Überangebot riskiert die schottische Whisky-Zukunft

      whisho- schrieb:


      Da stellt sich mir die Frage, haben die Whiskytrinker
      Angst um einen guten Tropfen, oder sind die "Samler"
      bange um ihre gehamsterten Flaschen ?


      .

      Ich fürchte eher, dass die 'alten' Whisky (aus den alten Sherryfässern) noch stärker gefragt werden.
      Dass die neue Massenbrühe eher weniger Whiskyfreunde hervor bringt.
      Und mein Bestand als Sammler? Der sichert meine Rente ab!

      (Dann kann ich mir zukünftig meine kleine Rente schön trinken. Wie war das doch gleich bei einem mir bekannten arbeitslos gewordenen Manager? Dosenravioli und Nobelrotwein.)
      Früher war mehr Signatur.
      Vermutlich wird doch folgendes passieren. Nach dem Platzen der Blase erfolgt eine Marktbereinigung. Ob das durch Außerbetriebnahme von Produktionsstätten oder durch Insolvenz und Verschwinden des Anbieters vom Markt erfolgt ist m.E. fast zweitrangig.

      Der Phase der Übertreibung (Blase) folgt wie in anderen Branchen und Zeiten auch eine Phase der Konsolidierung des Marktes. Entscheiden ist die Frage, ob es für Whisky auch künftig genug Nachfrage gibt.
      Nachrangig ist da m.E. sogar zunächst die Frage der Qualität, denn ob und wer überlebt, bestimmt der Markt und nicht der Hersteller. Der hat nur dann eine Chance, wenn er rechtzeitig ein klares und vom Markt nachgefragtes und über den Preis auch akzeptiertes Angebot hat und sich entsprechend positioniert.
      In der Vergangenheit gab es immer ausreichend Nachfrage nach Qualität. Nach dem Abschwung wurde dann über die Qualität wieder der Grundstein für wachsende Nachfrage gelegt. Damals waren aber auch die Märkte kleiner und die Markteilnehmer andere. Wer sagt denn, dass die alten Mechanismen auch künftig funktionieren?
      Heute wird die Entscheidung wohl nicht mehr in den "etablierten" Märkten getroffen, sondern die neuen Märkte geben die Richtung maßgeblich vor. Und da könnte es durchaus geschehen, dass am Ende in anderen (und bedeutenderen) Märkten weniger Qualität und mehr Quantitä nachgefragt wird.
      Keine Ahnung, was da dann wirklich passiert aber klar ist für mich, dass durch die derzeitige massive Ausweitung der Quantiät zu Lasten der Qualität, die Branche an dem Ast sägt auf dem sie in der Vergangenheit bequem saß.Gier frißt da wohl wieder Hirn.
      Übertreibungen (egal in welcher Branche) waren noch nie gesund und wurden in der Vergangenheit immer wieder vom Markt bereinigt.

      Ich lehne mich zurück, lege Popcorn bereit und beobachte das (traurige) Schauspiel.
      Just my 2cent
      leben und leben lassen !

      It`s better to keep your mouth shut and appear stupid than to open it and remove all doubt!
      (Mark Twain)

      balvenie schrieb:


      In der Vergangenheit gab es immer ausreichend Nachfrage nach Qualität. Nach dem Abschwung wurde dann über die Qualität wieder der Grundstein für wachsende Nachfrage gelegt. Damals waren aber auch die Märkte kleiner und die Markteilnehmer andere.


      Aber auch "damals" wurde das Geld mit Massenware ( günstigen Blends ) verdient,
      und das tut es doch immer noch oder ?
      Samples: whisho`s Liste mit viel Port

      Laufende FTs:

      whisho- schrieb:

      Aber auch "damals" wurde das Geld mit Massenware ( günstigen Blends ) verdient,
      und das tut es doch immer noch oder ?


      Völlig richtig!

      In einigen der Beiträge wurde der Fokus m.E. auf Qualität (Fässer usw.) gerichtet.
      Ich wollte mit der Zeile folgendes sagen:
      Vielleicht spielt sich die Whiskyzukunft aber künftig noch mehr da ab, wo wir Maltheads nicht so genau hinsehen; bei den Blends - und die Malts verlieren an Bedeutung für die Kunden und die Hersteller.
      leben und leben lassen !

      It`s better to keep your mouth shut and appear stupid than to open it and remove all doubt!
      (Mark Twain)
      Ja, Angebot und Nachfrage regulieren den Preis auf jedem Markt. Zurzeit spielt das noch dem Angebot in die Hände - da werden im Schnitt immer jüngere und qualitativ schlechtere Malts für immer höhere Preise rausgehauen, weil die mitunter hysterische (weil auf Mitnahmegewinne gierende) Masse jeden Unsinn mitmacht und mitunter schon in Feierlaune gerät, wenn sie einen bestimmten 17yo Schnaps für unter 300 Euro ergattern kann. In spätestens fünf Jahren, wenn auch die Modernisierungsnachzügler haufenweise 10yo Schnaps unters Volk jubeln wollen, wird sich der Markt umdrehen. Da der Durst auf Malt kaum in dem von der Industrie gewünschten Maße steigen wird (tatsächlich sinkt er ja seit einigen Jahren), wird jede Menge 10+yo Schnaps auf dem Markt sein und um die für die Menge zu wenigen Kunden buhlen. Ein Teil davon wird über die Qualität geregelt, das meiste aber über den Preis.

      Die Kehrseite der Medaille werden Schließungen von Destillen sein. Und leider fürchte ich, dass die folgende These sich als unwahr erweisen wird:

      balvenie schrieb:

      denn ob und wer überlebt, bestimmt der Markt und nicht der Hersteller.
      Tatsächlich fürchte ich, dass in den Konzernen ohne Rücksicht auf andere Parameter einzig und alleine anhand der Produktivität entschieden wird, welche Destillen bleiben und welche nicht. Eben weil Blend nach wie vor der Hauptmarkt bleibt, wird eisenhart danach entschieden, wo so viel Alkohol wie möglich so günstig wie möglich produziert wird. Glaubt denn hier irgendwer, dass etwa Edrington bei Macallan oder Highland Park den Stöpsel zieht? Nein, trotz der Touri-Attraktion der Famous Grouse Experience dürfte es Glenturret treffen. Dito bei den anderen Konzernen.

      Und je länger der Markt ein Käufer-Markt bleibt, desto stärker werden die dann auch immer älter werdenden Abfüllungen preislich unter Druck geraten. Spinnereien wie 17yo oder knapp Ü20-Sherrydinger für 300 Euro und mehr werden sich dann schlichtweg nicht mehr verkaufen lassen. Zumindest nicht der designte Allerweltsmist, der seit mindestens zwei oder drei Jahren den Markt beherrscht. Bei richtig guten Sherryfässern - und: Ja, davon gibt es immer weniger, weil halt immer weniger Sherry getrunken und produziert wird - wird es wegen des entsprechenden Alleinstellungsmerkmals womöglich Ausnahmen geben.

      Wer derweil hofft, dass womöglich auch die Preise des geilen alten Stoffs fallen, muss sich mbMn wohl diesen Spruch immer wieder anhören: "Träum weiter!"
      "If you listen to fools - the mob rules!"
      Ronnie James Dio
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      Beitrag von „Sjaunja“ ()

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      Ich glaube die Abfüllmenge kann man nicht dem Durst vergleichen. Wie man sieht werden gerade panikartig die Lager gefüllt. Irgendwann wird das Zeug auch getrunken werden müssen - verkaufen lassen sich überteuert eingekaufte Fläschchen in 10 Jahren schwer meiner bescheidenen Meinung nach.
      Ergo: Wenn das Zeug, was gerade "auf Bunker" gelegt wird auch irgendwann getrunken wird, sieht man das auch bestimmt an den Absatzzahlen. Ich würde vom (jetzigen) Verkauf nicht auf den tatsächlichen Bedarf schließen.

      Johnstons schrieb:

      Ergo: Wenn das Zeug, was gerade "auf Bunker" gelegt wird auch irgendwann getrunken wird, sieht man das auch bestimmt an den Absatzzahlen. Ich würde vom (jetzigen) Verkauf nicht auf den tatsächlichen Bedarf schließen.


      Ach nee... (???)
      Ganz ehrlich: so, wie der Single Malt nur ´nen Bruchteil dessen ausmacht, was an Whisky weltweit verkauft wird, so macht auch der Anteil dessen, was von diesem Single Malt in Sammlungen, Spekulanten-Lager, Tausch-Reserven, spätere Keller-Funde u.a.m. wandert, nur ´nen Bruchteil aus.
      Das meiste, was verkauft wird, wird auch geöffnet, getrunken, "entsorgt". Da haben viele hier ´nen "Tunnelblick". Der Anteil der Whisky-Enthusiasten, die sich in Whisky-Foren tummeln, ist doch überschaubar und vergleichsweise gering. Was von dem, was es in den Super-Märkten der Republik gibt, wird denn gehortet? Was von dem, was es in den Online-Shops oder dem stationären Whisky-Handel der Republik gibt, wird denn "beiseite gestellt"?
      Auch wenn das individuelle Kauf- bzw. Verbrauchs-Verhalten vieler hier anders aussehen mag - die überwiegende Anzahl der anderen Käufer (weltweit) dürfte anders aussehen. Und damit dürfte man "die Bunker" insgesamt auch vernachlässigen können.
      Meine Top 3 - Whisky´s:
      Macallan 1965/2008, Fino Sherry Butt 2114 (484 Bottles) 54,1 % Scottish Liqueur Centre "Cárn Mór"
      Glenglassaugh 1972/------- Cask 2891, 59,4 % Fass-Sample (Andrea Caminneci)
      Tamdhu 1961/2000, 40,0 % Gordon & MacPhail "Rare old"



      Mitglied bei "Diem No. 2" :prost2:

      altstadtkneipe schrieb:

      Johnstons schrieb:

      Ergo: Wenn das Zeug, was gerade "auf Bunker" gelegt wird auch irgendwann getrunken wird, sieht man das auch bestimmt an den Absatzzahlen. Ich würde vom (jetzigen) Verkauf nicht auf den tatsächlichen Bedarf schließen.


      Ach nee... (???)
      Ganz ehrlich: so, wie der Single Malt nur ´nen Bruchteil dessen ausmacht, was an Whisky weltweit verkauft wird, so macht auch der Anteil dessen, was von diesem Single Malt in Sammlungen, Spekulanten-Lager, Tausch-Reserven, spätere Keller-Funde u.a.m. wandert, nur ´nen Bruchteil aus.
      Das meiste, was verkauft wird, wird auch geöffnet, getrunken, "entsorgt". Da haben viele hier ´nen "Tunnelblick". Der Anteil der Whisky-Enthusiasten, die sich in Whisky-Foren tummeln, ist doch überschaubar und vergleichsweise gering. Was von dem, was es in den Super-Märkten der Republik gibt, wird denn gehortet? Was von dem, was es in den Online-Shops oder dem stationären Whisky-Handel der Republik gibt, wird denn "beiseite gestellt"?
      Auch wenn das individuelle Kauf- bzw. Verbrauchs-Verhalten vieler hier anders aussehen mag - die überwiegende Anzahl der anderen Käufer (weltweit) dürfte anders aussehen. Und damit dürfte man "die Bunker" insgesamt auch vernachlässigen können.


      Danke Jens! Endlich ein wahres Wort! :rauf:
      Der ganze Rest des Streifen ist ein BLA BLA BLA
      Der Anteil der Whisky-Enthusiasten, die sich in Whisky-Foren tummeln, ist doch überschaubar und vergleichsweise gering. Was von dem, was es in den Super-Märkten der Republik gibt, wird denn gehortet? Was von dem, was es in den Online-Shops oder dem stationären Whisky-Handel der Republik gibt, wird denn "beiseite gestellt"?


      Da hast du vollkommen Recht! Aber ich wage es zu bezweifeln, dass die ICEs, Freyas, Odin, Mutti, Perpettum oder DarkToast oder wie sie alle heißen von normalen Trinkern gekauft werden. Das sind (größtenteils) Sammlerstücke. Ich bitte dich, welcher normale genussorientierte Mensch kauft denn 17jährigen Schnapps für 300€ nur weil ne Holzkiste dabei ist? Von solchen Abfüllungen kriegen doch nur Nerds etwas mit. Wenn man sich nicht in Foren tummelt, Newsletter aboniert und sonstwie in der "Szene" ist hat man doch gar keine Chance solche Flaschen zu kaufen, die sind doch nach 20 Minuten ausverkauft :)

      Man wird es nie erfahren, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass mehr als 50% von diesen Hypeabfüllungen zum Trinken gekauft werden. Normale Käufer sind doch gar nicht die Zielgruppe. Nur Maltheads kaufen Whisky für mehr als 50€. Ich finde die Maltheads (hier) unterschätzen ihre Marktmacht.

      Ich bin 100% davon überzeugt dass diese Flaschen ausschließlich von Maltheads und Investmenttrinkern gekauft werden. Zwar ist Single Malt nicht das Brot und Butter- Geschäft der Konzerne, aber die Zielgruppe ist eine andere wie bei Blends. Und genau diese Zielgruppe, die den Hype und den Glamour der Marken erzeugen, befeuert dann einen Boom. Kann man doch gut bei Apple sehen. Erst waren es die Technik-Nerds, nun ist es die breite Masse. Sobald Apple bei den Fachkreisen Kredit verliert kauft auch die Masse etwas anderes.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „Johnstons“ ()

      Ich glaube nicht daran, dass hier die schottische Whisky-Zukunft ernsthaft in Gefahr ist.

      Was in Gefahr sein wird, ist der dauerhafte und gewinnorientierte Absatz von NAS-, Finished-, und Designer-Abfüllungen. Die kauft ein echter Malthead nämlich dauerhaft nicht; höchstens mal um sich selbst zu bestätigen, dass sie im Vergleich zu den qualitativ hochwertigen Abfüllungen ihr Geld meist nicht wert sind.

      Der Markt wird sich selbst regulieren; Qualität wird sich am Markt behaupten und die internationalen Konzerne werden hier und da ihre Destillen schließen, bzw.abstossen, wenn der Markt aus deren Sicht "abgegrast" ist. Weil z.B. die Dividende für die Aktionäre nicht mehr stimmt.

      Alteingesessenen und seriös arbeitenden Destillen wie z.B. Glenfarclas kann das alles nichts anhaben. Hier ging es m.E. nie (oder selten) um das "schnelle Pfund", hier wird gute Handwerksarbeit geleistet wie eh und je - und daher sind sie von Markteinflüssen auch nur marginal betroffen.
      @Johnstons:
      Gerade die Maltheads sind doch eher die die keinen Modewhisky kaufen, schon gar nicht um sich den ins Regal als Investment zu stellen.
      Und ich glaube 80% der streng limitierten zu tausenden vorhandenen Flaschen werden nicht geöffnet. ;)


      Schau dich hier um. Hast du das Gefühl dass NAS gemieden wird und Hype-Flaschen ignoriert werden? Mal von denen abgesehen, die es gar nicht zugeben, dass man bei der Arbitragejagd mitmacht. Maltheads sind leider nicht nur erfahrene, besonne und informierte Trinker. Ich erinnere an meine Umfrage, wie "das Forum" zu NAS steht. Ich hatte mit einer Boykottwelle von knapp 100% gerechnet..... Wie oft sieht man denn hier bei den Flaschenverkäufen einen Whisky, der 2 Wochen zuvor als Sau durchs Forum getrieben wurde?
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      Beitrag von „Sjaunja“ ()

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      Wenn ich verkürzend "Forum" sage meine ich eigentlich die ganze, aktive, online Whiskywelt. Das stimmt schon, dass die Nutzer hier allein nicht sooo viel ausmachen, aber wenn man das hochrechnet....
      Hier postet einer nen Link für ne Flasche Korn aus dem Eichenfass und schwupps war er ausverkauft. Ich kann es mir wirklich nicht vorstellen, dass offline-Menschen bei dem "Mist" mitmachen, evtl noch ein paar TravelRetail-Kunden, aber die werden wohl aller aller spätestens bei 80€ nein Danke sagen.

      Hier der Link: NAS: Boykott Ja oder Nein?
      Ich muss hinzufügen, dass sich alle beschwert haben, dass die Umfrage scheiße gestellt war. Ich jedoch finde 45% "Hauptsache es schmeckt" sehr aussagekräftig. Bei Limitierungen reicht es ja, wenn jeder "nur einmal probieren" mag, dann ist eh ausverkauft. Hier (in Fachkreisen) hätte ich mehr Marktbewusstsein erwartet.
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      Beitrag von „Sjaunja“ ()

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