berneray schrieb:
Ist denn PO Rotterdam - Hull eigentlich eine Alternative? Hat da jemand aktuelle Erfahrungen und kann das vergleichen?
Wir sind im September dieses Jahres mit DFDS hingefahren und mit P&O zurück.
Gebucht hatten wir erst Mitte Juli. Da wir bezüglich der Hin- und Rückfahrdaten etwas flexibel sein konnten, haben wir uns bei der Festlegung vom jeweiligen Preis- und Kabinenangebot leiten lassen.
Die Hinfahrt per DFDS haben wir online über den ADAC gebucht. Wenn man dort Mitglied ist, kann man bei den Überfahrten mit DFDS deutlich sparen.
Für eine Commodore Deluxe 3- Bett- Kabine inkl. Frühstück, haben wir für zwei Personen und einen PKW 370,80 € gezahlt. Das ist preislich gesehen natürlich kein Schnapper, aber man muß auch sehen, dass wir recht kurzfristig gebucht haben.
Vermutlich hätte ich auch eher zu einer günstigeren Kabinenkategorie gegriffen, wenn die Preise dafür nicht schon unverhältnismässig hoch gewesen und unsere Erfahrungen aus dem letzten Jahr nicht noch so präsent gewesen wären.
Im vorherigen Jahr hatten wir nämlich den direkten Vergleich zwischen einer Doppelbett- Innenkabine im unteren Deck auf der Hinfahrt und einer Commodore Deluxe Kabine auf der Rückfahrt.
Die Innenkabine war damals erwartbar klein. Mit ein wenig Gepäck auf dem Boden, brauchte es schon etwas Koordination zu zweit, wenn sich einer umziehen wollte ... am Besten ging es, wenn währendessen der andere entweder noch im Bad oder schon im Bett war.
Die Enge auf dem eigentlichen WC stellte da nochmals eine völlig neue Herausforderung dar.
Ich bin mir bewußt, dass mein BMI keinerlei Anzeichen für eine Unterernährung aufweist... aber trotzdem muß man doch das Papier irgendwie dorthin bekommen können, wo es sinnvoll eingesetzt werden könnte.
Bevor sich nun jemand Sorgen macht ... letztendlich hat es natürlich geklappt, aber "bequem" iss schon deutlich anders. Alles in allem nicht so doll, aber durchaus etwas mit dem man sich arrangieren kann.
Weniger gut arrangieren konnten wir uns mit der Akustik. Die Maschinengeräusche und die Vibrationen waren deutlich vernehmbar, durch die Monotonie jedoch irgendwann auch ignorierbar; nicht so jedoch die Hellhörigkeit der Kabinen. "Gespräche" in den Nebenkabinen waren gut zu verstehen ... leider auch alle anderen körperliche Ereignisse.
Richtig nervig war jedoch der alkoholisierte Durchgangsverkehr auf den Gängen, der sich gefühlt, fast durch die ganze Nacht zog.
Wir mögen da vielleicht Pech mit den Mitreisenden gehabt haben und vielleicht empfinden wir das auch extremer als andere ... aber zumindest hat dies dazu geführt, dass wir in diesem Jahr nicht bereit gewesen sind, für solche Umstände nochmals deutlich tiefer in die Tasche zu greifen als im letzten Jahr.
Da wir erholt und gut gelaunt ankommen wollten, fiel unsere Wahl daher dieses Jahr wieder auf eine Deluxe Kabine.
Der erste Eindruck war etwas ernüchternd. Die Kabine war zwar räumlich großzügig, konnte aber weder optisch den Anschein erwecken, dass sie die besten Jahre nicht schon vor längerer Zeit hinter sich gehabt hätte, noch das irgendwie versuchen würde, dies zu kaschieren.
Unabhängig davon, wohin der Blick fiel war das Interieur abgerockt und/oder beschädigt.
Beim beabsichtigten Blick in die Mini- Bar hatte ich auch schon die davor befindliche Schranktür "halb in der Hand" ... da nur noch befestigt am oberen Beschlag.
Flecken und fremde Haare auf der Bettwäsche sind generell unangenehm, in dieser Kabinen- Kategorie hat es mich jedoch um so mehr überrascht.
"Überrascht" hat mich auch, dass die WC- Situation in dieser Kabine kaum anders war, als in der Innenkabine des letzten Jahres ... und das wohlgemerkt, ohne dass sich mein BMI seit dem letzten Jahr deutlich erhöht hätte oder meine Arme kürzer geworden wären.
Mit einem vorfreudigen "Commodore Deluxe- Gefühl" hatte das alles nur sehr wenig zu tun.
Da aber als Motto "ausgeruht und gut gelaunt" ausgegeben war, haben wir uns erstmal geweigert, uns über all das zu ärgern. Also ab in die Lounge, um den Urlaub mit einem schönen Drink zu starten und die Stimmung zu heben.
Insbesondere die Annehmlichkeiten der Lounge und die spaßigen Gespräche mit anderen Mitreisenden hatten wir aus dem vorherigen Jahr noch als Besonders in Erinnerung.
Aber auch hier sollte es irgendwie dies Jahr nicht zünden. Anders als im Jahr zuvor war schon mal kein Sitzplatz zu bekommen.
Egal, schnell einen Drink gemacht, einen kleinen Happen in den Mund gesteckt und ab nach draußen... Denkste!
Schatzis Wunsch nach einem Aperol Spritz stand der in diesem Jahr der nicht kredenzte Sekt im Wege; meinem Espresso, die fehlenden Bohnen im Kaffeeautomat. Die "kleinen Happen" schienen schon ihren Weg in diverse andere Münder gefunden zu haben und wurde auch nicht mehr aufgefüllt.
(In der Rückschau glaube ich ja, dass dies mit Rücksicht auf die etwas beengte sanitäre Situation erfolgt sein könnte. )
Im Vergleich zum Vorjahr empfanden wir das Snack- und Getränkeangebot reduzierter und den "Service" drumherum als wenig aufmerksam.
Mit dem weiterhin aufrecht erhaltenen Vorsatz, sich die Urlaubsfreude nicht vermiesen zu lassen, sind wir dann auf das obere Deck in die Sky- Bar, haben dort das gute Wetter genossen und das erhofft gute Preis- Leistungs- Verhältnis unserer Kabinenwahl in Form von ein paar Drinks endgültig pulverisiert.
Im Jahr zuvor hatten wir zu Abend das Buffet mitgebucht; dieses hatten wir jedoch ähnlich in Erinnerung, wie Codenascher: "Hauptsache viel" und geschmacklich überschaubar.
Einen witzigen "Verstehen- Sie- Spaß- Effekt" hatte es auch, als wir mit gefüllten Tellern vom Buffet zurückkamen und unsere Plätze zwischenzeitlich nochmals vergeben worden sind ... wohlgemerkt nach unserer ersten Runde am Buffet ... nach einem wiederholten Male hätte ich es ja als Wink mit dem Zaunpfahl verstanden ... .
Dies wollten wir dieses Jahr anders machen. Ursprünglich war der Plan, bereits vor dem Einchecken noch etwas zu essen, um später dann, bei evtl. kleinen Hungerattacken, diesen mit den Häppchen aus der Lounge zu begegnen.
Da wir auf der Hinfahrt etwas im Stau standen, fehlte es uns vor dem Einchecken jedoch an der Zeit, um noch etwas zu essen. Und wie es an Bord schien, verfolgten die Mitreisenden ähnliche Pläne, nur dass diese scheinbar das Essen an Land schon seit mehreren Wochen gestrichen hatten ... und ziemlich sicher dies der Grund dafür gewesen sein wird, dass der gesamte mitgeführte Lounge- Proviant bereits vor dem Ablegen verputzt war.
Wenn bei dieser Überfahrt noch nicht viel geklappt hatte ... zumindest auf die in der Sky- Bar zu uns genommenen Aperitife war Verlass: Sie machten angenehm düdelü und mächtig Appetit.
Also getreu dem Motto "was lacostet die Welt" nochmal eben im à la carte- Restaurant vorbeigeschaut.
Die Preise dort sind etwas ambitionierter und es wird ein Mindestverzehr vorausgesetzt, welcher die Lust auf eine Kleinigkeit ausschließt, wenn man nicht beabsichtigt, zeitgleich eine Flasch Wein zu verzehren. Ich kann nachvollziehen, warum man sich sowas ausgedacht hat ... symphatisch macht dies die Sache jedoch nicht.
Wie im Buffet- Restaurant auch, kann man nicht einfach zu einem freien Tisch gehen, sondern meldet sich vor dem Bereich an einem Empfangsschalter und wird platziert ... oder wie in unserem Fall ... eben auch nicht.
Vom Schalter aus deutlich erkennbar waren lediglich eine handvoll Tische belegt; eine vielfache Anzahl davon war eingedeckt, bislang jedoch ohne Gäste geblieben.
Auf meinen höflich vorgetragenen Wunsch nach einem Tisch für zwei, gab es erstmal einen Stoßseufzer auf der gegenüberliegenden Seite des Tresens, gefolgt von beschäftigt erscheinenden Stöbern im Belegungsplan und einem anschließenden Kopfschütteln.
Um etwaigen Spöttern jetzt gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Zwischen "angenehm düdelü" und "stramm wie eine Haubitze" gibt es Abstufungen, deren ich mir sehr wohl bewußt bin!!!
Etwas ungläubig guckend, kramte ich in meinem eingerostetem englisches Vokabular und versuchte in Erfahrung zu bringen, ob denn wohl schon alle Tische reserviert seien.
Wieder Kopfschütteln, Stöbern im Belegungsplan, gefolgt von einer Pause. Dann die Frage, ob wir in einer oder 1 1/2 Stunden nochmal wiederkommen könnten.
Okay, rein objektiv betrachtet, sprach wenig dafür, dass wir in 90 Minuten nicht mehr an Bord sein würden ... zumindest hatte ich nicht vor, den Kübelböck zu machen (was auf den Weg IN den bereits zum größten Teil bezahlten Urlaub ohnehin der größten Nonsens wäre) und meine BLvA hatte auch schon sehr frühzeitig das Gefährdungspotenzial von hohen Lebensversicherungen erkannt und daher vorsorglich keine Vorsorge getroffen. Insofern waren für uns Beide die Motivationsanreize für eine "beschleunigte" Abreise überschau- und beherschbar.
Wenn da nicht dieser Hunger gewesen wäre... Ich wechselte also von "betont freundlich" zu "freundlich bestimmt" und erklärte, dass wir natürlich später nochmal wieder kommen könnten, wir aber doch lieber jetzt essen würden.
Nachdem die obligatorische Frage nach unserer Kabinennummer Beantwortung fand, ging plötzlich alles ganz flott. Genauer gesagt sogar flott UND freundlich.
Es blieb das ungute Gefühl, dass mit einer Innenkabine im unteren Deck der weitere Ablauf vielleicht ein anderer gewesen wäre.
Das Essen im Restaurant war gut, obwohl die unterschiedlichen Gänge qualitativ nicht alle auf einem Niveau waren. Der Service war teils sehr freundlich und zuvorkommen; je nach Mitarbeiter allerdings auch noch recht unbeholfen. Bezahlt haben wir zwei für jeweils eine Vorspeise plus Hauptgericht, sowie insgesamt vier Gläser Wein und ein Wasser, knappe 110 €.
Würden wir dies nochmal machen wollen? Vermutlich eher nicht.
Wir schlemmen und genießen gerne und wenn es die Finanzlage zulässt, geben wir manchmal auch mehr Geld für ein genußvolles Erlebnis aus. Hier war es allerdings nicht so herausragend als dass es zwanghaft nach einer Wiederholung schreien würde.
Im Anschluß an das Essen sind wir nochmal durchs "Nachtleben" geschlendert. Manches davon schien mit angezogener Handbremse vonstatten zu gehen. So war zum Beispiel die Bar in der Disko geschlossen, wodurch auch niemand zum Tanzen dort blieb. Die Live- Musik beschränkte sich an diesem Abend auf einem Herrn mit Gitarre, der sich tapfer durch den Abend kämpfte.
Blackjack im Casino war nicht mit Personal besetzt, so das dort lediglich die Münzautomaten daddelten.
Nach einem kleinen Spaziergang sind wir dann auch recht früh zurück zu unserer Kabine gegangen. Auf dem Weg dorthin trafen wir ein britisches Ehepaar, welches soeben mit Ihrer Zutrittskarte die Tür zum Commodore- Bereich geöffnet hatten und nun diese für uns aufhielten. Mit einem Lächeln bedanke ich mich freundlich und murmelte mit meinem mühsam wieder rausgekramten Englisch :"Sie haben ja keine Ahnung, wie lange wir hier schon rumlungern, um endlich an die Freigetränke zu kommen ..." Wodrauf er schelmisch lächelte und erwiderte: Oh doch ... wir beobachten Sie dort schon seit Stunden!"
Somit war gleich das Eis gebrochen und klar, dass wir einen ähnlichen Humor teilten. Kurzerhand wurden also die Früh- Zu- Bett- Pläne verworfen und wir gingen zusammen in die Lounge, wo wir noch vergnügsame Stunden miteinander verbrachten und sehr verantwortungsvoll dafür sorgten, dass die nächsten Gäste keine offenen Weine der letzten Fuhre vorgesetzt bekommen würden.
Ein Pluspunkt der Kabinenwahl zeigte sich am nächsten Morgen. Durch die Option, sich das Frühstück aufs Zimmer bringen zu lassen, kann man länger im Schlafanzug rumpfläzen und spart sich das Schlangestehen im Buffet- Bereich.
Das Runterfahren von der Fähre hat eine gefühlte Ewigkeit in Anspruch genommen. Ich kannte es aus dem letzten Jahr anders, aber diesmal wurden aufgrund von Sicherheitsgründen die Fahrzeuge nur vereinzelt runtergelassen, so dass sich im abgesperrten Ankunftsbereich nicht mehrere Fahrzeugschlangen vor dem Zoll bilden konnten. Keine Ahnung, ob dies eine Besonderheit an jenem Tag war oder mittlerweile regelmässig so ist. Wir haben sicherlich mehr als eine Stunde im Fahrzeug gesessen, bevor wir vom Schiff runterfahren konnten.
Besonders unschön war die Situation jedoch für die Motorradfahrer neben uns, da ein Fahrer unter unserer Hebe- Ebene meinte, seinen LKW schon zu Beginn der Wartezeit starten zu müssen und somit für reichlich "dicke Luft" sorgte... das ging so lange, bis ein paar von Ihnen eine Etage tiefer gingen und das Problem selbst mit dem Fahrer erörterten.
***
Edit: Hervorzuheben sind meines Erachtens noch die Shops auf dem Schiff. Hier besonders auch die Möglichkeit, den angebotenen Whisky vor dem Kauf kostenlos zu verkosten.
Trotz der vielfältigen Auswahl, sehe ich es allerdings auch ähnlich wie torfbombe: Richtige "Must- Haves" werden dort für olle Forumsnasen wohl die Seltenheit sein. Vielleicht eher nach dem Motto:"Für den Preis kann ich mal eine Pulle mitnehmen".
Edit II:
Wir wissen nicht, ob es regulär so ist, wir haben jedoch in beiden Jahren bei Buchung der Deluxe- Kabine das Gefühl gehabt, ein bevorzugtes Bording zu durchlaufen. Beide Male wurden wir an der Warteschlange vorbeigewunken und belegten einen der vorderen Plätze eines separaten Slots. Dieser wurde auch schnell abgefertigt. Die Fahrzeug- Standplätze an Bord waren dabei jedesmal großzügiger bemessen, so dass man einfach ein- und aussteigen und an den Kofferraum kommen konnte. Mag sein, dass dies Zufall war, bei Buchung der Innenkabine war dies jedoch anders.
***
Ist jetzt mal wieder mehr geworden als ich schreiben wollte; ich mache daher jetzt hier erstmal einen Break, gucke Fußball und werde über die Rückfahrt mit P&O in einem weiteren Posting berichten.
Das Leben ist zu kurz für schlechten Alkohol!
Komm, wir essen Opa! ...Immer beachten: Satzzeichen können Leben retten!!!...
Komm, wir essen Opa! ...Immer beachten: Satzzeichen können Leben retten!!!...