Whisky Archiv Rätsel

      Na gut, Gregor. Da versuche ich mich mal mit ´nem Schuß ins Blaue: Glencarrick???
      Meine Top 3 - Whisky´s:
      Macallan 1965/2008, Fino Sherry Butt 2114 (484 Bottles) 54,1 % Scottish Liqueur Centre "Cárn Mór"
      Glenglassaugh 1972/------- Cask 2891, 59,4 % Fass-Sample (Andrea Caminneci)
      Tamdhu 1961/2000, 40,0 % Gordon & MacPhail "Rare old"



      Mitglied bei "Diem No. 2" :prost2:
      Jens Tell!

      Habe ich schon soviel verraten, daß gleich Dein erster Schuß sitzt?
      Oder warst Du dort auch schon unterwegs und hast Dich, wie ich mich, verzaubern lassen von dem verwunschenen Ort?
      Anyway - gratuliere, die Glencarrick ist die Gesuchte!

      Dann hier der Plan der Anlage, so wie sie einst stand und ich aufgrund von Strukturen und Vermutungen versuche den Gebäuderesten ehemalige Funktionen zuzuordnen.
      Leider gibt es wirklich nur sehr wenige Informationen über die Geisterbrennerei, noch weniger Fotos oder Bilder. Noch nicht einmal Alfred Bernard hat ihr einen Besuch abgestattet.
      Andererseits ist sie eben, weil sie so abgelegen und versteckt ist, immer noch in einem bemerkenswert umfassenden Maß erhalten.
      Übrigens das einzig komplett erhaltenen Gebäude der Anlage ist gleichzeitig das überflüssigste: Gazebo. Weil es aber trotzdem interessant anzuschauen ist, auch noch ein Bildchen.
      Noch zu finden sind Mauerreste der (meiner Meinung nach) Maltings, des Mashhouse und des Tunrooms.
      Das Stillhouse scheint komplett verschwunden zu sein?

      Folgende Infos habe ich recherchieren können:
      - 1831 Shown on RHP12802/1 (das könnte aber auch heißen, daß die Brennerei schon früher errichtet wurde)
      - 1833 John O. Miller (or Millar)
      - 1834 Januar : "...A distillery on a judcious and moderate scale has lately been erected at Glencarrick in this parish above Duncow, and near Whitehall, on the banks of the romantic rivulet, already noticed as remarkable for its rocky recesses and tiny Niagaras, and is in full and prosperous operation..."
      - 1835 "... About five years ago, a distillery was erected on a pretty extensive scale, and actively carried on for two years, when the proprietor died and the concern was given up, without any prospect of being renewed.
      It consumed for the time a large quantity of grain, and in so far as it afforded a ready and convenient market, would have proved a benefit to the farmer, had it been continued.
      But being far removed from fuel, and labouring under other disadvantages, it is doubtful whether it might ultimately have proved a profitable concern. ..."
      (Diese Quelle scheint mir widersprüchlich mit „…carried on for two years…“ zu den weiteren Infos…)
      - 1838 John Miller Glencarrick
      - 1841 John O Miller Distiller Glencarrick (NRS Reference: CH2/431/2 pp. 98-102)
      - 1848 ruins

      Falls jemand noch Ergänzungen oder Richtigstellungen beitragen könnte, bitte nur zu und herzlich gerne!
      Bilder
      • Lowsuch.jpg

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      • Gazebo.jpg

        305,06 kB, 800×534, 9 mal angesehen
      • Malting.jpg

        300,09 kB, 1.000×521, 10 mal angesehen
      Du hast - glaube ich - nicht zuviel verraten, Gregor.
      Und nein - leider war ich bisher dort (noch!) nicht. - Aber nach Deinen Bildern zu urteilen, wird es högschde Zeit für einen Besuch vor Ort. 8o
      Das Eingrenzen und Ausschließen anderer Destillen fiel mir hier ziemlich leicht. - Weil: wie viele der verlorenen Orte befinden sich denn heute inmitten von Wald? Ich hatte viel eher die Befürchtung, daß Dein Hinweis "wir suchen in den Lowlands" auf eine Zeit sich beziehen würde, in der die Lowlands eine deutlich größere Ausdehnung hatten...
      Und ja: Glencarrick war dann bei dieser Auswahl und dem Aussortieren die mir naheliegendste Variante...

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      Mitglied bei "Diem No. 2" :prost2:
      Super kombiniert Jens!
      Das heißt aber auch für Dich, spätestens jetzt müßtest Du wieder ein Rätsel platzieren ;)

      Es sei denn jemand möchte zu Glencarrick noch etwas anmerken?

      Hat veilleicht jemand etwas zu John O. Millers Todesjahr herausfinden können?
      Offensichtlich ist ja mit ihm auch seine Destille gestorben.
      Somit könnten wir das Ende von Glencarrick fixieren...
      Wenn ich Jens' Geschichtsbücher richtig entziffere (echt gut kombiniert, J.F.Tell !) , steht dort:
      The place was not known by the name of Glencarrick until the erection of the distillery.
      Was zwar im Widerspruch zum Satz davor steht, aber immerhin einen Anhaltspunkt für die Anfänge der Brennerei geben kann.

      In der "The Topographical, Statistical, and Historical Gazetteer of Scotland" von 1843 steht noch:
      At Glencarrick, in the north, is a small distillery.
      LINK - aber wie alt die Information des Schreibers ist... keine Ahnung.

      Ansonsten gibt F.H. Groome in der "Ordnance Gazetteer of Scotland" 1882 noch den Hinweis, dass am Duncow Burn mal eine Brennerei stand.
      Und in dieser Quelle wird 1868 schon kein Verweis mehr auf eine Brennerei mit dem Namen Glencarrick gemacht, sondern nur noch auf einen "Jas. M'Lean".

      Folgende Info hattest du ja mehr oder weniger selber schon im Original gefunden (LINK):
      MDG6228
      GLENCARRICK DISTILLERY
      18th Century to 19th Century
      Considerable portions of masonry survive, up to 7m+ high in places, with a good segmental arch in the NW. Coursed rubble with sandstone quoining. The site is described as ruinous on the 1st edition OS map, and the extant arch suggests an easrly 19th century date for that part of the construction.Information from DGC [AJN] 28 April 2003
      The New Statistical Account for Kirmahoe parish, written in 1834, describes the distillery as "lately erected" on a "judicious and modest scale" and that at that time it was "in full and prosperous operation"Information from DGC [AJN] 5 February2013


      Allerdings bin ich mir bei deiner 1835er Quelle nicht sicher, ob der Abschnitt mit dem "About five years ago, a distillery was erected on a pretty extensive scale" sich wirklich auf Glencarrick bezieht. Oder waren Kirkmahoe und Dunscore so weit identisch, dass man hier von der gleichen Brennerei ausgehen kann?

      Tja, soweit meine abendlichen Gedanken zu Glencarrick...
      Whisky-Journal - von, über und wegen Whisky

      Suche:
      - SMWS 38.xxx (Caperdonich)
      - Caperdonich 24yo Whiskykanzler Uncollectable Collection
      - Caperdonich 36yo Douglas Laing Cask DL4945 und Cask DL4947
      Stefan,
      Danke für Deine Beiträge!
      Nach meinen Infos ist die Dunscore identisch mit der Glenisland/Glenessland, die 1826 bis 1827 so hieß, danach hieß sie für ihre restliche Existnz bis 1829 Dunscore.
      Kirkmahoe halte ich für die Glencarrick, da ich sonst in dieser Gegend noch keine andere offizielle Brennnerei gefunden habe.
      Lasse mich aber gerne auf neue Spuren führen :)

      Anbei noch meine komplette Skizze der Glencarrick
      Bilder
      • GlencarrickWS.jpg

        105,92 kB, 845×759, 14 mal angesehen
      Bin ja ganz fasziniert davon, was ihr so alles schon entdeckt habt. Ich hab endlich mal angefangen, die Destillier-Damen von damals zu recherchieren, und stoße dabei auch immer wieder auf interessante Informationen. Gibt es eigentlich auch einen Chat-Room, wo man über diese alten Brennereien diskutieren kann? Die Steuer-Grenze zwischen Intermediate und Highland District verlieft wohl genau an Crieff vorbei. Das muss massive Auswirkungen gehabt haben. Weiß jemand da genaueres? Mich interessiert im Moment diese Zwei-Meilen-Zone, innerhalb derer keine Brennerei stehen durfte. Lief diese Grenze genau an der Clathick Distillery vorbei? Ich habe leider keine hochauflösende Kopie von der Karte, wo diese Grenze eingezeichnet ist. Kann mir da jemand vielleicht weiter helfen?
      Liebe Margaretemarie,
      leider kann ich Dir da nur unzulänglich dienen: die Karte von James Kirkwood (1804) zeigt die sich verändernden Verläufe dieser "Highland Line" - allerdings recht "grobkörnig"... Nach dieser Karte liegt (und lag immer) die Clathick (Clathie, Clashik) innerhalb der Highlands...



      Was Deine Zwei-Meilen-Zone betrifft, wird uns da also nur Google Maps weiterhelfen. Und eine kurz eingegebene Route zwischen Clathick und Crieff sagt uns, daß die Destille wohl auch außerhalb der Zwei-Meilen-Zone (also innerhalb der Highlands) gelegen hat, VORAUSGESETZT (!!!), daß die Highland Line direkt durch Crieff verlief... Doch auch wenn sie dies nicht tat, dürfte noch genügend "Spielraum" gewesen sein, denn die Distanz zwischen Clathick und Crieff beträgt ca. 4 Meilen (Straße)...



      Die Distanz zwischen Clathick und der gelben Markierung dürfte (wenn ich den Verlauf richtig interpretiere) auch noch mindestens 3 Meilen gewesen sein...
      Also auch hier: "Spielraum" übrig... Google Maps
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      Mitglied bei "Diem No. 2" :prost2:

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „altstadtkneipe“ ()

      Das hat sehr geholfen, danke! Ich denke, dass die Grenze tatsächlich durch den Straßenverlauf definiert wurde.

      “…From Tarbet, in a supposed straight line eastward on the north-side of the mountains called Benlomond, to the village of Callendar of Monteith, in the county of Perth, from thence north eastward to Crieff, from thence northward along the road by Ambleree and Inver to Dunkeld, from thence along the south and south-side of the Grampian Hills to Fetercairn, in the county of Kinkardine…."


      Aber in Crieff gab es auch eine Brennerei - und die durfte dann wohl nicht mehr brennen. Oder verstehe ich das falsch?

      “No still was allowed to be worked nearer than two English miles within the said line or boundary, nor within any part or place within the counties of Elgin or Banff, not being distant from the nearest part of the shore more than three English miles. “ Upon Stills within those parts of the Highlands above described, the license duty was now made L6. 10s.In the intermediate district now established, stills were made liable to a licence duty of L9."

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Margaretemarie“ ()

      Noch ein letzter (vermutlich eher Verwirrung stiftender denn erhellender) Nachtrag zur Glencarrick Distillery:



      Nur, weil Gregor fragte...
      Ich weiß auch nicht, wie aus John James wurde... Oder ob die beiden überhaupt ein- und derselbe sind... Könnten ja auch Brüder sein. Oder Vater und Sohn. Oder so...

      Nun aber zum neuen Rätsel. Nutzt ja nix. Muß ja...
      Also: wir verlassen wieder Gregor´s Wald. Und wenden uns der Stadt zu. Welcher? - Hach, wenn ich das sagen würde, wär´s ja kein Rätsel mehr. Nur soviel: die Stadt allein verrät noch nicht die Destille...
      Deren Name ist in den offiziellen Verlautbarungen erstaunlicherweise fast durchgängig in einer Schreibweise zu finden, von der ich glaube, daß sie falsch ist. Wobei: man schreibt ja oft jenes, was man glaubt zu wissen... Also ist diese Schreibweise womöglich auf die Gerüchte zurückzuführen, die sich um die Destille rankten? Ich weiß es nicht. - Denke aber, daß die andere Schreibweise, die ich (auch) fand, dafür verantwortlich ist, daß es jene Destille überhaupt - und dann auch noch so lange (mehr als ein halbes Jahrhundert) - gab. D.h.: daß sie nicht ganz erfolglos gewesen war - auch wenn sie neben ihren Stadt-Schwestern eher klein ausfiel...
      Jene Schwestern werden wohl auch für das Ende unserer Destille verantwortlich gewesen sein. Diese produzierten ganz einfach so viel mehr. Und hatten wohl auch bessere Beziehungen, mehr Personal...
      Das Ende also unserem Betreiber in die Schuhe zu schieben, fänd´ ich schofelig. Er hatte es eh schon nicht einfach: so allein.... Und all die Jahre... Und selbst D. Rayner und James Tyhurst werden wohl nicht seine Freunde geworden sein... Also: von welcher Brennerei fasele ich?
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      Mitglied bei "Diem No. 2" :prost2:
      Na, dann will ich jetzt auch mal mitraten... und ich fange mal mit den beiden Herren an, die keine Freunde werden wollten. Solltest du recht haben, wäre das schlecht, denn ein Brennereibesitzer sollte es sich mit den Beamten der Steuerbehörde nicht verderben... dabei war aber ihr Einsatzort gar nicht so einsam, wie der Name vermuten lässt, wie alte Fotos zeigen. Den Namen hat die Brennerei - wie allgemeinhin üblich - nach ihrem Standort bekommen. Und da wir in einer Stadt sind, war es nicht der Name einer Gemarkung oder Farm, sondern der Name einer Straße. Zumindest behauptet das die Quelle, die ich gefunden habe: "Leading towards the common land to the north of the town, and towards the good faming land at Blackstone, the street was originally called Lonewells." Der Name ist also deutlich älter als die Brennerei. Die hat ihr Wasser auch ganz woanders her bekommen, wie folgende Quelle zeigt:

      The Wee Steeple's Ghaist, and Other Poems and Songs - John Mitchell - Google Books distillery farlane&f=false

      Aber vielleicht fließen alle meine Quellen ja in die falsche Richtung, denn ich kann mir auf deine Bedenken zur korrekten Schreibweise keinen Reim machen..

      Margaretemarie schrieb:


      Aber vielleicht fließen alle meine Quellen ja in die falsche Richtung, denn ich kann mir auf deine Bedenken zur korrekten Schreibweise keinen Reim machen..


      Nun, liebe Margaretemarie, dann antworte ich mal mit ´nem uralten Songtext einer Band, die ich erst letztes Wochenende wieder einmal live erleben konnte:

      "Lass es laufen den Berg hinunter.
      Lass es laufen durch's Tal.
      Gott hat dem Fluss diesen Weg gegeben,
      Sicher tut er's nicht noch mal.
      Bitte lass ihn ungestört.
      Das Wasser weiß selbst, wo es hingehört.
      Bitte lass ihn ungestört.
      Das Wasser weiß selbst, wo es hingehört." (Keimzeit, 1990)

      Deine Quellen fließen natürlich in die richtige Richtung. Und Deine Antwort Lonewells (Loanwells) ist korrekt. - Auch wenn wir augenscheinlich bei der Auswertung der Quellen zu verschiedenen Auslegungen kommen:
      "Lone Wells" deute ich eben nicht als einsamen Ort (oder einsame Quelle(n)) - sondern eher als alleinige (oder einzige) Quellen in diesem Areal. Und diese wird die Brennerei wohl auch benutzt haben, bevor (!) 1828 die Wasserleitung vom Glasgow Paisley & Ardrossan Canal hierher verlegt wurde...
      Das von Dir verlinkte Bild zeigt die Well Street gegen Ende des 19. Jahrhunderts (denke ich) - da war die Stadt natürlich bereits deutlich weiter vorgerückt und hatte das Areal vereinnahmt...

      Noch 1828 (hier die John Wood Map) zeigt sich die Gegend eher locker besiedelt, fast ländlich... Und das war dann auch das Zeitfenster, in dem die Wasserleitung hier her verlegt wurde.


      "Loan Wells" hingegen (die immerfort und heute gebräuchliche Schreibweise) deutet in eine gänzlich andere Richtung, die ich eher irritierend bzw. verstörend finde.
      Die beiden von mir genannten Herren waren natürlich die Beamten der Steuerbehörde, die um die Jahre 1831-1832 in der Brennerei ihren Dienst taten.
      Und damit bist nun Du an der Reihe, hier uns ein neues Rätsel aufzugeben. :rauf:
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      Mitglied bei "Diem No. 2" :prost2:
      Dann werde ich mir mal was ausdenken :-)
      Aber ich würde gerne noch was zu Lonewell anmerken. Bezüglich der Rechtschreibung gebe ich dir vollkommen recht. Ich habe eigentlich nur eine einzige Originalquelle gefunden, die Loanwell schreibt, und die stammt aus London. Da sieht man mal wieder, wie dünn eigentlich die Materialdecke ist, mit der die meisten Journalisten arbeiten ;-)
      Interessant fand ich den Hinweis über die "workmen employed by Mr McFarlane... laying water pipes from the Canal to his distillery in the Lonewells..." Von der Lonewells Street bis zum Canal war es ja schon noch ein gutes Stück. Offensichtlich hat das Wasser der Lonewells zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ausgereicht, und Mr McFarlane hat dringend eine neue Lösung gebraucht. Leider hat ihm die Leitung nicht auf Dauer geholfen. Denn als die Eisenbahn kam, wurde der Kanal nicht mehr gebraucht. Da sich am Kanal natürlich auch viele Industriebetriebe angesiedelt hatten, wurde der Kanal offensichtlich zugeschüttet und die Eisenbahn wurde dann genau dort gebaut, wie ein Vergleich alter Karten zeigt. Damit hat man der Lonewell Distillery sprichwörtlich das Wasser abgegraben - Damit kann man also ziemlich genau den Zeitpunkt bestimmen, ab wann die Produktion spätestens eingestellt wurde - vorausgesetzt, sie ging nicht vorher pleite. Bleibt noch der Zeitpunkt des Beginns. In den Government Reports von 1799 gibt in der Paisley Collection gleich zwei Lizenz-Inhaber, die McFarlane heißen: Daniel und James. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es sich dabei um die Lonewells Distillery handelt...
      Es gab aber noch eine Brennerei, nur ein paar hundert Meter weiter, die ihr Wasser von jenem Kanal bezog, da such ich euch jetzt noch das Foto raus...
      Ok, dann will ich mich auch mal mit einem Rätsel versuchen. Und ich habe diesmal eine Frau für euch ausgesucht ;-)

      Die Dame, um die es geht, war eine respektable Farm-Brennerin, die ihr Handwerk gewiss ebenso gut verstand wie ihre männlichen Kollegen. Ihre Farm hatte einen seltsamen Namen, der so manch einem Zeitgenossen wohl einen Schauer über den Rücken jagte. Doch ihr Whisky hatte einen ausgezeichneten Ruf, und galt als einer der besten in der ganzen Region. Die gesuchte Dame hatte auch erstaunliche Ansichten. Als bei einem Treffen von Brennerei-Besitzern ein neues Besteuerungs-System diskutiert wurde, plädierte Mrs. XX dafür, dass die Brennblasen nicht größer als 20 Gallons sein sollten, inklusive dem "Head". Nur so könne man verhindern, dass die gesamte Industrie in die Hände einiger weniger gerate... Wie wir wissen, ist die Regierung ihrem Rat nicht gefolgt. Die Großen wurden immer größer, die kleinen hatten keine Chance in jenem Teil des Landes, in dem Mrs XX residierte.

      Sie stammte übrigens aus einer weit verzweigten Destillateurs-Familie, und ein Namensvetter von ihr wurde zwei Jahrzehnte später sehr reich mit seiner Brennerei. So reich, dass er ein altes Landgut am Clyde erwarb. Dieser entfernte Verwandte gleichen Namens hatte ganz andere Ansichten als unsere gesuchte Dame, und weil er nicht gerne teilte, ließ er kurzerhand den alten Fußweg am Flussufer, der über sein Grundstück verlief, mit dicken Bollwerken versperren. Die Bürger von Glasgow ließen sich das nicht gefallen, und es entwickelte sich ein jahrelanger Rechtsstreit um das Nutzungsrecht. Die Prozesskosten waren so horrend, dass dieser Namensvetter am Ende sein ganzes Geld los war und in Armut starb... Da hätte Mrs XX wahrscheinlich nur augenrollend den Kopf geschüttelt...

      Und jetzt die Frage: Wie hieß die Farmbrennerei von Mrs XX, die nach der Steuerreform gegen die Großen der Branche keine Chance mehr hatte und deren Name so ganz und gar nicht Marketing-konform war?
      Knifflig!
      Liebe Margaretemarie, bisher lieferten mir Deine Anhaltspunkte kaum eine Eingrenzung -
      ich erlaube mir mal zusammen zu fassen:
      Wir suchen:
      - kleine lost Farm Brennerei
      - Brennblase kleiner als 20 Gallons > 80 Liter
      - geleitet von einer Brennerin
      - seltsam- bis gruseliger Name der Brennerei
      - einer der besten Whiskies der Region
      - neue Besteuerungs System unter Kollegen diskutiert => Existenz um 1823?
      - weit verzweigte Destillateurs Familie
      - Untergang wegen kleiner Brennblase => unrentabel?
      - gleichnamiger Verwandter mit Brennerei auf Landgut am Clyde in Glasgow, der wegen Rechtsstreit bankrot ging - in Frage könnten folgende kommen:
      - - Bishop Bridge mit Matthew Cleland
      - - Brownfield mit Gilbert Fleck
      - - Calton mit Archibald Campbell
      - - Finnieston mit Ebenezer Connal
      - - Gorbals aka Kirk Street mit William Menzies
      - - Rutherglen Bridge mit Gearge Brown
      - - Tradeston mit John Robertson
      - - Wellfield aka Aderson mit James Drysdale
      - - Woodfoot aka Hutchesontown mit J.W. Hedderwick
      - Name des Inhabers gleich der gesuchten Dame aus großer Destiller- Familie

      hmm -
      liege ich soweit richtig?
      suchen wir eigentlich in Schottland und suchen wir eine lizensierte oder eine illicit distillery?
      Die gesuchte hast Du noch nicht genannt, Gregor. Und auch nicht die des Verwandten.
      Und: Du mußt zeitlich noch ein klein wenig weiter zurück...
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      Mitglied bei "Diem No. 2" :prost2:
      Ich finde ja die Sache mit dem Namen der Destillerie spannend, "die so manchem Zeitgenossen (der Dame oder heutigen? :greenhole: ) einen Schauer über den Rücken jagt"...
      Diese Bezeichnung (für Orte) findest Du in Schottland zu Hunderten... ;)
      Meine Top 3 - Whisky´s:
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      Da es nur eine Handvoll Frauen gab, die in Frage kommen, wollte ich es euch auch nicht zu einfach machen :D Ja, wir sind in Schottland. Der Zeitrahmen umfasst jene Epoche, als die Steuergesetze fast jährlich geändert wurden.

      Aber du bist auf der richtigen Spur, Gregor. Die Steuergesetzgebung, um die es ging, hat kleine Brennereien mit qualitativ hochwertigem Whisky benachteiligt, weshalb die gute Elizabeth wohl irgendwann den Betrieb eingestellt hat. Es gibt leider nur sehr wenige Quellen, wo man was über sie finden kann.

      Aber vielleicht hilft es ja weiter, wenn ich euch den Namen des Landgutes verrate, das ihrem Namensvetter gehörte, und um das vor Gericht gestritten wurde: WESTTHORN HOUSE.

      Die Familie des Namensvetters wurde in der Folgezeit so reich, dass sich der gute Thomas dieses Manor House gegönnt hat. Deren Brennerei wird euch nur allzu gut bekannt sein - aber nicht, weil der Whisky so ne tolle Qualität hatte 8)