Umdrehungen oder Geschmack ?
Böser Titel, Böser. Provokant aber doch vielleicht mit einem Körnchen Wahrheit. Vielleicht sollte man auch sagen Umdrehungen mit Geschmack, Geschmack mit Umdrehungen ? Geschmack trotz Umdrehungen.
Wie auch immer ... man sagt doch so schön Alkohl und Fett sind Geschmacksträger. Stimmt das und stimmt das auch bis in die Extreme ?
Braucht man schon mindestens 55 % damit man auch das richtige Geschmacksempfinden hat, wenn man Whisky trinkt ?
Wie auch immer ... man sagt doch so schön Alkohl und Fett sind Geschmacksträger. Stimmt das und stimmt das auch bis in die Extreme ?
Braucht man schon mindestens 55 % damit man auch das richtige Geschmacksempfinden hat, wenn man Whisky trinkt ?
In der großen Umfrage der Cutty User haben wir auch nach euren Vorlieben bei dem Alkoholgehalt gefragt. Von mir unerwartet kam eine sehr differenzierte Meinung dabei heraus, die erst im Nachhinein betrachtet bei mir in der Fragestellung ggf. begründet war. Doch zunächst zu den Ergebnissen :
Meine Erwartungen, das sich kaum einer für 46 % und weniger aussprach trat ein. Mit unter 10 % war es hier wohl eher eine Minderheit. Dennoch sprach sich auch kaum einer direkt für eine hohe Prozentzahl aus. Diplomatisch nahmen fast 50 % die Aussage das die Prozentzahl egal ist, Hauptsache sie paßt zu dem Malt.
Die Erfahrungen aus Tastings ist jedoch eine recht klare und andere. Es gibt sehr viele Maltliebhaber, gerade jungen Alters, die sich ungern auf Wasser oder auf Abfüllungen mit 40, 43 oder 45 % einlassen. Oft hört man da Aussagen, der ist mir zu schwach, zu dünn, zu flach oder bietet nicht genug Geschmack, nicht genug Volumen und Körper im Mund usw.
Wasser und Zugabe von Wasser.
Hier im Forum wurde groß darüber bereits seit 2006 geschrieben :
Wasserzugabe - wie haltet ihr es?
Whisky und Wasser
Sherrywhisky und Wasser
Schön sind dabei immer wieder solche Aussagen :
"Ich schütte doch nicht Wasser in meinen Whisky, in Wasser bumsen Fische"
"Wasser ist zum Duschen da"
usw.
Schönes Gegenbeispiel war Prof Schobert, der in der legendären Whisky Watch Tastingnotes der Whiskys auf ca. 25 % runterverdünnt veröffentlichte. Warum tat er das ? Weil das Wasser verscheidene Stoffe frei setzt und den Geschmacksstörenden und die Wahrnehmung dämpfenden starken Alkohol dadurch reduzierte.
Klar, Alkohol ist ein Geschmacksträger. Unbestritten. Warum ist er aber nur ein Geschmacksträger ? Weil er in reiner Form kaum einen Eigengeschmack hat. Geschmacksträger sind auch Fett und Wasser. Trotzdem würde kaum einer sagen, gib mal ein wenig Butter in deinen Whisky damit der Geschmack ordentlich raus kommt.
Keiner würde auch reinen Alkohol in einen 40'prozenter geben um den Geschmack zu verbessern. Glaubt wohl auch keiner ernsthaft, das der Geschmack dadurch gesteigert wird, oder ??
Schauen wir uns mal die Extreme an und fangen an der unteren Skala an.
Bier hat eine (relativ) geringe Alkoholmenge. Alkoholfreies Bier schmeckt heute vielleicht immer noch nicht wie alkoholhaltiges, vielleicht auch weil man bei Bier auch die Eigenschaften des Lösemittels Alkohol an den Rezeptoren vermißt. Aber nicht desto trotz, schmeckt alkoholfreies Bier. Ja es soll sogar Leute geben die alkoholfreies mehr mögen als alkoholhaltiges.
Sehr ähnlich auch mit Wein auch wenn der Weg zum alkoholfreien Wein wohl noch länger ist als beim Bier.
An dem anderen Ende sieht man den "reinen" Alkohol. Die reine Substanz ist eine bei Raumtemperatur farblose, leicht entzündliche Flüssigkeit mit einem brennenden Geschmack und einem charakteristischen, würzigen (süßlichen) Geruch. [wikipedia]
Gerade bei Wodka brennt man relativ hoch um möglich reinen Alkohol zu produzieren, der so gut wie keine Aromastoffe mehr enthält. Kann es also Ziel sein möglichst hohen Alkoholgehalt beim Whisky zu haben ?
Das mit dem Alkohol als Geschmacksträger mag schon stimmen. Brauchen wir nur noch etwas was der Alkohol auch tragen kann. Nackter Alkohol ist kein Whisky.
Warum aber hängen wir also so am hohen Alkoholgehalt ?
Und ja, wir hängen dran. Welchen Aufschrei gab es als z.B. Maker’s Mark um 3 % reduzieren wollte. Was hängt man heute noch den Talisker 25 nach weil er mehr Prozente hatte und damit ein "echter" Cask Stregth. (Das echter hier in "" weil meines Wissens nach nirgendwo definitiv vom Hersteller behauptet wurde, das dies die unverdünnte Prozentzahl ist, die so aus den Fässern entnommen wurde.)
Die Frage, was bedeutet "Cask Strength" wurde im Forum oft gestellt. Die SWA beantwortet sie bis dato nicht. Viele Hersteller halten sich auch hier zurück. Ist ein GlenDronach CS so wie er aus den Fässern kam ? Oder ein Aberlour A`Bunadh. Oder ein Laphi CS ? Oder oder oder ?
Wurden sie verdünnt, und wenn auch nur deutlich weniger als bei den 43 % Varianten ? Eine definitive Antwort gibt es kaum und würde an dieser Stelle auch in eine falsche Diskussion ableiten.
Der Trend geht aber eindeutig im Whisky zu mehr Prozenten. Selbst Destillen wir Ardbeg und andere bringen ihre Sonderabfüllungen inzwischen mit deutlich über 40/43 % raus.
Warum ?
Manch alter Dachs wird sagen, sonst sind sie gar nicht genießbar. Das zu entscheiden überlasse ich jedem selber. Der Trend ist aber da. Geht es Hand in Hand, das man den Mangel an Geschmacksstoffen durch an Mehr vom Geschmacksträger kaschieren muss. Ist es gewollt, das eine Betäubung der Rezeptoren für den Geschmack in Nase, Gaumen, Zunge ausgleicht mit dem fehlen der guten alten Fässer ?
Oder sind diese alten Knaben die so reden, einfach zu schwach um mal einen "richtigen" Whisky zu trinken.
Ist es vielleicht so, das ein ordentlicher Whisky auch in der Nase sofort an der Schädeldecke anschlagen muss um ordentlich zu sein. Sollte ein guter Whisky im Mund schon seine Kraft präsentieren, sonst kann ich ja auch Tee trinken? Lebt ein Abgang vom Alkoholgehalt ? Die Meinungen sind hier sicher unterschiedlich und warum sollen alte Dachse immer recht haben.
Wie wird der Trend weiter gehen ? Immer mehr Hersteller füllen seit Jahren mit über 63,5 % in die Fässer. Bei 63,5 % war man nach 10 Jahren, bei aktiven Engeln, schnell unter 60 %. Füllt man heute mit 68 % in die Fässer ist man also 2020 (NAS braucht ja nicht so lange ) vielleicht noch bei 63,8, 64,2 oder 65,4 % oder noch mehr. Werden wir GlenDronachs und Laphi CS mit über 65 % erleben?
Und wenn ja, ist das auch heute schon gewünscht ?
Bleibt den Herstellen dann vielleicht auch nichts anderes mehr übrig ? Wenn die Fässer tatsächlich immer inaktiver werden und gleichzeitig die Lagerzeit sinkt. Ist das nicht der einzige Weg ?
Oder verdünnen die Hersteller und CS bedeutet am Ende nur, das es mehr als 50 % sind. Wäre das so falsch ?
Oder kehrt sich der Trend um ? Es soll ja Weltweit immer mehr Moslems geben und wenn der heilige Krieg erst gewonnen ist ... [url='http://www.eyeforspirits.com/2011/11/05/0-vol-arkay-startet-ersten-alkoholfreien-whisky/']Alkoholfreier Whisky
Zum Abschluss, wenn jemand noch Zitate rund um die Verniedlichung von Alkohol sucht und endlich mal nicht ernsthaft erklärt bekommen möchte, was eh keinen interessiert, sollte hier nachlesen ... stupidedia.org/stupi/Alkohol
___Mortlach.de
____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt
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Wir alle seins Brüder,
Wir alle seins gleich!
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