Schottlandreise im März 2017

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      Schottlandreise im März 2017

      Im März waren meine Frau und ich für 16 Tage auf Rundreise in Schottland und haben dabei viele schöne Erinnerungen mitgenommen, an denen ich nun die Leser dieses Forums teilhaben lassen möchte.

      Wir haben uns dabei von dem Buch Whisky Trails, dem Reisebericht eines Freundes, der vor ein paar Jahren mal auf Islay war, und den Ratschlägen des Besitzers einer berühmten Berliner Whisky Bar inspirieren lassen.

      Ich hatte beim Buchen der Flugtickets direkt ein Auto mit gemietet und da wir nur zu zweit waren, hatte ich einen Kleinwagen ausgewählt, was sich im Nachhinein als 100% richtige Entscheidung herausstellte.

      Ich werde den Bericht in mehrere Abschnitte unterteilen, mich dabei auf das Thema Whisky konzentrieren und hoffe, dass ich nicht zu sehr davon abschweife. Die fertigen Teile sind verlinkt

      Der Teil über Islay und die Speyside ist in mehrere Beiträge aufgeteilt, da ich pro Beitrag nur 10 Bilder als Anhang hinzufügen kann.

      1. Edinburgh
      2. Glasgow
      3. Campeltown und Loch Lomond
      4. Islay - Teil 1
      5. Islay - Teil 2
      6. Westliche Highlands
      7. Speyside - Teil 1
      8. Speyside - Teil 2
      9. Östliche Highlands

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      1. Edinburgh


      Wir starteten unsere Reise in Edinburgh. Meine Frau war vorher noch nie in Schottland gewesen und wir hatten zwei Übernachtungen dort gebucht.


      1.1 Cadenhead (Edinburgh)

      Erste Anlaufstelle in Edinburgh war der Laden von Cadenhead. Er wurde in dem Buch besonders gelobt und ich hatte auf diversen Whiskymessen auch schon Cadenhead Abfüllungen kennengelernt.

      Für einen gelungenen Start sorgte der sehr freundliche Mitarbeiter dort, dessen Informationen weit über ein normales Verkaufsgespräch hinausgingen. Bspw wurde im Laden die komplette "work in progress" Reihe von Kilkerran als 0,2l Version zu einem sehr, sehr hohen Preis angeboten und der Verkäufer riet vom Kauf ab, es sei denn man wäre ein Sammler.

      Neben den bekannten Cadenhead Abfüllungen überraschten mich zwei Aktionen, mit denen ich nicht gerechnet hatte:
      Im Laden waren vier Fässer aufgebaut, ein Islay Blend (der Verkäufer sagte mir präzise, was da alles drin war, hab es im genauen aber leider vergessen), ein Campeltown Blend (was in dem Fall ein Springbank Single Cask Bourbon war, Alter war 12-14yo, weiß nicht mehr wie alt genau), ein Highland Blend (auch hier wurde genau gesagt, was alles drin ist und wie alt) und ein Lowland Blend (dito). Man konnte wahlweise (die Preise sind aus meiner Erinnerung und können leicht unpräzise sein) aus den Fässern 0,7l für 45£, 0,35l für 25£ oder 0,2l für 14£ erwerben. Alle vier Inhalte waren in Fasstärke.
      Zusätzlich gab es einen großen Schrank mit 0,2l Versionen von sehr, sehr vielen Cadenhead Abfüllungen.

      Man durfte von allem (kostenlos) probieren, wobei sehr großzügig ins Glas gefüllt wurde.

      Fazit:
      Wenn man whiskybegeistert und in Edinburgh ist, sollte man unbedingt bei Cadenhead vorbeischauen!


      1.2 Robert Graham

      Auf dem Weg zum Schloss hoch, kamen wir an einem Whiskyladen mit sehr ansprechendem Schaufenster vorbei. Dort waren die "dancing stag" Abfüllungen ausgestellt, die mir vorher unbekannt waren. Es handelte sich hierbei um den (oder einen) Laden von dem Abfüller "Robert Graham", welcher seltsamerweise in unserem Buch nicht erwähnt wurde.

      Abgesehen von viel Standardsortiment und einem großen Humidor, gab es hier auch einige eigene Abfüllungen. Zu allerdings recht hohen Preisen: Bspw kostete der Littlemill 1985 250£.

      Was mich erneut überraschte, war die Freundlichkeit und Großzügigkeit der Ladenmitarbeiter. Man durfte nahezu beliebig (also auch bei Flaschen im 200£+ Bereich) sich kostenlos durch das Sortiment probieren und einer der Verkäufer gab uns ausführlich Auskunft über die Geschichte des Abfüllers Robert Graham und die verschiedenen Produktreihen.

      In jüngster Vergangenheit wurden dort auch 0,2l Versionen von den aktuelleren Releases abgefüllt, was für einen Reisenden natürlich von Vorteil ist und eine Kaufentscheidung deutlich erleichtert.

      Fazit:
      Sehr schönder Laden mit sehr interessanten Abfüllungen und sehr freundlichem Personal. Aber auch recht teuer, wenn man was mitnehmen will.


      1.3 Royal Mile Whiskies

      Nicht weit von Edinburgh Castle entfernt befindet sich dieser Whiskyladen. In unserem Reiseführer wurde dieser empfohlen, also schauten wir mal vorbei.

      Hier offenbarte sich uns ein grundsätzliches Problem für Whiskyliebhaber aus Deutschland: Der Whisky in Schotlland ist in der Regel (hauptsächlich aufgrund von Steuern) deutlich teurer als daheim. Man sollte also generell nur nach Sachen Ausschau halten, die nicht (oder schwer aka teuer) in Deutschland erhältlich sind.

      Und abgesehen von alten Sammlerstücken mit Preisen von 1000£+ und einer eigenen G&McPhail Abfüllung für den Laden gab es diesbezüglich hier nichts. Die Abfüllung selbst war ein Glen Keith ~18yo (genauses Alter vergessen) mit 43% für ~85£ (genauen Preis vergessen), der bei mir weder Begeisterung, noch Kaufrausch auslöste.

      So weit so gut, allerdings wurde auf meine Anfrage nach etwas exklusivem versucht mir die normalen Port Askaig Releases als Shop exklusiv anzudrehen. Ich kann zwar verstehen, wenn Verkäuferinnen einem Touristen etwas aufschwatzen wollen, aber diese Art der Fehlinformation ist nicht sonderlich angenehm. Zumal die Flaschen dort deutlich teurer waren, als bei
      deutschen Händlern, ganz zu schweigen von dem Aspekt, dass man die ja noch im Gepäck selbst nach Hause bringen muss. Diese Art der Beratung sollte uns noch ein paar Mal wiederfahren.

      Probieren durfte man zwar kostenlos, das Personal wirkte aber gestresst und recht unfreundlich, so dass wir nicht sonderlich lange dort geblieben sind.

      Fazit:
      Ein Besuch dort kann man sich sparen. Ich zumindest würde dort nicht nochmal vorbeischauen.


      1.4 Halfway House

      Bei meinem ersten Schottlandbesuch vor ein paar Jahren an Ostern, bin ich durch Zufall auf dieses kleine Pub gestoßen und hatte es positiv in Erinnerung.



      Die hauseigene Whiskyabfüllung – ein Tullibardine mit ~18yo (genaues Alter vergessen) und 40% - konnte mich zwar nicht überzeugen (war mir trotz der 40% viel zu spritig), aber die Bar selbst ist schon sehr lustig.

      Aus sehr wenig Fläche wird erstaunlich viel Gemütlichkeit gezaubert, es gibt eine große Fassbierauswahl und sogar eine kleine Speisekarte. Zudem sind die Preise günstiger als in anderen Pubs in der Altstadt.

      Fazit:
      Für Freunde von Pubs ist das kleine Halfwayhouse definitiv einen Besuch wert.

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      2. Glasgow


      In der Vorplanung der Reise hatte Glasgow vier Übernachtungen spendiert bekommen und somit mehr als Edinburgh erhalten. Vollkommen zurecht, wie sich rausstellen sollte.



      2.1 The Whisky Shop (Glasgow)

      Für unsere erste Station ließen wir uns wieder von dem Reiseführer inspirieren. Laut dem Buch einer der größten Retailer des Landes mit 22 Filialen in Großbritanien.

      Der Laden ist im Erdgeschoss eines Einkaufzentrums versteckt und richtet sich eher an wohlhabendere Leute. Alles sehr teuer, gerade im Vergleich zu Deutschland. Im Prinzip bestätigte sich der Eindruck, dass sich Whiskyläden in Schottland eher nicht lohnen hier erneut.

      Es gab drei Fässer mit einmal Islay, einmal Highland und einmal Speyside, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, aus denen man sich wahlweise 0,7l oder 0,2l abgefüllt kaufen konnte. Ich weiß die genauen Preise nicht mehr, allerdings war es deutlich teurer als bei Cadenhead (ich glaube 75£ für 0,7l), alle Fässer waren auf 40% runter verdünnt und beinhalteten sehr junge ~4-7yo Whiskys. Also eher ein recht teurer Spaß für Touristen.

      Fazit:
      Kann man sich sparen.


      2.2 The Good Spirit Co.

      Ebenfalls im Buch vermerkt ist die "Good Spirit Company", welche leicht versteckt in einem Keller in der Innenstadt von Glasgow zu finden ist. Nach zuletzt zwei eher negativen Erlebnissen mit Whiskyläden, hatten wir eigentlich keine große Lust mehr auf noch einen, aber er lag eh auf unserem Weg durch die Stadt. Zum Glück!

      Wie die anderen Läden auch, hat dieser viel (teures) Standardsortiment. Allerdings wertet dieser Laden mit vier Besonderheiten auf:
      (i) Es gibt eigene Abfüllungen für den Laden von der Creative Whisky Company, so lange verfügbar. In unserem Fall war das ein Bunnahabhain 27yo (<49%) Einzelfass für 79£ pro Flasche!
      (ii) In dem Laden steht ein Vatting Fass herum, aus dem man für 16£ 0,2l Fläschen des aktuellen Batches bekommt. Die Idee dahinter ist, dass Teile aus ihren eigenen Abfüllungen dort zusammengetragen werden und somit jedes Batch einzigartig ist und noch weiter nachreift. Auf der Homepage des Ladens (die Verlinkung funktioniert hier komischerweise nicht) kann man unter "Cask 23" genau nachsehen, was da alles drin ist.
      (iii) Es finden dort regelmäßig Tastings zu sehr günstigen Preisen statt. Leider waren alle Tastings die in unseren Glasgow Aufenthalt fielen ausgebucht, daher kann ich nichts über deren Qualität sagen. Die Themen sind u.a. Whisky, Craft Beer, Rum und Gin.
      (iv) Das Personal mit freundlich zu beschreiben wäre eine gewaltige Untertreibung. Wir bekamen von einer Inhaberin eine sehr lange und ausführliche Beratung bezüglich des Konzeptes des Fasses, den eigenen Abfüllungen, Gin und interessanten Bars in Glasgow. Während ich den Bunnahabhain und das Fassvatting (kostenlos) "probieren" (also volles Glas) durfte, bekam meine Frau 7 verschieden Gins mit unterschiedlichen Tonis kostenlos zur Probe.



      Fazit:
      Pflichtprogramm für jeden Aufenthalt in Glasgow! Ich würde beim nächsten mal versuchen, dort einen Tastingplatz zu ergattern.


      2.3 The Pot Still

      Sowohl im Reiseführer, als auch im GSC Laden wurde uns diese bar ans Herz gelegt.


      Eine riesige Auswahl an offenen (und teilweise sehr seltenen) Whiskys begeistert. Die Whiskykarte ist etwas unübersichtlich und ein wenig lieblos: Es wurde einfach eine Excel Tabelle ausgedruckt. Aber der Whisky weiß zu begeistern.

      Es gibt bspw. ein paar junge 5-8yo Islays (Laphroaig, Caol Ila, Lagavulin) zu moderaten Preisen als eigene Abfüllungen sowohl zum dort trinken, als auch zum kaufen. Preise waren so 40-60£ pro Flasche, wenn ich mich richtig erinnere.

      Mein persönliches Highlight: Zum 35jährigen Bestehen der Bar wurde ein 35yo Blend in Fasstärke (<49%) abgefüllt, der mich geschmacklich umgehauen hat. Gemessen an den sonst so hohen schottischen Preisen, waren die 70£ pro 0,7l fast schon surreal.

      Am späten Nachmittag füllte sich das Pub sehr schnell, wir hatten scheinbar ein gutes Timing und konnten uns an sehr guten Plätzen erfreuen.

      Fazit:
      Wenn man Pub- oder Whiskyfan ist und einen Abstecher nach Glasgow macht, ist ein Besuch im Pot Still Pflicht!


      2.4 Gin71

      Da sich meine Frau so langsam beschwerte, dass sich alles nur um Whisky drehen würde und uns die Gin71 Bar von der GSC Inhaberin nachdrücklich empfohlen wurde, verbrachten wir unseren Abend dort.

      Ich bin nun kein großer Ginfan, aber selbst mich hat diese Bar umgehauen. Sehr schön und teuer eingerichtet, hat man das Gefühl in einer 5* Lounge zu sitzen. Die Ginauswahl ist riesig, die Beratung sehr freundlich und hilfreich.

      Wir entschieden uns jeweils für einen der drei "Gin Flight" Angebote, meine Frau bekam 3 Mini Shaker zuum selber mixen von Cocktails, ich drei Gin Tonic Varianten, wobei der Tonic als Eiswürfel gefroren mit darin eingeschlossenen Citrusfrüchten serviert wurde (was laut Barkeeper verwässern des Getränks durch Eiswürfel logischerweise verhindert).


      Kuriosum am Rande: In den liebevoll gestalteten Karten stand der Hinweis, bitte nicht die Karten einzustecken, sondern die Bedienung zu fragen. Auf Anfrage was damit genau gemeint sei bekamen wir zwei farbige Varianten der Karte kostenlos mit, welche bis auf das Hardcover identisch mit den ausliegenden Modellen waren.

      Fazit:
      Ein überaus gelungener Exkurs zum Thema Gin.


      2.5 Glengoyne Distillery

      Nun stand die erste Distille auf dem Plan: Glengoyne.


      Die zwei Standard Touren bei Glengoyne sind jeden Tag nutzbar ohne Voranmeldung, dass das nicht selbstverständlich ist, sollten wir bei ein paar anderen Distillen später noch merken. Um meine Frau nicht direkt am Anfang unseres Distillen Marathons zu vergraulen, kaufte ich zwei Tickets für die Whisky & Chocolate Tour für jeweils 26,50£.


      Die Tour startete in einer wunderschönen Lounge, an der Wasserquelle der Distille, wo man mit einem großzügig eingeschenkten Glengoyne 12yo und einem kleinen Werbefilm über die Distille in Stimmung kam. Die Mitarbeiter waren sehr freundlich (unser Tourguide "small" Gordon war sehr gut drauf, laut ihm arbeitet noch ein "tall" Gordon in der Distille) und da wir insgesamt nur zu siebt waren, war die Führung auch sehr persönlich.


      Neben dem üblichen Kram, was man in jeder Distille zu sehen bekommt (Washbacks, Potstills, Spirit Safe, usw.), war der kurze Ausflug ins Warehouse No. 1 sehr interessant und mit lustiger Sprüchen wie z.B. zum Angel's Share ("My plan is to sit at night witch a bottle of whisky and wait for the angels to appear, but they don't let me do it!") aufgelockert. Ein 1971er Fass aus dem Warehouse soll 2021 als 50yo abgefüllt werden, wird aber vermutlich nicht bezahlbar sein, wenn man sich den Preis des aktuellen 35yo anschaut.


      Zum Schluss gab es vier Pralinen aus einer lokalen Schokoladenmanufaktur in Kombination mit dem Glengoyne 15yo und 21yo. Hier war ich positiv überrascht, wie gut das miteinander harmonierte, da hatte man nicht einfach nur irgendwas zusammengestellt, sondern sich tatsächlich Gedanken gemacht und wohl auch etwas herumexperimentiert, bevor man das so angeboten hatte. Was die vier Geschmacksrichtungen der Pralinen angeht, so habe ich leider die Details vergessen, wobei eine der vier eine starke Zitronengras Komponente hatte. Meine Frau war auch sehr zufrieden mit dieser Tour.

      Die Verkostung fand in einem sehr schön eingerichteten Haus auf dem Distillengelände statt, das wohl auch für Masterclass Tastings genutzt wird.


      Das Visitor Center der Distille befindet sich in einem alten Warehouse und ist sehr geräumig. Für viele Abfüllungen gibt es einen Rabatt, wenn man eine Tour gemacht hat, allerdings sind die Preise schotllandtypisch immer noch höher als in Deutschland.

      Attraktiv sind daher Abfüllungen die Distillery Exclusive sind, oder Releases zu gewissen Events bzw. Themen, die nur über die Distille vertrieben werden oder Abfüllungen fürs Luxussegment (wenn man sich das denn kaufen will), da die dort manchmal tatsächlich günstiger sind.

      Man durfte dort auch alles probieren, was es zu kaufen gab. Ob die teuren Sachen auch kostenlos sind, weiß ich nicht, ich beließ es nach 3 Whiskys von der Führung bei zwei weiteren Gläsern. Ich vermute aber mal nicht.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Es gab ein Bourbon Fass mit einem 12yo mit Fasstärke (>50%) zum selbstbefüllen für 75£. Dieser schmeckte mir sehr gut und das Befüllen ist sehr spaßig. Logischerweise Distillery Exclusive.
      - Das Batch #5 vom Teapot Dram für 80£ (nach einer Führung 10£ billiger als im Online Shop). Die Geschichte dahinter ist ganz witzig (auf dem Homepage vom GG zu finden) und klingt durchaus plausibel, der Whisky selbst schmeckte mir erstaunlich gut.
      - Ein 15yo Single Cask Sherry mit Fasstärke (>50%) und Holzkiste für 200£. Laut Etikett Distillery Exclusive.
      - Das obligatorische Luxusprodukt: Der 35yo für 2850£.

      Fazit:
      Eine schöne Tour und ein gelungener Einstieg. Schnäppchen macht man dort eher nicht, dafür war es sehr lecker und das Distillengelände ist sehr schön. Durchaus einen Besuch wert, zumal man auch mit einem Bus aus Glasgow (ca. 20km) bis vor die Tür der Distille kommt.


      2.6 Auchentoshan Distillery



      Nach dem Besuch bei Glengoyne machten wir noch einen Abstecher zu Auchentoshan. An einer Tour nahmen wir nicht teil, da laut unserem Reiseführer die Touren bei Auchentoshan nicht so berauschend sein sollen und wir auch aus unterschiedlichen Quellen gehört hatten, dass sich die meisten Touren sehr ähnlich sind.

      Das Visitor Center ist recht groß mit viel Krimskrams und jeder verfügbaren Auchentoshan OA zu schottischen Preisen. Das Personal war freundlich, allerdings musste man hier für das probieren vom Distillery Exclusive (5£ für 2,5cl glaube ich) bezahlen.
      Kuriosum am Rande: Beim rein- und rausfahren vom Gelände grüßte uns der Security Guard sehr herzlich, symphatischer Typ.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Ein 12yo Single Cask PX mit Fasstärke (>50%) 0,7l für 80£, 0,2l für 25£. Dieser schmeckte mir so gut, dass ich die große Flasche mitnahm (was ich dann beim packen am Tag des Rückfluges bereuen sollte), welche in einer ungewöhnlich großen Verpackung verkauft wurde. Da meine Version frisch aus dem Fass abgefüllt wurde (während wir im Visitor Center allein gelassen wurden) kann es natürlich sein, dass man in Verbindung mit einer Tour das auch selber machen darf.
      - Das obligatorische Luxusprodukt: Ein 50yo für 5000£.

      Fazit:
      Der DE war sehr lecker und die Distille leicht zu erreichen, da sie in Glasgow liegt. Man macht also auch für einen kurzen Besuch nicht wirklich was falsch, wenn man die Distille auslässt hat man aber meines Erachtens auch nicht viel verpasst.

      Nach stundenlangem Probieren hat das hier mit dem einbinden der Bilder so gut wie gar nicht gklappt. Ich hab ein paar Bilder mal als Anhang hinzugefügt und versuche das bei den weiteren Teilen mit der erweiterten Antwort.

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      3. Campeltown und Loch Lomond


      Nachdem wir erfahren hatten, dass im März auch an einem Samstag eine Tour bei Springbank möglich ist, fassten wir den Schluss nach Campeltown zu fahren. Laut Google Maps ist das nur 92km von Glasgow entfernt, was sich im Nachhinein aber als Luftlinie herausstellen sollte. Die Strecke dauert ca. 3h mit dem Auto und da wir am gleichen Tag auch wieder zurück mussten, waren wir somit über 6h unterwegs. Dieses Planung war besonders dämlich, da wir zwei Tage später den größten Teil der Strecke erneut abfahren mussten, weil wir dann die Fähre nach Islay gebucht hatten.


      Campeltown selbst ist malerisch, mit einem wunderschönen Hafen. Für den nächsten Schottlandurlaub sollte man dem Städtchen aber mehr als nur einen kurzen Tagesaufenthalt widmen.



      3.1 Springbank Distillery

      Die Touren bei Springbank starten nicht an der Distille selbst sondern im Cadenhead Shop (mehr dazu später), welcher aber sogar ausgeschildert ist, wenn man vor der Distille steht.

      Nachdem uns eine Tour bei Springbank mehrfach empfohlen worden war, nutzten wir die Gelegenheit und buchten direkt die Doppel Tour "Springbank & Glengyle" für 12£ pro Person.

      Die Tour selbst war sehr ausführlich und wir waren abermals nur 7 Personen, wodurch die Tourleiterin viele einzelne Fragen gut aufgelegt beantwortete. Dabei wurde immer wieder betont, dass bei Springbank alles ohne Computertechnik abläuft.


      Mir besonders in Erinnerung dabei geblieben sind der Hof mit den vielen Fässern und eines der riesigen Warheouses, das wir auch von innen bewundern durften.


      Angesprochen von einem anderen Tourteilnehmer auf den "Local Barley" meinte die Tourleiterin, dass dieser recht teuer und schlecht verfügbar sei, da sie je nach Ernte teilweise nur sehr wenig local barley erhalten, was dann natürlich in wenig Whisky endet. Wobei die Nachfrage danach so enorm sein soll, dass er ihnen förmlich aus den Händen gerissen wird sobald er verfügbar ist.

      Alles in allem eine schöne Tour und auch wenn sich vieles aus der Glengoyne Tour hier wiederholte, so war sie doch abwechslungsreich genug (die malt floors und der Räucherofen bspw.) und wurde sehr herzlich moderiert, so dass nie Langeweile aufkam.


      3.2 Glengyle Distillery

      Weiter ging es zur Glengyle Distille, wo der Kilkerran Whisky hergestellt wird.


      Allein schon den Kontrast zwischen der doch recht großen Springbank Distille zu der sehr kleinen und minimalistischen Glengyle Distille so zu erleben, macht die Tour schon lohnenswert.

      Es gab viele Informationen zum Hintergrund der Eröffnung von Glengyle (Campeltwon braucht mindestens drei produzierende Distillen um den Status als Whiskyregion nicht zu verlieren), warum der Whisky Kilkerran heißt (der Name Glengyle ist schon für einen Blend vergeben und der Kauf des Names lohnt sich wohl nicht), warum der Kirchturm als Symbol verwendet wird, uvm.

      Angesprochen auf die Ausrichtung meinte die Tourleiterin, dass der 12yo regelmäßig nachproduziert werden wird. Älteres wird es allerdings als core range auch in ein paar Jahren nicht geben, da die Distille nicht viel produziert und nahezu alle Reserven für den 12yo drauf gehen. Somit sei es auch in der Zukunft unmöglich, bspw einen 15yo oder 18yo als core range Abfüllung rauszubringen, selbst wenn dann alt genuge Fässer existieren sollten.

      Die Zeit verging auch hier wie im Flug und die Tour endete wieder im Cadenhead Laden, der auch als eine Art Visitor Center für die beiden Distillen dient.


      3.3 Cadenhead (Campeltown)

      Der Laden in Campeltown ist von der Ladenfläche um ein Vielfaches größer, als die Filiale in Edinburgh. Das Personal kommt sehr authentisch und freundlich rüber und macht einen sehr symphatischen Eindruck.

      Zum Ende der Tour gab es noch vier Whiskys: Einen Springbank, einen Longrow, einen Hazelburn und einen Kilkerran. Wohlbemerkt alles inklusive zum Tourpreis von 12£! Damit nicht genug, gab es auch noch von der Tour Version des Springbanks und des Kilkerrans jeweils eine 5cl Miniatur für zu hause gratis obendrauf.

      Der Laden selbst hat natürlich hunderte Cadenhead Abfüllungen zur Auswahl, die für schottische Verhältnisse recht günstig bepreist sind. Beim abschließenden bezahlen bekam ich sogar noch einen Springbank Whisky Kuchen kostenlos mit eingepackt.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Einen 10yo Springbank Distillery Exclusive 49% für 40-45£ (erinnere mich nicht mehr an den exakten Preis) als 0,7l Flasche. Man durfte ihn auch kostenlos probieren.
      - Vier Fässer zum selber befüllen (Springbank, Hazelburn, Longrow, Kilkerran), wobei man die wahl zwischen 0,7l (45£), 0,35l und 0,2l (15£) hatte. Probieren war auch hier kostenlos.
      - Es gab genau wie im Cadenhead Store in Edinburgh auch vier Cadenhead Fässer, die ich allerdings nach 9 Whiskys (4 aus der Tour, 4 aus dem Fass und den Distillery Exclusive) dann nicht mehr probiert habe.
      - Das eigentliche Highlight: Im Hinterraum gibt es einen verschlossenen Schrank mit Einzelfass Abfüllungen. Dabei gibt es zwei Preislisten, eine für Local Barley (da kosten die Flaschen unabhängig vom Alter 100£+) und eine für die drei Springbank Produkte. Wenn ich mich richtig erinnere, war die Bepreisung von den drei klassischen Springbank Produkten wie folgt (alles 0,7l): Jünger als 10 für 40£, 10-12 für 50£, 13-15 für 60£, 16-18 für 80£, 19-20 für 100£, 21-22 für 120£, 23+ für 150£. Allerdings zeigte sich hier die Unbarmherzigkeit des Marktes: Da diese Preise für die alten Whiskys nach heutigen Maßstäben zu günstig angesetzt sind, werden denen alles alte restlos leer gekauft, sobald das da drin steht. An unserer Tour hatten drei Glasgower teilgenommen, die schon vor der Tour im Laden die wenigen älteren Whiskys des Schranks geplündert hatten, so dass es nur noch einen 16yo und einen 14yo gab. Alles andere war maximal 12yo. D.h. wenn ein Whiskyhersteller seine Sachen zu solchen Preisen rausgibt und es nur vor Ort verkauft, wird er selbst im hintersten Zipfel der Welt (Campeltown liegt wirklich weit ab vom Schuss) leer gekauft.
      - Bemerkenwert ist hier, dass es keine vierstelligen Produkte gab (oder sie mir nicht aufgefallen sind). Somit war der Springbank 25yo für 400£ das teuerste in dem Laden.

      Kuriosum am Rande: Ich kaufte letztendlich den 14yo aus dem Schrank und vielleicht sollte ich mich glücklich schätzen, keinen besonders alten Springer erwischt zu haben: Mein Koffer wurde auf der Rückreise überprüft und die Clowns am Flughafen hatten die Flaschen nicht ordentlich wieder eingeräumt. Der 14yo Springbank überlebte als einziger Whisky die Reise nach Deutschland nicht und ging zu Bruch. Als ich den Koffer in Berlin vom Band entgegen nahm war es schon zu spät: Mich begrüßte ein wohl duftender Whiskygeruch und mir blieb als Trost, dass es hätte schlimmer kommen können.

      Fazit:
      Campeltow und Springbank sind eine Reise wert! Die Tour ist interessant, sehr persönlich und absurd günstig, der Cadenhead Laden für Whiskyfans ein Paradies.


      3.4 Deanston Distillery

      Nachdem wir wieder in Glasgow waren und noch einen Tag Aufenthalt hatten, fuhren wir am Sonntag zur Deanston Distille, da diese genau wie Auchentoshan und Glengoyne an allen 7 Tagen der Woche geöffnet hat.


      Die Distille sah von außen von allen bisher am schänsten aus und war mit dem Auto problemlos in kurzer Zeit erreichbar.


      Da wir vor der Reise bereits Touren bei zwei anderen Distillen gebucht hatten, fassten wir den Entschluss, bei allen anderen Distillen nur das Visitor Center zu besuchen. Das VC ist sehr schön und die Mitarbeiter machen alle einen symphatischen Eindruck. Falls ich nochmal in Glasgow und Umgebung sein sollte, wäre Deanston meine erste Anlaufstelle für eine Tour, zumal es dort wohl auch geführte Tastings gibt.

      In der Distille ist auch ein kleines Café (die erste Distille auf unserer Reise, bei der es auch was zu essen gab), was besonders meiner Frau den Mittag versüßte.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Ein Fass zum selber abfüllen, welches allerdings zu unserem Besuch gerade leer war.
      - Ein 20yo Deanston Oloroso (>50%) 0,7l für 110£. Man durfte ihn kostenlos probieren, wobei das Glas sehr großzügig befüllt wurde.
      - Es gab noch eine Vitrine mit allerlei Luxusprodukten im vierstelligen Bereich, wie den Deanston 40yo, einen 42yo Ledaig, Tobermory 40+yo und irgendeinen sehr alten Bunnahabhain.

      3.5 Loch Lomond


      Nachdem wir bei Deanston waren, sind wir an dem Sonntag noch einen Teil des West Higland Trails entlang Loch Lomond gewandert. Whisky gab es da zwar keinen, dafür aber schöne Natur zu bewundern.


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      4. Islay - Teil 1


      Nun kommen wir zu einem Höhepunkt der Reise. Wenn ich mich entscheiden müsste, welcher Aufenthalt mir in Schottland am Meisten gefallen hat, fällt meine Wahl vermutlich auf die 3 Tage Islay. Das nächste Mal gönne ich der Insel noch ein wenig mehr Zeit, um eventuell auch Jura mitnehmen zu können.


      4.1 Die Fähre nach Islay

      Wir hatten die Fähre schon online weit im Voraus gebucht gehabt, nachdem uns das so empfohlen wurde. Von unserem Ausflug nach Campeltown wussten wir, dass wir ordentlich Zeit einplanen mussten. Man fährt über 2h von Glasgow nach Kennecraig, wenn man mit einem Auto auf die Fähre will muss man deutlich früher dort sein und die Fähre selbst fährt wenn ich mich richtig erinnere ca. 2h.

      Für deutsche Touristen typisch waren wir natürlich viel zu früh bereits dort und konnten so beobachten, wie die Fähre aus dem Nebel auftauchte. Vom äußere enttäuscht stellten wir uns auf zwei harte Stunden ein.

      Aber dann! Von innen wirkt die Fähre eher wie ein Kreuzfahrtschiff, sehr schön eingerichtet, viel Platz und ein toller Ausblick während der Fahrt. Die zwei Stunden vergingen wie im Flug und der Gedanke, eine Schiffstour um die westlichen schottischen Inseln mit so einem Schiff zu machen reifte als Idee für den nächsten Schottlandurlaub.

      Eines von mehreren einladenden Decks der Fähre.



      4.2 Bowmore Village


      Von Port Askaig ging es direkt in das Dorf Bowmore. Wir hatten vorher als Unterkunft eine der Bowmore Cottages gemietet. Diese stehen direkt auf dem Gelände der Distille, werden aber von dem Harbour Inn Hotel betrieben.

      Bowmore Zentrum.


      Wir wollten eigentlich eine Cottage für zwei Personen. Da diese aber nicht mehr frei waren, hatten wir die Maltman Cottage gebucht, in der bis zu 6 Personen wohnen können. Die Cottage bot uns drei Zimmer mit jeweils 2 Betten und eigenen Bädern, 1 Wohnzimmer mit Ledercouchs, 1 große Küche mit allen notwendigen Utensilien und sogar einen kleinen Garten mit Möglichkeit sich raus zu setzen. Aus dem Fenster schaute man über das Distillengelände zum Meer hinaus, der Lebensmittelladen ist ca. 30m vom Cottageeingang entfernt.

      Der Blick aus der Küche der Maltman Cottage.


      Ich kann die Cottage nur wärmstens empfehlen. Sie ist zwar etwas teuerer als ein Hotel und ist laut dem homepage auch andauernd ausgebucht. Wenn man jedoch einen freien Zeitraum erwischt und auch die anderen Zimmer nutzt (wodurch sie natürlich deutlich billiger wird), bekommt man sehr viel für das Geld, zumal man als Selbstversorger natürlich auch beim essen spart.


      4.3 Bowmore Distillery

      Obwohl in der Cottage ein Gutschein für eine Tour bei Bowmore für uns bereit lag, besuchten wir nur das Visitor Center und "The Vault Experience".

      Bowmore Distillery.


      Im Shop gibt es wie üblich alle bekannten Bowmore Abfüllungen, wobei das typische Muster bestätigt wird: Die Core Range ist deutlich teurer, während die ausgefalleneren Sachen (23yo Sherry Cask, 25yo, Devil's Cask, etc.) in etwa gleich teuer wie in Deutschland sind.

      Schlüssel für unsere Cottage gab es hier nicht, dafür viel Whisky.


      Vom Shop führt eine Treppe hoch zur Bowmore Dram Bar, in der ein kleines Bowmore Museum (u.a. die drei Black Bowmores, der 1957er Bowmore und Abfüllungen aus vergangenen Jahrzehnten sind dort ausgestellt) und natürlich die Bar auf einen wartet. Man hat von dort einen sehr schönen Ausblick auf die Bucht zwischen Bowmore und Port Charlotte und wenn ich mich richtig erinnere, kann man alle Core Range Bowmores (also bis zum 18yo) und den Distillery Exclusive dort kostenlos probieren. Die Raritäten kosten zwar, sind aber preislich sehr human gestaltet (in Relation zum Flaschenpreis).

      Einer von vielen Whiskys, der nie getrunken werden wird.


      Besonders hervorzuheben ist die Vault Experience: Hier kann man (begleitet und geleitet von einer Mitarbeiterin) sich eine eigene Flasche abfüllen. Da das nur bis 16:00 Uhr möglich ist und wir so gegen 15:30 Uhr dort auftauchten, wurde mir geraten, mich auf die Suche nach dem Vault No.1 zu machen, da gerade eine Gruppe dorthin unterwegs sei. Ich bin natürlich bei der Suche auf dem Gelände erst mal in das falsche Vault reingelaufen, was irgendwann in einer Sackgasse endete. Da dort gerade eine Tour lief und an dem Tor ein Schloss war, befürchtete ich eingeschlossen zu werden und sprintete in der Hoffnung doch noch meine Flasche abfüllen zu können zurück zum Eingang. Der zweite Versuch war richtig und im Gegensatz zum Springbank Besuch hatten wir hier Glück: Das handfilled Cask war zu unserem Besuch ein (Sherry?) Fass von 1996 (>50%). Man durfte dort auch kostenlos probieren und nachdem zwei Schweden vor mir insgesamt 8 Flaschen mitnahmen, kam ich auch zu meiner Flasche. Es war allerdings kaum noch was übrig, nach Aussagen der Mitarbeiterin schätze sie den Rest auf maximal 10 Flaschen ein. Da der Übergang zwischen den Fässern nicht fließend ist (so wie wir bei Deanston Pech hatten), kann es natürlich passieren, dass man auf Islay ist und es gerade gar kein Fass zum Abfüllen gibt.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Wenn gerade ein Fass verfügbar ist, kann man sich bei der Vault Experience selber Flaschen befüllen. In userem Fall war das ein 1996er Fass (also 20yo oder 21yo) für 150,50£ pro 0,7l.
      - Ein Distillery Exclusive 17yo mit Fasstärke (>50%) und irgeneinem Sherry Finish. Die 0,7l Flasche kostet 125£.
      - Es gibt wohl nach dem Feil Isle dort die Abfüllungen zu kaufen, solange sie verfügbar sind. Die Versionen aus 2016 waren alle nicht mehr verfügbar.

      Fazit:
      Allein schon wegen der Bar einen Besuch wert.


      4.4 Bruichladdich Distillery

      Am nächsten Tag ging es in den Westen der Insel und damit erst einmal zu Bruichladdich.

      Aus Zeitgründen machten wir dort kein Warehouse Tasting mit, sondern besuchten nur das Vistor Center. Dort wurde fleißig gebaut (die erste von drei Baustellen, die wir miterleben durften/mussten), da an dem Tag unsres Besuches der Botanist Gin eine eigene Theke spendiert bekam.

      Links die kommende Bar für den Botanist, rechts die zwei Valinch Fässer.


      Während meine Frau (kostenlos) mit Botanist Gin in verschiedenen Formen (pur, Tonic1, Tonic2, usw.) ruhig zufrieden gestellt wurde, wurde mir vom sehr symphatischen Personal diverse Sonderabfüllungen näher gebracht (siehe unten).

      Das Center selbst vermittelte einen eher kühlen Eindruck, was allerdings auch der Baustelle geschuldet sein könnte. Es waren dort unter anderem alle bisherigen Octomore Releases ausgestellt und es gab verhältnismäßig viel Krimskrams zu kaufen.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Zwei Fässer zum selber abfüllen, 1x Laddie (Bourbon Cask), 1x Port Charlotte Valinch #012 (Barolo Weinfass). Man durfte auch beides kostenlos probieren, Alter stand auch drauf, aus dem Kopf waren beide ca. 10yo. Kostenpunkt 75£ pro 0,5l Flasche. Irgendwann soll es laut dem freundlichen Mitarbeiter wohl auch ein drittes Fass mit Octomore zum selber befüllen geben, aber wann das verfügbar sein wird, ist noch offen.
      - Es gab noch Reste (weniger als 10 Flaschen) vom Port Charlotte Valinch #011 ebenso für 75£/0,5l. Probieren kostenlos.
      - Es waren tatsächlich noch einzelne Flaschen vom 2016er Feil Isle Bottling übrig für 95£/0,7l. Probieren kostenlos.
      - Es gab diverse teure Releases, die eigentlich auch exportiert werden, aber u.U. nicht (mehr) oder nur sehr teuer in Deutschland erhältlich sind, wie z.B. die 1985er DNA Releases oder der 25yo sherry travel retail, der hier in einem anderen Thread gesucht wurde. Es gab auch eine Vitrine voll mit (sehr) teuren, alten Jubiläumsreleases.

      Der Rest von älteren Releases war auch noch da.


      Fazit:
      Obwohl ich nicht der größte Laddie Fan bin und trotz der Baustelle, war es ein sehr kurzweiliger Ausflug zu Bruichladdich. Das nächste Mal mit angemeldetem Tasting.


      4.5 Kilchoman Distillery

      Nach Bruichladdich stand am gleichen Tag noch Kilchoman auf dem Programm.

      Der Feldweg (Straße kann man das nicht mehr nennen) ist zum Glück ausgeschildert und die Fahrt war eine Lektion, wie lange doch 5 Meilen Fahrt dauern können. Ist alles etwas gemütlicher dort.

      Im Gebäude mit dem Schild ist der einzige, winzige malt floor der Distille.


      Die Distille selbst überraschte mich mit ihrer Größe: Ich wusste zwar, dass Kilchoman die kleinste Islay Distille ist, aber so klein hatte ich es nicht erwartet. Das Sprichwort "klein, aber fein" ist in diesem Zusammenhang wohl angebracht. Das Vistor Center punktet mit Herzlichkeit und sehr günstigen Preisen, inklusive charmanter Beratung beim 3er Tasting (100% local barley + Distillery Exclusive + Cask Strength, Preis hab ich vergessen, waren glaub ich 9£).

      Man erfährt viel über die Geschichte und Motivation dieser jungen Distille und als Kilchoman Club Mitglied ist eine Tour dort kostenlos. Es gab noch eine große Vitrine mit vielen bisher erschienenen Releases, was einen netten geschichtlichen Überblick bietet.

      Auf dem Hof von Kilchoman.


      Besonders zu erwähnen ist das integrierte Café: Hier kann man allerlei leckere Sachen zu sehr humanen Preisen bestellen und es liegt viel Whisky Lektüre herum, die zum langen Verweilen einlädt.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Ein Distillery Exclusive Vatting aus Sherry Fässern in Cask Strength (>50%) für 75£/0,7l. Es handelt sich hierbei eigentlich um den 100% Islay Barley, der "aus Versehen" in den Sherry Fässern gelandet ist. Ob das wirklich stimmt? Geschmeckt hat er mir zumindest. Man darf pro Kunde maximal zwei Flaschen kaufen, was ich für eine sinnvolle Idee halte, da so mehr Besucher die Möglichkeit auf einen Distillery Exclusive haben.

      Fazit:
      Sehr symphatische Distille, die allein von der Göße und Lage ein gelungener Kontrast zu den anderen Islay Distillen ist.

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      5. Islay - Teil 2


      Am nächsten Tag ging es den Süden zu den drei großen Distillen nahe von Port Ellen.



      5.1 Ardbeg Distillery

      Wir hatten im Voraus die "Full Range Tour" bei Ardbeg gebucht (20£ pro Person), also ging es als erstes dort hin.



      In jüngster Vergangenheit wurde ein sehr schöner Rad-/Fußweg von Port Ellen entlang der drei Distillen fertig gestellt. Wenn man also in Port Ellen Unterkunft bezogen hat, kann man da bequem hinlaufen, was für schottische Straßen in der Regel nicht gilt.

      Das Gelände vor dem Visitor Center ist von allen Distillen wohl mit das schönste, was wir in Schottland zu Gesicht bekamen. Es sind zahlreiche Verzierungen stimmig an den Gebäuden angebracht und vor dem Parkplatz steht eine große Potstill.

      Links der Eingang vom Visitor Center.


      Die Tour selbst ist das Geld definitiv wert. Der Mitarbeiter war sehr freundlich und es gab überraschenderweise kein Marketing Gerede. Von den vergangenen zwei Ardbeg Veranstaltungen in Deutschland beeinflusst erwartete ich ein eher oberflächliches Geschwafel und wenig Informationen.

      Pustekuchen! Der recht junge Tourguide gab auf jede Frage eine überraschend ehrliche und direkte Antwort, auch wenn der Inhaber LVMH dabei nicht immer gut rüberkam.

      Der Flaschenhals bei der Produktion von Ardbeg sind die zwei Potstills. Es kann dadurch selbst bei permanenten Betrieb nicht sonderlich viel produziert werden. Der Eigentümer will aber nicht vergrößern, da Ardbeg in der Vergangenheit dreimal pleite und geschlossen war und seit der letzten Eröffnung ohne viel Risiko produziert wird. Auf die Frage nach älteren core range Abfüllungen (die Distille ist dafür ja lang genug wieder offen) als den 10yo, meinte der Guide, er könne es zwar nicht ausschließen, wäre aber sehr übberrascht, wenn da was kommen würde. Ardbeg hat wohl Probleme, die Nachfrage des 10yo zu decken und somit gehen nahezu alle Reserven dafür drauf. Es sei eher davon auszugehen, dass der 10yo in Zukunft teurer wird, als das ein weiterer core range Ardbeg mit Alter erscheint. Mehr als die jährlichen NAS releases sei bei der recht kleinen Produktion nicht drin, zumal diese ihnen auch trotz verhältnismäßig hoher Stückzahl aus den Händen gerissen wird.

      Angesprochen auf mögliche Single Cask releases meinte er, es gäbe hierzu keine Pläne. Das könnte sich im Gegensatz zu der core range zwar recht spontan ändern, aber LVMH will von der Firmenpolitik keine Single Cask Releases veröffentlichen: Ein Kunde könnte da was anderes erwarten und enttäuscht sein, was ein negatives Licht auf die Marke Ardbeg werfen würde. Und das Ergebnis sei nicht kontrollierbar.

      Die Führung ging recht lange und es wurden alle üblichen Stationen ausführlich besucht, inklusive einem Blick in eines der Warehouses, in dem man jedoch keine Fotos machen durfte. Sie endete in einem Tastingraum, wo eine weitere Überraschung wartete: Ich hatte eigentlich nur die drei Standard Ardbegs erwartet, es gab aber folgende fünf Whiskys inklusive: 10yo, Perpetuum, Uigeadail, Supernova 2015, Corryvreckan. Er fragte auch ob es "more" sein durfte, was dann Glas fast voll bedeutete. Das überraschte mich besonders bei dem (nicht gerade billigen) Supernova doch sehr. In der Tour mit enthalten war noch das Glas mit "Ardbeg Tour 2017 Gravur" und ein 5£ Gutschein auf (fast) alle Produkte des Shops.

      Noch mehr Whisky, der nie getrunken wird.


      Zum Schluss gab er uns noch den Tip falls uns das Feis Ile interessieren sollte, nicht zum Festival zu kommen, sondern die Wochen danach: Die Infrastruktur von Islay sei nicht auf die vielen Besucher ausgelegt, die Unterkünfte sind dann viel billiger, die Mitarbeiter bei den Distillen nicht so gestresst und viel freundlicher, nahezu alle Abfüllungen gibt es dann immer noch und die Führungen sind in angenehmen Gruppengrößen.

      Da das Visitor Center zudem über ein hübsches Café verfügt (auf Islay gibt es was ähnliches nur bei Kilchoman), verbachten wir noch ein wenig mehr Zeit dort.

      Tea Time bei Ardbeg.


      Kuriosum am Rande: Unser Besuch bei Ardbeg war einen Tag vor dem internationalen Kelpie Release. So kamen wir am Tag darauf nochmals dort vorbei und durften den dort kostenlos probieren und theoretisch auch so viel davon kaufen, wie man wollte. Er war allerdings deutlich teurer als in

      Deutschland und das einzige Produkt, auf das der Tour Gutschein nicht angewendet werden konnte.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Den Ardbeg Dark Cove für 84£.
      - Den Perpetuum für 79£.
      - Am Folgetag die Commitee Version vom Kelpie für 89£.
      - Ein recht großer Vorrat an 21yo für 310£.
      - Den Supernova 2015 für 120£.
      - Sogar der Kildalton stand da noch rum für 120£ (?).
      - Ein Single Cask Release aus den 70igern von 2015, den man auch z.B. in der Berliner Ardbeg Embassy findet für eine vierstellige Summe.

      Man sieht also, dass es seit den vielen Commitee Releases keine richtigen Distillery Exclusive bei Ardbeg mehr gibt. Die Feis Ile Versionen sind auch schon länger nicht mehr exklusiv vor Ort erhältlich.

      Fazit:
      Eine postive Überraschung. Symphatische Mitarbeiter und von außen wohl die schönste Distille unserer Reise.


      5.2 Lagavulin Distillery

      Danach ging es weiter zu Lagavulin. Von außen sehr imposant, waren wir im Visitor Center erst einmal enttäuscht: Viel kleiner als bei allen anderen Islay Distillen und alles recht kühl und lieblos, was wohl ein Markenzeichen von Diageo Distillen ist, wie wir später noch mehrmals erleben sollten.



      Gerettet wurde der dann doch noch positive Eindruck durch die feundlichen Mitarbeiter und den Hinterraum mit Ledersesseln und Kamin: Dort durfte man auch von den vorne ausgestellten Whiskys kostenlos probieren und es sich gemütlich machen. Einen richtigen Distillery Exclusive gibt es nicht, auf Anfrage bekamen wir die Auskunft, dass in die Richtung außer zum Feis Ile und Jazz Festival nichts produziert wird. Wir hatten hier aber Glück und es waren von der Jazz Festival 2016 Abfüllung noch ein paar Flaschen übrig, welchen ich als sehr gelungen empfand.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Die Jazz Festival 2016 Edition für 99£.
      - Es gibt noch den 25yo für 600£ und den 37yo für 2000£, was glaube ich günstigere Preise als in Deutschland sind.

      Fazit:
      Schöner Hinterraum, kann aber nich mit den den Nachbarn mithalten.


      5.3 Laphroaig Distillery

      Als letzte Station an dem Tag ging es zu Laphroaig. Wenn Ardbeg die schönste Distille von außen ist, so ist Laphroaig die schönste von innen.



      Ein sehr großes Visitor Center, was neben viel Klamotten und anderem Krimskrams zu verhältnismäßig sehr günstigen Preisen auch ein begehbares Laphroaig Museum hat. Zudem gibt es dort noch einen eigenen Raum für Friends of Laphroaig Mitglieder, in dem man sich passende Gummistiefel leihen kann, um eine kleine Flagge auf sein Stück Erde vor der Distille zu stecken.

      Friends of Laphroaig brauchen stabiles Schuhwerk.


      Die schön gestaltete Laphroaig Lounge lädt zum entspannten genießen mit Meeresblick ein, alles sehr stimmig gemacht.

      Verkosten darf man die komplette Standarrange inklusive dem 10yo CS #008 kostenlos so viel man will, die teureren waren alle aber nicht offen und sind wohl Teil von größeren Touren. Da muss ich mich wohl bis zum nächsten Besuch des Standes vom Whiskykanzler gedulden. Allgemein ist hier das gleiche Phänomen wie bei Ardbeg zu beocbachten: Durch FoL gibt sind alle Special Releases auch online erhältlich, wobei es wohl Touren gibt, bei denen man sich einen eigenen Laphroaig abfüllen kann. Einen Cairdeas Release gab es dort gerade nicht, da hatten wir allerdings auch mit Mitte März ein recht schlechtes timing.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Das aktuelle Batch #008 vom 10yo CS für 45£.
      - Den FoL 21yo für 90£ die 0,35l Flasche.
      - Den 30yo in der Holzkiste für 600£, was deutlich billiger als alle Angebote in Deutschland war.

      Fazit:
      Sehr schöne Distille, das nächste Mal wird dort eine Tour mit eingeplant!


      5.4 Caol Ila Distillery

      Nach einem kurzen Kelpie Abstecher bei Ardbeg ging es am nächsten Tag zu den verbliebenen zwei Distillen Nahe Port Askaig.

      Hier wartete die erste große Enttäuschung auf uns: Caol Ila. Das Visitor Center war noch kleiner als bei Lagavulin und es gab nichts, was man nicht auch in Deutschland (erheblich) billiger bekommt. So kostete bspw der 25yo 175£.

      Was wir sonst so auf Islay auch nicht erlebten war die "Beratung" des Mitarbeiters: Dieser versuchte mir den 15yo unpeated als exklusiven Distillery Whisky anzudrehen, was meine Motivation witerzuziehen steigerte.

      Fazit:
      Ein wohl typischer Diageo Vertreter. Kaum interessantes, alles recht kühl und unpersönlich. Kann man sich sparen.


      5.5 Bunnahabhain Distillery



      Wehmütig machten wir uns zur letzten Islay Station auf, die Bunnahabhain Distillery. Diese ist zwar nur 5 Meilen von Caol Ila entfernt, aber auf Islay kann man dafür bei den Wegen auch schon etwas länger brauchen.



      Allein die malerische Lage ist schon einen Besuch wert und tröstete über das maue Erlebnis zuvor schnell hinweg. Wir hatten ein Warehouse Tasting für 26£ pro Person im Vorraus gebucht, was sich als goldrichtig herausstellen sollte: Dieses findet ohne Distillery Tour direkt im Warheouse statt, wobei man schon oben im Visitior Center den ersten Whisky bekommt. Im Warehouse folgen dann noch vier weitere, die frisch aus den jeweiligen Fässern gefischt werden. Das Tasting wird sehr persönlich geleitet und die Zeit vergeht wie im Flug.



      Die vier Fässer waren drei Bunnas und ein Moine aus Oloroso, PX, Red Wine und 1st fill Bourbon. Alle hatten deutlich über 50% und waren zwischen 9 und 14 Jahren alt.

      Man bekommt die Möglichkeit, sich aus allen Fässern kleine 0,2l Flaschen abzufüllen, wobei man die Wahl zwischen einer bauchigen Flasche mit Korken oder einer schmalen mit Schraubverschluss hat. So war das nochmal ein Highlight auf Islay zum Schluss. Zusätzlich bekommt man auch noch 5£ Rabatt auf einen Kauf von Artikeln im Shop.

      Das Visitor Center wirkt mit der Treppe und dem kleinen Raum ein wenig improvisiert, aber sehr herzlich.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Abfüllungen der vier Fässer aus dem Warehousetasting, die man sich dort wenn ich mich richtig erinnere auch kaufen kann ohne am Tasting teilgenommen zu haben. Kostenpunkt 30£ für bis zu 12yo und 35£ für >13yo+, jeweils 0,2l.
      - Es gab auch noch zwei weitere (1x Bunna, 1x Moine) 0,2l Einzelfassabfüllungen (Mananzilla und PX), von denen die Fässer schon leer waren zum gleichen Preis. Den einen gab es zu Beginn des Tastings, den anderen durfte ich danach auch noch probieren.
      - Ansonsten gab es noch einen Bunna 13yo aus einem PX Fass mit >50%, wobei ich nicht mehr weiß, ob das ein Vatting aus zwei Fässern oder ein Single Cask war. Die 0,7l Flasche kostete glaube ich 95£, dieser wurde wohl aber auch exportiert und das waren nur die Restbestände.

      Fazit:
      Das Warehouse Tasting war ein besonderes Highlight. Bei künftigen Schottlandbesuchen werde ich nach solchen Angeboten Ausschau halten. Die Auswahl an DE war zwar nicht billig, aber dafür sehr groß, sehr lecker und in transportfreundlichen Größen.

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      6. Westliche Highlands


      Nachdem wir in den Großstäddten in Hotels und auf Islay in einem Ferienhaus Quartier bezogen hatten, hatten wir von nun an ausschließlich Bed & Breakfast gebucht. Das erste B&B lag zwischen Oban und Fort William, in dem kleinen Dorf Loanfern. Es war ein Tag als Stopp in Fort William eingeplant, bevor es Richtung Loch Ness weitergehen sollte.


      6.1 Whisky Store (Fort William)

      In Fort William angekommen, schauten wir uns erst einmal die Innenstadt an. Da in unserem Buch dort ein Whisky Laden empfohlen wurde, guckten wir da auch vorbei.

      Vermutlich ein besserer Autofahrer, als so mancher Schotte.


      Es war letztendlich die gleiche Kette wie in Glasgow und recht uninteressant, da sehr teuer. Der Mitarbeiter dort war aber sehr nett und erzählte uns ein wenig über diverse Unabhängige Abfüller, die ich bisher nicht kannte.


      6.2 Ben Nevis Distillery

      Da es nicht aufhörte zu regnen, fuhren wir an den nördlichen Stadtrand von Fort William zur Ben Nevis Distillery.



      Es folgte der schlechteste Gesamteindruck von allen Distillen: Das Visitor Center hat zwar ein Café, da hört es aber auch schon mit positiven Eindrücken auf. Es gibt den Nevis Dew Blend in allen möglichen, billigen Varainten und genau einen Single Malt: Den 10yo. In den Vitrinen ist gähnende Leere, der Mitarbeiter war lustlos und wortkarg. Er ließ uns nach ein paar Antworten setehn und verschwand nach hinten um Gläser zu sortieren und kam auch nicht zum abkassieren von anderen Gästen wieder nach vorne. Wir sind dann geangen, vielleicht warten die immer noch daruaf, ihren Nevis Dew bezahlen zu dürfen.

      Da ich viele UAs von Ben Nevis als sehr gut in Erinnerung habe und es vermutlich für viele Touristen der erste Besuch bei einer Distille ist (Fort William ist ein Knotenpunkt im Westen und unter andem das Ende des West Highland Trails), ist das doppelt schade. Das Café ist zwar nett, dadurch dass die Distille aber so gut angebunden ist, kann man auch einfach in Fort William in ein schöneres Café oder Restaurant gehen.

      Fazit:
      Zeitverschwendung


      6.3 Nebensaison und Regen

      Wir sind danach im nicht enden wollenden Regen noch bei einer kleinen Burgruine vorbeigekommen.



      Den restlichen Tag verbrachten wir in einer Bar, beschäftigt mit der weiteren Planung des Wochenendes. So stellte sich zwar heraus, dass Balblair (zumindest in der Nebensaison) nicht geöffnet ist, aber laut Google waren Dalmore, Glenmorangie, Glen Ord und Tomatin am Samstag offen. Wir planten also für den Samstag Glen Ord, Glenmorangie und Dalmore zu besuchen und strichen Tomatin von der Liste, da diese Distille deutlich weiter westlich liegt.

      Wir verzichteten auch aus der Lehre der Strecke Glasgow Campeltown auf einen Tagesausflug auf die Isle of Skye, zumal Talisker am Wochenende eh geschlossen war.

      Für den Sonntag war dann entspanntes wandern um Loch Ness angesagt.


      6.4 Glen Ord Distillery

      Der Samstag begann mit einem Besuch bei Glen Ord.

      Das Visitor Center ist recht groß und das Personal sehr freundlich, allerdings wirkte alles wie in den anderen Diageo Distillen zuvor etwas künstlich. Es gab viele Vitrinen mit den bekannten Diageo Special Releases zu den üblich hohen Preisen, aber zum probieren gab es nur die Standardsachen. Das war zwar kostenlos, allerdings fehlen allen drei Varianten (12yo, 15yo, 18yo) ein paar Prozente an Alkohol, da sie mit ihren 40% recht fad rüberkommen.

      Abgesehen vom Blick in ein Warehouse aus dem Visitor Center und einem kostenpflichtigen Museum (wobei man den Preis wohl als Gutschein für den Shop wiederbekommt, wenn man da was kauft) gab es dort sonst nichts nennenswertes.



      Fazit:
      Ganz nett, aber man verpasst auch nichts, wenn man Glen Ord nicht gesehen hat.


      6.5 Glenmorangie Distillery & Dalmore Distillery

      Es ging weiter Richtung Norden und weiter mit bösen Überraschungen: Bei Glenmorangie angekommen warteten geschlossene Tore auf uns. Das Visitor Center war am Wochenende während der Nebensaison zu.

      Das war in mehrerer Hinsicht ärgerlich, da es laut Google offen sein sollte und wir auch nicht die einzigen verirrten Gäste waren: Während wir über das recht schöne Gelände schlenderten begegneten wir noch zwei weiteren Paaren, die auch unter falschen Angaben im Netz dort hingefahren waren.

      Der Hof von Glenmorangie.


      Etwas verärgert ging es weiter zu Dalmore. Nur um dort ebenfalls verschlossene Türen zu bewundern. Ebenso wie Glenmorangie sollte das Visitor Center von Dalmore laut Google offen sein, war es aber nicht.

      So fassten wir den Entschluss nach Tomatin und Inverness zu fahren.


      6.6 Tomatin Distillery

      Tomatin hielt das Versprechen eines offenen Visitor Center.



      Der Mitarbeiter war sehr freundlich und gesprächig, das Visitor Center selbst hinterließ einen positiven Eindruck. Neben allerlei bekannten Abfüllungen gab es dort 5 Fässer zum selber befüllen, jeweils einmal PX, Oloroso, Bourbon, Virgin Oak mit ca 10-12yo pro Fass und 75-95£ pro 0,7l. Das fünfte Fass war von 1990 und kostete 280£ pro 0,7l. Ich durfte auch aus dem teuren Fass kostenlos probieren, was mich bei dem hohen Preis verwunderte. Leider gab es nur die Option von 0,7l Flaschen, die in einer aufwendigen Verpackung verkauft wurden.

      Laut unserem Reiseführer sollen die Führungen bei Tomatin nicht sonderlich interessant sein, die Mitarbeiter und der Shop brachten aber unseren eher ernüchternen Tag zu einem angenehmen Ende.

      Fazit:
      Mit geringen Erwartungen gekommen, aber positiv überrascht worden. Tomatin liegt allerdings etwas dezentral, außer man ist gerade in Inverness.


      6.7 Inverness & Loch Ness


      Den Rest des Tages verbrachten wir in Inverness, einer sehr schönen Küstenstadt, bevor es zurück zu unserem B&B nahe Loch Ness ging.

      Blick von der Burg von Inverness auf den Fluss.


      Am Sonntag machten wir eine lange Wanderung an der Ostseite von Loch Ness mit einigen Tücken: So führte uns der Wanderweg zuerst durch eine Kuhherde durch (da einige der Kühe kleine Kälber hatten, fühlte man sich so ganz ohne Zaun und von vielen Rinderaugen argwöhnisch beobachtet schon etwas mulmig, zumal man in einer Distanz von nichtmal 10m an ihnen vorbei musste), die obligatorische Schaafsherde durfte natürlich auch nicht fehlen und bis man Loch Ness zu Gesicht bekam, hatte wir schon mehrere Stunden hinter uns gelassen.



      Der Ausblick von den Bergen entschädigte dann aber den Kuhmatsch und den Aufstieg. Wobei wir auf die letzten 3km des Weges verzichteten, da wir zu dem Zeitpunkt schon 20km hinter uns hatten und den Rest auf einer in beide Richtungen befahrenen Straße ohne Fußweg laufen sollten. Per Anhalter wurden wir von einer jungen Schottin (die laut eigener Aussage die Fahrprüfung erst vor kurzem bestanden hatte, was sie uns nach einer Beinahekollision mit der Bergwand in Folge eines Ausweichmanövers von entgegenkommenden Verkehr beruhigend mitteilte) zurück zu unserem Auto gebracht.


      Vielen Dank für Deinen sehr interessanten Tourbericht bis hier. Kostet ja einiges an Mühen Text und Bilder hier einzustellen.

      Schönen Erinnerungen, Bekanntes bestätigt und interessantes Neues! Besonders deine umfangreichen Notizen zum Shopangebot gefallen mir.

      rampah schrieb:


      Man erfährt viel über die Geschichte und Motivation dieser jungen Distille und als Kilchoman Club Mitglied ist eine Tour dort kostenlos. Es gab noch eine große Vitrine mit sämtlichen bisher erschienenen Releases, was einen netten geschichtlichen Überblick bietet.


      Da ich den Inhalt der Vitrine(n) kenne und weiß, was ich in meiner Sammlung habe, halte ich das für ein Gerücht ... :D

      Krümelmonster schrieb:

      Vielen Dank für Deinen sehr interessanten Tourbericht bis hier. Kostet ja einiges an Mühen Text und Bilder hier einzustellen.

      Schönen Erinnerungen, Bekanntes bestätigt und interessantes Neues! Besonders deine umfangreichen Notizen zum Shopangebot gefallen mir.

      rampah schrieb:


      Man erfährt viel über die Geschichte und Motivation dieser jungen Distille und als Kilchoman Club Mitglied ist eine Tour dort kostenlos. Es gab noch eine große Vitrine mit sämtlichen bisher erschienenen Releases, was einen netten geschichtlichen Überblick bietet.


      Da ich den Inhalt der Vitrine(n) kenne und weiß, was ich in meiner Sammlung habe, halte ich das für ein Gerücht ... :D

      Uff ja. Ich habe die letzten Tage bestimmt mehrere Stunden gebraucht, bis das Layout lesbar war und das mit den Bildern einigermaßen funktioniert.

      Ich passe jetzt noch ein paar Texpassagen an, das mit Kilchoman hab ich wohl durcheinander gebracht. Habe mir keine Notizen gemacht und schreibe das alles aus der noch recht frischen Erinnerung. Morgen geht es dann mit der Speyside weiter.
      7. Speyside - Teil 1


      Nach der Wanderung ging es am Sonntagabend zu unserem B&B in Elgin.


      7.1 Elgin

      Wir hatten in Voraus Elgin als Übernachtungsstandort ausgewählt, was sich allerdings als nicht optimal herausstellen sollte. Das eigentliche Herz der Speyside ist die Gegend um Dufftown und die B&Bs in Elgin sind deutlich teurer, als weiter südlich. Dafür gibt es in Elgin ein großes Cashmere Center, was das Herz meiner Frau höher schlagen ließ.

      Die Ruinen der Kathedrale von Elgin.


      Von den dutzenden Distillen in der Speyside haben zwar weniger als die Hälfte auch ein Visitor Center, das sind dann aber immer noch mehr als genug. Eine kleine Enttäuschung war hier BenRiach: Die standen auch nicht in unserem Buch, ich hatte aber dennoch per email angefragt, da laut deren homepage Dienstags und Donnerstags dort Touren auf Anfrage stattfinden. Man muss allerdings mindestens zu viert dafür sein, wir waren leider nur zu zweit und für den Dientag meldete sich sont niemand mehr.

      Elgin an einem Sonntagnachmittag.


      7.2 Balvenie Distillery

      Am Montagmorgen hatten wir eine Tour bei Balvenie gebucht. Diese kostet 40£ pro Person, wurde uns aber nachdrücklich empfohlen.



      Das Visitor Center ist ein wenig versteckt, der Tourguide wartete aber schon draußen auf uns und nahm uns bei Tee und Kaffee in Empfang. Die Touren müssen reserviert werden und sind auf 8 Personen pro Tour beschränkt, in unserem Fall waren wir aber nur zu viert, da die anderen 4 Personen nicht auftauchten. Das war wohl recht schade, da sich wohl weitere Gäste anmelden wollten, die Plätze aber vergeben waren.



      Die Tour geht insgesamt über 3h, ist sehr herzlich und hat tatsächlich einige außergwöhnliche Stationen zu bieten: Nach dem Besichtigen der üblichen Distillengebäude, wird man in einem Van über das Gelände durch das imposante "Village of Barrels" (hunderte, wenn nicht tausende, leere gestapelte Fässer auf dem Hof, die 10-15m in die Luft ragen) in die hauseigene Cooperage gefahren. Dort erfährt man, wie die Fässer repariert werden und darf den Coopern bei der Arbeit zusehen. Dabei gab es viel Infos zu den einzelnen Fässern und dem Beruf des Coopersmith.



      Danach ging es in das Warehouse 24, wo drei Fässer (1st fill Bourbon, 2nd fill Bourbon, 1st fill Sherry, Alter 12-14yo, alle >50%) für uns bereit standen. Man durfte aus allen drei probieren und sich auch 0,2l Flaschen selbst befüllen. Zusätzlich bescihtigte man noch ein par Fässer aus den 70igern, an denen man auch riechen durfte, bekam das imposante TUN zu gesicht und wurde dem Fass für Warehouse 24 Mitglieder vorgestellt: Ein 1973er Sherry Balvenie. Da man dem Club auch vor Ort beitreten konnte ("Everybody joins the moment they see this barrel.") ging niemand leer aus.



      Zum Schluss ging es in den schicken Tastingraum des Visitor Centers, wo ein geleitetes 5er Tasting aus 12yo DW, 17yo DW, 12yo Single Barrel, 15yo Single Barrel und 14yo Caribean Cask auf uns wartete. Und natürlich ein Dram aus dem 1973er Fass.



      Ich kann jedem nur diese Tour ans Herz legen. Sie ist sehr unterhaltsam, mit vielen Anekdoten gespickt und mit Highlights wie der Cooperage, dem Warehouse und dem Tasting von etwas sehr rarem die 40£ mehr als wert.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Die handfilled Balvenies für 30£ pro 0,2l. Ich weiß allerdings nicht, ob man dazu vorher die Tour mitmachen muss, oder ob es reicht im Warehouse 24 Mitglied zu sein, um die sich abfüllen zu können.
      - Diverse alte Balvenies (30yo, 40yo) zu entsprechenden Preisen. Die Balvenie TUN Batches waren glaube ich etwas günstiger als in Deutschland.
      - Den teuersten Whisky, den wir auf unserer Reise zu Gesicht bekamen: Ein 50yo Balvenie für 28000£.
      - Von dem Club Fass durfte man logischerweise nur probieren, aber nichts mitnehmen.

      Fazit:
      - Unbedingt besuchen, wenn man in der Speyside ist! Ist die Zeit und das Geld mehr als wert.


      7.3 Glenfiddich Distillery

      Es ging zu Fuß weiter zu Glenfiddich, in unserem Reiseführer war hier das Restaurant besonders empfohlen worden.



      Bei Glenfiddich ist alles etwas größer: Das Visitor Center, die Rezeption für Führungen, das Gelände, einfach alles. Wir besuchten erst einmal das Restaurant und waren begeistert: Gourmetküche zum verhältnismäßig niedrigen Preis und sehr lecker! Ein weiterer Bonus: Die Toiletten bei Glenfiddich waren mit Abstand die schönsten, die wir in ganz Schottland zu Gesicht bekamen.

      Das Visitor Center ist etwas unpersönlich. Alles sehr schick und eine große Auswahl, was der großen Produktpalette von Glenfiddich geschuldet ist.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Ein Solera Fass mit 15yo (>50%) zum selber befüllen von 0,7l Flaschen für 95£. Man durfte ihn auch kostenlos probieren und ich erkannte einmal mehr, dass ich nicht mehr der größte Glenfiddich Liebhaber werde.
      - Es gab auch noch Restbestände vom 30yo (der mit der blauen Verpackung) zu einem relativ moderaten Preis. Also billiger als der aktuelle Marktpreis, aber deutlich teurer als die Version früher mal war.
      - Man konnte auch unter "create your own" einen eigenen Whisky entwerfen. Das ging wohl aber nur in Verbindung mit einer besonderen Tour und war recht teuer (ging glaube ich bei 300£ los und je nach Fässerauswahl wurde es auch teurer).

      Fazit:
      Das Restaurant ist einen Besuch wert. Ansonsten war es in etwa das, was ich erwartet hatte. Kann nicht ganz mit den kleineren Distillen mithalten in Punkto Gastlichkeit, aber ein Besuch dort ist trotzdem nett.


      7.4 Macallan Distillery

      Es folgte nun eine Entscheidung, die unseren Tag nachhaltig negativ beeinflussen sollte: Ein Besuch bei Macallan.

      Da dort immer noch an der Vergrößerung der Distille im Hobbingen Stil gebaut wird, ist das Visitor Center sehr umständlich zu erreichen. Man fühlt sich dort nicht wie auf einem Gelände einer Distille, da alles noch sehr unfertig war.

      Das Visitor Center ist sehr oberflächlich und hat tatsächlich nichts exklusives zu bieten. Es sollte laut Mitarbeiter eine besondere Abfüllung (nas für 175£) eigentlich schon erschienen sein. Es gab aber wohl Probleme mit einer Lieferung von den Flaschen und die Abfüllung würde dann auch online verkauft werden.

      Man konnte für 7£ sich 2 Macallans aus einer Liste aussuchen, wobei bei auf den 12yo keine SOs und der äteste Fo der 18yo war. Ich entschied mich für den 15yo und 18yo FO und dann passierte das Dilemma.

      Es war eine Gruppe Asiaten auch vor Ort, die unscheinbar gekleidet die Vitrinen genauer beäugten. Nachdem ich meinen Whisky bekam belagerten sie die einzige Kasse und bestellten mehr oder weniger wahllos nach und nach die teuersten Prosukte. So weit so gut, sie blockierten allerdings die Kasse über eine Stunde lang mit immer mehr Sonderwünschen und wurden natürlich bei dem Umsatz den sie generierten (10000-20000£) bevorzugt behandelt. Es war ein surreales Erlebnis die ganzen 1000£+ Flaschen im Dutzend über den Tisch wandern zu sehen, mit nicht enden wollenden Nachbestellungen. Mere: Für jeden noch so teuer bepreisten Whisky gibt es scheinbar Kunden, deren Maßstab ist nur das teuerste kaufen zu wollen. Die klobigen Macallan Kristallgläser wurden auch direkt mitgekauft, man braucht wohl Platz für große Eiswürfel um solchen Whisky genießen zu können.

      Nach langer Wartezeit erbarmte sich eine Mitarbeiterin mir die 7£ abzunehmen, um das dann später in die Kasse einzugeben. Als wir den Shop verlassen hatten, waren die Asiaten immer noch fleißig am nachordern, sehr zum Unmut der weiteren genervten Kunden. Ich fühlte mich noch nie so deutlich wie ein Kunde zweiter Klasse, fairerweise muss man aber auch sagen, dass ich eher nicht zur Zielgruppe dieser Ausrichtung gehöre.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Alte Macallans wie den 21yo, 25yo und 30yo in FO und SO Varianten zu asiatischen Preisen.
      - Den 18yo SO für 150£ (oder waren es 160£?), was billiger als in Deutschland ist.

      Fazit:
      Wenn die Baustelle mal weg ist, ist eine Tour da bestimmt recht interessant. Die Preise und Produktausrichtung sind dermaßen abgehoben, dass ich mich dort allerdings nicht mehr angesprochen fühle.


      7.5 Benromach Distillery

      Die Zeitverschwendung bei Macallan hatte einen weiteren negativen Effekt: Benromach machte bereits um 16:00 Uhr zu und wir tauchten kurz danach erst dort auf.

      Auch hier stolperte ich in eine Baustelle, da wurde gerade ein neues Visitor Center fertiggestellt. Wir hatten allerdings Glück: Im provisorichen Visitor Center saß noch ein altes australisches Pärchen, das wir schon bei Tomatin getroffen hatten und die sehr freundlichen Mitarbeiter ließen uns noch rein.

      Obwohl eigentlich schon Feierabend war, ließen sie mich noch geduldig kostenlos von der Produktpalette probieren und wir erfuhren noch einiges über die mir recht unbekannte Distille.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Ein Distillery Exclusive Single Cask Sherry (~7yo) für 60£/0,7l. Man durfte ihn auch kostenlos probieren und er wird in einer schicken Holzkiste verkauft.
      - Diverse alte Benromach Abfüllungen, die es dort billiger als in Deutschland gab.

      Fazit:
      Sehr zuvorkommend und symphatisches Personal. Gerne wieder, ich bin auf das fertige neue Visitor Center gespannt.


      7.6 Glen Moray Distillery

      Als letzte Station ging es zurück nach Elgin zu Glen Moray, die noch bis 17:00 Uhr offen hatten.



      Wir waren zwar rechtzeitig da, wurden aber eher schnippisch empfangen, da die Damen schon voll im Feierabend Modus waren.

      Wir bekamen dennoch Auskunft auf alle unsere Fragen, so experimentiert Glen Moray viel mit Fässerfinishs und war früher eine Art Versuchskaninchen für Glenmorangie.



      Kuriosum am Rande: Da die Mitarbeiterinnen hier sehr auf ihren Feierabend bedacht waren, wurden meine zwei Gläser einfach weggeräumt, während ich eine Flasche abfüllte. Auf Anfrage rückten sie sie zwar mürrisch wieder raus, bestanden aber auf raschem trinken. Da war es 17:05 Uhr.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Im Shop steht ein Fass zum selber abfüllen, zu unserem Besuch war das ein 12yo wovon 2 Jahre ein Chardonnay Finish beinhalteten für 50£ pro 0,7l Flasche. Man durfte den natürlich auch probieren.
      - Der 25yo wurde versucht mir als Distillery Exclusive anzudrehen. Ist er natürlich nicht, wobei er recht günstig dort zu erwerben ist und ich ihn auch kostenlos probieren durfte.

      Fazit:
      Der handfilled ist hier sehr günstig und wechselt wohl auch recht häufig. Von daher durchaus einen Besuch wert, auch wenn das Personal keinen guten Eindruck hinterließ.
      8. Speyside - Teil 2


      8.1 Gordon & McPhail

      Als erste Station fuhren wir am frühen Dienstagmorgen zum Laden von Gordon&McPhail.



      Da nach schottischem Gesetz vor 10:00 Uhr aber weder Whisky ausgeschenkt, noch verkauft werden darf, waren wir aufs ansehen eingeschränkt.

      Es gibt nur wenig exklusives vor Ort. Ich habe vergssen was genau, weil es mich nicht sonderlich überzeugte. Es war auch dort alles recht hoch bepreist. Schnäppchen macht man somit eher nicht, gerade die alten Sachen sind exorbitant teuer.

      Fazit:
      Eher Zeitverschwendung, was mir allerdings auch schon vorher so berichtet worden war, von daher keine wirkliche Enttäuschung.


      8.2 Aberlour Distillery

      Es ging Richtung Süden, mit der ersten Station in Aberlour.



      Die Distille liegt an einem wunderschönen kleinen Wanderweg zu einem Wasserfall, den meine Frau nutzte, während ich das Visitor Center besuchte.



      Nachdem eine Tour aufgebrochen war, nahmen sich zwei Mitarbeiter die Zeit sich nur um mich zu kümmern. Und wie: 1 1/2h plauderte ich mit den beiden, während ich diverse Abfüllungen kostenlos zum probieren bekam.



      Interessant war u.a. die Beobachtung, dass der Whiskymarkt wie eine Sinuskurve verläuft, mit Periodenlänge von ca. 30 Jahren. Momentan wären wir recht weit oben und er ginge davon aus, dass es in ein paar Jahren auch wieder runter gehen wird. So wurde recht kritisch über die Produktionsvergrößerung von den ohnehin schon sehr großen Distillen geredet. Aberlour ist mittlerweile dazu übergegangen, auch in der Nebensaison Touren anzubieten. Diese Saison gab es wenig Schnee und die Skitouristen würden mangels Möglichkeiten zum Ski fahren dann zu den Distillen kommen.



      Neben Balvenie das größte Highlight unseres Speysidesaufenthaltes!

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Einen handfilled Bourbon Cask 13yo für 70£/0,7l.
      - Einen handfilled Sherry Cask 14yo für 70£/0,7l.
      - Einen 17yo Double Cask in Fassstärke 75£/0,7l.
      - Ein 17yo small batch release in Fassstärke für 60£/0,5l.
      - Ein 25yo Single Cask Bourbon für 140£/0,7l. (sehr, sehr lecker)
      - Diverse small batch releases in Fassstärke von Distillen aus der Chivas Regal Gruppe, die kein eigenes Visitor Center haben, wie z.B. ein 17yo Glen Keith für 50£/0,5l.

      Fazit:
      Große Auswahl, sehr freundliche Mitarbeiter, schönes Visitor Center. Pflichtbesuch in der Speyside.


      8.3 Glenfarclas Distillery

      Weiter ging es zu Gelnfarclas, die in der Nebensaison leider keine besonderen Führungen oder tastings anbieten.



      Das Visitor Center ist mit eines der schönsten, das Personal sehr freundlich und gut aufgelegt. Es gibt einen großen Tastingraum mit angeschlossener Bar und eine große Vitrine mit Family Cask Releases aus vielen Jahren bis in die 50iger zurück. Es liegt eine Preisliste für die Family Cask Releases aus, wobei 1984er Jahrgänge Pech haben: Da kostet die Flasche 4000£ (die anderen 80iger alle so 200-300£), da es das letzte 84iger Family Cask von Glenfarclas ist.

      Kuriosum am Rande: Beim meinem Kauf bekam ich einen 105er 0,35l Glenfarclas einfach umsonst dazu. Klar ist der nicht sonderlich teuer, aber es unterstreicht die Freundlichkeit der Mitarbeiter dort, ein Gratisprodukt hatte ich sonst nur bei Springbank bekommen.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Family Cask Abfüllungen zu (meistens) günstigeren Preisen als in Deutschland.
      - Es gibt wohl auch Distillery Exclusive Abfüllungen, wir hatten allerdings kein Glück und aktuell gab es grad keine.
      - Es gab dafür noch 6 restliche Flaschen von einem 1991iger Family Cask Release, der 2014 für den Whisky Shop in Dufftown abgefüllt worden war. Die Flasche kostete 200£/0,7l und man durfte kostenlos (sehr großzügig eingeschenkt) probieren. Sehr lecker, vermutlich der beste Glenfarclas den ich bisher im Glas hatte.

      Fazit:
      Ein Besuch lohnt sich, in der Hauptsaison vermutlich aber nochmal mehr, da es dann mehrere interessante Aktionen vor Ort gibt.


      8.4 Glenlivet Distillery

      Mit einem leichten Hungergefühl fuhren wir weiter zu Glenlivet.



      Wie praktisch für uns, dass es bei Glenlivet ein integriertes Café gibt! Das versprüht eher den Flair einer Kantine, ist dafür aber sehr preiswert.

      Das vermutlich größte Visitor Center aller Distillen hat zwar eine große Auswahl zum probieren, allerdings ist hier alles kostenpflichtig. Ich nutzte die Gelegenheit mal den XXV zu probieren, war aber gemessen an dem hohen Preis pro Flasche eher enttäuscht.



      Es gibt noch ein kleines begehbares Museum mit einem interessanten Tastingraum und einem kleinen Fasskeller mit allerlei alten Fässern aus den 60igern zu besichtigen.



      Alles ist dort recht aufwendig druchgestylt, es wirkt aber ein wenig unnahbar und kühl im Vergleich zu den kleineren Distillen. Die Mitarbeiter wirkten eher desinteressiert auf Fragen und wirklich was neues erfuhr ich dort nicht.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Zwei Fässer zum selber abfüllen, ein 18yo Bourbon Cask und 24yo Sherry Cask. Da es aber "technical problems" mit der Anlage gab, funktionierte das nicht. Besonders zu erwähnen ist hier, dass man sie nur gegen Gebühr probieren durfte, wobei das Dram vom älteren recht teuer war. Preislich hab ich nur noch den 24yo SC mit 280£/0,7l in Erinnerung, von dem auch noch eine abgefüllte Flasche rumstand, die man hätte kaufen können.
      - Es gab wie bei Aberlour auch die small batch releases von den anderen Chivas Regal Distillen zum gleichen Preis.
      - Diverse alte, aber sehr teure (1000£+) Abfüllungen konnte man dort auch noch erwerben.

      Fazit:
      Eher durchwachsen, aber wenn man auf der Durchreise ist, kann man eine Essenspause dort machen.
      9. Östliche Highlands


      Nun komme ich zum Ende der Schottlandreise, von Glenlivet fihren wir weiter Richtung Süden gen Stirling zu unserem letzten B&B.


      9.1 Cairn Gorm National Park

      Die Fahrt durch den cairn gorm national park war in zweierlei Hinsicht ganz lustig: Wir hatten das erste und einzige Mal Schnee auf unserer Reise und wollten noch vor 16:00 Uhr bei Edradour sein.



      An Distillen gibt es in dem größten Nationalpark Schottlands nicht viel, aber die Natur ist schon beeindruckend und die Strecke fährt sich um einige schöner, als die Küstenstraße im Westen.


      9.2 Edradour Distillery

      Bei Edradour bekamen wir ein letztes Mal die schottische Professionalität zu spüren: Online waren die Öffnungszeiten mit bis 16:00 Uhr angegeben. Vor der Distille hing ein Schild auf dem bis 17:00 Uhr stand. Als wir Richtung Visitor Center liefen, hatte die einzige Mitarbeiterin schon den Schlüsssel zum Abschließen in der Hand, obwohl es noch 15:45 Uhr war. Sie meinte, es sei normalerweise bis 16:30 Uhr offen aber sie müsse ihre Söhne zum Fußball bringen und die andere Mitarbeiterin sei krank.



      Sie ließ uns dennoch rein und war sehr geduldig und freundlich zu uns. So bekamen wir trotz der zwei wartenden Jungs noch einiges an Information zu dem Verhältnis Edradour und Signatory.



      Leider war aufgrund der Personalsituation die Bar geschlossen, in der laut ihr über 80 verschiedene offene Signatorys angeboten werden und die Distillery Exclusives konnte man deswegen leider auch nicht probieren.

      Die Distille selbst liegt wunderschön an einem kleinen Bach, das Visitor Center hat über 100 verschiedene Signatory Abfüllungen zu recht günstigen Preisen zu bieten.

      Folgende Besonderheiten hatte der Shop zu bieten:
      - Ein Vatting aus zwei 15yo Oloroso Fässern für 95£/0,7l.
      - Ein 12yo Chardonnay Cask für 75£/0,7l.
      - Ein 12yo Port Cask für 75£/0,7l.
      - Ein Ballechin 11yo Sherry Cask für 75£/0,7l.

      Fazit:
      Die Distille liegt sehr schön und hat theoretisch viel zu bieten. Allerdings ist sie auch sehr weit ab vom Schuss, so dass man ihr in der Hauptsaison einen ganzen Tag widmen sollte, damit es sich auch lohnt. In der Nebensaison den Aufwand eher nicht wert, wenn wie bei uns die Bar geschlossen ist.


      9.3 Curly Coo Bar (Stirling)

      Die letzten 2 Tage verbrachten wir ohne Whiskyerfahrungen in Stirling. Mit einer Ausnahme: Die Curly Coo Bar.

      Stirling


      An unserem letzten Abend guckten wir durch die Fenster und wurden von einer schrulligen alten Lady, die gerade zum rauchen draußen war, hineingebeten, wobei sie sich als Besitzerin der Bar entpuppte. Eine große Auswahl (200+ Flaschen) an Unikaten wartete drinnen auf uns: Unter anderem alte Releases aus den 80igern und 90igern waren zu niedrigen Preisen verfügbar.



      Kuriosum am Rande: Auf die Frage nach einer Whiskykarte, wurde mir geantwortet es gäbe keine und ich sollte ihr meine Präferenzen sagen oder einfach hinter die Bar kommen und mir direkt was selbst aussuchen.



      Fazit:
      Charmante Besitzerin und viel Whisky aus vergangenen Zeiten. Empfehlenswert!



      Hiermit endet der Reisebericht, es gab viele postive Überraschungen und nur wenige negative. Ein paar Sachen würde ich das nächste Mal anders machen:
      - Edinburgh weglassen und direkt in Glasgow starten.
      - Eine Übernachtung in Campeltown einplanen und von dort aus dann auf Islay (oder nachdem man von Islay kommt).
      - Islay so viel Zeit gönnen, dass man auch Jura oder Arran mitnehmen kann.
      - Generell an den einzelnen Stationen mehr Zeit verbringen.
      - Eine Schifffahrt um die westlichen Inseln machen.
      - Nach Warehouse Tastings oder ähnlichem Auschau halten und das dann auch buchen.
      - Der Nordküste 2-3 Tage gönnen.
      - Diageo Distillen meiden.
      - In der Speyside Glendronach und Glen Garioch besuchen, meistens war es so, dass die schwierig erreichbaren Distillen auch mehr geboten haben.
      - Beim kaufen wählerischer sein, das packen und umschichten am letzten Tag war keine angenehme Erfahrung.
      Danke für diese Berichte, ich bin zwar gerade erst aus sco zurück, könnte aber schon wieder los....
      eine Anmerkung zu Edinburgh , Royal mile Whisky: wir haben mehrfach ganz andere Erfahrungen gemacht, wir haben z.b. Beim letzten Mal einen sehr freundlichen und wissenden Verkäufer getroffen. Der empfohlene Springbank 12 Cask strengt war zu der Zeit tatsächlich in Deutschland nicht zu bekommen. Den Verkäufer haben wir abends in der bowbar ( the Bow, Straße von der royal Meile zun grassmarket) wieder getroffen, es wurde ein langer und lustiger Abend, der Rückweg zur Unterkunft sehr schwer ...
      ist scheinbar, wie so oft im Leben , sehr abhängig von den handelnden Personen.
      es dauert lange, ein Experte zu werden,
      aber es ist eine verdammt schöne Zeit