Das große Laphroaig Tasting
Ich habe hier 9 Laphis stehen und werde diese heute und morgen mal im direkten Vergleich verkosten.
Meine Notes werde ich hier mit euch teilen.
Die Abfüllungen sind:

> natürlich der Standard 10er - eine Abfüllung von ca. 2012
> Der 10er CS, batch 008/2016
> Quarter Cask (aktuelle Abfüllung)
> Cairdeas 2012
> Cairdeas 2014
> Cairdeas 2016
> 15y (200th anniversary)
> 21y Friends of Laphroaig (2015)
> 23y Vintage 1991-2014

Ich freu mich auf heute Abend

So los geht's - 4 Stück habe ich mir vorgenommen heute Abend.

Laphroaig 10

Über diese Abfüllung muss man nicht viel sagen - der Klassiker, den wohl jeder halbwegs erfahrene Whiskytrinker schonmal im Glas hatte. Meine erste Begegnung mit diesem Tropfen hatte ich 2004 in Prestwick am Airport. Und ich verstand sofort was "the most richly flavoured...." meint.

You love it or you hate it, ist ein anderes Zitat, das man diesem Malt zurechnet

40%vol sollte noch erwähnt werden.

Nase: Bam - da isse wieder, diese phenolische, jod-haltige, außergewöhnliche Nase. Aus meiner Sicht hat sie nichts an Kraft oder Besonderheit verloren. Kalte Grillkohle, in die Käsewurstfett getropft war. Gebrauchte Mullbinde, etwas Teer. Dazu enorme Süße, schwarze Johannisbeere, gesüßter Tee und die Honigkruste eines Grillschinkens. Einfach gut.

Mund: Asche, Zigarettenrauch, Medizin und ein Hauch von süßem Hustensaft. Aber hier fehlt etwas die Wucht - die 40% hauen einen eben nicht aus den Badelatschen.
Beim zweiten Schluck habe ich etwas Kümmel also Aquavit am Gaumen.

Hals: der kalte Aschenbecher bleibt lange am Gaumen kleben. Aber sonst ist da wenig Lametta. Obwohl - so ein klein wenig metalisch ist der Abgang schon

Fazit: die Nase ist ein Hingucker äh - riecher. Der Rest für einen erfahrenen Maltisten eher unkompliziertes Campingabend - hauen wir am Lagerfeuer eine Buddel Malt zusammen - Material.

Laphroaig 15y - 200th Anniversary

Soll wohl die Wiederauflage der früheren Abfüllung mit 15y sein. Wäre interessant, diese als Vergleich zu haben. Egal - wir haben hier 3% mehr - 43% vol.

Nase: ui - ganz was anderes. Tropische Früchte, Drachenfrucht, überreife Avocado, etwas Anis und eine leichte Meeresbrise auf einem Krustentierfischerboot. Nach ein paar Minuten im Glas kommt eine Wachholdernote dazu und irgendwo in der Nachbarschaft liegt ein Lammkotlett aufm Grill!

Mind: süß-saurer Antritt, deutliche Rauchnote, dazu Zitrusfrüchte, Zitronenabrieb, leicht bitter werdend. Ganz hinten kurz vor den Mandeln eingelegten Sardellen.

Hals: Meeresluft, salzig, jodhaltig, verfaulendes Biomaterial, alter Fischlappen, der zum Auswaschen eines Dieselkanisters genommen wurde. Irgendwie erinnert mich der Abgang an einen glatten Kieselstein aus dem Brackwasser mit toten Muscheln drauf.

Fazit: Interessante Entwicklung - in der Nase fruchtig, mit einem Hauch Fischerbootaroma; im Mund viel Zitrone und im Abgang dann das ganze Meerwasserprogramm. Interessante Abfüllung, die sicher Freunde gefunden hat. Und wohl auch Gegner.

Laphroaig Cairdeas 2012

Hier habe ich nur ein Sample - der Base entnehme ich, dass diese Abfüllung 51,2 %vol hat. Sie soll eine Mischung sein aus 13-21 jährigen und jüngeren, 7-jährigen, in quarter cask gereiften Malts sein.
Die Farbe ist sehr hell, weshalb ich annehme, dass da refill Fässer zum Einsatz kamen.

Nase: frisch und grasig. Ein kühler Frühlingsmorgen nach einem Sommerregen in Strandnähe. Frisch angebratene Krabben in der Carcasse. Und etwas Gummi.

Mund: Rauch - direkter süßer, kräftiger Rauch. Honig mit Salzstange, die Schale von dunklen Trauben, etwas mineralisch, fast kalkartig.

Hals: langer Abgang, trocken, mineralisch, leicht salzig. Auch hier spürt man praktisch keine Eiche, kaum Fasseinfluss. Ganz am Ende ein Hauch von Olivenöl

Fazit: Schwierig, ist nicht ganz mein Fall. Irgendwie zu trocken, fast staubig. Keine Frucht, kein Holz, keine Vanille oder Kokos. Naja, mineralisch, rauchig und maritim - er hat auch seine Vorzüge.

Laphroaig 21y
So, der letzte heute Abend. Eine Abfüllung für die FoL aus 2015. 48,4%vol! Auch hiervon habe ich nur ein Sample. Auch sehr hell - haben die auch first fill Fäasser, die etwas Farbe mitbringen? Aber egal - Farbe sagt ja nix über die Qualität aus, also rein mit dem Gewürzprüfer.

Nase: fruchtig, frisch. Zitrus mit einem Hauch von Rauch. Im Vergleich heute der mit dem wenigsten Rauch. Süße Mango oder Papaya, etwas Hubba Bubba.

Mund: würziger Antritt, salzig, pfeffrig, fleischig. Boah ist der würzig! Der schindelt dir das Gaumendach weg. Wo ist die Fruchtigkeit der Nase? Etwas Grapefruit ist vielleicht hinter der Salzwand versteckt.

Hals: auch hier dominiert die Salzigkeit, wobei die Fruchtkomponenete wieder erscheint. Tropischer Fruchtbecher über den jemand Salz statt Zucker gestreut hat. Am Gaumen etwas Rauch, ein kalter, zigarettenartiger Rauch.

Reicht fürs erste - mal sehen, ob ich morgen etwas Holzeinfluss finde. Heute hatte ich häufig den Eindruck, der Whisky lagerte in einem Salzfass.

Zeit für Runde 2 - die Locken geglättet, die Backen gepudert und die Nasenhaare ins Achtung gestellt.
Mal sehen ob ich heute Fasseinfluss finden kann!?

Laphroaig Quarter Cask

Der zweite dauerhaft verfügbare Whisky von Laphroaig. 48% vol stark und ohne Altersangabe.
Die Farbe sollte unerwähnt bleiben, denn auf der Dose steht "mit Farbstoff"! Aber immerhin unchillfiltered.

Nase: frischer aromatischer Rauch. Sehr intensive Zitrone, dazu ein Hauch von Vanille, kräftiger Honig. Dazu eine Art herber Tabak.

Mund: prickelnd, leicht phenolischer Rauch, trocken auf der Zunge, leicht holzig

Hals: leichte metallische Bitterkeit, sehr trocken, etwas Eiche. Recht lange. Kalte Asche

Fazit: wenn ich ehrlich bin, hatte ich etwas mehr erwartet. Mehr Holzeinfluss, mehr Power, mehr Krankenhaus, mehr Islay Südküste halt.


Laphroaig Cairdeas 2014

Double matured in ex Bourbon Barrels und Amontillado seasoned traditional hogsheads.
Whatever that means!!
51,4%vol - hatte der 2012er nicht 51,2%vol? Erkenne ich da ein Muster?

Nase: Toffifee, Karamell, salziges Popcorn, weißer Pfeffer. After Shave an einem Herbsttag.

Mund: Sahnebonbon, etwas Salz, Aprikosenkern, kalte Erbse Zimt Zucker.

Hals: Der Zimtzucker hallt nach, ganz entfernt vermutlich Grillrauch. Tatsächlich ein wenig rauchiger Laphroaig

Fazit: Hmm? Interessant, aber nicht wirklich stunning. Irgendwie gewöhnlich. Liegt es an mir heute?


Laphroaig Cairdeas 2016

Diesmal ein Madeira Cask Finish. Und mit 51,6 %vol abgefüllt. 2012 mit 51,2%; 2014 mit 51,4% und jetzt 2016 mit 51,6% - da ist doch ein Muster drin? Warten wir mal noch 2 bis 3 Jahre ab - vielleicht komme ich dann drauf.

Nase: Wow, was ist das denn - ganz was anderes. Apfelkuchen mit Karamellüberzug. schmelzendes Vanilleeis. Maraschino Kirsche und ein trockener, angebrannter Haferkeks.

Mund: Aha ein Laphi - da isser wieder Desinfektionspaste glaciert die Plomben, mehliger Apfel mit Vanillesauce und angekokelte Milch. Richtig lecker. Kräuter und Gewürze im Hafen. Gegrillte Fischhaut, knusprig.

Hals: Der Zahnarzt hat Feierabend. Phenolisch, trocken, etwas kurz. Schade, den hätte ich gerne etwas länger bei mir behalten.

Fazit: So hatte ich einen guten Laphi erwartet, einem FoL würdig irgendwie


Laphroaig 23y Vintage 1991 - 2014

First fill Sherry Fässer sollen hier verbaut worden sein. Und refill casks. 52,6 %vol. 23 Jahre - so ein alter Laphi, dazu noch in Sherryfässern gereift, zumindest teilweise. Wir sind jespannt!

Nase: Ah jetzt ja - eine Insel... tropischer Fruchtsalat an einer Kaimauer. Honigmelone, goldene Kiwi, frisch aufgeschnittener, kanadischer Honiggrillschinken.

Mund: Salzige Rosinen mit etwas Balsamico Essig. Koriandersamen, etwas Kümmel und frisch geschnittene Petersilienwurzeln. Etwas Eiche, aber nur wenig - für first fill Sherry Fässer zu wenig?!! Und das trockene Finale deutet auf einen trockenen Sherry hin.

Hals: Trocken, die Kümmelnote bleibt präsent, wärmend. Aber nicht wirklich lange - am Ende bleibt etwas Rauch am Gaumen.

Fazit: Ich weiß nicht so recht - sicher ein guter Whisky, aber für den Preis, der dafür aufgerufen wurde, fehlt mir doch einiges. Die Sherryfässer sind spürbar, aber nur peripher.
Wäre ein guter Abschluss, aber halt.... da steht noch einer:


Laphroaig 10 CS, Batch 008/2016

Mit schlappen 59,2%vol abgefüllt - ich schicke meine Zunge schon mal in die Stadtranderholung

Nase: Kokosnussmilch, Vanillekipferl, kalkig. Steinstrand nach der Flut mit einer Pfeife im Schnabel. Die Nase ist komplex und sie entwickelt sich. Die mineralische Note kommt nach einer Weile stärker durch, auch eine Fruchtkomponente ist da - unreife Birne vielleicht. Und Salatkräuter - ja tatsächlich Salatkräuter!
Mal sehen wie er im Mund wirkt. Aber die fast 60 Umdrehungen sind mir dann doch zu gesundheitsgefährdend.
Also ein wenig Wasser rein - a little rolling and strolling in the glas, no shaky shaky no no no no - ok, der war geklaut

Mund: Kräftiger Antritt, kalter Aschenbecher in der 3. Etage des evangelischen Krankenhauses im Raucherzimmer. Lammkotelett mit Kräuterkruste. Angebrannter Toast mit Orangenmarmelade. Schmeckt!

Hals: Steht lange am Gaumen mit der heißen Grillzange in der Hand. Kohlenstaub, etwas Leder, Zigarre am Morgen. Etwas Kakao in der Alugrillschale in der am Vorabend die Scampi gegrillt wurden.

Fazit: Zu Recht wird der 10 CS als ein überdurchschnittlicher Whisky bezeichnet. Kräftig, phenolisch, medizinisch und doch vor allem in der Nase komplex, süß und etwas fruchtig. Ein würdiger Abschluss des großen Laphi Tastings. Der Aschenbecher im Hals verbindet sich später mit Colgate max fresh und verbringt die Nacht mit mir -

Sollte ich eine Reihenfolge machen? Schwierig - aber ich versuche es mal mit 3 Clustern.

Oberste Reihe sicher der 10 CS, der Cairdeas 2016 und der 15y.
Im mittleren Regal würde ich den Cairdeas 2012, den 10er und den 23er sehen; ach ja den QC würde da auch noch rein passen
Hinten stehen der Cairdeas 2014 und der 21er FoL.

Hat Spaß gemacht - mal sehen was beim nächsten Mal dran ist - von Bunnahabhain steht hier so einiges rum. Jetzt muss ich mein Gaumensegel erst mal in eine Antirauchkur schicken.
Bis dahin - cremig bleiben!

Whiskinger schrieb:

9x Laffi an 2 Abenden... du bist aber hart im Nehmen!
Gute Erholung also und danke für deine aufopfernden Notes

jogyli schrieb:

Super gemachte Tasting Notes. Danke, dass du uns hast dran teilnehmen lassen.
Ich hoffe, du kriegst den Rauchgeruch aus der Bude.

Vor allem stellt sich mir die Frage, wie ich meinen Gaumen wieder an subtilere Aromen gewöhnen kann - heute gibt es in jedem Fall nur frisches Quellwasser!