Interview mit Etienne Bouillon von "The Owl Distillery" (dort sind die ehemaligen Stills von Caperdonich seit 3 Jahren im Einsatz)

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      Interview mit Etienne Bouillon von "The Owl Distillery" (dort sind die ehemaligen Stills von Caperdonich seit 3 Jahren im Einsatz)

      Ich hatte die Möglichkeit an einem Besuch der Destille "The Owl Distillery" in Belgien teilzunehmen.
      Anlass war die Markteinführung des "neuen" Belgian Owl der mit den Brennblasen aus der ehemaligen Caperdonich Destille hergestellt wurde.
      Vor diesen Besuch habe ich ein Interview mit Etienne Bouillon, Brennmeister und Mitinhaber der Destille, geführt.
      Einen Breicht vom Besuch der Destille gibt es morgen bei den Reiseberichten. In dem Bericht werden auch eine Reihe technischer Details erläutert die im Interview nicht erwähnt werden.
      Gruss,
      Geniesser

      Standardfragen:
      10 Fragen an alle, die Interviewt werden, um kurze und kompakte Antworten wird gebeten:

      1. Kannst Du dich kurz etwas näher vorstellen? (u.U. Namen, Alter, Familienstand, Wohnort, Hobbys, Beruf und ggf. bei wem Du den ausübst)
      Etienne Bouillon, Master Distiller bei The Owl Distillery.
      Fan von Comics.
      56 Jahre.

      2. Beschreibe kurz die Situation in deinem bisherigen Leben (die Länger als eine Stunde gedauert hat) in der am meisten zufrieden warst.
      Der Aufenthalt bei Bruichladdich zusammen mit Jim McEwan als Malt Ambassador of Bruichladdich.

      3. Zum Essen - Wein oder Bier
      Wein

      4. Wann hast Du das erste Mal deine Nase in ein Whiskyglas gehalten und wo bzw. zu welchem Anlass war dies?
      Bei einem Familientreffen in Lüttich in den 1970er Jahren.

      5. Hat sich der Genuss guten Whiskys für Dich verändert, seitdem Du die Destille gegründet hast und wenn ja, inwiefern?
      Einen Single Malt Whisky zu verkosten ist immer ein Eintritt in ein magisches Universum. Die Freuden der Verkostung haben meine technische Neugier seit meiner Destillengründung noch gesteigert.

      6. Trinkst Du heute noch Whisky einfach so vor dem Kamin ohne ihn zu „analysieren“?
      Ja, die Verkostung eines exzellentes Single Malt Whisky vor dem offenen Kamin ist eine eindeutige Einladung in eine Welt der magischen Aromen und Gerüche.

      7. Gibt es für dich neben Whisky auch andere Spirituosen und wenn ja zu welchem Anlass?
      Ja, beruflich verkoste ich auch andere Spirituosen.

      8. In welcher Umgebung, in welchen Momenten genießt Du Whisky am intensivsten?
      In ruhiger Umgebung, oft in Gesellschaft einiger Freunde und meistens um unsere Verkostungseindrücke zu teilen.

      9. Welchen Augenblick in Deinem Whiskyleben hast Du in ganz besonderer Erinnerung?
      Der Whiskymoment der am meisten in meinem Gedächtnis hängen geblieben ist, ist die Verkostung einer Anzahl von außergewöhnlichen Fässern bei Bruichladdich, zusammen mit Jim McEwan, mit u.a. einer Abfüllung für die Queen.

      10. Bewegst Du dich in den einschlägigen Whiskyforen und wenn ja, was sind die Foren dann für dich ? (Informationsquelle, Ohr am Kunden, Marketingplattform, Verkaufsplatform, Lockerer Treffpunkt von Maltheads)
      Nein, ich bin nicht Mitglied in Foren.


      Spezielle Fragen :
      11. Im Oktober 2013 wurden die beiden Brennblasen der ehemaligen Caperdonich Destille bei "The Belgian Owl" in Betrieb genommen. Am 13. Oktober 2016 soll der neue Whisky vorgestellt werden. Was fällt Ihnen als erstes zu diesem Meilenstein in der Entwicklung ihrer Destille ein?
      Es ist eine Ehre mit zwei mythischen Brennblasen wie die von der ehemaligen Caperdonich Destille zu arbeiten. Ich denke an die vielen Brenner die sich im Laufe der Zeit abgewechselt haben um mit den Brennblasen zu arbeiten und auf den Brennvorgang aufgepasst haben. Das ist einfach … magisch.

      12. Für welche Märkte soll produziert werden und welche Änderungen im Vertrieb sind geplant nachdem das Destillat aus den Caperdonich Stills nun als Whisky verfügbar ist? Wie sieht es insbesondere mit einem Vertrieb in Deutschland aus?
      Bis jetzt war unsere Produktion eher vertraulich und dem belgischen Markt vorbehalten. Die Produktion mit den ehemaligen Caperdonich Brennblasen erlaubt es uns die Möglichkeit einer Erweiterung auf andere Märkte wie z.B. Deutschland ins Auge zu fassen.

      13. Wie viele Mitarbeiter haben Sie heute und wie war die Entwicklung?
      Während der Destillationszeiten sind wir zu acht bei The Owl Distillery. In 2004 habe ich allein angefangen.

      14. Wie hat sich die Produktion über die Jahre entwickelt und sind auch ältere Abfüllungen geplant?
      Bis jetzt hatten wir die Möglichkeit 20.000 Flaschen abzufüllen. Ab 2017 können wir jährlich 80.000 Flaschen abfüllen und wir haben die Möglichkeit, wenn auch in sehr begrenzter Anzahl, ältere Abfüllungen vorzustellen.

      15. Gibt es in der Produktionsweise Unterschiede zur klassischen schottischen Herstellung?
      Es gibt keine Unterschiede zur traditionellen schottischen Herstellung außer, dass wir unsere Gerste nur in einer bestimmten Gegend anbauen (die „Hesbaye sèche“) und dass wir unser Wasser aus dem Grundwasser direkt unter unseren Feldern beziehen.

      16. Welche Kriterien waren für Sie wichtig bei der Auswahl der Gerstensorte (zweireihige Frühlingsgerste Sébastian)?
      Die besagte Gerstensorte ist für mich die beste Wahl für unsere Gegend, die Böden und die Klimabedingungen. Die Resultate betreffend Geruchs- und Geschmacksaromen sind perfekt.

      17. Hat sich der Charakter des Destillats geändert bei der Umstellung der Stills und welche Probleme mussten gelöst werden um den gewünschten Stil des neuen Whiskys zu erhalten? Wie beschreiben Sie diesen Stil?
      Der Charakter des Destillats ist immer noch fruchtig und blumig aufgrund der Typizität der Gegend wo wir unsere Gerste anbauen.

      18. Welche Wahl haben Sie für die Gärung getroffen um den gewollten Charakter ihres Destillats zu erhalten (z.B.: Dauer der Gärung?, Temperaturregelung?, verwendete Hefe?, Ruhezeiten des Wasch?)?
      Um den Charakter des Destillats zu erhalten habe ich mich an meiner Zusammenarbeit mit verschiedenen Brennern inspiriert sowie an den Erfahrungen die ich bei Bruichladdich mit Jim McEwan und seiner fantastischen Mannschaft hatte.

      19. Fassmanagement. Welche Fässer, Auswahl, Reifung, Lagerort?
      Ich liebe die Fässer die reichhaltig sind aber nicht übertrieben. Bei den Lagerhallen habe ich immer versucht in Harmonie mit der Natur zu sein.

      20. Wo nahmen Sie ihr Wissen her für den Start ihrer Brennerei am 29. Oktober 2004?
      In 2004 hatte ich 10 Jahre Erfahrung als Brenner, sowohl in Zusammenarbeit mit Kollegen als auch mit eigenen Kreationen.

      21. Sie haben 2007 die Messe "Spirits in the Sky" mit initiiert. Heute ist diese Whisky- und Spirituosenmesse eine der bedeutendsten in Belgien (am 5. und 6. November 2016 in Brüssel). Was bedeutet diese Entwicklung für Sie?
      Die Entwicklung von Spirits in the Sky ist fantastisch und dokumentiert die wachsende Begeisterung der Verkoster für Qualitätswhiskys und andere Brände. Es bereitet mir immer viel Freude dort unseren Belgian Owl vorzustellen.


      Zum guten Ende und um es auf den Punkt zu bringen:
      22. Was ist Whisky für dich ? Nur ein Satz !
      … die Wertsteigerung der Gegend wo die Gerste angebaut wurde und das Wohlbefinden das der Whisky von seinem Anbau bis zur Verkostung bringen kann.

      23. Welchen Whisky hattest Du in letzter Zeit im Glas, der dich so richtig beeindruckt hat.
      Das Fass 121122 der Caperdonich Destille, 19yo, abgefüllt von BBR.

      24. Stell Dir vor dir schenkt eine gute Fee 10 Mill. € steuerfrei und erzählt es keinem. Was machst Du mit dem Geld ?

      Mein Traum wäre unseren Belgian Owl für jeden verfügbar zu machen der dies möchte.

      25. Welche Frage(n) hättest Du gern gestellt bekommen und wie lautet Deine Antwort darauf?
      Für mich ist ein Single Malt Whisky der Ausdruck seiner Gegend und er soll auf allen Ebenen, vom Landwirt bis zum Verkoster, Wohlbefinden hervorrufen.
      Mitglied im Team Bergische Jongens - Organisator Whiskycup 2012

      "Wer sich für zu wichtig hält für kleine Aufgaben, ist meistens zu klein für wichtige Aufgaben"
      Jacques Tati