Probe "E" ( ~ 43,o Vol.-%)
Blindverkostung für den "Highland Herold" # 24 (Herbst 2014)
Die dort veröffentlichte Tasting Note wurde von mir aus redaktionellen Gründen gekürzt.
Anm.: Im "Highland Herold" steht zu diesem Whiskey, daß "die Whiskeys verschiedener Destillen (...) vor einem abschließenden Finish im Brandy Cask verschnitten und trinkstark in Flaschen zu 0,5 Liter abgefüllt (wurden). (...) kommt dieser Irish Blend nur in sehr kleinen Auflagen und unregelmäßig zu uns nach Deutschland. Importiert und direkt an den Endkunden verkauft wird er vom Whisky Shop Hartheim (the-whisky-shop.de). Die Flasche kostet 29 Euro..."
Hergestellt wurde dieser Whiskey ganz offenbar bei Cooley (?)...

Optik: der vollgoldene, relativ dunkle Whisky bildet am Glasrand einen zarten öligen Kranz, aus dem sich recht schnell eine Lichterkette bildet. Daraus lösen sich relativ viele, recht fette und ölige Tropfen, von denen jedoch nur einige wenige auf Wanderschaft in Richtung Glasboden gehen. Diejenigen, die sich verabschieden, bilden bald relativ gleichmäßige, gut strukturierte Beinchen. Die, die sich fürs Bleiben entschieden hatten, formen schöne romanische Brückenbögen am Glasrand…

Geruch: dieser Whisky riecht richtig lecker! – Hier finden sich kein Rauch, kein Torf und auch kaum holzige Noten. Dafür aber jede Menge getreidige Aromen. Und es ist auch mMn ein relativ starker Sherry-Einfluß zu spüren. Zunächst jedoch beginnt der Whisky ziemlich stark alkoholisch und wird danach erst stark (!) süßlich-fruchtig. Zu Beginn dominiert der Korn-Apfel, der sich hier mit pfeffrigen (oder sogar leichten Chilli-)Noten und einer leichten Kleber-Note duelliert. Später riecht das Ganze wie getrocknete Apfelringe (geschwefelte Früchte). Auch Honig-Noten treten hinzu. Und auch die getreidigen Aromen halten die Stellung. Im Laufe der Zeit wird die pfeffrige Note verhaltener – und Vanille kommt zum Vorschein. Überhaupt: mit der Zeit wird das Aroma deutlich vielfältiger. Die Frucht-Noten wandeln sich etwas. Und sie werden insgesamt etwas saurer. Der Apfel wird ein grüner Apfel. Pfirsich-Noten kommen hinzu. Aber auch Weingummi-Aromen (Himbeere, Süßkirschen, Cranberrys) mit einer leicht säuerlichen, mundwässernden Note (keine Zitrus-Früchte!). Hmmm… Weingummi?!?! Nichts von all dem (Himbeere, Süßkirsche, Cranberry) ist es wirklich… Aber es ist von allem etwas dabei. Das ist nicht so frischlich-sauer. Das ist hier eher dumpf-sauer. Wie ein Grauburgunder… Und dann ist da noch etwas Zartbitter-Schokolade, frisches Marzipan und feuchter Waldboden… Ganz zum Ende hin kommt eine Trockenheit wie von Sherry. Das ist ein mega-leckerer Duft! – Was ist das??? – Lediglich die Pfeffernote gleich zu Beginn stört ein wenig…

Geschmack: Ja. – So hatte ich mir das vorgestellt! Ein schöner, herber Keller-Apfel verbindet sich mit leicht modrig-muffigen Noten, schönem (ganz leicht harzigem) Holz, getreidigen Aromen und einer ordentlichen pfeffrigen Spitze… Auch hier tritt spät noch ein Pfirsich auf. Und sowohl leicht bittere schokoladige Aromen als auch eine ordentliche Eichenholzwürze bringt das Ganze zum Schmelzen… Die Trockenheit ist hier nicht von Belang. Und auch die Säure spielt nicht diese Rolle. Dies ist ein sehr schöner, runder und harmonischer Whisky, dem es nur leider etwas an Körper mangelt.

Nachklang: Der Abgang nimmt die Noten des Maules noch einmal recht schön auf – nur leider verklingt er aufgrund fehlender Fülle viel zu schnell… Am längsten bleibt einem noch eine schöne, leicht hölzern-bittere Note mit einem Schuß Creme Brulee auf der Zunge haften… Und gaaanz zum Schluß kommt auch noch ein Sträußlein Minze daher… Sehr schön. Sehr frisch… Sehr angenehm…

Kommentar: Ich bin mir nicht (mehr) wirklich sicher, ob hier überhaupt Sherry-Fässer eine Rolle gespielt haben… Die Nase schien sie mir klar anzuzeigen – jedoch im Maule finde ich davon nichts mehr… Nichtsdestotrotz ist dies ein richtig schöner Whisky, der sowohl in der Nase als auch auf der Zunge richtig Spaß macht. Lediglich im Abgang ist er mir zu schnell verglüht…

altstadtkneipe schrieb:

Anm.: Im "Highland Herold" steht zu diesem Whiskey, daß "die Whiskeys verschiedener Destillen (...) vor einem abschließenden Finish im Brandy Cask verschnitten und trinkstark in Flaschen zu 0,5 Liter abgefüllt (wurden). (...) kommt dieser Irish Blend nur in sehr kleinen Auflagen und unregelmäßig zu uns nach Deutschland. Importiert und direkt an den Endkunden verkauft wird er vom Whisky Shop Hartheim (the-whisky-shop.de). Die Flasche kostet 29 Euro..."
Hergestellt wurde dieser Whiskey ganz offenbar bei Cooley (?)...

Ich habe heute als kleines Dankeschön für diese Verkostungs-Notiz vom o.g. deutschen Importeur und Whisky-Shop eine Probe eines inzwischen 4 Monate länger im Fass verbliebenen Whiskey erhalten...
Im beiligenden (sehr, sehr netten) Brieflein klärt der Hartheimer Bernd Tritschler auf:

"In diesem Blend sind alle 4 bekannten Destillen mit ihren Whiskeys vertreten. Pure Pot Still und Single Malts bis 12 Jahre. Der Grain kommt in kleiner Menge von Teeling. Die Vorreifung erfolgte zu je einem Drittel in einem Sherryfass und einem Rotweinfass. (12 Liter) Die endgültige Reifung erfolgte dann im Brandyfass (30 Liter). Deshalb nur sehr Small Batch. Inzwischen ist alles bis auf einige Restflaschen weg. (...) Die nächste Abfüllung kommt in ca. 6 Monaten."

Da ich jeweils nicht weiß, was ich da im Glase habe, lieber Peter (Blind-Verkostung, Du weißt?!?!), wäre es sehr fahrlässig (<--- Wortspiele bezüglich meines Nachnamens verbieten sich hier geradezu!), wenn ich blindlings in der Hoffnung auf Nachschub-Stoff schriebe...

Auch ich fand diese Geste (deshalb habe ich es überhaupt erwähnt!) sehr schön...
Und: es freut mich doch, wenn ich mit meiner Meinung zu dem Stoff nicht so weit daneben liege...