Alte Hasen neu im Cutty: Whisky Warehouse No. 8

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      Alte Hasen neu im Cutty: Whisky Warehouse No. 8



      Alte Hasen neu im Cutty: Whisky Warehouse No. 8
      Und zum Einstand gibt's eine Einladung zum Online-Tasting


      Dem einen oder anderen aufmerksamen Beobachter mag es aufgefallen sein: Seit kurzem tummelt sich ein neuer Unabhängiger Abfüller in dem entsprechenden Bereich des Cutty – wobei „neu“ nur im Zusammenhang mit dem Cutty passt. Tatsächlich haben wir es beim Whisky Warehouse No. 8 nämlich mit einem schon länger etablierten Laden und in personam Thomas Klink einem alten Hasen der Branche zu tun.
      Seit beinahe 25 Jahren macht der Hamburger, der – wie wir im Verlaufe eines sehr angenehmen Nachmittags feststellten – in eben jener Straße aufwuchs, in der ich seit Jahren wohne, in Whisky. Zunächst als Importeur und Händler, seit inzwischen sieben Jahren als Unabhängiger Abfüller. Was lag also näher, als sich an einem Samstagmittag aufs Rad zu schwingen, um die 16 Kilometer in einen verschlafenen Hamburger Vorort zu fahren, in dem die Headquarters von WW8 residieren? Dieser Begriff sollte freilich nicht zu eng ausgelegt werden, denn abgesehen von der unübersehbaren schottischen Flagge am Garagentor sieht das Haus hier nicht viel anders aus als die anderen in der Straße. Tatsächlich ist besagte Garage Schaltzentrale und Lager zugleich. Rund 600 Pullen drängen sich in den Regalen, was man auf den ersten Blick für kaum möglich halten würde. Angesichts von stets rund 20 aktuellen Abfüllungen erscheint die Zahl allerdings nicht besonders hoch, was auch daran liegen mag, dass im eigenen Zolllager noch erheblich mehr Flaschen gebunkert werden.


      Doch genug der Vorrede, lassen wir Thomas selber zur Sprache kommen.

      Kannst Du dich kurz etwas näher vorstellen ? (u.U. Namen, Alter, Familienstand, Wohnort, Hobbys, Beruf)

      Ich heiße Thomas Klink, bin 56 Jahre alt, verheiratet, wohne in Stelle bei Hamburg und bin unabhängiger Abfüller.

      Wie ist alles mit deiner Firma losgegangen?

      Angefangen hat es 1989. Zum Whisky gekommen bin ich ursprünglich, als ich in der Oberstufe durch einen Schüleraustausch ein Jahr in Durham in der Nähe von Newcastle war. Da habe ich zum ersten Mal von Schotten und Engländern gehört. Das waren für uns mehr oder weniger nur die Inselaffen, wie wir für die nur die Krauts waren. Aber die hatten eben ein tolles Getränk. Das war das erste Mal, dass ich mich überhaupt für Whisky interessiert habe. Ernst wurde das dann 1989, als es durch die unterschiedlichsten Umstände dazu kam, dass meine damalige Freundin und ich die Entscheidung trafen, ein gemeinsames Whisky-Gewerbe aufzumachen. Vorbild dafür war im Grunde SCOMA,geführt von Doris Setter. Dr. Setter ist soweit ich weiß Chemiker, düste damals noch durch die Weltgeschichte und gründete aufgrund seiner Kontakte nach Großbritannien dieses Gewerbe.
      Wir fingen dann unter dem Namen „Thomas‘ Choice of Whisky“ mit einem Versand an, der sich auch gut entwickelte. Mit der Zeit wurde dieses Geschäft immer schwieriger, weil sukzessive große Handelsketten entdeckten, dass sich mit Single Malt Whisky Geld verdienen lässt. Zunehmend machte es dann einfach keinen Spaß mehr, einen zehn Jahre alten Ardbeg – wer noch Abfüllungen von damals, den Zeiten vor der Schließung, sein Eigen nennt, kann sich glücklich schätzen. Ich bin ein glücklicher Mensch, ich habe noch welche – im Supermarkt zu Preisen zu sehen, die ich nicht mal im EK bekam. Das Ende vom Lied war, dass die Großen immer größer wurden und immer weniger Kleine übrig blieben.
      Wir hatten in den 90ern aber auch damit begonnen, die Produkte von Cadenhead’s nach Deutschland zu importieren, bevor es die Shops in Berlin und Köln gab, Cadenhead’s also seine Verkaufsstruktur für Deutschland neu aufstellte. Aus dieser Zeit verfügten wir über sehr gute Kontakte nach Schottland. Und wenn man mit Schotten Geschäfte machen will, muss man wissen, dass die Schotten vor allem an Nachhaltigkeit interessiert sind. Die wollen zwar auch expandieren, aber vorsichtiger. Wenn du das erste Mal mit einem Schotten sprichst und etwas von ihm willst, nämlich seinen Whisky, dann fragt er dich als erstes: „Wenn ich dich beliefere – wen beliefere ich dann nicht mehr?“ Das ist eine ganz interessante Marktphilosophie. Es ist also nicht so einfach, wie man sich das allgemein vorstellt. Insofern waren unsere Kontakte, die wir seit den frühen 90ern aufgebaut hatten, sehr hilfreich bei der Entwicklung unserer eigenen Kollektion. Das erfolgte dann 2007, als wir mit der Warehouse Collection begannen, und zwar mit einem Clynelish-Fass. Das Ganze lief über den Jahreswechsel, so dass es letztlich erst 2008 abgefüllt wurde. Als damit alles fertig war und die 250 Flaschen abgefüllt waren, sah ich mit Erschrecken, dass Clynelish ohne das E geschrieben war. Heute kann ich darüber schmunzeln, aber damals war das natürlich eine Katastrophe. Denn sowas kostet natürlich auch alles Geld, und unser Kapital hatten wir zu einem erheblichen Teil in das Fass und die Logistik gesteckt.
      2012 haben wir dann erstmals in London bei der Wine and Spirit Competition mitgemacht, dem weltweit größten Blindverkostungswettbewerb überhaupt. Das Besondere an dieser Veranstaltung ist, dass die Whiskys auch einer chemischen Analyse zugeführt werden – also überprüft wird, ob auch das drin ist, was draufsteht. 2012 gewannen wir dort einen Silver Outstandig für unseren 28 yo Linkwood, was uns natürlich sehr gefreut hat. Ein Jahr später konnten wir diesen Erfolg mit einem 22 Jahre alten Strathmill wiederholen, und in diesem Jahr sind wir von den Socken, weil wir für unseren 18 yo Glenrothes die höchste Auszeichnung, den Gold Outstanding, erhalten haben. Dreimal in Folge was gewonnen – da sagt man sich natürlich, dass es nicht ganz so verkehrt sein kann, was wir hier so machen.

      Wie sieht die Vertriebsstruktur bei euch aus? Beliefert ihr den Fachhandel, betreibt ihr selber einen Shop, verkauft ihr auf Messen?

      Sowohl als auch. Dazu muss ich ein bisschen ausholen: Von den Erlösen aus dem Verkauf der alten Warenbestände und unseres ersten Fasses – besagtem Clynelish, ein 9-Jähriger – haben wir u.a. auch einige Fässer New Make gekauft. Die Einnahmen haben wir immer gleich in neue Fässer gesteckt. Wir haben also 2007 Folgendes gemacht: Wir haben einen fairen Endverbraucherpreis für unsere Abfüllungen kalkuliert – Single Cask Single Malts Cask Strength kosten nun auch mal. Dabei haben wir eine Handelsmarge eingerechnet, die unsere Produkte auch für den Fachhandel interessant machen. Für diesen Preis verkaufen wir unsere Abfüllungen über den Onlineshop und auf Messen auch an die Endverbraucher. Unser Webshop wird übrigens gerade überarbeitet – ich hoffe mal, dass die neue Version für das Weihnachtsgeschäft online gehen kann. Inzwischen verschiebt sich die Gewichtung aber immer mehr in Richtung Fachhandel. Seit 2011 liefern wir unsere Abfüllungen übrigens auch regelmäßig an einen japanischen Fachhändler, unserem fernsten Kunden.

      Du hast gerade was ganz Interessantes gesagt, nämlich dass ihr von den ersten Rückflüssen auch New-Make-Fässer gekauft habt. Daraus ergibt sich für mich die Frage, woher ihr überhaupt eure Abfüllungen bezieht? Anhand des bisher Gesagten vermute ich mal, dass du auch recht häufig beispielsweise in Campbeltown einkaufen gehst…

      Jaaa … Also, es ist grundsätzlich so, dass die Geschäfte mit Whisky-Brokern deutlich zurückgegangen sind. Die gibt es zwar noch, einer füllt ja sogar unter diesem Namen seine eigenen Whiskys ab, aber sie sind längst nicht mehr so verbreitet wie in den 70er und 80er Jahren. Es gibt nach wie vor einige Unternehmen und Verbindungen, die man noch nutzen kann und teilweise gar nicht so bekannt sind. Es gibt nach wie vor aber eine große Phalanx von Ansprechpartnern unterhalb der großen Konzerne. Dann gibt es natürlich noch die neuen Destillerien …

      … von den in den nächsten Jahren ja einige auf den Markt drängen werden …

      Allerdings. Da gibt es auch eine interessante Entwicklung, nämlich mitunter branchenfremde Geldgeber, die auf den Whisky-Zug aufspringen wollen. Nicht alle haben den selben professionellen Hintergrund wie etwa Kilchoman, die sich inzwischen ja durchaus schon etabliert haben.
      Soll heißen: Da geht immer was.

      An der Stelle muss ich gleich mal einhaken. Es gibt ja etliche Destillen, die bereits produzieren, aber auf dem Markt noch nicht oder nur seeehr limitiert stattfinden – ich denke da u.a. an Abhainn Deargh, Daftmill, Wolfburn. Verstehe ich dich richtig, dass man als UA an Fässer von denen rankommt? Und dass du das auch machst?

      Es ist durchaus möglich, aber ich bin da etwas vorsichtiger, denn wir wollen das Ganze ja auch irgendwann mal wieder verkaufen. Die jungen Destillen stehen natürlich alle vor dem Problem, dass sie sich irgendwie finanzieren müssen, solange sie noch keine Single Malts auf dem Markt haben. In der Regel erledigen die das über ihren Vorverkauf. Mitte der 90er, als diese Geschichte bei Arran lief, war das natürlich spannend, es herrschte fast so eine Goldgräberstimmung in der Branche. Das Problem sind aber die heutigen Vorstellungen, was ein Fass New Make kosten soll. Da werden gerne schon mal 5.000 Pfund oder mehr für ein Hoggie aufgerufen. Das ist aber völlig am Markt vorbei, denn für diese Summen kaufe ich mir lieber fertige Fässer, von denen ich mir sicher bin, sie verkaufen zu können. Grundsätzlich ist es so, dass wir an Fässer vorwiegend durch gute Kontakte vor Ort rankommen. Schwierig ist es allemal, weil alle Destillen darunter leiden, dass die Nachfrage so groß ist. Das hört sich zwar erst mal komisch an, ist aber so. Die kommen einfach nicht nach. Wenn man sich vor Augen führt, dass sich allein in China ein Mittelstand von 300 Millionen Menschen entwickelt hat, der sich theoretisch eine Flasche Single Malt leisten kann, 300 Millionen Inder, die Russen sowieso – dann sind das gigantische Märkte. Da müssen wir uns hinten anstellen.

      Wobei die Absatzzahlen gerade in diesen Märkten – China, Russland – zuletzt rückläufig waren, teilweise regelreicht eingebrochen sind. Noch werden in den traditionellen europäischen Märkten wie Frankreich, Deutschland oder Italien ein Vielfaches von den Mengen in besagten Ländern umgesetzt.

      Ja, das ist richtig. Man muss aber sehen, dass die Masse Mensch in Asien ist. Das Potenzial ist also gegeben. Und das ist das, was ein Marketing-Gigant sieht. Wir sind eben nur 55 Millionen Franzosen oder Italiener und 80 Millionen Deutsche. Hier sind die Märkte weitestgehend saturiert, die Zuwachsraten winken in Asien. Das ist auch der Grund, warum diageo zurzeit so unglaublich viel Geld in die Hand nimmt und Schottland umbaut. Ich war zuletzt bei Linkwood und traute meinen Augen nicht. Die haben da eine riesige Halle gebaut, und die Washbacks sind so groß, dass die Seiten der Halle erst geschlossen werden konnten, als die drinnen waren. Gigantomanie hoch drei. Und das betrifft nicht nur Linkwood. Dergleichen macht man natürlich nicht, um Deutschland mit noch mehr Single Malts zu beglücken…

      Zurzeit sind die Warehouses halt leer.

      Das kommt noch dazu und sieht man übrigens auch bei uns. Ich würde gerne einen 10- oder 12-jährigen Whisky anbieten, aber wir haben einfach keinen. Wir haben die erwähnten New Makes, die jetzt so um die sieben Jahre alt sind und noch etwas brauchen. Und das, was wir an fertiger Ware haben, geht in der Regel so bei 15 Jahren los. Das bekommt man zurzeit an jungem Whisky als unabhängiger Abfüller.

      Hast du als UA eigentlich die Chance, deine Fässer in aller Ruhe auszuwählen – oder läuft das in Form eines Power-Tastings?

      Das ist abhängig von den eigenen diplomatischen Möglichkeiten. Wobei man natürlich sagen muss, dass die Schotten ganz genau wissen, wie begehrt sie sind – und das leben sie auch aus. Angesichts des Anspruchs, den wir haben, lasse ich mich jedenfalls nicht so durch ein Warehouse jagen. Allerdings muss man sich auch von der romantischen Vorstellung lösen, dass wir da gemütlich durch ein Warehouse zuckeln und uns aussuchen können, was wir wollen. Natürlich bekommen wir eine Vorauswahl präsentiert. Und das muss auch so sein.

      Als UA lebt man sehr stark vom Image, das über die Qualität der Abfüllungen gebildet wird. Da dürftet ihr im Moment ein schwieriges Marktumfeld haben, vor allem in der Breite.

      Das ist richtig, zumal wir immer um die 20 Abfüllungen herum im Angebot haben. Weniger würde es kalkulatorisch deutlich schwieriger machen. Und nehmen wir jetzt nur mal Islay: Abgesehen von Bunna ist da zurzeit kaum etwas zu bekommen, weil die ihr Zeug selbst abfüllen wollen. Es werden aber auch wieder andere Zeiten kommen, in denen wir mit Islay zugeschmissen werden.Ob das Zeug dann noch so geliebt wird? Islay ist natürlich auch ein sehr stark vom Zeitgeist geprägtes Thema. Ich persönlich finde: Je mehr ich in diese Extreme – Torfrauch oder auch Sherry-Bomben – gehe, desto stärker schränke ich die natürliche Aromenvielfalt eines Whiskys selbst ein, was ich eher schade finde.

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      Die Raucher gehören ja ohnehin nicht zu eurem typischen Profil. Das würde ich eher im leichteren, blumigeren, fruchtigeren Bereich verorten. Ich kann mich zum Beispiel an keine einzige Sherry-Bombe erinnern.

      Richtig, ich bin einfach kein Fan dieser Extreme. Ich erinnere mich daran, was der damalige Destillerie-Manager von Tormore zu mir sagte, als Glenmorangie damals mit dieser ganzen Finishes-Geschichte anfing: „Was wollen Sie? Whisky – oder Sherry?“ Da ist in meinen Augen was dran. Was ist Whisky denn eigentlich? Whisky ist ein Getreidebrand, der erstaunlicherweise unglaublich viele Fruchtnoten hat. Keiner kann sich das so richtig erklären. Für mich ist das ein nach wie vor faszinierendes Weltwunder. Das mag unterschwellig der Grund sein, warum wir eher blumige und fruchtige Whiskys auswählen. Grundsätzlich legen wir großen Wert darauf, möglichst komplexe Tropfen abzufüllen. Das entscheide ich übrigens nicht alles alleine. Letztlich zwar schon, da es dann ja auch um Geld geht, aber ich hole mir da durchaus auch Rat und tausche mich mit dem einen oder der anderen aus.

      Nun habt ihr in diesem November 25-jähriges Jubiläum. Du hast vorhin, als das Mikrofon noch nicht lief, angedeutet, dass da womöglich was Besonderes geplant ist.

      Wir haben Anfang des Jahres zwei 24-jährige Bunna-Fässer gekauft. Das erste war verhältnismäßig schnell abverkauft und besonders gut. Das zweite ist auch sehr, sehr gut. Da dieses Fass im Oktober 25 Jahre alt wird, hatten wir uns dieses Fass eigentlich als spezielle Abfüllung ausgeguckt. Dann war allerdings die Nachfrage im Fachhandel so groß, dass wir das Fass doch schon anstechen mussten. Den Löwenanteil haben wir allerdings erst mal liegen lassen. Um die 120 Flaschen sollten noch im Fass sein, und damit würden wir gerne um den Jahreswechsel mit einer 25-jährigen Version an den Start gehen. Mehr möchte ich dazu aber noch nicht verraten.

      Ebenfalls im Vorgespräch hast du einige kritische Gedanken zur Messeszene geäußert…

      Zunächst einmal sind wir schon auf Messen gewesen, als es die heute bekannten Messeszenen noch gar nicht gab. Sondern auf klassischen Verbrauchermessen wie etwa in Hamburg „Du und Deine Welt“. Insofern war die vor allem aus Limburg angestoßene Entwicklung zu begrüßen. Inzwischen macht aber die schiere Menge der Messen zunehmend Probleme. Es vergeht ja kaum ein Monat, in dem nicht jemand auf die Idee kommt, nun auch eine Whiskymesse zu veranstalten. Nicht jede davon macht auch so wirklich Sinn, da sich in bestimmten Metropolregionen die Veranstaltungen so richtig ballen, insbesondere im Westen der Republik. Und dann gibt es weiße Flecken wie Bremen, wo es zuletzt nichts gab. In diesem Jahr findet aber erstmals im Rahmen der „Christmas & More“ einen „Bottle Market“ statt, letztlich eine Sonderausstellung für Whiskys, bei der die meisten Unabhängigen Abfüller dieser Republik vertreten sein werden.

      Etwas ganz Besonderes habt ihr euch für Berlin ausgedacht.

      Richtig. Die nächste Messe, auf der wir dabei sind, ist das Köpenicker Whiskyfest, das am 5. Und 6. September in der Freiheit 15 stattfindet. Und in diesem Jahr machen wir erstmals ein limitiertes Tasting im Rahmen dieser Messe, in der Zeit von 12:30 bis 14:30 Uhr am Samstag. Wir werden da mit einer Barkasse einen zweistündigen Rundtörn über die Müggelspree machen, eine wunderschöne Gegend. Dabei wollen wir mit 25 Gleichgesinnten fünf unserer neuen Whiskys – darunter unser preisgekrönter Glenrothes – verkosten und einfach Spaß haben. Das finde ich einfach sehr viel entspannter als die übliche Dreiviertelstunden-Taktung für Tastings bei Messen. Und wenn jemand einen Tropfen besonders lecker findet, kann an Bord durchaus auch noch mal nachgeschenkt werden.

      Beschreibe kurz die Situation in deinem bisherigen Leben (die Länger als eine Stunde gedauert hat) in der du am zufriedensten warst.

      Aus Sicht eines UA: Freunde und ich genossen den Anblick der Atlantikwellen an der Machir Bay/Islay in dem Bewusstsein, soeben in London den ersten internationalen Preis für eine Abfüllung unserer Warehouse Collection gewonnen zu haben. Der anschließende Abend im Lochside Hotel/Bowmore bleibt unvergessen.
      Aus Sicht eines Vaters: Die Entwicklung und der Lebensweg des Nachwuchses.

      Zum Essen - Wein oder Bier?

      Rotwein, vornehmlich die aus der Malbec-Traube.

      Wann hast Du das erste Mal deine Nase in ein Whiskyglas gehalten und wo bzw. zu welchem Anlass war dies?

      In grauer Vorzeit. Ich kann es nicht mehr genau sagen. Ich erhielt irgendwann aus dem Hamburger Freihafen eine Flasche Glenfarclas mit dem Hinweis geschenkt, dass sei etwas wirklich Gutes. Nun, dieses Geschenk war die Initialzündung für letztlich alle weiteren Whiskytätigkeiten. Ob es anfänglich die Informationsbeschaffung war, denn Whisky-Literatur gab es noch nicht oder das Kaufen von anderen Abfüllungen, die über Glenfiddich hinaus gingen, war im Deutschland Mitte der 70er noch als abenteuerlich zu bezeichnen. Letztlich hat mich all das so fasziniert, dass wir – meine Frau Susanne und ich – 1989 unser Whiskygewerbe gründeten.

      Hat sich der Genuss guten Whiskys für Dich verändert, seitdem Du WW8 gegründet hast und wenn ja, inwiefern?

      Im Wesentlichen nicht. Es ist festzustellen, dass der Geschmack sich mit zunehmendem Alter verändert. Genuss heißt für mich vor allem Zeit. Die meisten trinken Whisky oder andere Edelspirituosen viel zu schnell. Also, nimmt man sich die Zeit, hat einen guten Tropfen im Glas und lässt sich diesen entwickeln, gibt es kaum einen größeren Genuss.

      Trinkst Du heute noch Whisky einfach so vor dem Kamin, ohne ihn zu „analysieren“?

      Die Frage ist schwierig zu beantworten. Kamin korrespondiert mit dem Genussthema. Die Whiskys vor dem Kamin sind bereits allesamt analysiert, sonst würde ich mich nicht auf den einen oder anderen Dram freuen. Der eigentliche Genuss ist der Dram, die Umgebung, die Stimmung und da muss ich mir nicht mehr bei jedem Schluck vergegenwärtigen, ob ich Lakritze, Mango oder Schinkenspeck herausschmecke.

      Gibt es für dich neben Whisky auch andere Spirituosen. Und wenn ja: zu welchem Anlass?

      Die zweite große Spirituosenpassion ist der Rum (Rhum/Ron). Ich habe schon vor 25 Jahren versucht Rum in Deutschland zu etablieren, aber wie bekannt, „lieben“ die Deutschen Ihren Rumverschnitt und den Grog. Das hat sich durch heranwachsende Generationen grundlegend geändert. Die jungen Leute kommen über die Cocktails. Wenn also die „Innereien“ eines Cocktails von schlechter Qualität sind, schmeckt auch das Gesamtkunstwerk nicht. Will sagen, immer mehr junge Leute interessieren sich nun auch für diese „Innereien“, und das führt Sie unweigerlich zu Einzelfassabfüllungen Rum, so wie beim Whisky. Es ist doch immer noch kaum bekannt, dass Cadenhead‘s als ältester UA der Welt die größten Demara-Rumlager außerhalb Guyanas hat. So haben wir im August 2013 mit fünf Fässern Rum angefangen The Warehouse Rum Collection aufzubauen. Die sind bis auf Restbestände leer, und sieben neue Fässer sind am Start. Es zeigt: Rum entwickelt sich.

      In welcher Umgebung, in welchen Momenten genießt Du Whisky am intensivsten?

      1.beim Genießen s.o., 2. wenn es um Kaufentscheidungen eines Fasses geht.
      Zwei völlig unterschiedliche Ansätze.

      Welchen Augenblick in deinem Whiskyleben hast du in ganz besonderer Erinnerung?

      Am 23.07.2014 haben wir mit unseren Glenrothes 1996, 18 yo, 56,1 %, in London die höchste Auszeichnung bekommen. Ein Gold Outstanding! Ansonsten viele Begegnungen mit Whisky-Schotten, die über ihre Produkte sprechen, nein leben.

      Bewegst Du dich in den einschlägigen deutschen Whiskyforen und wenn ja, was sind die Foren dann für dich ? (Informationsquelle, Ohr am Kunden, Marketingplattform, Verkaufsplatform, Lockerer Treffpunkt von Maltheads)

      Das Cutty ist derzeit das einzige, in dem wir uns bewegen. Jens Fahr, dem Altstadtkneipenbesitzer, habt ihr das zu verdanken. Der hat mich überzeugt, in diesem Forum mitzumachen. Die Foren sind in erster Linie Informationsquelle für mich. Was bewegt die Whiskyfreunde? Was gibt es für Trends? etc. Bedauerlicherweise sind solche Foren auch immer Plattformen für rhetorische Auseinandersetzungen von „Fachleuten“, die immer nur eine Meinung zulassen. Werbeplattform kann es nicht sein, da in den Foren keine Werbung betrieben werden darf.

      Was ist Whisky für dich? Nur ein Satz, bitte.

      Wasser ist flüssiges Sonnenlicht. (George Bernard Shaw)

      Welchen Whisky hattest Du in letzter Zeit im Glas, der dich so richtig beeindruckt hat?

      Achtung, jetzt kommt ein wenig Eigenwerbung: der bereits erwähnte Glenrothes, aber auch unser neuer Linkwood.

      Stell dir vor, eine gute Fee schenkt dir zehn Millionen Euro steuerfrei und erzählt es keinem. Was machst Du mit dem Geld?

      ...schwierige Frage. Die Frage stellt auf materielle Zufriedenheit ab. Als Sofortmaßnahme würde ich für ein neues Zentrallager sorgen, welches einige innerbetriebliche Abläufe verbessern würde. Die restlichen Millionen würde ich zur familiären Absicherung nutzen.

      Welche Frage hättest Du gern gestellt bekommen, und wie lautet Deine Antwort darauf?

      Also, das war bis hierher ja schon ganz schön umfangreich…

      Okay, dann dein Schlusswort.

      Es macht nach wie vor Spaß sich mit einer Sache auseinandersetzen zu dürfen, die zum reinen Überleben kein Mensch braucht. Es ist eben ein reines Luxusgut. Das ist einerseits eine Herausforderung, bringt aber auch Bestätigung, wenn es mal wieder funktioniert. Was kann es Schöneres geben?


      Soweit das Interview mit Thomas. Da nur Lesen aber den (Wissens-)Durst nicht stillt, haben wir uns überlegt, dass es doch eine feine Sache wäre, wenn Thomas sich und seine Whiskys den Forumianern bei einem Online-Tasting vorstellen und die Stöffchen zu diesem Zwecke zu einem schlanken Kurs zur Verfügung stellen würde.
      Dieses OT findet statt am 9. September um 20 Uhr. Das Ganze läuft als Blind Tasting, wobei vier verschiedene Whiskys eines Alters zwischen 15 und 20 Jahren verkostet werden. Alle vier Whiskys reiften in Ex-Bourbon-Fässern. Teilnehmer des OTs – und nur die – erhalten vier Samples a 5cl für € 23,10 inklusive Versand. Für die Liste gibt es einen eigenen Thread, und zwar hier: klick
      Nochmals die Bitte
      , dass sich ausschließlich Leute eintragen, die dann auch beim OT dabei sein werden.
      "If you listen to fools - the mob rules!"
      Ronnie James Dio

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „HamburgMalt“ ()

      ...jungejungejunge...das war ja mal ein langes Interview, mein Kaffee ist längst kalt..., Danke Jan. Wir hier im Offside hatten auch schon dreimal einen Whisky des Monats vom Whisky Warehouse No. 8. Ein Mortlach, ein Cragganmore und einen Glentauchers. Auch ein Tasting mit den Abfüllungen von Thomas gab es schon, alles in allem sehr runde Sachen. Ich freue mich schon auf die Berliner Whiskymessen, auf denen sie übrigens zeitgleich vertreten sein werden, und bin gespannt auf neue Tropfen aus dem Hause Klink.
      "Wir sind Männer, wir trinken keine Fanta !" :slainte:

      Wolf-Dieter Ahlenfelder (1944-2014) Deutscher Schiedsrichter


      mclarsen.de
      Gut gewähltes Sujet, Jan. Gut nachgehakt. Schön und unterhaltsam geschrieben.
      Und ja: ich hoffe, daß ich den Thomas noch in diesem Jahr zu einem (erneuten) Tasting bei mir überreden kann... :rauf:
      Meine Top 3 - Whisky´s:
      Macallan 1965/2008, Fino Sherry Butt 2114 (484 Bottles) 54,1 % Scottish Liqueur Centre "Cárn Mór"
      Glenglassaugh 1972/------- Cask 2891, 59,4 % Fass-Sample (Andrea Caminneci)
      Tamdhu 1961/2000, 40,0 % Gordon & MacPhail "Rare old"



      Mitglied bei "Diem No. 2" :prost2:
      Souverän geführtes Interview das die wichtigsten Dinge besprochen hat.
      Klasse geführt Jan!
      Und das es passend dazu ein Online Tasting gibt, finde ich eine Klasse Sache!!!!
      Favoriten :
      Port Ellen 1982/2010 ,28 yo, Refill Sherry Puncheon Cask, 57,5%
      Bowmore 1997/2013 ,15 yo, Bourbon Barrel , TWA Perfect Dram ,48,6%
      Unser Traum wurde wahr !
      Unterwasserlaufband Therapie. Der perfekte Weg zur Mobilität.


      Moin,

      tolles Interview und reife Leistung für's "erste Mal" :D. Kann ich selbst noch daran erinnern, wie ich erstmals mit WW#8 in Kontakt kam, war bei der Aquavitae damals noch in Essen, gekauft habe ich einen leckeren Linkwood 28yo.

      Sherry-Bottlings habe ich immer etwas bei WW#8 vermisst, jetzt weiß ich jedoch auch, weshalb :idee:

      Beim Blind-Tasting kann ich leider nicht mitmachen, da ich an dem Tag auf Dienstreise bin und erst spät ins Hotel kommen dürfte.

      Grüße,

      Jochen
      Did you know… In less than five years time 90% of all whisky retailers will be older than 90% of the products they sell. ( Whiskysponge )

      Sampleliste
      Danke für die tollen Infos!
      Und auf das Tasting könnt ihr euch wirklich freuen. Ich hatte grad neulich erst das Vergnügen, drei der ww8-Whiskys zu probieren. Und ein Vergnügen war es echt! Ich hab bisher noch nie Tastingnotes hier eingestellt, aber wäre das sinnvoll, die drei Whiskys, die ich im Glas hatte, jetzt in der Kategorie "Malt Whiskys" zu ergänzen? Nicht, dass ich damit zuviel verrate für das Tasting..
      :)
      Moin, liebe Leute!
      Nun muss ich mich doch auch einmal zu Wort melden. Als der Jan bei uns im kleinen Lager "so wir es nennen" auftauchte, war er pitschnass geworden (Wenn ich das so sagen darf Jan?!). Ein Norddeutscher traf ihn und so musste er zunächst einmal trocken gelegt werden. .....in einer Umgebung edler Tropfen fast unmöglich. Schnell fanden wir zueinander, erkannten, dass da irgendwo eine gemeinsame Leidenschaft war! So erkannte unser Timmi, der bei uns der Logistiker ist, dass er sich mal lieber vom Acker macht, wenn da zwei fachsimpeln. Zum Packen wären wir sowieso nicht mehr gekommen. Jan blieb und fragte und fragte und fragte......und irgendwie passte das. Herausgekommen ist dann das, was ihr alle lesen konntet. Um so mehr freut es mich und sicherlich auch Jan, wenn es Euch einerseits gefallen hat, informativ war und wir anderseits auch noch mit Lob überschüttet wurden......also mehr der Jan, der hatte auch wesentlich mehr zu tun! :D Ein schöner Einstieg hier im Forum. An morgen füllen wir die Sample 1-4 ab und stellen uns Euren kritischen Zungen und Gaumen. Ist so ein bisschen wie "Beschenken", ich weiß was Ihr bekommt und ich muss sehen, ob das "Geschenk" passend war. Ich bin gespannt. Den einen oder anderen von Euch werde ich vielleicht in Berlin treffen. Bis dahin nochmals Lob und Dank an Jan. Ich mache jetzt Feierabend, nehme mir Zeit und genieße einen Dram der Warehouse Collection ohne Analyse. Slainte :schlürf: