NAS ... No Age Statement - Ist das wirklich so schlimm ?

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Mir als, sagen wir mal, "gereiften Igel " ( nur vom Alter her würde ich mich als "alten Dachs" bezeichnen ), wie ich auch Annehme einer Vielzahl von " jungen Füchsen" gefällt z.B die NAS Entwicklung bestimmt nicht. Auch die fadenscheinigen Geschichten und Stories, die um Sie aufgebauscht werden. Und schon gar nicht die Preisentwicklung dieser Abfüllungen und auch beliebigen anderen Whiskies. Aber es stört mich ein wenig, wenn gesagt wird, dass wenn ich den 18er Sestante Bowmore, den 66 Barley oder 12er Samaroli Laphi im Glas gehabt habe/hatte, also High End Abfüllungen ....... was kann da noch kommen ?? Geschmacklich mach da ja auf jeden Fall was dran sein, aber ist das auch die ganze Wahrheit ? Klar ist es schade und bedauerlich, dass ich die grüne Distel nicht mehr für 35 DM im Laden kaufen kann, und früher sowieso alles besser war. Aber diese Zeiten kommen nun mal nicht wieder.
      Machen wir als *Maltheads* nicht alle eine Reise durch, die auch immer wieder mit Überraschungen gespickt ist, auch wenn diese Momente evtl. zur Zeit raher gesät sind ? Im halben Jahr kommt der 15er Auchentoshan raus, der uns zu Begeisterungsstürmen hinreissen lässt, 7 Monate später ein 21er Inchgower...... immer noch möglich, oder nicht ?
      Eine gewisse Müdigkeit, Entspanntheit oder einen Abstand zum Hobby, diese Phasen macht wohl ein jeder mal durch, gibt ja einige Threads dazu. Lebe geht weiter, die Welt dreht sich weiter und auch das Whiskykarussel wird sich weiter drehen.
      Bei mir, und um auf mich zurückzukommen hält sich immer noch eine gewisse Spannung, auf das was da noch kommen möge, wenn dies nicht so wäre hätte ich in Sachen "Single Malt" wahrscheinlich schon einen Schlussstrich gezogen.
      P.S. Das das Trinken in einer schönen Gemeinschaft oder im geselligen Freundeskreis vorrangig ist, dass geht wahrscheinlich 99% der Maltheads so.

      Just my two cents


      Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende
      Woody Allen

      rednose schrieb:

      Ostfriese schrieb:

      Am Ende beurteilen wir doch alle einen Whisky mit "Schmeckt mir" oder "Schmeckt mir nicht", egal ob wir nun gelesen haben was auf dem Etikett / der Verpackung steht oder nicht.
      Sorry das ich hier gerade dich und aus dem Zusammennhang heraus zittiere aber das geht mir tierisch auf die 12. Immer der gleiche Spruch hier eine Spirituose auf "Schmeckt oder Schmeckt nicht" zu reduzieren. Für mich gilt das nicht. Ich bin nicht zum Whisky gekommen weil er schmeckt. Für mich steht er a.) in direktem Zusammenhang mit Schottland und Schottlands Geschichte und b.) et schmeckt auch ein Eierlikörchen aber ich würde es nie mit einer derart vielfältigen, komplexen und geschichtsträchtigen Spirituose auf eine Stufe stellen indem ich es schlicht auf den Geschmack reduziere. Ich empfinde diese Reduktion auf den Geschmack bei meiner Leidenschaft dem Malt als einen echten Frevel. Ich spreche Leuten die eine Reduktion rein auf den guten Geschmack machen die gleiche Leidenschaft, wie ich sie habe ab.


      Okay, vielleicht habe ich die Sache mit "Schmeckt mir oder Schmeckt mir nicht" ein wenig zu "lachs" formuliert, sorry.
      Es gibt nach meinen Erfahrungen Whiskys die ihre Geschichte recht schnell erzählen und Whiskys die dafür einen ganzen oder auch mehrere Abende benötigen. Der Weg einen Whisky zu beurteilen ist immer wieder ein Erlebnis und wenn ich einem Whisky die Zeit gebe um mir seine komplette Geschichte zu erzählen, habe auch ich Bilder und Assoziationen mit Schottland "im Kopf". Um ihn richtig zu geniessen reichen dann auch die Minuten die man z.b. bei einem Tasting hat meist nicht. Ich hatte schon Whiskys im Glas die erst beim 3.ten Date bereit waren aus sich herauszukommen um mir Ihre Geschichte zu erzählen.
      Doch am Ende gibt es dann doch eine Aussage zu einem Whisky die jeder für sich in kurze Worte zusammenfasst wie "Schmeckt mir oder Schmeckt mir nicht", "Gefällt mir oder gefällt mir nicht", etc. Vielleicht füge ich dem dann noch Assoziationen hinzu wie "Der gefällt mir weil der Rauch und die Aromen wunderbar miteinander verwoben sind...."

      Das war jetzt vielleicht etwas "Off Topic", aber ich wollte gern erwähnen das es auch für mich dann am Ende "nicht so einfach" ist wie es scheinbar durch meinen Text rüberkam.
      Islay? I think it`s Heaven!
      Kilchoman Club Member
      Bowmore`s Inner Core

      Ostfriesensamples
      Männers und Frauen,
      der Markt wird es regeln, ist dies nicht seit x-Jahren diese unsere westliche Maxime!?!

      Solange ich nicht, von wem auch immer, gezwungen werde NAS kaufen zu müssen ist meine Welt noch rosarot.

      @ Markus, danke für den link,
      nun weiß ich warum ich seit gut 4 Jahren keinen MacAllan mehr kaufe und nur noch das Glas hinhalte wen cherokkie mich bittet :rolleyes:

      Ob unser Klagen was bringt, wohl eher nicht.
      Wir sind reif genug nicht allen "Scheiß" mitzumachen und , teils, sind unsere Bestände unendlich (auf die eigene Lebenszeit gerechnet).
      `Sláinte linus

      Lounge und Bar geöffnet
      "Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken." (E.Kästner)
      "Die Hoffnung ist das wichtigste Organ und daher das größte."
      Nachdem ich mich im vergangenen Jahr zum ersten Mal wirklich intensiv mit dem Thema Single Malt auseinander gesetzt habe, hat sich auch meine Einstellung zu NAS Whisky Stück für Stück verändert. Inzwischen merke ich dass ich zunehmend einen Bogen um diese Abfüllungen mache. Das Problem an sich ist dabei (für mich) nicht die fehlende Zahl oder der Mangel an Transparenz, sondern die fehlende Qualität. Die relative Anzahl der Totalausfälle im NAS Bereich ist einfach deutlich höher und das nicht selten zu Preisen jenseits von gut und böse. Wenn ein Malt für 100€ und mehr pro Flasche durch metallische Fehlnoten auffällt, ist das einfach nicht zu rechtfertigen.
      Schönes Beispiel sind hier die zahlreichen japanischen NAS Abfüllungen die fast flächendeckend die AS-Abfüllungen ersetzt haben: Durchgängig nur noch ein Schatten Ihrer selbst, preislich dafür meist sehr ambitioniert.

      Inzwischen frage ich mich, ob ich wohl meine heutige Begeisterung für Whisky entwickelt hätte, wäre mein erster Single Malt vor vielen Jahren kein Glenfiddich 12, sondern ein Glenlivet Founder's Reserve gewesen? Möglicherweise ist der enttäuschte Whisky-Erstkäufer von heute ist der Rum-/Gin-/Cognac-Freund von morgen. Zumal gute Malts inzwischen nicht selten eine Preisschwelle überschritten haben, die wohl kaum ein Einsteiger zu zahlen bereit ist (wobei das natürlich auch immer von den finanziellen Verhältnissen abhängt - teuer ist ein sehr relativer Begriff).

      Die große Preisfrage lautet also wo geht die Reise hin? Sollte der Whisky-Absatz tatsächlich kontinuierlich weiter sinken, ist der nächste Whisky-See (oder schon ein Meer bei den Produktionskapazitäten die in den letzten Jahren aufgebaut wurden?) tatsächlich nicht mehr weit. Und so wie manche Marken in Single Malt Bereich in den letzten Jahren förmlich verbrannt wurden, würden mir auch so einige Kandidaten einfallen, die einen stärken Abschwung des Whisky-Hypes wohl nicht überleben würden.

      Everhunter schrieb:

      Inzwischen frage ich mich, ob ich wohl meine heutige Begeisterung für Whisky entwickelt hätte, wäre mein erster Single Malt vor vielen Jahren kein Glenfiddich 12, sondern ein Glenlivet Founder's Reserve gewesen? Möglicherweise ist der enttäuschte Whisky-Erstkäufer von heute ist der Rum-/Gin-/Cognac-Freund von morgen. Zumal gute Malts inzwischen nicht selten eine Preisschwelle überschritten haben, die wohl kaum ein Einsteiger zu zahlen bereit ist
      Genau das ist auch meine Sorge. Du triffst es auf den Kopf. Es gibt sicher gute und sogar leckere NAS. Aber erstens lasse ich mich ungern für blöd verkaufen und zweitens sind andere auch nicht blöd. In einem Gespräch mit einem Vertreter (früher nannte man Ambassadore und Produkt-Manager) noch so, kamen wir mal auf den Punkt. Er erklärte mir, das die Geschichten und die NAS ja nicht für uns Maltheads als Zielgruppe gedacht sind. Das kann ich durchaus nachvollziehen aber wie kann ich eine Zielgruppe über den ersten Kauf binden wenn ich nur Geschichten und keine Substanz dahinter verkaufe. Die Leute die Storries kaufen kaufen morgen doch eine Storry über Kartoffelschnaps der nicht 3 Jahre lagern muss. Hauptsache er schmeckt. Und dafür sorgen schon Zustätze und Geschmacksverstärker.
      ___Mortlach.de

      ____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt

      Wir alle seins Brüder,
      Wir alle seins gleich!

      rednose schrieb:

      Das kann ich durchaus nachvollziehen aber wie kann ich eine Zielgruppe über den ersten Kauf binden wenn ich nur Geschichten und keine Substanz dahinter verkaufe.


      Wir leben in einer kurzfristigen Welt. Nachhaltgkeit, Substanz, langfristige Bindungen sind in der Breite nicht mehr gefragt. Wenn es jedes Jahr das neueste Smartphone, der noch größere Flat- oder mittlerweile auch Krummscreen-Fernseher sein muss, die 150 PS im Golf vom letzten Modelljahr 12 Monate später zum Vorwärtskommen nicht mehr reichen, dann braucht es auch keine Produkte mehr, die fünf oder zehn Jahre halten. Diese Entwicklung hat den Whiskymarkt erreicht, und die Auswirkungen spüren wir jetzt.

      Und solange bei jeder neuen eifon-Edition Menschen am Vorabend ihre Zelte vor'm Apfelhändler aufschlagen, um morgens die ersten zu sein, werde ich, der sich noch immer glücklich und zufrieden ohne Smartphone durch's Leben bewegt, diese Entwicklung nicht aufhalten, so konsequent ich mich ihr auch verweigere.


      rednose schrieb:

      Die Leute die Storries kaufen, kaufen morgen doch eine Storry über Kartoffelschnaps der nicht 3 Jahre lagern muss. Hauptsache er schmeckt. Und dafür sorgen schon Zustätze und Geschmacksverstärker.


      Auch das zieht sich durch die gesamte Konsumgesellschaft, oder warum kauft jemand Bärchenwurst ?

      Viele schottische Destillen gehören zu Großkonzernen. Wenn der Kunde statt Gersten- morgen Kartoffelschnaps kauft, fließt der Gewinn in die gleiche Kasse. Blöd für die einzelne Destille, die dann möglichweise auf der Strecke bleibt, aber in der Summe ist stattdessen irgendwo anders eine Kartoffelschnapsbrennerei entstanden. So what ?

      Wir stellen doch gerade auf anderem Terrain mehr oder weniger erstaunt bis erschüttert fest, dass Menschen sich lieber belügen und betrügen lassen, anstatt von Fakten belästigt zu werden oder gar selbst denken zu müssen. Blenden, täuschen, lügen, ja sogar beleidigen - wer am lautesten poltert, bekommt Mehrheiten. Ob diese Entwicklung nun in der Wirtschaft oder in der Politik begonnen hat, vermag ich nicht zu sagen. Fakt ist, dass "Wahlkampf" schon seit Dekaden meine persönliche Wahl zum Unwort des Jahres gewinnt.


      "The nobility show themselves very great before strangers; they ply you briskly with drink;
      for its their way of showing you'r welcome, by making you drunk"


      Thomas Kirke, during his travels around Scotland in 1679

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „cairdean“ ()

      Marco spricht da für meinen Geschmack sehr viel Wahres gelassen aus, wobei ich gerne einräume, technische Innovationen (Smartphone, große Flatscreens) sehr gern zu nutzen.
      Soll heißen: Ich finde nicht, dass "früher alles besser" war (wobei ich Marco auch nicht so verstanden habe, dass er das so sieht). Zumindest nicht grundsätzlich. In der Whiskywelt allerdings das allermeiste schon. Was einer gewissen Logik folgt. Manager in Kapitalgesellschaften werden üblicherweise ganz wesentlich über Boni bezahlt. Und diese richten sich (logischerweise) nicht nach schwer greifbaren Langzeiteffekten sondern Quartalsergebnissen. Das kann - logischerweise - in einer Industrie, wo Qualität des Produkts und Entstehungsdauer korrelieren, einfach nicht gut gehen.
      Deswegen setze ich persönlich große Hoffnungen auf die kleinen Familienunternehmen, von denen aktuell immer mehr entstehen. Wenn ich z.B. mal die Qualität des einen oder anderen 10yo Kilchoman SC zum Maßstab nehme, müssen sich die Jungs an der Südküste der Insel auf Dauer aber mal ganz warm anziehen. Oder wenn ich sehe, dass kleine Klitschen wie Ballindalloch mit Fermentationszeiten arbeiten, bei denen ein diageo-Manager sofort das Riechsalz gereicht bekommen müsste, kann ich die Zukunft nicht so schwarz sehen. Sollen doch die diageos, Pernod-Ricards und Edringtons dieser Welt mit ihren überwiegend fürchterlichen NAS-Brühen (Ja, klar. Es gibt gute NAS. Aber seeeehr viel mehr spülwasserartigen Schrott wie Founder's Reserve, Winter's Gold etc.) die Hipster bedienen - wenn die dann zum Kartoffelschnaps weitergezogen sind und dank der Überproduktion der letzten Jahre womöglich wieder vernünftig gereifte Schnäpse zu fairen Preisen zu haben sind, werde ich vielleicht so gnädig sein, hier und da mal wieder einem Püllchen näherzutreten. Bis dahin dürfen sie aber ihren Scheiß gern alleine saufen...
      "If you listen to fools - the mob rules!"
      Ronnie James Dio
      Hi there,

      HamburgMalt schrieb:

      NAS[/lexicon]-No-Age-Statement-Ist-das-wirklich-so-schlimm/?postID=805571#post805571'
      Oder wenn ich sehe, dass kleine Klitschen wie Ballindalloch mit Fermentationszeiten arbeiten, bei denen ein diageo-Manager sofort das Riechsalz gereicht bekommen müsste, kann ich die Zukunft nicht so schwarz sehen. Sollen doch die diageos, Pernod-Ricards und Edringtons dieser Welt mit ihren überwiegend fürchterlichen NAS-Brühen ....

      Erinnert mich dran, daß ich in einem Bericht über die neue Dalmunach distillery grade gelesen habe, daß sie mit 54 Stunden Fermentierstandzeit arbeiten... das ist am absoluten Minimum.
      Ich habe da wenig Hoffnung selbst für einmal ältere Dalmunachs.... wenn sie jemals als single malt rauskämen.
      Greetings
      kallaskander
      Ah yes, predictability, a word that has come to define today’s whisky in so many ways.

      “Nowadays people know the price of everything and the value of nothing.”
      Oscar Wilde

      Es besteht keine Verpflichtung obigen post zu lesen, zu mögen oder zu kommentieren.
      Sollte eine persönliche Meinung enthalten sein, besteht weiter keine Verpflichtung, sich diese zu eigen zu machen.
      Du hast mich richtig verstanden, Jan ... ich habe nichts gegen technischen Fortschritt, aber warum die Halbwertzeit eines eifons unter 12 Monaten liegen muss, habe ich schon nicht verstanden, als die Dinger noch Handy hießen.


      "The nobility show themselves very great before strangers; they ply you briskly with drink;
      for its their way of showing you'r welcome, by making you drunk"


      Thomas Kirke, during his travels around Scotland in 1679

      kallaskander schrieb:


      Erinnert mich dran, daß ich in einem Bericht über die neue Dalmunach distillery grade gelesen habe, daß sie mit 54 Stunden Fermentierstandzeit arbeiten... das ist am absoluten Minimum.
      Ich habe da wenig Hoffnung selbst für einmal ältere Dalmunachs.... wenn sie jemals als single malt rauskämen.

      Dalmunach ist ja auch Teil von Pernod-Ricard und im wesentlichen auf Effizienz getrimmt. Tatsächlich soll deren Schnaps laut aktueller Planung ausschließlich in Blends wandern. Was aber - erstuanlich genug - aus meiner Sicht ein Fehler sein könnte, denn der New Make ist herausragend gut.

      cairdean schrieb:

      Du hast mich richtig verstanden, Jan ... ich habe nichts gegen technischen Fortschritt, aber warum die Halbwertzeit eines eifons unter 12 Monaten liegen muss, habe ich schon nicht verstanden, als die Dinger noch Handy hießen.

      Da bin ich komplett bei dir, Marco. Ich habe mein Smartphone inzwischen schon museumsreife drei Jahre lang und werde es so lange weiter nutzen, bis es den Geist aufgibt...
      "If you listen to fools - the mob rules!"
      Ronnie James Dio
      Danke Markus für Deinen Hinweis und den Link zum Welt-Artikel. Ich möchte jedoch die Eingangsthese des besagten Artikels in Zweifel ziehen, wonach die (zu) jungen NAS-Abfüllungen das Resultat einer Angebotsknappheit an gereiftem Scotch Single Malt seien.

      1. Wenn wir von japanischem Whisky reden, mag das Stimmen. Die Japaner haben bis vor 5 oder 6 Jahren in einer Dauerabsatzkrise auf dem Heim-Markt gelebt (ewige Wirtschaftskrise seit den 90ern in Japan) und wurden durch die beginnende die Auslandsnachfrage und eine neue Wertschätzung auf dem Heimatmarkt von einem regelrechten Absatz-Boom überrollt. Den japanischen Masterblendern glaube ich aufs Wort, dass sie keine ausreichenden Mengen an gereiften Stoff für Yamazaki 18 o.Ä. haben.

      2. Nun zum Scotch: Auch der kam aus der Whisky-Krise der 80er (Whisky-Loch, Destillenschließungen, etc.). Aber bereits Mitte der 90er, spätestens seit Ende der 90er begann der Absatz wieder kontinuierlich immer schneller zu steigen. Und wie haben die Hersteller (in der Regel Spirituosenkonzerne) reagiert. Sie haben die Produktion bei den Brennereien erhöht. Leider oft durch Effizienzsteigerungsmaßnahmen, deren negative Auswirkungen auf die Qualität die Fans vieler populärer Standards schon seit ein paar Jahren spüren: Nehmen wir das Beispiel Islay: Lagavulin: 1991 Erhöung der Produktion auf 5 später 7-Tage-Woche; Laphroaig: Mit der Übernahme 1989 durch Allied Lions(?) wurde bis 1991 die Produktion von der Langsamsten zur Schnellsten auf Islay umgestellt. Ebenso kann man bei Highland Park feststellen, dass sich der Charakter des Destillats ab Mitte der 90er Jahre grundlegend verändert. Diese Effizienzsteigerungswelle war etwa Mitte der 2000er durch viele Brennereien durchgelaufen. D.h. mit dem Absatzwachstum wurde auch der Ausstoß an Whisky angehoben. Es liegen also genügend Fässer von 10 bis 15-jährigem Scotch Single Malt in den Lagerhäusern.

      3. Hinzu kommt, dass z.B. auf dem US-Markt weiterhin der Macallan 12 Sherry oder auch der Glenlivet 12 verfügbar sind. Bei uns in Europa wurden diese Abfüllungen durch NAS ersetzt. Vielleicht sollten wir uns fragen, was das über unseren Geschmacksempfinden aussagt....

      4. Und jetzt kommt m.E. nach der wirkliche Grund für die ganzen NAS-Abfüllungen: Nachdem die allgemeine Modernisierungs- und Effizienstegerungswelle durch war und nach "Überstehen" der Finanzkrise 2008/2009 kulminierte die Gier nach "Mehr" - insbesondere mehr Absatz auf den Märkten China und Indien - in zusätzlichen komplett neuen Brennereiprojekten. Als da wären: Roseilsle, Dalmunach, Mortlach 2, Teaninnich 2, Inchgower 2. Gut letztere Projekte wurden sofort gestoppt, nachdem 2013 und 2014 zwei Quartale hintereinander einen Absatzrückgang in Indien und China verzeichneten. Die ganze Vorgehensweise läßt aber doch nur einen Schluss zu: Es gibt im Moment sehr viel Whisky/New Make in den Konzernlagerhäusern, der zu jung für eine Altersangabe ist (junger als 10 Jahre). Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass das Absatzwachstum, das bei der Produktion dieser Ware eingeplant wurde, nicht ereicht werden wird. Der Absatz von Scotch ist insgesamt rückläufig, steigt jedenfalls nicht. Damit bleibt nur eine Lösung für die momentane Überkapazität an jungen Fässern - schnellstmöglich im Markt "verklappen". Und gleichzeitig den Rest in Ruhe reifen lassen, um dafür dann sehr hohe Preise zu nehmen.
      Viele Grüße
      Martin
      Danke, maaatin. - Du hattest offenbar mehr Zeit, meine Gedanken in Worte zu pressen... :D
      bzw. scheinen uns ähnliche Gedankengänge umzutreiben.
      Und falls einer die Ausnahme von der Regel aus berufenem Munde und erster Hand weiß: natürlich wird es hie und da etwas anders aussehen. - Aber das ändert nichts an der grundsätzlichen Sicht auf die Zahlen und die Qualitäten...
      Meine Top 3 - Whisky´s:
      Macallan 1965/2008, Fino Sherry Butt 2114 (484 Bottles) 54,1 % Scottish Liqueur Centre "Cárn Mór"
      Glenglassaugh 1972/------- Cask 2891, 59,4 % Fass-Sample (Andrea Caminneci)
      Tamdhu 1961/2000, 40,0 % Gordon & MacPhail "Rare old"



      Mitglied bei "Diem No. 2" :prost2:

      berneray schrieb:

      Dazu passt gut, dass die eine oder andere Destille auf die Produktionsbremse tritt - um auf Islay zu bleiben z.B. Bowmore, 2016 Produktionscut um 20% gegenüber 2015, wie man uns letzten März erzählte...


      Ist ja sehr interessant zu lesen! Danke für die Info.

      Sehr krass ist aber z.B., dass Laphroaig lt. Malt Whisky Yearbook 2017 im Jahre 2015 3,2 Mio. Flaschen Laphroaig Single Malt verkauft hat! Das sind - mehr oder weniger genau - hochgerechnet mindestens 5.000 bis 7.000 Fässer mit je 250 Litern Inhalt. Bei American Standard Barrels mit nur 190 Litern Inhalt sinds noch viel mehr Fässer, die da im Jahre 2015 allein bei Laphroaig vollgemacht wurden.
      Viele Grüße
      Martin
      Ich frage mich gerade...

      es gibt ja Abfüllungen ohne Angabe bzgl. Alter, ohne Destillerieangabe, ...

      Gibt es eigentlich schon NAM-Abfüllungen?
      Not-Anything-Mentioned?
      Nicht auf dem Wühltisch im Discounter - nein, z. B. für 650€ für Snobs in schicker Lederkiste? Mit geilem Fantasieetikett, z. B. "ein schwarzer Ritter"...
      Früher war mehr Signatur.

      Living_Bottle schrieb:

      Ich frage mich gerade...

      es gibt ja Abfüllungen ohne Angabe bzgl. Alter, ohne Destillerieangabe, ...

      Gibt es eigentlich schon NAM-Abfüllungen?
      Not-Anything-Mentioned?
      Nicht auf dem Wühltisch im Discounter - nein, z. B. für 650€ für Snobs in schicker Lederkiste? Mit geilem Fantasieetikett, z. B. "ein schwarzer Ritter"...


      Was hattest Du heute schon im Glas??? :wh2: Liebe Grüße und einen schönen Sonntag noch!
      :lachen:

      Leider nur Kaffee und Tee...

      Kommt eines Tages in den Diageo Special Releases...
      "an extraordinary fantastic cask, destilled by the master destiller of a famous destillery, created many years ago, hand bottled in the dark by our model secretary, ..."

      Wartet es nur mal ab... :P

      Ebenfalls liebe Grüße zu einem schönen Sonntagabend!

      PS. NAS ist doch eh durch, alles gesagt, mehrfach, ... nur noch nicht mit "dem eigenen Beispiel"...
      Früher war mehr Signatur.

      Living_Bottle schrieb:

      :lachen:

      Leider nur Kaffee und Tee...

      Kommt eines Tages in den Diageo Special Releases...
      "an extraordinary fantastic cask, destilled by the master destiller of a famous destillery, created many years ago, hand bottled in the dark by our model secretary, ..."

      Wartet es nur mal ab... :P

      Ebenfalls liebe Grüße zu einem schönen Sonntagabend!

      PS. NAS ist doch eh durch, alles gesagt, mehrfach, ... nur noch nicht mit "dem eigenen Beispiel"...


      Jo, zu NAS ist wirklich genug gesagt!! Aber das Thema wird uns wohl noch seeeehr lange beschäftigen und die Diskussion darüber wird immer wieder aufflammen.