Einige regen sich drüber auf. Andere zeigen sich ungerührt. Egal wie, der Trend vieler Hersteller eher jüngere Abfüllungen ohne exakte Altersangabe auf den Markt zu bringen, ist ungehalten und zeigt immer neue Ausprägungen.
Die Maltheads weltweit haben Stellung bezogen, ich will euch ein paar Meinungen an dieser Stelle aufzeigen, die die unterschiedlichen Grundeinstellungen deutlich machen.
Oliver Klimek
"It is true that older does not automatically mean better. But the choice to go NAS opens up the possibility to use cheaper young whisky without having to reflect this in the retail price."
How Age Statements Are Dividing The Whisky Industry
folge dem Link um den Artrikel in voller Länge zu lesen.
Macallan Brand Ambassador Joy Elliot
“Age statements have made us very lazy and one-dimensional. People have different palates and can each discern different flavours. What appeals to one person may not appeal to another. Right now whisky consumers believe an 18-year old is better than a 15-year old, and a 15 better than a 12, but it’s really all down to personal taste.”
“There’s a big education job to do. We are the most modern market in terms of whisky, but we’ve still got a long way to go. An age statement doesn’t give you any clues as to quality, but this [The Macallan 1824 Series] is one of the ways around it.”
Hier kann man das ganze Statement nachlesen : thespiritsbusiness.com/2012/09…ments-make-industry-lazy/
No Age Statement: Ein Plädoyer
In Gänze hier nachzulesen : whiskyexperts.net/no-age-statement/
"Eine Altersangabe an sich ist natürlich keine Garantie für Qualität, sowie andersherum eine fehlende Angabe auch nicht auf eine fehlende Qualität hinweist. Aber: Whisky ist und bleibt ein Geschäft. Wir befinden uns im Moment in einer Blase. Niemand weiß, ob und wann sie platzt. Und unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ist es legitim, in so einer Zeit verschiedene Überlegungen zur Gewinnmaximierung anzustellen. Dazu gehören sicherlich die NAS-Abfüllungen, welche eine einerseits eine Ergänzung der Standard-Range darstellen und anderseits durch eine gewisse Exklusivität neue und alte Käuferschichten an sich zu binden."
Einen guten Aspekt bringt John Hansell ein. NAS gut und schön aber muss man damit auch noch abgezogen werden ?
whiskyadvocateblog.com/2013/04…s-how-important-are-they/
"So, do age statements matter? Sadly, in a realistic world, I think they do. On the young end of the age spectrum, anyway. An age statement doesn’t guarantee quality, but it can make me feel confident that I’m not getting ripped off paying too much for a bottle of whisky with a lot of young whisky in it."
Man könnte noch unzählige Kommentare und Blogs und Meinungen einbringen und aufzählen. Klar ist, NAS sind nicht mehr wegzudenken.
"Nicht mehr!?"
Blödsinn ! NAS gab es schon immer und vielleicht schon länger als Whisky mit Altersangaben. Erinnern wir uns zurück. Erst 1915 wurde festgelegt, dass ein Whisky mindestens 3 Jahre reifen muss, bevor er in den Handel kommen darf. Davor war Whisky fast immer jung und ungestüm. In einigen Ländern bevorzugen die Massen der Konsumenten auch heute noch junge Whiskys. Siehe Italien. Viele heute hoch gelobte 5jährige oder 8jährige Tropfen aus Italien sind heute gesuchte und teuer bezahlte Tropfen. Noch dazu oft wohlschmeckende Malts.
Eine Zeit lang war aber die Altersangabe ein gut verargumentiertes Marketinginstrument, das sich insbesondere im Preis niederschlug. Höheres Alter = Höherer Preis.
Höherer Preis muss demnach also auch bessere Qualität mit sich bringen ?
Ich denke, das kann und sollte man nicht in jedem Fall gleichsetzen. Es geht schließlich um den Geschmack und den stärkeren Holzeinfluss im Alter mag gewiss nicht jeder Genießer.
Mal ein paar Beispiele für NAS die es schon lange gibt und die kaum in der Kritik stehen :
Aberlour a’bunadh
Bereits 1997 kam er auf den Markt, zwei Jahre später startete mit Batch #6 dann die Serie, die mittlerweile bei Batch #45 angelangt ist. Preis: ca. 60 €
Glendronach Cask Strength
Glendronach gibt an es wären Fässer mit einer Lagerzeit zwischen 8 und 19 Jahren darin. Auch hier: Fassstärke, ohne Kühlfilterung und ohne Zugabe von Farbstoff abgefüllt. Preis: ca. 60 €
Ardbeg Uigedail
Preis: ca. 60 €
Laphroaig Quarter Cask
Seit 2004 auf dem Markt.
Preis: ca. 35 €
Ardmore Traditional Cask
Seit 2007 auf dem Markt und wird mit 46 %Vol. ohne Kühlfilterung abgefüllt. Preis: ca. 30 €
Auchentoshan Three Wood
Seit 1997 erhältlich
Abgefüllt mit 43 %Vol. Preis: ca. 40 €
Fettercairn Fior
42 % - 37,90 €
Talisker 57° North
57 % - 60,- €
dazu kamen z.B. einige neue Talisker Port, Storm, Dark Storm.
Macallan 1824 Collection
Oscuro - Sherry Fass Finish (!) - 46,5 % (!) - 530,- € (!)
Sienna - 43 % - 80,- €
Ruby, 43 % - 160,- €
Amber & Gold - 40% - 50,- €
Man kann die Liste lange fortsetzen und gefühlt werden es jede Woche mehr. Schlechte Whiskys ?
Je nach Geschmack, wird der eine bejahen und der andere sagen "Mir ist der NAS Glenhaumichweg doch lieber als der 18'er Benbrechen". Und recht kann er damit auch haben.
Donald Colville, Brandambassador von DIAGEO hat mir mal in einem Gespräch über NAS gesagt : "Warum sollen wir uns als Hersteller eigentlich bei der Komposition von einem guten Malt durch das Alter beschränken lassen. Wenn die Vereinigung eines 4 Jährigen Sherryfasses mit mehreren alten Fässern ein besseres Ergebnis bringt als jedes einzelne Fass alleine, kann das doch nicht schlecht sein."
Ist also NAS nichts schlechtes, sondern im Gegenteil eine Bereicherung der Whiskywelt wie es auch Blended Malts und Blended Whiskys sind ?
Schauen wir uns ein Beispiel noch mal genauer an. Fettercairn Fior wurde im Jahr 2011 in den Markt gebracht und enthält erst 5 Jahre alte getorfte Malts. Man wollte also Torf in die Whiskykomposition reinbringen, aber ohne auf die aus Marketingsicht problematischen 5 Jahre Alter hinzuweisen ging das nur als NAS. Verwerflich?
Doch genug der Argumente pro NAS. Hier soll auch erwähnt werden, was ich Donald Colville geantwortet habe. "Wenn ein Whisky, ein Malt, eine Komposition wirklich gut ist, warum muss es dann schlecht sein darauf zu schreiben, das darin auch nur 5 Jahre alte Fässer enthalten sind. Wenn ein Whisky gut ist, wird er nicht schlecht nur weil junge Malts mit enthalten sind"
Ihr wollt wissen was er erwiderte ? "That's Marketing"
Und da muss man ein weiteres Argument einbringen, das John Hansell schon angeschnitten hat. Das die Industrie im Moment eher zu wenig alten und genug jungen Malt hat, ist unbestritten. Das z.B. ein Aberlour a’bunadh oder ein Ardbeg Uigedail tolle Malts sind, ist unbestritten. Aber sie bieten auch ein, in Grenzen, faires Preis - Leistungsverhältnis und sind überschaubar in der Preisgestaltung. Aber warum sollte ich für einen Whisky bei dem sich keiner traut das Alter drauf zu schreiben hohe dreistellige Beträge ausgeben ? Tropfen die als NAS nun 10 und 18 jährige Tropfen ablösen teurer und schlechter als die abgelösten Malts mit Altersangabe sind und dabei auch noch teurer werden ? Da fühlt man sich schnell auch mal abgezogen.
Aber manchmal macht der Preis auch die Qualität und nicht der Inhalt.
Wie seht Ihr NAS ?
Bereicherung - Abzocke ?
Werden wir in ein paar Jahren die Diskussion nicht mehr führen müssen weil es fast nur noch NAS geben wird ?
Kann ein Label zu viel Informationen haben ?
___Mortlach.de
____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt
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Wir alle seins Brüder,
Wir alle seins gleich!
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