The Balvenie Malt Master Tour & Dinner am 03.05.2018 beim Speyside Festival

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      The Balvenie Malt Master Tour & Dinner am 03.05.2018 beim Speyside Festival

      Ab und zu fröhne ich ja meinem Hobby und interessiere mich was es in der Welt zu den Abfüllungen meiner Sammelbegierde so Neues gibt. Ich gebe dann der alten Tante Google den Suchbegriff ‚Balvenie‘ zum Stöbern, grenze die Suche auf einen Zeitraum von einer Woche oder einem Monat ein und schau dann mal so rum. Meist gibt es kaum wirklich neues, was aber den Geldbeutel schont.So auch geschehen irgendwann Anfang März 2018.

      Zwischen all den Aktualisierungen beim DoubleWood etc. steht etwas von einer Veranstaltung. Ach schau an, da gibt es zum ‚Spirit of Speyside Whisky Festival ‚ eine Balvenie - Distillery Tour unter Führung vom Malt Master David Steward höchstpersönlich. Beschrieben ist eine Tour durch die Destillerie incl. Abfüllen einer 20cl – Flasche eines mind. 30 Jahre alten Whisky und abschließenden Dinner bei dem dann auch noch ein 40jähriger Balvenie verkostet werden wird. Spätestens hier flutscht der Blick auf den Preis für das Vergnügen und siehe da, schlanke 500,- GBP werden hierfür verlangt.
      Einen kleinen Haken hat es denn doch. Vermutlich war das auch der Grund warum für diese Tour wohl noch die meisten Plätze frei waren, während wohl die vermeintlich begehrten Touren, analog zum Islay Festival, innerhalb weniger Minuten nach Freischaltung ausgebucht waren (wie mir andere später berichtet haben).

      Erst mal einem Freund geschrieben: „Schau mal, wenn die das vor 2 Jahren angeboten hätten, als wir da waren, ja, dann hätte das wirklich was sein können!“ Und die Antwort war vergleichbar wehmütig.

      Dann auch mit meiner Frau geredet. „Schau mal, was für eine tolle Veranstaltung, aber der Preis und die sonstigen Kosten. Und Zimmer gibt es unter Garantie auch keine mehr. Is schon Schade!“ Doch da kam wirklich Aufmunterung und Zurede, dass ich da hin fahren soll. David Steward treffen, ausführlich mit ihm sprechen können, und wieviel Jahre ist der eigentlich schon auf Rente? – Ja, aber wo soll ich übernachten? – Na, ruf doch mal Dein B&B vom letzten Mal an, ihr habt euch doch so gut verstanden. Vielleicht kann die Helfen? – Hmm!

      Auch mit Thomas kam ich darüber ins Gespräch. Auch seine Begeisterung für so ein Event war ansteckend, nur das er aus beruflichen Gründen keine Chance für eine Teilnahme hat. Seine Lösung zum Bettenproblem, dann eben im Auto zu schlafen, gab die Initialzündung.
      Nun wollte ich aber auf ganz sicher gehen und fragte erst einmal in der Destillerie nach, ob die Veranstaltung eine Mindestteilnehmerzahl hat (Inzwischen war einige Zeit vergangen und es waren immer noch 5 Plätze frei, für eine Veranstaltung in kleiner Gruppe). Die Antwort war für mich ‚nüscht halbet und nüscht janzet‘ und ich hing gefühlt weiter in der Luft. Zu Hause gab’s nur den Kommentar „Ist immer wieder klasse zu sehen, wenn schottische auf preußische Mentalität trifft“, denn meiner Frau war klar, dass die Antwort eindeutig ist. Na ja?!

      Irgendwann habe ich mich durchgerungen und gebucht.
      Wie verrückt ist das denn? Anreise am 02. Mai spät abends. Hotel in Aberdeen. 03. Mai, Fahrt an die Spey und Veranstaltung. 04.Mai, Abends Rückflug nach Berlin Ein wenig Glück gehört überall dazu.

      Erst einmal folgte ich dem Hinweis meiner Frau und habe das B&B vom letzten Jahr angerufen. Ich wurde gleich erkannt und -klar- es war ‚fully booked‘. Aber die Hilfsbereitschaft der Schotten ist bekanntlich sehr groß und so hieß es „Warte mal eine halbe Stunde – melde mich.“ Kaum zu glauben, nach einer viertel Stunde war eine Mail da ‚Fantastic news - accommodation found for you‘ – ich war baff und konnte ein kleineres Auto buchen.

      Während der Zeit bis zum ‚Take off‘ stieg dann die Aufregung, Welche Fragen willst Du stellen – aufschreiben, sonst werden die vergessen! Das ein oder andere Objekt soll signiert werden- welche am Besten? Willst Du die wirklich im Koffer der Fluggesellschaft anvertrauen? PuuhDer Flieger soll um 22:15h ankommen – Mietwagenverleih hat nur bis 23:00h auf. Was tun bei heftiger Verspätung? Parkplatz im Zentrum von Aberdeen mitten in der Nacht? Wie heißt es am Ende von Märchen im Englischen?
      And all went well !

      Endlich in Moray angekommen und noch Zeit bis zum Event. Da ich mich ein wenig mehr für Cragganmore interessieren möchte, entschied ich mal zu dieser Destillerie zu fahren.
      Ups, da ist ja noch ein Fotomotiv bei der Speyside Cooperage, die Zeit habe ich.

      Bei wunderbarem Wetter kam ich da kurz vor der Öffnung in/bei Cragganmore an und muss sagen: „Was für eine nette kleine schnuckelige Destillerie“ Im kleinen Laden super nette Angestellte, die gerne von drei verschiedenen Abfüllungen kosten ließen (Standard; Destillers Edition und Only at the Destillery - Bottling). Aufgrund der Aussicht auf meine Tour habe ich aufs Kosten verzichtet und ‚nur eine ‚OatD-Flasche‘ mitgenommen. Da man von einem 4er Gläserset wohl noch Mengen herumzustehen hat und die loswerden wollte, gab es dies gleich oben auf. Ein wenig Glück gehört dazu.

      Nun denn zurück nach Dufftown. Halt – Stop in Aberlour, ein paar Kekse müssen noch sein.Zimmer bezogen, wieder nette Wirte, toll. Nun denn, langsam kann ich mich ja auf den Weg zu Balvenie machen. Auf dem Weg schaute ich nochmal kurz in Whiskymuseum rein, allerdings sind da nicht so viele Sehenswürdigkeiten. Leider musste ich der betreuenden Dame die Illusion über den Wert einer Snow Phoenix – Abfüllung zerstören, der wohl von anderen Gästen mit 6.000,- GBP doch ein wenig arg übertrieben dargestellt wurde.

      Nächste Station Glenfiddich Shop. Schau an, jetzt schon wird im Laden die 13jährige Version der Festival-Abfüllung von Hand abgefüllt. Ab dem 04.05. sollte sie in den Verkauf gehen. “Darf ich mal riechen?“ – „Na gut“. Hui, genau meins. Na dann geh ich morgen nochmal vorbei.

      Dann war ich doch sehr zeitig bei Balvenie, wurde auf dem Gelände von Charles, einem TourGuide, gleich erkannt und der Gruppe sehr schmeichelhaft vorgestellt. Im Office traf ich auf David Mair und konnte mich schon mal mit ihm unterhalten. Die übrigen Teilnehmer tröpfelten dann so nach und nach ein. Schließlich waren wir 5 Gäste und die beiden David (Steward und Mair) von der Destillerie.
      Die eigentliche Tour unterschied sich insofern von den überlicherweise schon sehr guten Touren bei Balvenie, als jetzt zwei Whiskykoryphäen wirklich jede Frage erläutern konnten. Und obwohl ich diese Tour schon mehrmals besucht habe, habe ich immer noch neues erfahren und auch sehen dürfen. Auf Nachfrage wurde der Blick in den 2. Stillroom gewährt (sonst sieht man von der Empore nur den ersten, schönen), der sich hinter einer Tür neben den Spiritsafes anschließt. Als wir den gesehen haben (nicht alle auf einmal, sondern in 2 Gruppen mit maximal 3 Leuten, wusste ich warum der nicht gezeigt wird. Man sieht die völlig eingebauten Stills von unten inmitten von Rohren. Das einzig bemerkenswerte ist, dass das Dach dort beweglich ist, um bei Bedarf die Stills nach oben zu entfernen. Das gibt einen Eindruck über die Enge dort.

      Spannend wurde es für die Liebhaber, und das waren wohl alle dort, die den Preis bezahlt haben, dann im Warehouse 24. Uns wurde eröffnet, dass wir uns 2x 20cl abfüllen dürfen (ohne separat zu bezahlen) Einmal nach Wahl aus den üblichen bereit stehenden Fässer für die Besucher (1stfill Bourbon; refill Bourbon oder Sherry – Fass) Zum Anderen durften wir wählen aus dem Warehouse 24 – Fass, welches ja auch für das ‚normale‘ abschließende Tasting genutzt wird. Es war ein Burbonfass von 1974 (43 Jahre gelagert) oder aus einem Sherry Puncheon aus 1982 (36 Jahre gelagert).Verkostet wurde übrigens alle der fünf Fässer aus der Hand und es tat mir um jeden Tropfen leid, der nicht den Weg auf die Zunge fand.Insbesondere die beiden alten Fässer waren gigantisch. Ich war ein wenig auf das Bourbon-Fass konditioniert, weil ich im Allgemeinen nicht so auf die Sherry-Abfüllungen stehe und auch 1974 das Geburtsjahr meiner Frau ist, fiel die Wahl schon fast vorab. Allerdings war der Whisky aus dem Sherry-Fass auch der Hammer, solche Noten von in Zimt eingelegten Pflaumen und kein bisschen adstringierend, ich war hart am überlegen.Nun, wir haben uns alle für ein Fläschlein aus dem Bourbonfass entschieden. War hier das Alter entscheidend? Wer weiß? Jedenfalls mussten wir fast das Fass auswringen, um die fünf Flaschen noch zu erhalten. Die nächsten Touren dürfen sich auf ein neues Fass freuen.

      Nun fing die Arbeit erst richtig an. Auf zum Tastingroom. Es warteten der
      1) 12yo Single Barrel;
      2) 12yo DoubleWood
      3) 14yo Carribbean Cask
      4) 17yo Double Wood
      5) 21yo PortWood
      6) ‚30‘

      zu 1. und 2.: Leckere Drams, die ich immer wieder gerne trinke
      zu 3.: Ja auch das Finish im seasoned Rum Cask gefällt mir sehr gut, etwas mehr Süße
      zu 4.: der soll etwas weicher sein als sein 12jähriger Bruder, ist er auch – schön
      zu 5.: Der Favorit von David Steward, auch meiner, zumindest von den bezahlbaren
      zu 6.: Hier fängt es an außer Konkurrenz zu laufen (also für Otto Normalverbraucher Geldbeutel). Eine Mischung 30jähriger Sherryfass- (30%) und Bourbonfass gereifter (70%) Whiskies – wundervoll.

      Nun, wir sind ja nicht zum Spaß hier. Die Lokation wurde gewechselt und wir fuhren zu Glenfiddich in das besondere Besucherzimmer, den zum besseren Wohnzimmer umgebauten Kiln. Es erwartete uns ein Cocktail auf Basis eines DoubleWood 12 mit Benedictine Likör und noch etwas anderem – leider vergessen- eine schöne Abwechslung vor dem Essen. Das Essen war insgesamt hervorragend. Für die Ausführungen hier, beschränke mich aber mal auf die ‚Zwischengänge‘ .Da wurde nach dem 1. Gang ein 1972 aus dem Sherryfass gereicht. Hierbei handelte es sich um die Probe eines Fasses, das in dem TUN 1509 Batch 5 aufgegangen ist. Sehr schön komplex, aber nicht ganz so weich.Dem zweiten Gang folgte eine Vorabprobe des TUN 1509 Batch 5, welche wir als erste außerhalb des Unternehmens probieren durften. Inzwischen haben die Geschmacksnerven wahrscheinlich schon nicht mehr alle Noten so trennscharf wahrgenommen, aber ich erinnere mich daran, dass dieser Whisky um einiges weicher war als sein Bestandteil von 1972, trotzdem schön voluminös. Der krönende Abschluss war ein 40jähriger Balvenie (Standardabfüllung). Den hätte ich am liebsten nur gerochen, Wahnsinn. Geschmeckt hat er genauso gut wie gerochen. Am Ende wurde meine Frage nach einem Nachschlag vom '40' positiv beschieden und ich konnte mich kaum sattriechen (was auch immer das sein mag, aber ihr versteht schon). Neben den Getränken gab es auch noch Informationen für den Geist. Viele Fragen zur Destillerie und den Abfüllungen wurden gestellt und auch beantwortet, was den Horizont rund um mein Hobby erweitert hat. Zum Glück habe ich auch vieles aufgeschrieben. So ganz nebenbei wurden auch noch Flaschen und Bücher signiert
      Fazit: Ein Nachmittag / Abend der für Whiskyliebhaber im allgemeinen und für den Balvenie-Fan ganz besonders, keine Wünsche übrig ließ und alle Zweifel sich für diese Tour entschieden zu haben, waren wie weggeblasen.

      Am nächsten Morgen fiel es nicht ganz leicht in Tritt zu kommen, aber bis zur Abreise war noch Zeit. Da erinnerte ich mich daran, dass ich ja von der Glenfiddich Festivalabfüllung ein, zwei Flaschen besorgen wollte. Um 09:15 Uhr kam ich dort an und sah bereits eine Schlange von ca. 20 Leuten vor dem Shop. Mein erster Gedanke war „Och, machen die schon um 09:30 Uhr auf???“ Ganz falsch, 10:30 Uhr ist hier Öffnungszeit. Zum Glück war gutes Wetter und die Zeit verging auch. Da von jeder Abfüllung (es gibt dieses Jahr einen 13jährigen und einen 22jährigen in einer Auflage von jeweils um die 200 Stück) nur 2 Exemplare pro Person abgegeben wurden, brauchte ich mir ja keine Gedanken zu machen, dass es nicht reichen würde.

      Gegen 11:00 Uhr machte ich mich dann auf den Weg in Richtung Osten. Destillerien mochte ich keine mehr besuchen und so fand ich eine sehr idyllisch stehende Burgruine ‚Auchindoun Castle‘ unweit von Dufftown und etwas weiter das Grampain Transport Museum in Alfort. Somit war der Tag zwar ungeplant, aber die Gelegenheiten ergaben sich. Etwas Glück muss man haben. Allerdings kam dann bei der Ankunft in Berlin etwas Pech dazu. Der Koffer kam nicht an. Das der Koffer sich ‚nur‘ ein wenig verspätet ist ja die Regel, aber ein Verlust nicht auszuschließen. Der Adrenalinspiegel stieg, konnte aber gleich wieder gesenkt werden nachdem bei der Gepäckreklamation schon gesagt wurde „Ihr Koffer kommt morgen um 08:21 an Berlin an und wir werden ihn dann zu Ihnen nach Hause liefern. Inzwischen ist alles da und das Leben ist ein schönes Erlebnis reicher.
      Sehr schöner Bericht, man liest Deine Begeisterung total raus :)
      Zeigt mal wieder, dass man sich für manche (Whisky)-Erlebnisse einfach mal überwinden muss viel Geld auszugeben, es aber hinterher null bereut. Da verzichtet man besser einfach mal auf die nächste super special limited edition und gönnt sich was einzigartiges :rauf:
      @all:
      Vielen Dank für Eure positive Rückmeldungen, da weiß ich, dass die Mühe des Berichtens/Aufschreibens nicht umsonst war.

      @portellen1983:
      wenn es Dich denn interessiert, gerne. Die Speisefolge war wie folgt:
      als erstes:
      kalt geräucherter oder toll gebeizter, super frischer Lachs. Normalerweise verzichte ich auf Fisch jedweder Art, aber ich wollte mir keine Blöße geben und fuhr tapfer ein.
      Oh welche Überraschung. Von Fischgeschmack überhaupt keine Spur (und da bin ich äußerst empfindlich, könnt ihr glauben). Wie weicher, super nussiger Parmaschinken.
      als zweites :
      einen Teller mit einer Scheibe Schweinebraten (ganz zart) und einer Scheibe Pute oder Hühnchenrollbraten, gefüllt mit einer Kräutermischung, dazu Gemüse der Saison. sehr lecker.
      als drittes
      ein Stück Schokoladenkuchen, recht schwer im Teig (klitschig) auch mein Geschmack - klasse.

      Zum Abrunden dann noch eine Käseauswahl (und nicht nur Cheddar) und Haferkekse (+Butter) dazu.

      Wünsche noch einen schönen Rest vom Herrentag (mit 'nem lecker Dram ?)

      Olaf