf" bewußt sind. :D
      Meine Top 3 - Whisky´s:
      Macallan 1965/2008, Fino Sherry Butt 2114 (484 Bottles) 54,1 % Scottish Liqueur Centre "Cárn Mór"
      Glenglassaugh 1972/------- Cask 2891, 59,4 % Fass-Sample (Andrea Caminneci)
      Tamdhu 1961/2000, 40,0 % Gordon & MacPhail "Rare old"



      Mitglied bei "Diem No. 2" :prost2:

      altstadtkneipe schrieb:

      Dank auch Dir, Rene, für diese Passage:

      Laddiefreak schrieb:

      Abhängig Beschäftigte von Konzernen oder Berater oder sonstige "Begünstigte", die auf die Whiskyindustrie angewiesen sind, werden natürlich versuchen das Konzept als "kundenorientiert" anzupreisen. Dies geschieht ja momentan recht eifrig und wird noch dadurch begünstigt, daß "frische Kunden" auf eine bestimmte Geschmacksrichtung getrimmt werden.
      Ich habe gestern schonmal kurz überlegt, ob ich dazu was schreibe. - Weil mMn das Bashing gegenüber bestimmten Personen (u.a. Thomas Plaue) eine Schwelle erreichte, bei der ICH mich unwohl fühlte.
      Ja sicher dürfte man erwarten können (darf man das realistisch gesehen tatsächlich erwarten?), daß man in solchen Diskussionen ehrliche Statements von den Akteuren erhält. Eventuell (und ich will dies gar nicht ausschließen!) sind diese Einlassungen ja sogar die ehrliche Position der/des Interviewten...
      Trotzdem muß man im Hinterkopf behalten, in wessen Auftrag sie unterwegs sind und wessen Strategie diese Akteure zu vertreten haben. Sie werden also (auch wider u.U. besseren Wissens) einen Teufel tun, sich öffentlich (!!!) gegen das Tun ihres Arbeitgebers zu stellen. Soviel dazu. Und soviel zum "Wahrheitsgehalt" dieser Aussagen. :smoke:
      Ich nenn´ das Loyalität. - Wenn auch gegenüber ihrem Arbeitgeber. Und nicht gegenüber dem Endkunden...
      Doch ich denke, daß sich alle in diesem Spiel beteiligten dieser "Schere im Kopf" bewußt sind. :D

      Ich nenne das "Ihren Job machen". Nochmal. Auch wenn ich den Job nicht toll finde. Ich finde auch Kanalarbeiter, Tatortreiniger und Pathologen keinen Traumberuf. Aber das sind alles Job die die Welt wohl braucht. Den Teufel werde ich tun deswegen einen Menschen an sich zu verurteilen. Der Mann hat ne junge Familie, hat vorher für einen Finanzdienstleister und für eine Marketingfirma gearbeitet die Verkaufsförderung und Vertriebsoptimierung betreibt (Infos sind frei in seinem Facebookaccount ersichtlich). Soll ich den nun baschen, weil er seinen Job macht. Weil er mir nicht erzählt wie der Stock an Malts von Talisker und Lagavulin ist. Weil Jens oder René viel mehr Hintergrundwissen durch ihr Engagement in Whisky haben und mir mehr über den Einfluss der Hefe und der Veränderung des Destillen-Charakters des New-Makes von Talisker durch die kürzeren Fermentationszeiten wissen als er jemals für seinen Job wissen muss ? Nein.

      Deswegen, ganz klar gesagt, mich kotzt die Marktstrategie dieser Konzerne an.
      ... und ärgern tun mich Plattformbetreiber, die dem Marketingblabla dieser Konzerne unreflektiert und ohne kritische Rückfragen Raum geben und/oder ihre Stimme her geben um im Canon dieser Marketingwelle Aufmerksamkeit zu erzielen.
      .
      ___Mortlach.de

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      Wir alle seins Brüder,
      Wir alle seins gleich!
      Eine wirklich interessante Grafik. Schade, dass sie nur bis 2011 zurück geht. Die Verteilung in den Jahren davor hätte mich sehr interessiert.

      Aber letztlich frage ich mich, ob die Grafik nicht die Argumentationen der Whisky Industrie zumindest in Teilen sogar unterstützt? Klar, die Aussage "Whisky ist knapp" ist Humbug. Das zeigt die Grafik auch ganz klar, denn die Lagerbestände an jungem Whisky sind hoch wie nie zuvor. Gleichzeitig ist doch aber auch zu sehen, dass die Lagerbestände von Whisky mit einem Alter von mehr als 11 Jahren in den letzten Jahren zurückgegangen sind. Deswegen versucht man zunehmend jungen Whisky, von dem mehr als genug vorhanden ist, zu verkaufen. Siehe die vielen NAS mit spürbar hohem Anteil von jungem Whisky oder der aktuelle Trend zu jüngeren AS-Abfüllungen.

      Hierzu habe ich mal eine Grafik von der gleichen Webseite, von der die Bilder von Markus stammen, hier eingefügt. Die Abbildung zeigt die Verkäufe von Malt und Blended Whisky als durchgezogene Linien, sowie die Lagerbestände von Malt Whisky nach Alter als gepunktete Linien. Ausgehend von den absoluten Werten von 2007, die auf der linken Seite zu finden sind, werden hier relative Werte eingezeichnet.
      Schaut man sich jetzt das Diagramm an (das leider auch erst in 2007 startet, auch hier hätten mich ältere Zahlen interessiert), wird doch die aktuelle Entwicklung klar. In den (Verkaufs-)Boomjahren Mitte der 2000er Jahre haben die Konzerne massig in den Ausbau der Whisky Produktion investiert. Die Nachfrage schien nur noch eine Richtung zu kennen. Ab 2011 kühlte sich das Wachstum nicht nur wieder ab, die Verkäufe gingen sogar zurück. Für die Konzerne die gerade Millionen in neue Brennblasen und Destillerien investiert hatten, war das ein Problem. (Unabhängig davon ob man die vorherigen Investitionsentscheidungen als richtig oder falsch ansieht.)

      Auch ist zu sehen, dass die Bestände an altem Whisky seit einem Hoch in 2009, kontinuierlich zurückgehen und das Niveau von 2007 deutlich unterschreiten. Von daher sehe ich die Bestandslücke an altem Whisky aktuell dann schon. (Wenn auch das sicher nicht bei jeder Destille so ist, aber das geben die Zahlen leider nicht her.) Dementsprechend kommt die Argumentation der Whisky Produzenten doch grob hin. Gestiegene Nachfrage (gegenüber 2007) bei gleichzeitig sinkenden Beständen an altem Whisky. Dass die Industrie allerdings auf einem riesigen neuen See aus jungem Whisky sitzt, ist der Teil der gerne weggelassen wird und sicherlich einer der Hauptgründe für die aktuelle NAS-Schwemme ist. Es wird versucht jungen Whisky (von dem Massen vorhanden sind) teuer zu verkaufen, um die Gewinne bei aktuell sinkender Nachfrage, stabil zu halten.

      Das positive was ich sehen kann ist: Sollte die Nachfrage weiter nachlassen, dürfte sich in ein paar Jahren der Bestand an altem Whisky deutlich erholt haben, was (die Hoffnung stirbt zuletzt) vielleicht auch das Preisniveau wieder etwas drücken dürfte.
      Dateien

      Everhunter schrieb:

      Von daher sehe ich die Bestandslücke an altem Whisky aktuell dann schon.
      Ja, sehe ich auch. Gerade bei deutlich älteren aufgrund der starken Reduzierung in den 80er und Anfang der 90er Jahre. Gar keine Frage.

      Everhunter schrieb:

      Dementsprechend kommt die Argumentation der Whisky Produzenten doch grob hin. Gestiegene Nachfrage (gegenüber 2007) bei gleichzeitig sinkenden Beständen an altem Whisky.

      Akzeptiere ich als Argument nicht unbedingt. NAS ersetzt nicht den Talisker 18 sondern den Talisker 10. Glenlivet Founders Reserve ersetzt den 12er und nicht den 18er. usw.
      Jetzt könnte man ja sagen, die Industrie kann dadurch Malt-Fässer länger liegen lassen und sie bauen wieder einen Stock deutlich älterer Fässer auf. Das ist aber nur ein Scheinargument. Der Verkaufsanteil alter Malts am Gesamtmarkt ist relativ klein und der Stock an alten Fässern baut sich bei den Zahlen in den nächsten Jahren ehedem sichtbar auf.
      Ein ehrliches Argument wäre vielleicht alte Blends bzw. Blends die eine gewisse Qualität und Alter bestimmter Malts benötigen. Aus diesem Gedanken aber zu schlussfolgern dann Single Malts mit NAS als etwas besonders Gutes zu verkaufen würde eine gewisse Pervertiertheit implementieren.
      ___Mortlach.de

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      Wir alle seins Brüder,
      Wir alle seins gleich!

      rednose schrieb:

      Zitat von »Everhunter«
      Von daher sehe ich die Bestandslücke an altem Whisky aktuell dann schon.


      Ja, sehe ich auch. Gerade bei deutlich älteren aufgrund der starken Reduzierung in den 80er und Anfang der 90er Jahre. Gar keine Frage.


      Zitat von »Everhunter«
      Dementsprechend kommt die Argumentation der Whisky Produzenten doch grob hin. Gestiegene Nachfrage (gegenüber 2007) bei gleichzeitig sinkenden Beständen an altem Whisky.


      Akzeptiere ich als Argument nicht unbedingt. NAS ersetzt nicht den Talisker 18 sondern den Talisker 10. Glenlivet Founders Reserve ersetzt den 12er und nicht den 18er. usw.


      Und nimmt man sich jetzt die Zahlen des älter/gleich 11 Jahre alten Malt Whisky Stocks zur Hand und rechnet sie auf die im Moment aktiven (ca. 115) schottischen Destillen hoch, so dürften durchschnittlich (!) in jedem Warehouse einer schottischen Destille achteinhalbtausend (!) solcher alter und/oder älterer Stöffchen liegen.
      Nicht darüber diskutieren müssen wir, daß
      a) nicht jedes dieser Fässer toll bis spitzenmäßig ist,
      b) eine durchschnittliche Größe natürlich nicht jede Destille betrifft (es gibt also mit Sicherheit welche, deren Stock nicht mehr so hoch ist - dafür gibt es welche, bei denen er höher ist)
      c) die Entnahme durch unabhängige Abfüller - im Großen und Ganzen - hier nicht ins Gewicht fällt...

      Und gucken wir nun, welche Destillen in welchem Umfang ältere Bottlings (Standard-Abfüllungen) bzw. Sonder-Editionen auf den Markt werfen und inwiefern sich diese reine mengenmäßig auf den Stock auswirken, verkommt das Ganze gänzlich zu einem Blick in die Glaskugel...
      Oder doch nicht? - Die Whiskybase ist uns auch hier (wie in vielen anderen Fällen auch) zumindest teilweise recht hilfreich...

      Denn selbst mengenmäßig recht groß angelegte Sonder- oder Standard-Abfüllungen (wie z.B. der Laphroaig 15 mit 72.000 Flaschen) schlagen hier mit gerademal reichlich 300 Fässern (oder 3,5 % des "durchschittlichen Stocks") zu Buche und Kontor. Und da es solche exorbitant großen Batches eben weder in jedem Jahr noch aus jeder Destille gibt, kann man schon (noch) davon ausgehen, daß es (über die gesamte Branche gesehen) genügend alte Reserven gibt. Und daß damit (ich schreibe jetzt mal beides in Gänsefüßchen) "verantwortungsbewußt" und "zukunftsträchtig" umgegangen wird - zumal sich auch diese Zahlen in den kommenden Jahren wieder erholen werden...
      (Aber wie gesagt: das sind quantitative und nicht qualitative Überlegungen!)

      Gesetzt den Fall, daß die Industrie für ihren mengenmäßigen Absätze in den letzten Jahren festgestellt hat, daß ihre jahrzehntelange Kampagne "Älter = besser" Früchte getragen und die Abnahme von älterem Stoff dadurch ungleich größer als jener von unreifem, jungen war, so müßte man der Industrie ja geradezu dankbar sein, daß sie nun mit der "N.A.S.-Kampagne" quasi eine Bremse ins Getriebe ihrer Vertriebswege gekloppt hat, die da lautet: "Alter sagt nichts über Qualität. - Nur Qualität sagt was über Qualität. - Und manchmal eben auch: über Alter."
      Und wem sagen "wir" das?
      Jenen, die nicht (wie wir) schon 100+ Single Malts verkostet und ein klein wenig mehr Ahnung vom Ganzen haben. Wir (!) sagen es jenen, die bisher nur (!) nach dem Alter schielten und denen der Unterschied, der sonst noch zwischen einem Ardbeg 17 oder einem Glenmorangie TEN oder einem Highland Park 18 oder einem Edradour 10 nicht bewußt ist.

      Also sollte man sich insgeheim freuen, daß es N.A.S.-Bottlings gibt. - Und sich "nur" darüber ärgern, daß man als Endverbraucher nicht für voll genommen, nicht als mündiger Käufer (Partner) betrachtet wird? (Unabhängig davon, daß damit auch die eine oder andere uns lieb gewordene Abfüllung mit über den Jordan geht...)
      Meine Top 3 - Whisky´s:
      Macallan 1965/2008, Fino Sherry Butt 2114 (484 Bottles) 54,1 % Scottish Liqueur Centre "Cárn Mór"
      Glenglassaugh 1972/------- Cask 2891, 59,4 % Fass-Sample (Andrea Caminneci)
      Tamdhu 1961/2000, 40,0 % Gordon & MacPhail "Rare old"



      Mitglied bei "Diem No. 2" :prost2:
      Das war doch schon vor 4- 5 Jahren klar das die Destillen in einem See schwimmen. Nur wollte man uns Glauben machen das die erhöhte Nachfrage den Preis rechtfertigt. Wer sich mal die Produktionszahlen ab 2002 angesehen hat konnte doch zu keinem anderen Resultat kommen. Die nicht erfüllten Erwartungen in Indien und der Rückgang in Asien allgemein waren die Verursacher.
      Das Zeug muss raus die Fässer werden gebraucht. Wie sich der heute destilliertes Stoff in teils jetzt schon zweit und dritt befüllen Fässern in den nächsten Jahren entwickelt sehe ich zu dem sehr skeptisch. Ausgelutscht bleibt ausgelutscht da helfen auch keine 10 Jahre.
      Wer nicht kommt zur rechten Zeit der kriegt die die übrig bleibt
      Danke für eure "Rechenspiele", ich kenne die Zahlen nicht, vermute aber, dass da auch Grain dabei sein könnte, der ggf. einen recht großen Teil ausmacht - oder ist das nur Malt da oben?(

      Martin Armstrong hat auf FB am 15.03.2015 mal geschrieben:

      "Sitting in North British Distillery at the moment waiting on some paperwork. This place is incredible- apparently pumping out 1.5million litres of alcohol per week at the moment. Assuming they're casked at 70% that would be 10700 empty bourbon barrels needed every week."

      Sind jetzt natürlich nicht nur die über 11-jährigen Malt Whiskies, sondern eben - North British - wohl Grain und ich weiß auch nicht so recht, wie ich die Zahlen hier in einen Zusammenhang bringen kann, passt aber bzgl. der Menge trotzdem zum Thema :D

      Fröhliche Ostern!

      Grüße,

      Jochen
      Did you know… In less than five years time 90% of all whisky retailers will be older than 90% of the products they sell. ( Whiskysponge )

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