Charakterfrage
Unter Charakter versteht man traditionell – ausgehend von der aristotelischen Ethik – diejenigen persönlichen Kompetenzen, die die Voraussetzung für ein moralisches Verhalten bilden. [ Paßt zwar nicht wie die Faust aufs Auge aber entlockt mir einen ausführlichen Lacher in Bezug auf das Thema].
Das Wort geht auf griechisch χαρακτήρ (charaktér) zurück und bedeutet dort ursprünglich „Prägestempel“, „Prägung“, und im übertragenen Sinne auch „Eigenart“.
Ab von der menschlichen Psyche, kennen wir Whisky-Afinados auch den Destillen-Charakter. Was soll das eigentlich sein? Und wie verändert dieser sich. Verändert er sich gewollt oder ungewollt. Was ist das Ziel der Konzerne? Ist Charakter noch gewollt oder eher unangenehmes Abfallprodukt das am Ende genauso der freien Marketingphantasie im Wege steht wie das Alter ?
Das Wort geht auf griechisch χαρακτήρ (charaktér) zurück und bedeutet dort ursprünglich „Prägestempel“, „Prägung“, und im übertragenen Sinne auch „Eigenart“.
Ab von der menschlichen Psyche, kennen wir Whisky-Afinados auch den Destillen-Charakter. Was soll das eigentlich sein? Und wie verändert dieser sich. Verändert er sich gewollt oder ungewollt. Was ist das Ziel der Konzerne? Ist Charakter noch gewollt oder eher unangenehmes Abfallprodukt das am Ende genauso der freien Marketingphantasie im Wege steht wie das Alter ?
Dieser Tage und Monate passiert viel in der schottischen Whiskyindustrie. Nun ja, wohl eigentlich mehr in der Philosophie und dem Marketing der schottischen Whiskyindustrie. Und - NEIN - an dieser Stelle soll nicht schon wieder mit erhobenen Zeigefinger und dem verbissenen "Früher war alles Besser-" Hammer eines alten Dachses auf die aktuelle Entwicklung eingeprügelt werden. Dieser Newsbeitrag soll wohl eher als Interpretation der Entwicklung und Versuch des Blickes in die Glaskugel gewertet werden. Wir werden sehen ob diese Interpretationen sich bewahrheiten oder wir in ein paar Jahren mit Recht alles als "Schmarn" bezeichnen können...
Steigen wir ein ...
Welche Dinge haben am Ende Einfluss auf das Endergebnis Whisky ?
Zunächst ... Das Holz. Gute Fässer, die Holzart, der Wuchsstandort und nicht zuletzt die vorherigen Alkoholika bestimmen den späteren Geschmack des Whiskys. Sorry, ich vergaß ... heute auch die Optimierung des Fassmaterials. Zwischen Befüllungen, Ausdrehen des Fasses usw. Natürlich auch der Grad des Ausbrennens, die Füllungsanzahl usw. Ein guter Freund sagt immer, jede Sch...-Destille bekommt mit einem guten Fass auch einen guten Whisky hin. Die einen häufiger als die anderen, aber im großen und ganzen muss man ihm Recht geben.
Ja, die Grafik ist mal wieder Provokant. Nein sie ist viel mehr. Sie ist falsch.
Schauen wir auf den New make.
CuttyNews: Der New Make – die unterschätzte "Zutat"
Gerade in letzter wurde mehrfach in kleinem Kreis über manche Einflüsse gesprochen die z.B. ein prägendes Merkmal (Seife und Parfümnote bei 80er Bowmores usw) betreffen. Wie eine kleine Problematik für manche Leute den Whisky aber, abseits des Fasseinflusses, statt des Genusses wahres Grauen hervorruft, ist aber gerade an dem Beispiel Parfümnote bei Bowmore und Co. gut zu erkennen.
Der nächste große Einfluss, der auch in den Cuttynews schon diskutiert wurde, ist die Region. Zugegeben ist dies hauptsächlich über die Classic Malts sehr deutlich betont und marketingmäßig ausgeschlachtet worden. Trotzdem bleibt das der Charakter eines typischen Highland Malts sich schon vom typischen Lowländer oder Islay-Whisky unterscheidet. Ausnahmen, heißt es, bestätigen die Regel. Es gibt geschmeidigere Bunnas als Ardmores. Womit die Regel bewiesen wäre.
Führen wir es zurück bis zur Destille, so finden wir das Schlagwort des Destillen Charakters. Der wird bestimmt durch die Brennblasenformen, die Dellen die drin sind. Die Kühler und das Wasser und so vieles mehr. Soweit so gut bzw. so umstritten auch. Die schönen Touriführungsgeschichten mit den Dellen in den Brennblasen ist sicher unter Mythos abzuspeichern, aber klar ist das der Newmake genau nach Vorgaben gefahren wird und gerade heute, in den Zeiten durchgängig kontrollierter Verfahrensparameter, auch der Destillen-Charakter einer exakten Vorgabe entsprechen soll.
Betrachten wir nun ein paar wenige Beispielhafte Destillen und deren Charakter und wie er sich ggf. in den letzten Jahren entwickelt hat.
Talisker
Ich erinnere mich noch gut an Map-Label Zeiten, da wurde der Destillen-Charakter als geprägt durch Torf, maritim, leicht salzig und mit deutlichem schwarzer Pfeffer, Tabak, altes Holz und im Abgang und Zitronen und Äpfel auf der Zunge sowie Süßholz beschrieben. Sicher ist eine Einschätzung des aktuellen Profils immer subjektive aber maritime, salzige Noten gehen insbesondere bei Storm & Co kaum noch wahrnehmbar. Auch die fruchtigen Noten gehen zugunsten von malzigen Noten stark zurück. Pfeffer ? Nun ja, eine eher scharfe Note, vielleicht sogar alkoholisch, die eher an weißen Pfeffer erinnert ist sicher noch wahrnehmbar.
Laphroaig
Ja sicher Laphroaig war immer maritim, jodig, medizinisch und torfig. Das findet man auch heute noch im 10er oder 10er CS. Sicher auch wahrnehmbar in 15er, ehemals 18er und auch im Quarter Cask. Aus meinen Anfangzeiten erinnere ich mich hier gerne auch an Apfel, Birne, Limone und Bananen. Manche sagen harte grüne Bananen. Die nehmen aber immer mehr ab. Vielleicht klagen auf hohem Niveau aber seit ich Laphroaigs vor Mitte der 70er probieren dürfte und entdeckt haben das diese ähnlich wie Bowmore einen extremen fruchtigen, tropischen Einschlag hatten vermute ich einen Wandel hin zu Lore, Tripple Wood und insbesondere Select. Auch diese haben sicher ihren Markt nur sind sie viel gefälliger geworden und auch hier ist der offensichtliche Holzeindruck, starker Süße und die Malzigkeit mehr in den Vordergrund getreten. Für mich ändert sich der Charakter weg vom "The most richly flavoured scotch whisky in the World." zu "The most easy drinking Islay for everybody"
Ardnamuchan
Warum taucht diese "neue" Destille hier auf ? An ihr soll klar gemacht werden, dass der Charakter der Destille wohl gar nicht mehr den Stellenwert besitzt, den die Maltheads dieser Eigenschaft beimessen. Ich hatte die Freud die Destille zu besuchen, als noch vieles am Anfang war. Mit meiner technischen und vorausplanenden Charaktereigenschaft eines Technikers hatte ich erwartet, dass in der Planung einer Destille die zu erwartenden und gewünschten Eigenschaften des zu destillierenden Malts sehr genau in die Planung einfließen. Dies wurde aber, um es hier etwas abzukürzen und nicht in Details zu gehen die an dieser Stelle auch nicht veröffentlicht werden sollen, kaum getan. Im Gegenteil, es wurden viele Möglichkeiten offen gelassen um ggf. unterschiedliche Charaktere für Blends des eigenen Hauses oder für den Verkauf an andere Hersteller fahren zu können.
Ich bitte dies nicht als Kritik zu verstehen. Dieses Verhalten ist ja kein unbekanntes und gerade durch Bruichladdich wurde auf diese Weise ja vorgemacht, dass man sehr erfolgreich arbeiten kann. Und doch möchte ich Bruichladdich nicht als Vorreiter belassen, weil seit Jahrzehnten Destillen wie Edradour und Loch Lommond, um nur einige zu nennen dies schon viele Jahre machen.
Höhepunk bis dato ...
Roseisle Distillery
Zitat : "Durch die fortschrittliche Technologie wird auch die Herstellung verschiedener Maltwhisky-Stilistiken ermöglicht."
Und dies liegt nicht daran, das die Stills alle unterschiedlich aussehen. Zur Verdeutlichung hier mal ein Bild ...
Aber vielleicht haben alle Stills unterschiedliche Dellen an unterschiedlichen Stellen.
2014 war es kurz im Gespräch von Roseile eine Malt-Abfüllung im Rahmen der Spezial Edditions raus zu bringen. Dies wurde ohne Kommentar wieder verworfen. Auf Nachfrage war die Information zu bekommen, das man sich damit auf einen Charakter festlegen würde den man aber bei Roseile bewusst vermeiden will.
Es scheint fast so das die Destille auch nicht wirklich noch im Marketing eine Große Rolle spielt. Wenn wir uns die Singelton Serie von DIAGEO an, so wird hier der Ort der Destillation nicht in den Vordergrund gestellt. Er ist zwar auf dem Label zu finden aber in der gesamten restlichen Werbung und insbesondere in der Optik der Flaschen in Form und Aufmachung sind die drei Destillen kaum zu unterscheiden. Kein Wunder, das dann solche Geschichten passieren und die Destillery selber "The Singelton" ist :
Den Fachmann freuts der Laie wundert nix mehr.
Und wir Maltheads ? Man sollte meinen das kritische Genießer auch hier zunächst kritisch nachfragen und die Entwicklung hinterfragen. Es ist aber nicht der Fall. Im Gegenteil. Abfüllungen ohne Destillenangabe werden gerne im Markt aufgenommen und wenn entsprechend bepreist und besprochen auch gehypt. Beispiele gefällig ? Ein paar UA :
The Whisky Agency - SPEYSIDE FINEST, ISLAY SINGLE MALT 8 Jahre „Bottled Letters“ 51,5%, oder SPEYSIDE REGION, House Malt usw.
MoS Image of ...
Whisky Doris ... Die beiden Speysides 1977 und 1992 ...
und zu guter Letzt die zahlreichen Irish die aus Fässern des Hauses Teeling aber nur selten aus der gleichnamigen Destille auf den Markt kamen und kommen.
Keine Frage sind dort hervorragende Tropfen dabei und oftmals sind diese im PLV deutlich besser als manche mit mehr als genug Daten versehene andere Single Malt Abfüllungen. Schauen wir noch auf OA und da ist es mit dem PLV schnell vorbei.
Es gibt immer mehr Hersteller die den Charakter ihrer Destillen ... nun sagen wir es mal ... ergänzen.
Der Trend das jeder auch getorften Malt verwendet ist nicht neu aber inzwischen gibt es ja kaum noch eine Destille die nicht Historiker beschäftigt um Gründe zu finden warum man nun auch getorfte Tropfen auf den Markt bringt oder nicht. Um dort schneller zu einem Ergebnis zu kommen, werden neuerdings auch vermehrt Fässer typisch rauchiger Destillen mit z.B. Speyside Malts zweitbefüllt. Hier wird also ein Torf - Flavour eingebracht.
Man kann das weiterführen. Man kann auch sagen "Egal - Hauptsache Lecker", Dennoch muss man die Frage stellen, ist der Charakter einer Destille eigentlich noch gewollt oder stirbt dieser Charakter schneller aus als uns lieb ist ? NAS war gestern NDS oder wie die Malt Maniacs sagen Undisclosed Distilleries ist Das morgen. Verliert der schottische Whisky auf diesem Weg nicht einen Teil von dem was wir an ihm lieben ?
___Mortlach.de
____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt
____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt
Wir alle seins Brüder,
Wir alle seins gleich!
Wir alle seins gleich!