Letztens bekam ich von einem Whisky-Foren-Freund ein Sample zugeschickt mit der Bitte, dies so objektiv wie möglich zu beurteilen...
Dem Sample lagen keinerlei Daten bei. Aber es war dennoch keine reine Blindverkostung - denn ich wußte zumindest, daß dieser Freund ab und an in dieser Destille aushilft...
Inzwischen weiß ich: dieser 3jährige Whisky stammte aus der niederländischen Brennerei "Sculte". Guckst Du: stokerijsculte.nl/ bzw. hier: whiskybase.com/whisky/61831/st…rve-sculte-twentse-whisky
Hier nun meine Notes:
Versprochen ist versprochen! - Und ehrlich? - Ich war (auch da ich insgeheim nicht sooooviel erwartet hatte) sehr, sehr positiv überrascht... Zunächst: man hat Whisky im Glas (was man nicht bei jedem deutschen Produkt sagen kann).
Nase: der erste Eindruck ist überraschend - und lecker... Das hatte ich so nicht erwartet. Im Gegenteil: ich hatte das Schlimmste befürchtet (nicht wegen Dir - sondern wegen kontinentaler Whiskies, die gerne mal versuchen, einer zu sein - dies jedoch nicht im entferntesten hinbekommen...) Also dieser hier muß sich keineswegs verstecken! - Er hat eine sehr schöne & angenehme Süße, die z.T. von fruchtigen Aromen (Äpfel) und z.T. vom Getreide und vom Malz herrühren... Er ist sehr sauber gebrannt - auch wenn bei längerem Stehenlassen und oxidieren ein paar "Fehlnoten" dazu kommen. - Aber auch die bleiben sehr im Rahmen und stören nicht wirklich... Neben der Süße hat er auch eine leicht "saure Frische". Böswillig könnte man die auch "Essig-Note" nennen (ich bin nicht böswillig und sage: er hat einen Hauch (!!!) von Apfel-Essig). Der Alkohol ist sehr gut eingebunden. Entweder ist der Bursche mit Fass-Stärke abgefüllt worden. - Oder aber: hier war jemand sehr, sehr feinfühlig beim Herunterverdünnen am Werk... (Anm.: der Whisky hatte 51,o Vol.-% - wurde wohl aber von ursprünglichen 63,o Vol.-% herunterverdünnt.) Der Alkohol stört zu keiner Zeit bzw. ist komplett vernachlässigbar... Schön. Das erlebt man so leider zu selten! - Das Fass macht sich mit hellen Holz-Noten bemerkbar. Sehr wahrscheinlich sind das frische, ungebrauchte Fässer gewesen. Ein wenig kommen (frisch gesägte) Nadelholz-Noten (Fichte, Kiefer) und auch eine ganz leichte Harz-Note zum Vorschein... Jedoch: nicht genug, um störend zu sein... Insgesamt wirkt der Duft dennoch "kühl". Das Ganze erinnert hintergründig an feuchte Erde...
Mit der Zeit kommen die Malz- und (hellen) Karamell-Noten stärker zum Zuge. Und die Vanille meldet sich und wird immer intensiver...
Nach etwas Zeit im Glas dominiert noch immer die schöne Süße. Dazu kommen deutliche "Bourbon"-Noten, Vanille, schöne helle Frucht (wieder Apfel), helles Holz & dunkler Honig... Ein paar wenige "chemische" Noten kommen nun zum Ende hin durch (helle Schuh-Creme, Wachstuch, ein paar Kleber-Noten, Lederfett). Die "wachsigen" Noten sind recht angenehm und verleihen ihm sogar etwas von "Alter" (gehe ich Recht in meiner Annahme, daß der Tropfen so ca. 4 bis 6 Jahre alt ist?). Die Frucht bleibt beim Apfel hängen und offenbart auch keine weiteren Aspekte - also: Keller-Apfel, Korn-Apfel, evtl. sehr reife, fast überreife gelbe Weintrauben... Dazu kommen "getränkte" Rosinen... Lecker! - Ich bleibe dabei...
Mit viel Zeit im Glas nehmen die "chemischen Noten" zu... Dennoch: das Aroma ist (für mich!) überraschend schön und klar. Und sauber. Und entwicklungsfähig... Nun riecht der Bursche sogar "alt". Zumindest älter, als er (aller Wahrscheinlichkeit nach) ist... Hier sind nun auch (alte) Keller-Noten (mit etwas Phosphor-Ausblühung) und auch leichte Verdünnungsnoten spürbar...
Insgesamt: sehr schöner Duft eines hellfruchtigen, hellholzigen Malts...
Am nächsten Morgen hat man vor allem Vanille im Glas... Bourbon-Noten, etwas (jetzt undefinierbare) helle Frucht, leichter Puderzucker...
Geschmack: hier bestätigt er zunächst die frischen (und leicht säuerlichen) Apfel-Noten. Auch hier ist wieder jede Menge frische, junge Eiche zu schmecken - die mit ihren Tanninen nicht hinterm Berg hält. Etwas Bitterkeit (aber keine störende!) tritt hinzu... Aber ansonsten kommt hier nicht mehr viel... Leider. Das Maul bleibt etwas hinter der Nase zurück. Aber ich will nicht klagen - ich hatte wirklich Schlimmeres erwartet. Dieser Whisky ist sauber und klar strukturiert. Und er hat Potential. Ich denke: mit etwas mehr Zeit im Fass, etwas besserer Fass-Auswahl und ein wenig mehr Erfahrung bei derselben werden wir hier noch viele schöne Abfüllungen erwarten dürfen... Diesem hier mangelt es (im Maul) noch etwas an Tiefe und Vielschichtigkeit. Der Alkohol ist hier wiederum sehr zurückhaltend - und hier bin ich dann doch der Meinung, daß er "herunterverdünnt" wurde. Das Ganze wirkt ein wenig grappa-esqu... Viel (Keller-)Apfel mit frischer Eiche und ihren bitteren Tanninen, frisch gesägtes Weichholz - ansonsten kaum andere "Würze"... Frisch eingeschenkt erinnert er sogar noch stärker an einen Gappa - und die pfeffrig-bitteren Holz-Noten sind sogar etwas überlastig... "Jugend" halt... Leider kann er weder die Vanille noch die hellen Malz- und Karamell-Noten mit "herrüber retten". Neben den bereits genannten Aromen bringt er vor allem trockene Gerste-Noten mit...
Abgang: ein wenig ist der Bursche auf dem "absteigenden Ast"... Tolle Nase - vernünftiges Maul - enttäuschender (um nicht zu sagen: unschöner!) Abgang... Während zu Beginn noch die süßen und fruchtigen Noten dominierten und diesem Whisky "Freundlichkeit" bescheinigten, zwingt ihn (und den geneigten Genießer) das Ende dann doch in die Knie... Denn hier beherrscht die bittere Holzigkeit die Süße & Fruchtigkeit eindeutig... MIR ist dieser Abgang sogar ein wenig zu weinbranntig (also: holzlastig). Und die tanninigen und damit verbundenen pfeffrigen Noten stören MICH (!) doch sehr... Aber das ist ein Jammern auf hohem (kontinentalem!) Niveau... Ich wäre froh, wenn bei der Blind-Verkostung der deutschen Whiskies mehr von dieser Art und Sorte präsentiert würden...
Unter uns: unter die TOP-12 wäre dieser Tropfen bei der letzten Verkostung zur InterWhisky in Frankfurt gekommen! - Was ihm fehlt, läßt sich durch längere Reifung, andere (bessere - vielleicht nicht unbedingt "frische") Fässer und weiteres kontinuierliches Arbeiten und "Dranbleiben" erreichen... Die Basis (sauberes Brennen und eine scheinbar (!) "softe", langsame Fermentation) ist gelegt. Die (chemischen) Vorlauf-Noten verlieren sich (eigentlich!) bei länger dauernder Reifung zunehmend. Und ehrlich: sie sind auch jetzt nicht wirklich störende "Fehlnoten"... Was (noch) stört, sind die aggressiv holzigen und tanninigen Noten - insbesondere im Geschmack und vor allem im Nachklang...
Dem Sample lagen keinerlei Daten bei. Aber es war dennoch keine reine Blindverkostung - denn ich wußte zumindest, daß dieser Freund ab und an in dieser Destille aushilft...
Inzwischen weiß ich: dieser 3jährige Whisky stammte aus der niederländischen Brennerei "Sculte". Guckst Du: stokerijsculte.nl/ bzw. hier: whiskybase.com/whisky/61831/st…rve-sculte-twentse-whisky
Hier nun meine Notes:
Versprochen ist versprochen! - Und ehrlich? - Ich war (auch da ich insgeheim nicht sooooviel erwartet hatte) sehr, sehr positiv überrascht... Zunächst: man hat Whisky im Glas (was man nicht bei jedem deutschen Produkt sagen kann).
Nase: der erste Eindruck ist überraschend - und lecker... Das hatte ich so nicht erwartet. Im Gegenteil: ich hatte das Schlimmste befürchtet (nicht wegen Dir - sondern wegen kontinentaler Whiskies, die gerne mal versuchen, einer zu sein - dies jedoch nicht im entferntesten hinbekommen...) Also dieser hier muß sich keineswegs verstecken! - Er hat eine sehr schöne & angenehme Süße, die z.T. von fruchtigen Aromen (Äpfel) und z.T. vom Getreide und vom Malz herrühren... Er ist sehr sauber gebrannt - auch wenn bei längerem Stehenlassen und oxidieren ein paar "Fehlnoten" dazu kommen. - Aber auch die bleiben sehr im Rahmen und stören nicht wirklich... Neben der Süße hat er auch eine leicht "saure Frische". Böswillig könnte man die auch "Essig-Note" nennen (ich bin nicht böswillig und sage: er hat einen Hauch (!!!) von Apfel-Essig). Der Alkohol ist sehr gut eingebunden. Entweder ist der Bursche mit Fass-Stärke abgefüllt worden. - Oder aber: hier war jemand sehr, sehr feinfühlig beim Herunterverdünnen am Werk... (Anm.: der Whisky hatte 51,o Vol.-% - wurde wohl aber von ursprünglichen 63,o Vol.-% herunterverdünnt.) Der Alkohol stört zu keiner Zeit bzw. ist komplett vernachlässigbar... Schön. Das erlebt man so leider zu selten! - Das Fass macht sich mit hellen Holz-Noten bemerkbar. Sehr wahrscheinlich sind das frische, ungebrauchte Fässer gewesen. Ein wenig kommen (frisch gesägte) Nadelholz-Noten (Fichte, Kiefer) und auch eine ganz leichte Harz-Note zum Vorschein... Jedoch: nicht genug, um störend zu sein... Insgesamt wirkt der Duft dennoch "kühl". Das Ganze erinnert hintergründig an feuchte Erde...
Mit der Zeit kommen die Malz- und (hellen) Karamell-Noten stärker zum Zuge. Und die Vanille meldet sich und wird immer intensiver...
Nach etwas Zeit im Glas dominiert noch immer die schöne Süße. Dazu kommen deutliche "Bourbon"-Noten, Vanille, schöne helle Frucht (wieder Apfel), helles Holz & dunkler Honig... Ein paar wenige "chemische" Noten kommen nun zum Ende hin durch (helle Schuh-Creme, Wachstuch, ein paar Kleber-Noten, Lederfett). Die "wachsigen" Noten sind recht angenehm und verleihen ihm sogar etwas von "Alter" (gehe ich Recht in meiner Annahme, daß der Tropfen so ca. 4 bis 6 Jahre alt ist?). Die Frucht bleibt beim Apfel hängen und offenbart auch keine weiteren Aspekte - also: Keller-Apfel, Korn-Apfel, evtl. sehr reife, fast überreife gelbe Weintrauben... Dazu kommen "getränkte" Rosinen... Lecker! - Ich bleibe dabei...
Mit viel Zeit im Glas nehmen die "chemischen Noten" zu... Dennoch: das Aroma ist (für mich!) überraschend schön und klar. Und sauber. Und entwicklungsfähig... Nun riecht der Bursche sogar "alt". Zumindest älter, als er (aller Wahrscheinlichkeit nach) ist... Hier sind nun auch (alte) Keller-Noten (mit etwas Phosphor-Ausblühung) und auch leichte Verdünnungsnoten spürbar...
Insgesamt: sehr schöner Duft eines hellfruchtigen, hellholzigen Malts...
Am nächsten Morgen hat man vor allem Vanille im Glas... Bourbon-Noten, etwas (jetzt undefinierbare) helle Frucht, leichter Puderzucker...
Geschmack: hier bestätigt er zunächst die frischen (und leicht säuerlichen) Apfel-Noten. Auch hier ist wieder jede Menge frische, junge Eiche zu schmecken - die mit ihren Tanninen nicht hinterm Berg hält. Etwas Bitterkeit (aber keine störende!) tritt hinzu... Aber ansonsten kommt hier nicht mehr viel... Leider. Das Maul bleibt etwas hinter der Nase zurück. Aber ich will nicht klagen - ich hatte wirklich Schlimmeres erwartet. Dieser Whisky ist sauber und klar strukturiert. Und er hat Potential. Ich denke: mit etwas mehr Zeit im Fass, etwas besserer Fass-Auswahl und ein wenig mehr Erfahrung bei derselben werden wir hier noch viele schöne Abfüllungen erwarten dürfen... Diesem hier mangelt es (im Maul) noch etwas an Tiefe und Vielschichtigkeit. Der Alkohol ist hier wiederum sehr zurückhaltend - und hier bin ich dann doch der Meinung, daß er "herunterverdünnt" wurde. Das Ganze wirkt ein wenig grappa-esqu... Viel (Keller-)Apfel mit frischer Eiche und ihren bitteren Tanninen, frisch gesägtes Weichholz - ansonsten kaum andere "Würze"... Frisch eingeschenkt erinnert er sogar noch stärker an einen Gappa - und die pfeffrig-bitteren Holz-Noten sind sogar etwas überlastig... "Jugend" halt... Leider kann er weder die Vanille noch die hellen Malz- und Karamell-Noten mit "herrüber retten". Neben den bereits genannten Aromen bringt er vor allem trockene Gerste-Noten mit...
Abgang: ein wenig ist der Bursche auf dem "absteigenden Ast"... Tolle Nase - vernünftiges Maul - enttäuschender (um nicht zu sagen: unschöner!) Abgang... Während zu Beginn noch die süßen und fruchtigen Noten dominierten und diesem Whisky "Freundlichkeit" bescheinigten, zwingt ihn (und den geneigten Genießer) das Ende dann doch in die Knie... Denn hier beherrscht die bittere Holzigkeit die Süße & Fruchtigkeit eindeutig... MIR ist dieser Abgang sogar ein wenig zu weinbranntig (also: holzlastig). Und die tanninigen und damit verbundenen pfeffrigen Noten stören MICH (!) doch sehr... Aber das ist ein Jammern auf hohem (kontinentalem!) Niveau... Ich wäre froh, wenn bei der Blind-Verkostung der deutschen Whiskies mehr von dieser Art und Sorte präsentiert würden...
Unter uns: unter die TOP-12 wäre dieser Tropfen bei der letzten Verkostung zur InterWhisky in Frankfurt gekommen! - Was ihm fehlt, läßt sich durch längere Reifung, andere (bessere - vielleicht nicht unbedingt "frische") Fässer und weiteres kontinuierliches Arbeiten und "Dranbleiben" erreichen... Die Basis (sauberes Brennen und eine scheinbar (!) "softe", langsame Fermentation) ist gelegt. Die (chemischen) Vorlauf-Noten verlieren sich (eigentlich!) bei länger dauernder Reifung zunehmend. Und ehrlich: sie sind auch jetzt nicht wirklich störende "Fehlnoten"... Was (noch) stört, sind die aggressiv holzigen und tanninigen Noten - insbesondere im Geschmack und vor allem im Nachklang...