Darf’s ein bisschen mehr sein? – Jammerfreies ;) über Whiskypreise

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      Darf’s ein bisschen mehr sein? – Jammerfreies ;) über Whiskypreise



      Moin Ihr,
      ohne in das schon auf hunderten Seiten zum Ausdruck gebrachte Lamento-Doppel „Whisky wird immer teurer, alles Mist!“ und „Die Qualität junger Abfüllungen taugt doch nix mehr!“ zu verfallen, habe ich mir ein paar Gedanken über die Entwicklung von Whiskypreisen und am Rande über das (eventuell) mit dem Boom einghergehende Problem mit der Qualität gemacht.
      Zudem zünde ich gedanklich die eine oder andere Kerze für eine vom Markt verschwundene Abfüllung an, stelle am Ende aber (wen wundert’s) fest, dass die eigene Genusswert-zu-Kosten-Abwägung über Kauf oder nicht-Kauf entscheidet und heute wie früher gar nicht mehr Komplexität hinter dem Kaufentscheid stehen sollte.

      Viel Spaß damit:
      Darf’s ein bisschen mehr sein? – regulars


      Schönen Sonntag Euch,
      Seb
      Whiskynerd und Tastingorganisator, mit Spaß am Glas seit 2009. Samples: ted.strikers Sample-Emporium :wh1:
      Wie immer ein toller Artikel. Danke!

      Nur einen heutzutage wichtigen Aspekt hast Du nicht (wirklich) angesprochen:

      Abgesehen von insbesondere "Standart-NAS"-Abfüllungen ist man inzwischen meistens vor die Wahl gestellt, einen Whisky zum Ausgabepreis sofort blind zu kaufen oder ihn erst zu probieren und bei Gefallen dann deutlich teurer, häufig auf dem Sekundärmarkt, kaufen zu müssen. Z.B. die neuen Special Releases von Diagio waren weg und/oder schnell über dem Ausgabepreis bevor es erste FTs gab. Beim stationären Händler (z.B. Weinquelle Lühmann) wurden die Flaschen wegen der begrenzt verfügbaren Anzahl und der großen Nachfrage gar nicht erst aufgemacht, sondern sofort verkauft. Das finde ich wirklich schade, dass ein vorheriges Probieren häufig nicht mehr möglich ist.

      Aber ich stimme Dir voll zu, dass letztendlich jeder selbst entscheiden muss, ob ihm ein Preis für einen Whisky "wert" ist oder nicht. Über vergangene Zeiten jammern hilft nicht.

      PS:
      Die eine oder andere Träne kam einem aber schon kommen, wenn man darüber nachdenkt. Am Freitag hat ein Freund den letzten Rest einer G&M Connoiseurs Choice Abfüllung mitgebracht: Ein Port Ellen 1983-1997. Dabei haben wir unter der Dose zufällig den Preis entdeckt: 77,50 DM!!!
      The answer is 42!

      guide42 schrieb:

      Wie immer ein toller Artikel. Danke!

      Nur einen heutzutage wichtigen Aspekt hast Du nicht (wirklich) angesprochen:

      Abgesehen von insbesondere "Standart-NAS"-Abfüllungen ist man inzwischen meistens vor die Wahl gestellt, einen Whisky zum Ausgabepreis sofort blind zu kaufen oder ihn erst zu probieren und bei Gefallen dann deutlich teurer, häufig auf dem Sekundärmarkt, kaufen zu müssen. Z.B. die neuen Special Releases von Diagio waren weg und/oder schnell über dem Ausgabepreis bevor es erste FTs gab. Beim stationären Händler (z.B. Weinquelle Lühmann) wurden die Flaschen wegen der begrenzt verfügbaren Anzahl und der großen Nachfrage gar nicht erst aufgemacht, sondern sofort verkauft. Das finde ich wirklich schade, dass ein vorheriges Probieren häufig nicht mehr möglich ist.

      Aber ich stimme Dir voll zu, dass letztendlich jeder selbst entscheiden muss, ob ihm ein Preis für einen Whisky "wert" ist oder nicht. Über vergangene Zeiten jammern hilft nicht.

      PS:
      Die eine oder andere Träne kam einem aber schon kommen, wenn man darüber nachdenkt. Am Freitag hat ein Freund den letzten Rest einer G&M Connoiseurs Choice Abfüllung mitgebracht: Ein Port Ellen 1983-1997. Dabei haben wir unter der Dose zufällig den Preis entdeckt: 77,50 DM!!!

      das war aber schon teuer. ich erinnere mich an die signatory abfüllungen 1983-97 für unter 40 DM.

      Und das erinnert mich an eine Konversation letztens:

      "Ich hab in meinem Leben ung. 60 Port Ellens probiert"

      "Du bist wohl ein reicher Mann"

      "Nee, Nur sehr alt"
      Nett geschrieben, vielen Dank für den Artikel.

      Ich möchte noch anmerken, dass sich die teils erheblichen, batchweisen Schwankungen in puncto Qualität/ Geschmack bei Weitem nicht nur auf NAS-Ware beschränken, sondern auch die "Standardware" mit Altersangaben betreffen, der man ja eher eine gewisse Konstanz unterstellen würde.

      Im Nachgang zu Marcos Talisker 10yo-Blind-FT vor einem halben Jahr hier im Forum habe ich mich z.B. mit diversen Batches dieser Abfüllung aus den Jahren von 2013 bis 2018 befasst und bin auf Unterschiede gestoßen, die mich in ihrem Ausmaß - zumal bei einer solchen "Standardabfüllung" - doch sehr überrascht haben. Zudem kam ich für mich zumindest zu der Einschätzung, dass es durchaus nicht (oder nicht mehr) so ist, dass die Qualität immer (bzw. immer noch) weiter abnimmt. Beim besagten Talisker konnte ich für mich feststellen, dass die Talsohle mittlerweile durchschritten ist.
      Ähnliches stellte ich übrigens bei einem Vergleich von Ardbeg Uigeadails aus den Jahren 2011, 2014 und 2016 fest. Riesige Unterschiede innerhalb eines doch überschaubaren Zeitraumes und die neueste Abfüllung war dabei nicht die Schlechteste...
      Gruß
      Thomas

      Deutsche Sprache - schwere Sprache:
      Tagsüber: DER Weizen, DAS Korn. Abends: DAS Weizen, DER Korn. ?(
      sind diese unterschiede denn wirklich "riesig", Tabrulavubeg?

      für mich wäre das dann nämlich ein unterschied, den ich ohne direkten vergleich und größerem zeitlichen abstand und näturlich ohne einen blick auf den "flaschencode" SICHER erkennen könnte.

      klar vergleichen ist auch interessant, aber nur ersteres entspricht meinem normalen whiskygenuss:
      vor mir steht nur EIN whiskyglas und ich schenke mir wieder einmal DEN aus der flasche ein ODER wesentlich seltener
      ich ziehe aus der kiste mit 2cl-probenfläschchen mit versteckter beschriftung eines und lasse mich überraschen.

      wie auch immer, auf diese art sind mir z.b. bei den standard talisker OA 10Y batches dieses jahrtausends noch nie deutliche, geschweige denn riesige geschmacksunterschiede aufgefallen. war schon sehr zufrieden, wenn ich einen blind aus der kiste gezogen standard talisker auch als solchen erkannt habe...

      slainte


      PS:
      ich habe lange mit einer präzissionswaage nach einigermaßen dichten probenfläschchen gesucht und verwende für die längere stehende aufbewahrung im dunklen keller deshalb ausschließlich die "hässlichen" braunen aponorma enghalsfläschchen MIT dem zur dichtung notwendigen tropfeinsatz, den ich vor dem einsetzen mit einem seitenschneider kastriere, um die kunststoffoberflächen im inneren zu minimieren.
      sie sind efinitiv dichter und sollten auch geschmackgeschmacksneutraler sein als noch verkapselte 700ml flaschen mit dem üblichen GERAUCHSkorken.

      mit den üblichen metallschraubkappen bei probenfläschchen habe ich dagegen unterschiedliche bis sehr schlechte erfahrungen gemacht. auch noch nachdem die korkscheiben durch lRGENDWELCHE kunststoffscheiben verdrängt wurden...
      "Smells like wet roses on a tuesday morning... who needs this bullshit?" Jim McEwan in dieser TV-doku:
      Flüssiges Gold - Die Schotten und ihr Whisky - Doku, ARD/NDR, 2004 - YouTube

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „skyed“ ()

      Schöner Artikel, Sebastian.
      Die Preisspanne von den Undisclosed Speysidern 73-77 von € 800,-
      bis € 2.500,- würde die Distillery auf dem Label stehen, möchte ich dann
      aber doch „ zum jetzigen Zeitpunkt „ etwas bezweifeln.
      Das das überwiegend klasse Stoff ist, keine Frage.
      Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende
      Woody Allen

      art-bett schrieb:

      Schöner Artikel, Sebastian.
      Die Preisspanne von den Undisclosed Speysidern 73-77 von € 800,-
      bis € 2.500,- würde die Distillery auf dem Label stehen, möchte ich dann
      aber doch „ zum jetzigen Zeitpunkt „ etwas bezweifeln.
      Das das überwiegend klasse Stoff ist, keine Frage.

      Hab’ Dank!
      Stimmt in jedem Fall dahingehend, alsdass bsp. bei Macallan die Spanne sofort dick nach oben ausbrechen würde ;)

      Gruß und Dank,
      Seb
      Whiskynerd und Tastingorganisator, mit Spaß am Glas seit 2009. Samples: ted.strikers Sample-Emporium :wh1:
      Machen wir ne Liste, Martin. ;)

      Undisclosed Speysider 73-77 = Macallan aufm Label 800,- bis 2.500,- = sehr gut möglich
      Undisclosed Speysider 73-77 = Glenfarclas aufm Label = gleiche Tendenz wie Macallan
      Undisclosed Speysider 73-77 = andere Distillery = augenblicklich „ noch nicht „ denkbar.
      Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende
      Woody Allen

      Ahab schrieb:

      Insofern finde ich diese Spekulationen über die Destille und was sie wert wären wenn... immer erheiternd.
      Erheiternd - für mich jetzt nicht unbedingt - aber müßig. Aber wir sollten das Ganze auch eher als ein Thema sehr theoretischer Natur betrachten. Genau wie die Annahme, dass eine tolle Flasche "automatisch" mit 35 x himmlischen Genuss gleichzusetzen ist... :D
      Gruß
      Thomas

      Deutsche Sprache - schwere Sprache:
      Tagsüber: DER Weizen, DAS Korn. Abends: DAS Weizen, DER Korn. ?(
      Nicht nur im Falle der großartigen 73er Speysidern stellt sich die Frage, ob eine Destillerieangabe auf dem Etikett tatsächlich preistreibend wirkt. Vielleicht würden sich diese Abfüllungen, wenn „Tomintoul“ oder „Tamnavulin“ auf dem Etikett stünde, nicht ganz so schnell und zu nicht ganz so hohen Preisen verkaufen lassen.
      Candy is dandy
      but liquor is quicker.

      (Ogden Nash)

      Alastor schrieb:

      Vor Jahren hat der Yamazaki 18 unter 100€ gekostet. Heute verlangen die über 500€ dafür. Völlig kranke Preise. Aber so sind die Japaner. Karus waren um 2010 noch zu bezahlbarer.

      Welche Erkenntnis. Ich hab nen alten 10er Laphroaig, der dürfte mal kaum 30 Mark gekostet haben und heute kratzen diese Flaschen schon die vierstelligen Beträge an. Was nutzt das also? Nüscht. Und verlangen kann man für nen 18er Yamazaki was man möchte. Wer den Betrag dafür bezahlt, dem ist nicht zu helfen. Selbst im KaDeWe hier in Berlin verlangen sie "nur" 495 Euro und deren Preise sind häufig kaum zu überbieten. :dollar:
      Preise und der Versuch diese an Qualität oder anderen klar zu definierenden Fixpunkten festzumachen ist im Whiskybereich doch lange nicht mehr machbar. in Zeiten, in denen die überwiegende Anzahl von Nerds wie uns gekaufter Whisky waren die Bottles von UA eine ganze Zeit ganz gut mit Werten wie 5 €/a festzumachen. Bei OA war das, ob den recht seltenen älteren Abfüllungen, aber auch aufgrund der größtenteils nicht vorkommenden NAS nicht maßgebend.
      Heute stehen wir da mit NAS in allen Preiskategorien und es scheint das nur noch der Name, die Storry und die Limitierung den Preis macht. Heute haben sich alle nahmhaften Marketingabteilungen auf die Fahne geschrieben ihr Produkt über den Preis auch als Premium zu etablieren. Und das geht meist gut, solange man den Bogen wie bei Mortlach nicht überspannt oder wie bei Glendronach das Pferd nicht bis zum Verrecken reitet.
      Der UA sieht sich Sonderabfüllungen der OA in extremen Umfang gegenüber und kann auch mit weniger nahmhaften Destillen den Bedarf trotzdem kaum decken. Warum sollte er noch die Preise von 2003 aufrufen, gerade wenn er blind für die Fässer den Preise von 2020 bezahlen muss.

      Ein klein wenig OT sehe ich die Diskussion um die Speysider.
      Zunächst erzählen mir doch 90% aller Connaisseure das es nur auf den Geschmack ankommt. Na dann ist doch alles gut - kauft halt nur nach Geschmack udn nicht nach Kohle. :wall:
      Andererseits erzählen mir die gleichen Leute, das ein Single Malt mit seiner characktervollen Eigenständigkeit doch immer einem Blend vorzuziehen ist. Genau! :wall:
      Das ein Malt einem Armagnac doch immer vorzuziehen ist, alleine wegen der Kultur und Geschichte und den Kilts, Rob Roy und den Highlands, Nessie und Braveheart ....! Ja, dann ist ja alles klar. :wall:
      Wie mit allen Dingen ist hier, glaube ich, nichts allgemeingültig in Schwarz und Weiß einzuteilen und jeder muss seinen Weg finden, wie er morgens noch in den Spiegel schauen will.
      ___Mortlach.de

      ____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt

      Wir alle seins Brüder,
      Wir alle seins gleich!
      ist doch alles kein problem von dauer!

      kein hype wird ewig dauern...

      Ich habe ja schon nicht nur einmal miterlebt, dass die preise der schottischen single malts kräftig abgestürzt sind. auf meiner ersten whiskymesse noch im vorigen jahrtausend, der interwhisky in frankfurt habe ich mich mit ein paar jungen whiskyfans unterhalten, die doch sehr enttäuscht waren, weil sie ihre tollen buchgewinne nach dem blick in die schaubfenster der raritätenhändler bei ihren verkaufsversuchen einfach nicht realisieren konnten.

      etwas später stürzten dann drei bis vier jahre zeitverzögert nach dem zusammenbruch des neuen (aktien-)markts sogar flaschen wie die 64er bowmore triology von 2002/3 deutlich unter den ausgabepreis ab.

      da war vielleicht was los in whiskyforen, als diese flaschen endlich mal tatsächlich zum ausgabepreis zur teilung angeboten wurden und interessierte forumsneulinge es wagten, alte hasen auf die neuen straßenpreise z.b. von skorupa hinzuweisen.

      man sollte halt bei malts auch mal etwas warten können. denn besonders in diesem bereich liegt doch in der ruhe die kraft, oder?

      mit sanftem altersmilden gruß
      skyed
      "Smells like wet roses on a tuesday morning... who needs this bullshit?" Jim McEwan in dieser TV-doku:
      Flüssiges Gold - Die Schotten und ihr Whisky - Doku, ARD/NDR, 2004 - YouTube

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