Die Whiskywelt ist bunt !

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      Ich selbst habe im letzten Herbst eine "Tasting-Weltreise" veranstaltet. Dabei waren 2 Schotten, ein Ire, ein Kanadier, ein Bourbon, ein Japaner, ein Taiwaner sowie ein Deutscher.
      Ein Kavalan Solist wurde blind gegen einen Glenfarclas verkostet. Einhellige Meinung der knapp 20 Teilnehmer war, dass der Glenfarclas "besser" war, runder, in sich stimmiger.
      Auch im "Gesamtergebnis" lagen die beiden Schotten vorne. Natürlich ist das nicht repräsentativ, lag vielleicht an der Auswahl der Abfüllungen, an den Geschmäckern der Teilnehmer oder auch an meinen Äußerungen, die möglicherweise tendenziös waren. Ich weiß es nicht.

      Ich denke, die Whiskywelt wird in den nächsten Jahren wieder und immer wieder neue Hypes und Trends aus allen Ecken der Welt erleben. Letztendlich werden aber die meisten von uns immer wieder zum guten alten Scotch zurückkehren. Für mich ist Whisky mehr als nur eine Spirituose. Es geht um die Menschen dort, die Kultur, die wunderschöne Landschaft, halt das Land an sich. Ich interessierte mich damals erst für Schottland, dann für Whisky. Whisky ist bei mir eng mit Schottland verbunden. Ich denke, vielen geht das hier genauso. Natürlich probiere ich neue Sachen und viele sind auch wirklich interessant und gut. Aber unter dem Strich, werde ich immer wieder beim schottischen Whisky landen. Bei Mutti schmeckts halt doch am besten ...
      :flag2:

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Zambo“ ()

      Es wäre eigentlich ganz schön, wenn die Schotten mal etwas Konkurrenz bekommen. Nur sehe ich das bislang außer in kleinen Ansätzen nicht wirklich.

      Für echte Konkurrenz braucht man Qualität, gute Preise und gute Verfügbarkeit. Irgendwo scheitert es immer:

      Japan
      Es wurde schon erwähnt, daß man schon seit jeher für den Preis eines guten Japaners zwei gleichwertige Schotten bekommt. Durch Murrays Japan-Hype hat sich das Verhältnis bei sinkender Durchschnittsqualität sogar noch verschlechtert.

      Irland
      Solange der Markt nur von alten Fässern, die als kurzfristig erhältliche Einzelabfüllung erscheinen, getrieben wird, kann man noch nicht von echter Konkurrenz sprechen. Preislich liegen die Abfüllungen auch nicht im besonders attraktiven Bereich. Zumindest in der Vergangenheit waren einige irische Standards nette Alternativen zu den leichteren Schotten. Man muß abwarten, ob sich der Marktanteil mehr Richtung Irland verschiebt, wenn bald immer mehr neue Destillate auf den Markt kommen (oder ob der Whisky-Hype bis dahin schon wieder vorbei ist...).

      USA
      95 % der Abfüllungen sind geschmacklich vom schottischen Whisky soweit entfernt wie z.B. Rum. Insofern kann man bei Bourbon und Co. nicht von echten Alternativen sprechen. Interessant sind kleine Destillen, die sich tatsächlich am schottischen Malt orientieren; teilweise mit Tricks um die New-Oak-Pflicht zu umgehen. Einige positive Überraschungen gab es schon, jedoch in Sachen Verfügbarkeit und Preis keine echte Konkurrenz zum schottischen Whisky. Ich sehe in der näheren Zukunft auch nicht, wie sich das ändern sollte. Allein schon weil die verhältnismäßig geringen Mengen zu einem großen Teil die Nachfrage im eigenen Land nach heimischen Malts decken müssen.

      Indien
      Teilweise gutes Zeug, zu konkurrenzfähigen Preisen und einigermaßen guter Verfügbarkeit. Schon lange auf dem Markt, aber noch lange nicht in den Köpfen der westlichen Käufer angekommen. Woran liegts? Muß erst ein Whiskypapst einen Amrut zum Whisky des Jahres küren? Oder muß der Preis deutlich unter den der Schotten fallen? Und was bedeutet diese Entwicklung für all die anderen aufstrebenden Whisky-Länder?

      Zu Taiwan, Neuseeland, Australien schreibe ich nicht viel: Da ist einiges gutes dabei, aber insgesamt reden wir eher über Nischenprodukte, deren Preise auch enstprechend hoch sind.

      Und nun zu Deutschland: Im großen und ganzen liegt die Qualität deutlich unter den Schotten, die Preise dafür deutlich darüber. Allgemeiner Whisky-Hype in Kombination mit Lokalpatriotismus bringt das Zeug trotzdem an den Mann. Aber echte Konkurrenz für schottischen Malt?

      Insofern sehe ich kaum eine Möglichkeit, wie Schottland in der nächsten Zeit den Spitzenplatz in Sachen Malt-Whisky abgeben könnte. Viel größer für die Whiskyindustrie sehe ich die Gefahr darin, daß die Nachfrage nach Malt im allgemeinen nachläßt. Sei es nun dadurch, daß die Hypejünger zum Tequila weiterziehen oder dadurch, daß die Nachfrage nach Premiumspirituosen insgesamt zurückgeht.
      Sure they’ve always made NAS whiskies, but those were the cheapest ones. Like NAS–8–12–15–18–25. Not NAS–NAS–NAS–NAS–25. (Serge Valentin)

      SpiritSafe schrieb:

      Es wurde schon erwähnt, daß man schon seit jeher für den Preis eines guten Japaners zwei gleichwertige Schotten bekommt.
      Kleines Veto ... ich habe für meine ertse Flasche Yamazaki 18 etwas über 60 € bezahlt. Die Sonderabfüllungen aus den 60ern und 70ern waren am Anfang auch nicht billig aber auch nicht überzogen. Allerdings gib es sehr schnell damit das das gute PLV Vergangenheit wurde.
      ___Mortlach.de

      ____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt

      Wir alle seins Brüder,
      Wir alle seins gleich!
      Ich kann mich im Großen und Ganzen auch sehr gut bei Lars wiederfinden. Ein paar Ergänzungen, was mich persönlich betrifft:
      Schottland: War, ist und bleibt für mich auch in Sachen Whisky das gelobte Land. Weil ich mindestens einmal im Jahr in dieses landschaftlich und kulturell umwerfende Land reise, dessen Way of Life eben auch eng mit dem Thema Whisky verknüpft ist. Auch qualitativ sehe ich zumindest in der Breite keinen ernsthaften Herausforderer, und in der Spitze setze ich einige Hoffnungen in die neuen Mikrodestillen - was ich von denen bislang zu sehen und probieren bekam, stimmt mich sehr, sehr zuversichtlich.
      Japan: Interessiert mich überhaupt nicht mehr, da es gut trinkbare Stoffe mit einem vernünftigen PLV schlichtweg nicht mehr gibt.
      Irland: Ja, interessante Entwicklung. Hier und da auch gute Abfüllungen, aber der typische Stil ist (ähnlich wie klassische Lowlander) nicht so mein Ding.
      Taiwan: Die meisten Sherry-Solisten finde ich arg trocken (obwohl ich auch schon zwei, drei herausragend gute, fett fruchtige, im Glas hatte), die Bourbon-Dinger können aber (auch) was: Die FroM-Abfüllung hielt ich seinerzeit blind für einen sehr gelungenen 1992er Glen Keith...
      Indien: Die Amruts, die ich bislang im Glas hatte, fand ich durch die Reihe gelungen. Aber (wie bei Taiwan) wegen einer guten Destille auf ernsthafte Konkurrenz schließen???
      Nordamerika: Da kann ich wegen überwiegender Unkenntnis nicht mitreden.
      Deutschland: Hier muss ich mich bei meiner Wortwahl schwer zusammenreßen. Was ich bisher probiert habe - und das war nicht wenig (ja, auch den gehypten Glen Els XX hab ich probiert) -, hat ungefähr ähnlich gute Chancen, qualitativ in einem Atemzug mit schottischem Stoff genannt zu werden, wie ein alter R4, ein Rennen gegen einen Porsche zu gewinnen. Das Einzige, was ich hier mitunter wirklich bewundern kann, ist die Chuzpe, mit der einige Hersteller ihr Zeug wirklich als Whisky anpreisen...
      Um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen: Meine Whisky-Welt ist ähnlich bunt, wie sie es bereits vor reichlich 20 Jahren war, als ich mit dem Hobby angefangen habe - aufgrund der Geschmacksvielfalt, die schottischer Whisky bietet. Hinzugekommen sind ein paar kleinere Farbtupfer aus Asien und Irland. That's it.
      "If you listen to fools - the mob rules!"
      Ronnie James Dio

      HamburgMalt schrieb:


      Indien: Die Amruts, die ich bislang im Glas hatte, fand ich durch die Reihe gelungen. Aber (wie bei Taiwan) wegen einer guten Destille auf ernsthafte Konkurrenz schließen???


      Neben Amrut gibts auch noch Paul John als positives Beispiel. Daneben noch weitere Destillerien, die aber (noch) nicht international agieren (und teilweise auch nur Melasse-Whisky produzieren). Interessant ist bei allen aber der Durchsatz. Ich glaube allein Amrut hat im Bereich Whisky einen Ausstoß von über 5 Mio. Liter pro Jahr. Wovon Single Malt aber nur einen geringen Teil ausmacht. Also ein bißchen so wie in den guten alten Zeiten in Schottland ;)

      EDIT: Dazu kommt noch, daß der Whisky dort durch das tropische Klima deutlich schneller reift, so daß man auch relativ schnell auf Änderungen im Markt reagieren kann. Potential ist vorhanden, ob das aber tatsächlich genutzt werden kann, halte ich weiter für fraglich.
      Sure they’ve always made NAS whiskies, but those were the cheapest ones. Like NAS–8–12–15–18–25. Not NAS–NAS–NAS–NAS–25. (Serge Valentin)