Jungfrauen & Scotch, geht das ?

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      Jungfrauen & Scotch, geht das ?



      Jungfrauen & Scotch, geht das ?

      Zugegebener Maßen ist der Titel ein wenig reißerisch und eher im Stil der Zeitung mit den vier großen Buchstaben gehalten. Aber was macht man nicht alles um Quote zu bekommen. Worum geht es ?
      Jungfrauen ? Wohl kaum, auch wenn „Virgin“ immer mit Jungfrau übersetzt, wird so soll es hier eher um „Virgin Oak“ gehen. Also jungfräuchliche Eiche. Jedem seine Perversion aber gibt es auch entjungferte Eiche. Im Sinne des Whiskys wohl schon. Jungfräuliche Eiche soll ein Fass beschreiben, in dem vorher keine andere Spirituose gelagert hat. Frische Eiche auch genannt.


      Mir kommt da immer erst mal Bourbon ( laut Gesetz … Bourbon must be matured in charred new oak containers) in den Sinn und in der Vergangenheit die Geschichte von Compass Box Spice Tree und Canto :
      Spice Tree (Vatted oder heute Blended Malt) wurde Anfang des Jahrtausends heraus gebracht und hatte eine Nachlagerung erfahren in Fässern die Staves, neue Dauben für die Fässer enthielten. Diese Staves bestanden aus europäischer Eiche und sorgen für kräftige Aromen.



      The Spice Tree sah nur zwei Bottlings, die Scotch Whisky Association (SWA) droht 2005 juristische Maßnahmen an, wenn dieser whisky nicht vom Markt genommen würde. Der Streit ging um die Auffassung der SWA, welche die "traditional practice in the production of spirits in European Union countries" betreffen. Obwohl Compass Box diese Auffassung nicht teilte, wurde der “The Spice Tree” erst einmal eingestellt. Die SWA hatte etwas gegen die Verwendung von staves, Inlays für die Fässer des Spice Tree.
      Compass Box dachte weiter nach und setzte für die neuen Compass Box Canto und die bald folgenden neuen Batches Spice Tree nur noch neue „Heads“ (Deckel) aus frischer Eiche ein. Dagegen konnte die SWA nichts sagen. Beschädigte Deckel gibt es bei der Aufarbeitung von Fässer schon immer, und schon immer wurde dafür auch neue Eiche verwendet.
      Die Verwendung von frischen Dauben wurde also 2005/06 als nicht Regelkonform von der SWA betrachtet.
      Das Ergebnis muss wohl auch die anderen Hersteller und Destillen aber interessiert haben.
      Das Ergebnis :
      - Deanston Virgin Oak
      - Glendronach 14 yo Virgin Oak Finish
      - BenRiach 31 yo 1977 (43,2%, OB 2009, Virgin oak cask #3798, 292 btl.)
      - Glenmorangie Artisan / Astar / Signet
      - Glen Garioch Virgin Oak
      - Auchentoshan Virgin Oak



      Sogar UA setzen es ein. Z.B. David Stirk mit der Reihe Exclusive Casks beim Bowmore 11 Jahre - Finish In A Fresh American Oak Cask oder Braeval Whisky 18 Jahre - Finished In A Fresh European Oak Cask usw.. Daneben aber schon vor Jahren u.a. MMcD.

      Was sagt jetzt dazu die SWA ? (Wer mehr über die SWA erfahren will schaut einfach mal bei ihr rein : scotch-whisky.org.uk ) Eiegntlich steht in der Regularien von 2009
      “Scotch Whisky” means a whisky produced in Scotland that has been matured only in oak casks of a capacity not exceeding 700 litres."

      Die SWA sagt noch eine ganze Menge mehr in ihren Regeln.
      Aber man findet nicht den Satz :
      Scotch whisky must be matured in used casks.

      Der Satz, er geistert durch Blogs und Erklärungen im Netz, aber es steht nicht oder nicht mehr in den SWA Regularien. Darüber hat die SWA wohl auch nachgegrübel und unternimmt heute nichts mehr gegen frische Fässer.

      Kürzlich erst ging die Panik um, das aus den USA nicht genug Bourbon - Fässer nach Schottland kämen. Wofür braucht man sie ? Warum machen es die Schotten nicht wie viele z.B. deutsche Destillen. Setzen mehr auf frische Fässer ?

      Habt ihr Erfahrungen mit Jungfrauen (Sorry) mit frischer Eiche bei Whiskys. Ist es richtig, dass der schottische Brand nicht rauh genug ist um gegen die frische Eiche zu bestehen ? Ist die frische Eiche die Lösung des Barrel-Problems ?
      Habt ihr überhaupt eine Meinung zu frischer Eiche ?
      Warum gibt es einige Finishs in Virgin Oak aber quasi keine alten Fässer mit schottischem Destillat in New Oak ?
      Liegt es am Geiz der Schotten ? Wohl kaum.
      ___Mortlach.de

      ____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt

      Wir alle seins Brüder,
      Wir alle seins gleich!
      Vielleicht sind die frischen Fässer auch einfach ein gutes Mittel um schnell Geschmack an den Whisky zu bringen. Auffällig ist ja, dass die meisten Virgin Oak Abfüllungen kein Alter tragen. Wäre ja in etwa so ähnlich wie mit den "Quarter Casks" oder "Roundlets & Kilderkins", die ja eigentlich auch nur zügig viel Eiche an den Whisky bringen sollen.

      Wenn man aber berücksichtigt, wie viel zu klein die meisten Lagerhäuser im Vergleich zu ihrer Jahresproduktion sind und das die erhöhte Nachfrage der letzten Jahre auch irgendwie gedeckt werden muss, finde ich solche Mittel gut (ein Naturprodukt und gekennzeichnet wird es auch noch).

      Aber ich muss schon sagen, dass ich es lediglich in dieser ergänzenden Weise gut finde. Die Mehrheit soll bitte weiter in gebrauchten Fässern reifen, denn die doch eher heftigen Eichennoten eines frischen Fasses lassen in meinen Augen nicht so viel Varianz zu. Merke ich auch deutlich bei Bourbon Whiskey, bei dem mir zwischen den verschiedenen Brennereien oft nur ein minimaler Unterschied auffällt. Da stellt sich für mich dann eher die Frage, ob ein Bourbon Destillat denn so viel kräftiger ist.
      Nun ja, immerhin hat es eine Whisky fully matured in Virgin Oak (Ealanta) gerade erst beim Jim zum Whisky des Jahres geschafft.

      Ich mag diese Spielart, es gibt auch ein paar leckere BenRiachs zu diesem Thema. Die sehr jungen Virgin Oak (Deanston, Auhentoshan) sind aber nicht so mein Fall.
      "Whisky-Agent" aus Leidenschaft

      Using all the wrong lines and the wrong signs with the wrong intensity
      - m.l.gore

      Mich hat noch keine Jungfrau direkt begeistert ...
      aber man sagt ja auch "Übung macht den Meister ..." :angel:
      bzw. "Reiten lernt man auf alten Pferden ..." :ups:

      (bezieht sich natürlich alles nur auf Whisky! :xmas: )

      Mal schauen, wielang es noch dauert, bis die Holzchips und der Sherry im Stahltank direkt mit dem Newmake verheiratet werden ... ohne die "altmodischen" und "umständlichen" Holzfäßer ... wird dann doch viel billiger! :dollar:
      (nächster Schritt: Holzmehl für die Oberfläschenmaximierung ... :dizzy: )
      Gegen neue Eichefässer habe ich auch generell nichts einzuwenden. Schon den Spicetree fand ich gut und auch der Eaalanta ist - wenn auch für mich nicht der Whisky des Jahres - doch eine spannende Innovation, die eine neue geschmackliche Spielart zu unserem Lieblingsgetränk hinzufügt.
      Die meisten Bourbons werden ja auch deshalb vergleichsweise jung abgefüllt, weil das neue Holz eben sehr viel Tannine und Holzaromen an das Destillat abgibt und dieser Einfluss relativ schnell alles andere übertönen kann. Dass der Eaalanta angeblich 19 Jahre in frischer Eiche überlebt hat, wundert mich in diesem Zusammenhang schon sehr. Scotches, die über dreißig Jahre in einem Virgin-Barrel lagerten, wären ganz sicher in aller Regel aber nur noch eine ungeniessbare Holzbrühe.
      Sinnvoll fände ich Versuche, es wie beim Armagnac zu machen und das Newmake erst zwei bis vier Jahre in frische Fässer zu füllen und danach viele Jahre in Refillcasks weiterreifen zu lassen.
      Von Finishings in frischer Eiche halte ich hingegen deutlich wenig, weil ich da annehmen muss, dass das vorherige Refillcask schon ausgelutscht war und man den daraus resultierenden Langweiler jetzt noch auf den letzten Drücker aufmotzen möchte. Das Problem dabei ist dann auch, dass die Extrakte aus dem frischen Fass dann keine Zeit mehr haben, sich mit dem Whisky zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden und deren Integration mithin ausbleibt.
      Weiterhin verboten bleiben aber hoffentlich üble Tricks wie Holzchips oder Boisé (Holzextrakt), wie sie in der Weinindustrie erlaubt und gängige Praxis sind.
      So many malts, so little liver...
      Mensch Markus,

      du buddelst aber auch immer Themen aus der tiefen Schatulle hervor ...

      Ob nu irgends welchen NAS plötzlich im Virgin Oak gelegen haben oder nicht ? Oder ob im Nebengang ein Virgin Oak die Luft diffundiert hat .... Mir doch egal !

      Ich glaube, mich hätte das ursprüngliche Thema "Jungfrauen & Scotch, geht das ?" mehr interessiert :smoke:
      "Sie haben ihn mir gestohlen, meinen Schatz -- MEIN SCHATZ"
      Also so wahnsinnig häufig probier ich Virgin Oak Abfüllungen eigentlich nicht. Von den von Dir genannten Abfüllungen fand ich den Deanston ganz in Ordnung. Den Astar und den Auchentoshan trinkbar und den Glendronach wollte ich nur so schnell wie möglich wieder aus dem Mund haben, ohne zu schlucken. Bei den UA hatte ich mal etwas von D. Stirk im Glas, aber das scheine ich bewußt aus meinem Gedächtnis gestrichen zu haben, da ich mich an die genaue Abfüllung beim besten Willen nicht erinnern kann. Ich denke, das Virgin Oak kann mal eine ganz nette Variante sein, aber ich sehe es ähnlich wie Leorin. Mit zunehmender Lagerdauer scheint die Sache schwieriger zu werden.

      Moselfranke schrieb:

      Passt doch zum aktuellen NAS-Trend :D
      In diesem Kontext muss man die von Rednose beschriebene Liberalisierung von Virgin Oak in der Tat wohl sehen!
      Oder was glaubt ihr, warum die SWA von wenigen Jahren noch einen riesen Aufstand wegen des Spice Tree gemacht hat, Virgin Oak heute aber erlaubt ist?
      Natürlich ging es bei diesem Schritt auch darum, schneller einen größeren Holzeinfluss und somit den Eindruck von einem reifen und alten Malt erzeugen zu können. Da war vermutlich schon einige Lobbyarbeit der großen Produzenten im Spiel!
      So many malts, so little liver...

      Leorin schrieb:

      Oder was glaubt ihr, warum die SWA von wenigen Jahren noch einen riesen Aufstand wegen des Spice Tree gemacht hat, Virgin Oak heute aber erlaubt ist?

      Der damalige Aufstand der SWA gegen den Spice Tree war nicht wegen der Dauben aus frischem Holz die für das Fass benutzt wurden sondern meines Wissens nach weil Compass Box ebenfals frische Holzteile im inneren des Fasses fixiert hatte.

      Geschmacklich hat mich noch kein Virgin Oak umgehauen, trinkbar waren die meisten Teile aber schon.
      Interessant in dem Zusammenhang mit New Oak ist auch die kürzliche Aussage der SWA, dass man, in Zusammenhang mit dem Whiskyboom v.a. in den BRIC Staaten, über alternative Weg bei der Herstellung nachdenken sollte (sinngemäss, ich habe den genauen Text jetzt nicht wieder gelesen). Da besteht die Möglichkeit, dass die Technik die Compass Box noch vor einigen Jahren verweigert wurde in der Zukunft gestattet wird. Meine Phantasie sagt mir, dass man z.B. einzelne Dauben in Sherry tränken kann und wenn man die dann im inneren eines Fasses fixiert werden diese von alen vier Seiten von New Make umfasst anstatt nur von einer Seite wie bei einem normalen Fass.
      An Holzchips bzw. Späne reintun glaube ich nicht so recht. Das kann doch jeder. Das andere ist eine Technik die nicht jeder (bzw. nur sehr wenige) beherscht. Also besser geeignet um Gled zu verdienen wenn man in den richtigen Betrieben mitmischt.
      Gruss,
      Geniesser
      Mitglied im Team Bergische Jongens - Organisator Whiskycup 2012

      "Wer sich für zu wichtig hält für kleine Aufgaben, ist meistens zu klein für wichtige Aufgaben"
      Jacques Tati

      SimonB schrieb:


      Aber ich muss schon sagen, dass ich es lediglich in dieser ergänzenden Weise gut finde. Die Mehrheit soll bitte weiter in gebrauchten Fässern reifen, denn die doch eher heftigen Eichennoten eines frischen Fasses lassen in meinen Augen nicht so viel Varianz zu. Merke ich auch deutlich bei Bourbon Whiskey, bei dem mir zwischen den verschiedenen Brennereien oft nur ein minimaler Unterschied auffällt. Da stellt sich für mich dann eher die Frage, ob ein Bourbon Destillat denn so viel kräftiger ist.

      Ähnlich sehe ich das auch, frische Fässer können den Brennereicharakter ganz leicht platt machen und man erhält am Ende ggf. sogar nen schottischen "Bourbon". Klar, Getreide, Destillat und Klima sind anders, aber trotzdem dürfte der Whisky nach einigen Jahren in neuen Fässern deutlich in Richtung Bourbon gehen.

      Ich finde es ok wenn kleinere, gebrauchte Fässer verwendet werden um den Whisky schneller reifen zu lassen. Komplett neue Fässer sind in meinen Augen aber der falsche Weg bzw. ein Weg für Experimente, man weicht einfach zu stark vom typischen Scotch ab.
      Außerdem darf man nicht vergessen das Holz alleine keinen Whisky aus macht. Auch die Jahre des "Ruhens" in wenig aktiven Fässern können viel bringen, siehe z.B. den Lagavulin 16yo. Dort gibt es auch fast nur 3rd Fill Fässer und die Eiche ist eher schwach ausgeprägt, trotzdem bekommt das dem Whisky sehr sehr gut.
      Ich hab nur mal den Deanston Virgin Oak probiert und mich hat er gar nicht überzeugt. Er hat viel zu jung geschmeckt und gleichzeitig kams mir so vor, als hätte er kaum länger im Fass liegen dürfen, weil die Eiche sonst zu stark geworden wäre. Ich kann mir da eine längere Lagerzeit einfach nicht vorstellen. Passt ja auch zu Ahabs Erlebnis mit dem Glendronach...

      Krass sind hier die aufgerufenen Preise: Deanston Virgin Oak (46,3%) und Auchentoshan Virgin Oak (46%) sind wohl von den Daten her gut miteinander vergleichbar, kosten aber 25 € und 82 €...
      Und beides sind keine Designer-Destillen ;)

      Hordearius schrieb:

      Krass sind hier die aufgerufenen Preise: Deanston Virgin Oak (46,3%) und Auchentoshan Virgin Oak (46%) sind wohl von den Daten her gut miteinander vergleichbar, kosten aber 25 € und 82 €...
      Der Preis ist hier - wie auch bei NAS-Abfüllungen- für mich ein entscheidender Faktor.
      Der Deanston als eichige Alternative für 25 Euro ist für mich okay, aber warum der Auchentoshan mehr als das Dreifache kostet, sollte man schon kritisch hinterfragen.
      So many malts, so little liver...

      Leorin schrieb:

      aber warum der Auchentoshan mehr als das Dreifache kostet, sollte man schon kritisch hinterfragen.

      Weil eben keine vorhandenen, gebrauchten Fässer verwendet werden konnten - man mußte sie extra dafür klöppeln... :yes: :rauf:
      Meine Top 3 - Whisky´s:
      Macallan 1965/2008, Fino Sherry Butt 2114 (484 Bottles) 54,1 % Scottish Liqueur Centre "Cárn Mór"
      Glenglassaugh 1972/------- Cask 2891, 59,4 % Fass-Sample (Andrea Caminneci)
      Tamdhu 1961/2000, 40,0 % Gordon & MacPhail "Rare old"



      Mitglied bei "Diem No. 2" :prost2: