Bowmore - Dreimal anders Islay
Damit ihr im neuen Jahr mal wieder was zum grübeln und nachlesen habt ...
wollen wir uns wieder einer Destille zuwenden. Der Fokus fiel dabei auf Bowmore. Warum Bowmore ? Gute Frage, den eigentlich ist diese Destille seit dem neuen Jahrtausend eher unterbelichtet als ein Highlight. Aber wieso "Dreimal anders Islay ?
Bowmore hat wohl drei Phasen durchlebt was das Geshmacksprofil betrifft. Bruch und deshalb als mittlere Grenze der Profile ist das ab Mitte der 1980er Jahre Bowmore sein Geschmacksprofil durch teilweise extreme Parfümnoten veränderte, die in den späten 1990er und den frühen 2000er Jahren dann als Abfüllungen in den Markt kamen, die der breiten Masse nicht wirklich zusagten. Auch dafür gibt es Liebhaber sowie es auch Leute gibt, die diese Parfümnoten kaum markant wahrnehmen. Tatsache war aber die Veränderung gegenüber den vorherigen Profil. Bowmore und seine Malts aus den 1960er bis zu den frühen 1980er Jahren waren herausragend und hinterließen prägende Eindrücke bei allen Maltheads.
Ab ca. 1994 (nach der Übernahme durch Suntory), manche meinen auch schon etwas davor (seit 1989 kaufte Suntory Malt für Blends bei Bowmore) wandelte sich das Profil zurück zu einem sauberen klaren und deutlich torfigen Malt.
Deswegen fällt es mir durchaus schwerer als Philip von Bowmore Whiskys und wie du sie am besten trinkst » Eye For Spirits etwas über den Grundcharakter dieser Destille zu sagen. Ich zitiere ihn mal :
„Bowmore ist eine der größten Single Malt-Produzenten von Islay, bedient aber nicht das Whisky-Klischee der Insel. Sie hat ihre Nische. … Die Intensität der Raucharomen bei Bowmore ist moderat. Dies erreicht die Destillerie, indem sie ausschließlich Gerstenmalz mit einem geringen „Rauchanteil“ verwendet. Lediglich 25 ppm an Phenol-Derivaten besitzt Bowmores Malz. Zum Vergleich: Laphroaig arbeitet mit einem Phenol-Gehalt von 35 bis 60 ppm, Bruichladdichs Octomore liegt bereits bei über 160 ppm.
Bowmore hat den Vorteil, dass sie einen Teil der Gerste vor Ort mälzen können. Die Destillerie besitzt auf ihrem Gelände nach wie vor eine Tennenmälzerei, die es ihr ermöglicht, 30 Prozent ihres Malzbedarfs selbst zu decken. Den restlichen Teil liefert die Großmälzerei Simpson’s. Ist jenes Malz schließlich bereit für die Fermentation, fährt Bowmore zweigleisig. Die Destillerie nutzt 2 Fermentationszeiten. Nicht, dass dies in der Scotch-Industrie unüblich wäre, auffallend bei Bowmore ist nur deren Differenz. Während der eine Vorgang mit 48 Stunden am Minimum läuft, dauert der zweite Prozess 100 (!) Stunden. Hieraus gewinnt die Brennerei derzeit rund 1,3 Millionen Liter Destillat pro Jahr.
Hast du einmal die Möglichkeit an diesem Rohbrand zu riechen, probiere es. Dich erwarten neben einer angenehmen Rauch-Note, Nuancen von Haselnüssen und Vanille.“
An dieser Stelle möchte ich nicht wirklich viele Worte über FWP (French Whore Perfume, mache nennen es Lavendel, andere Klostein usw.) verlieren. Mir persönlich geht diese „Fehlnote“ so gegen die Nasenhaare, dass ich dies als Randerscheinung und mit Tastingeindrücken nur sehr schwer beschreiben kann. Sollten sich andere gemüßigt und geeignet sehen dazu etwas Weiteres auszuführen, so würde ich mich sehr freuen.
An dieser Stelle sollen ein paar Malts genannt werden, die zu den Besten in meinem Tastingbuch zählen.
Extreme Fruchtbomben sind für mich insbesondere die 1968er, oft aus dem Hause DT.
Seadragon und Moonlight darf man nicht vergessen. Auch Vintage Abfüllungen ragen heraus.
Bowmore Moonlight
Bowmore, 30 y.o., 43 %, bottl. 2006, 70cl
Als Der Standard gelten für mich die Bowmore 12 in der braunen Dumpy Bottle mit goldenen Label. Da gibt es Herausragende aber leider auch mal nicht so Starke.
Hier mal Notes von Ruben dazu :
Bowmore De Luxe vs. Bowmore 12 Years (dumpy) | WhiskyNotes review
Auch immer mit Frucht (Johannisbeere) aber daneben mit starken Tabak- und Holznoten bleiben 1964er aus der Bicentenary Serie in tiefer Erinnerung.
Bowmore 15 Jahre - 1964 Distillery Bottling - Bicentenary 1779-1979 - 75cl - 43,0%
Nicht unerwähnt, wobei für mich gerade die späten eher getragen durch Marketing, dürfen hier natürlich die Black Bowmores nicht unerwähnt bleiben.
Black Bowmore, OA, 1964/1995, 49%, "Final edition"
Black Bowmore - 42 Jahre - 40,5% - 740 v. 827
Weitere :
Bowmore, Sestante, 1971, 18 y.o., 57,3 %, Shield Label
Bowmore, OA, Islay Pure Malt, 1965, Full Strength, 50 %, matured in Sherry Cask
Auch nicht die alten Sheriff‘s OA aber hier mangelt es mir leider an eigenen Erfahrungen.
Dazu haben die Kaypinger Brüder mal was geschrieben :
Kaypingers Whiskyblog
Mein Fazit für Bowmore vor FWP:
Es gerät in Vergessenheit. Noch vor 15 Jahren wurde Bowmore in einem Zug mit Macallan und Springbank als Malts in der Spitze genannt. Durch die FWP-Ära sank der Stern genauso rasch wie der Macallans in Zeiten der Fine Oak Geschichten.
Bowmore nach der FWP - Zeit :
Bowmore, MoS, 12 y.o., 46 %, 2002/2014, Cask 14012
Bowmore, MoS, 56,8%, 10.2002/10.2013, Sherry Hogshead Cask 13048
Bowmore, MoS, 55,2%, 1198/2015, Sherry Hogshead Cask 15072
Bowmore fand aus dieser Lage wieder den Weg zurück in Ihre Nische mit sauberen Malts die gut auf das Fass reagieren. Hier zeigen sich in den letzten Jahren immer wieder sehr wohlschmeckende gute Abfüllungen sowohl aus dem eigenen Haus (Bowmore 9, Springtide usw) als auch von UA wie z.b. Wemyss, MoS usw.
Das Bowmore mit vielen NAS und Marketingblabla-Geschichten und -Abfüllungen wie Devil’s Cask, Mizunara Cask usw recht aktiv ist, sei angemerkt aber soll jeder für sich selber einordnen.
Vergessen darf man nie die Refernzmalts der Zeit in den 1960er und 1970er Jahren. Aber man ist wohl gut beraten, wenn man Geschmackstechnisch auch heute Bowmore nicht aus dem Auge läßt.
Nu seit Ihr dran ...
- Habt ihr legendäre Bowmores die es hier noch zu nenne gilt ?
- Wie sind eure Erfahrung mit der Destille ?
- Wo seht ihr den Haus-Stil des Brandes ? Vor, während und nach der FWP-Zeit.
- Liege ich bei meinem Fazit weit entfernt von eurem ?
Noch 2 Links in Sachen Bowmore :
http://home.planet.nl/~somme022/
German Bowmore Collector – Thomas Schmeckebier Album 1 « Galerie 4 « » – Bilder meiner Bowmore’s
Was agt eigentlich Zinni zu meinen Ausführungen ?
___Mortlach.de
____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt
____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt
Wir alle seins Brüder,
Wir alle seins gleich!
Wir alle seins gleich!
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