Kann es sein, daß uns die Whiskyindustrie (teilweise) für blöd verkauft?!

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      slk schrieb:

      Marketing ist böse und früher war alles besser ... nicht.

      Bei dem Beispiel ging es um das Prinzip. Und die Bewertung und die Wahrnehmung des Mehrwerts ist eben subjektiv. Ich selber würde zum Beispiel nie Schnaps in einer Pulle kaufen, die mir nicht gefällt. Da kann der Stoff noch so toll sein. Wenn sich jemand Mühe gibt, guten Stoff zu machen, möchte er sich doch auch bitte dem entsprechend Mühe geben, den anständig zu verpacken. Da da mein limitierender Faktor Geld ist, habe ich für mein Geld bisher immer ähnlich guten Schnaps gefunden, der nicht hässlich oder lieblos verpackt war.
      Und ich bin der Meinung, dass aus der Sicht der meisten hier versammelten grundsätzlich die Verpackung eben doch Teil des Produktes ist.


      Also wenn es an der Story und der exorbitant gestylten Verpackung und grandioser Flasche mal hapern sollte, bin ich auch gern bereit meinen guten alten Malt aus grauer Vorzeit auch persönlich bei den Konzernen in einer Milchkanne abzuholen. Wenn der Inhalt stimmt ist mir das aussen herum egal. Ich habe in den letzten Jahren mehr schlechte Whisky aus tollen "Behältern" probiert als anders herum Jahtzehnte davor aus normalen Flaschen mit grottigen Etiketten und ohne gute Story.
      Mitglied bei

      Berliner Whiskykarawane - Whisky Cup Winner 2010
      Wir bewegen uns doch inzwischen nicht mehr auf der Ebene eines messbaren Wertes sondern auf der Ebene der subjektiven Bewertung. Und wenn du subjektiv eben keinen Mehrwert feststellst, was ja auch erstmal nachvollziehbar ist, dann ist das eben so. Trotzdem bezahlst du die Verpackung der Flaschen, die du kaufst. Und manchmal, vermute ich, dass dir der Inhalt soviel wert ist, dass du ebenfalls einen höheren Preis für den Verpackungsanteil akzeptierst und bezahlst. Da sind wir wieder bei persönlichen Prioritäten. Ich würde keine hässliche Flasche kaufen und du keine, bei der die Flasche mehr als einen Euro kostet.

      ​...Ich habe in den letzten Jahren mehr schlechte Whisky aus tollen "Behältern" probiert als anders herum Jahtzehnte davor aus normalen Flaschen mit grottigen Etiketten und ohne gute Story.


      Ja, aber das muss ja auch nicht die Alternative sein. Gibt ja um lecker und hübsch statt lecker und nicht hübsch. Hübsch und nicht lecker braucht natürlich kein Mensch ...
      ich koche gerne mit wein. und manchmal gebe ich ihn sogar ins essen.

      slk schrieb:

      ... und auch der liebe Dirk hat eigentlich verstanden, worauf ich hinaus wollte

      Ich glaube, dass ich es verstanden habe, aber ich teile Deine Argumentation in diesem Bezug nicht. :zwinker:

      slk schrieb:

      Und ich bin der Meinung, dass aus der Sicht der meisten hier versammelten grundsätzlich die Verpackung eben doch Teil des Produktes ist.

      Ich glaube ein Teil der negativen Einstellungen zum Thema "Verpackung" beruht auf der subjektiven Wahrnehmung einer Entwicklung, bei welcher die "Form" den "Inhalt" als wichtigsten "Begehrlichkeitsfaktor" zu überholen scheint.
      Die Verpackung wird nicht als "added Value", sondern häufiger als "Main Value" wahrgenommen. Erschwerend, korrespondiert die Qualität des Inhaltes weder mit der "überkandidelten" Verpackung und, je nach individuellem Blickwinkel, schon gar nicht mit dem aufgerufenen Preis.

      Je mehr diese Schere auseinanderklafft, umso mehr Kritik werden diese Produkte verständlicherweise aus der Gruppe der "Genußtrinker" ernten.

      So weit, so gewöhnlich.

      Ist die Werbe-Industrie schuld, sprich "ist das Marketing böse"? Eher nicht.
      Es tut, was es tun soll. Aufgabe des Marketings war es immer schon Begehrlichkeiten zu wecken oder wo es keine gab, zu erfinden.

      Meine These lautet:
      Die Jungs (und natürlich auch die Mädels und Diversen) haben früher in der kleinen Nische des schottischen Lebenswassers ihren Job einfach zu gut gemacht!
      Die Haue, die sie heute kassieren, haben sich sich unter anderem auch dadurch verdient, dass sie ihrer damaligen Zielgruppe höchst erfolgreich ins Hirn gebrannt haben, "was guten Whisky ausmacht"... nämlich so Dinge wie Zeit, Handwerk, Individualität ... "Age matters" nicht zu vergessen.

      Daher glaube ich, früher war nicht unbedingt alles besser, jedoch wurden uns andere Werte teilweise erfolgreicher verkauft.

      Das die Industrie diese Werte nicht weiterhin auf einem Schild vor sich herträgt, zeigt meines Erachtens ebenfalls wie sehr erfolgreich das frühere Marketing war. Es hat eine derartige Nachfrage ausgelöst, welche aufgrund der begrenzten Ressourcen nicht mehr zu bedienen war.

      Um weiteres Wachstum zu generieren, mußten dringend andere Zielgruppen her.

      Insofern lande ich letztendlich bei Daniel aka HorrorVacui und Harry. "Wir" sind einfach nicht die Adressaten für solche Pullen ... insofern brauchen wir uns auch nicht verarscht zu fühlen.

      Nichtsdestotrotz finde ich es gut und legitim, "unsere" eigenen Interessen weiterhin zu vertreten, Kritik laut auszusprechen und nicht jede skurile Entwicklung durch Schweigen zu goutieren.

      Manche (kleinen) Entwicklungen vermitteln da ja durchaus die Hoffnung, dass solche Stimmen schon mal gehört werden.

      Das Leben ist zu kurz für schlechten Alkohol! :slainte:

      Komm, wir essen Opa! ...Immer beachten: Satzzeichen können Leben retten!!!...



      Tach auch

      Nun ja; zum "blöd verkaufen" gehören ja immer (mindestens) zwei. Ein Verkäufer u. ein "Blöder", der den angebotenen Kram kauft.
      Die Frage ist doch: Wer is jetzt schuld an der ganzen Misere, so es denn eine ist? Der Hersteller? Der Dealer? Der "Junkie"?

      Und wer bis hierher der Meinung ist, ER hätte niemals nicht in irgendeiner Weise zum status quo beigetragen, der werfe den ersten Stein.
      Ich geh' derweil schon ma in Deckung ... ;)



      Entspannte Grüße,
      Det
      They won't appreciate your long experience. They'll only notice when we've gone.
      No one remember, not that I can see. That we were defenders, we were the free.
      Ah yes, predictability, a word that has come to define today’s whisky in so many ways.

      “Nowadays people know the price of everything and the value of nothing.”
      Oscar Wilde

      Es besteht keine Verpflichtung obigen post zu lesen, zu mögen oder zu kommentieren.
      Sollte eine persönliche Meinung enthalten sein, besteht weiter keine Verpflichtung, sich diese zu eigen zu machen.
      Die Ausgangsfrage von René war, ob uns die Whiskyindustrie für blöd verkauft. Und die Frage ist berechtigt. Wir haben die Preisentwicklungsdiskussion schon mehrfach geführt. Normal ist das in meinen Augen alles nicht mehr und ich bin wahrlich froh, mir einen kleinen Trinkvorrat zugelegt zu haben.

      Ich glaube auch, dass hier im Forum sich sehr viele tummeln, die sich eben nicht für blöd verkaufen lassen. Sie kennen die Preisentwicklung und wissen die "Angebote" der Marketingabteilungen auch gut einzuschätzen. Ich gehöre glücklicherweise auch zu der Generation, die eben nicht mehr jedem Marketingscheiß hinterherhecheln müssen, nur weil uns glauben gemacht wird, es gäbe ein absolut limitiertes "must have" auf dem Markt.

      Nein, ist es eben nicht. Für mich gibt es keine must haves mehr. Wenn ich etwas neues probiert habe und es schmeckt mir, dann lege ich mir eine Flasche zu aber sicher nicht für utopische Preise. Ist die Flasche nicht mehr verfügbar oder sind mir die Preise zu abgehoben, dann kaufe ich sie eben nicht, so what. Es kommen weitere auf den Markt, die sich wohltuend ohne großes Marketinggedöns von den Durchschnittswhiskies abheben und aus der grauen Masse herausragen.

      Bestes Beispiel für mich aus den letzten Wochen: Glen Moray 10 Jahre, Old Particular, Sherry Puncheon, 66,7%. Ein ehrlicher, sauberer Malt mit geilen und unerwarteten Noten. Genau wegen solchen Abfüllungen beobachte ich den Markt noch. Eigentlich nur noch deswegen. Ansonsten könnte mir das alles gestohlen bleiben.

      Gäbe es nicht so viele liebenswerte Menschen in der Szene und vor allem auch gute Freunde, die ich durch den Whisky kennenlernen durfte, mich würde keiner mehr sehen. siehe hier:

      Beitrag aus 2014


      Beitrag aus 2015

      cu, Jens
      Wer einmal in den Highlands war, wird immer wieder dorthin zurückkehren.
      Ist man weg von dort, dann rufen sie!

      Mitglied bei "Säggssche Wissgievornischdor" :prost2:

      www.whiskyclublichtenstein.de
      www.anwaltskanzlei-steinert.de
      Warum sollte irgendjemand den Zeitgeist außen vor lassen...es geht um den Absatz und dieser sollte max. sein, solange die Zeiten rosig sind.
      Im Prinzip dreht sich fast alles um Absatzoptimierung.

      Messen: Präsentieren und neue Käufer gewinnen
      Tastings: Verkauf ankurbeln + neue Kunden
      Newsletter; Events; Hompages...u.s.w.

      Irgendwann wird das Interesse zurückgehen und dann mag sich dies bei dem ein oder anderen Rächen.
      Dann werden die bestehen, die beim Kunden ein hochwertiges Image und eine hohe Bindung erreicht haben.
      Egal wo, es geht immer darum an das liebe Geld zu kommen und verarschen wollen die uns alle.
      Whiskybase
      Meine Wunschliste
      Meine offenen Flaschen / Samples

      I love to sing and I love to drink scotch. Most people would rather hear me drink scotch
      gerne... wollte ich dir antworten aber der Text wäre dann zu kurz Mr.Mooc
      Ah yes, predictability, a word that has come to define today’s whisky in so many ways.

      “Nowadays people know the price of everything and the value of nothing.”
      Oscar Wilde

      Es besteht keine Verpflichtung obigen post zu lesen, zu mögen oder zu kommentieren.
      Sollte eine persönliche Meinung enthalten sein, besteht weiter keine Verpflichtung, sich diese zu eigen zu machen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „kallaskander“ ()

      Dem schließe ich mich an: Dank für den Beitrag!
      Und jau: es geht (einmal mehr) nur um Marketing.

      Zum Thema „added value“: dass nicht der findige Kenner einen Flaschenschatz hebt, um sich daran zu erfreuen und ihn zu genießen, sondern dass auch Heinz Doof durch wohlfühlige Marketingschmeichelei das Gefühl bekommt, da im Travel Retail etwas ganz besonders Gutes an Land zu ziehen, ist der added value. Dein schlechtes Gefühl beim Geldausgeben wird minimiert, deine Unkenntnis wird durch Marketingcharme wegpoliert sondern dir suggeriert, dass nur der versierteste Hecht jetzt mal diese gefärbte NAS-Einheit mit 43% zu 250 € aus dem Regal zieht. Eine Servicedienstleistung ihrer Marketingabteilungen :)

      Grüße,Seb
      Whiskynerd und Tastingorganisator, mit Spaß am Glas seit 2009. Samples: ted.strikers Sample-Emporium :wh1:

      maltlovinglawyer schrieb:

      Die Ausgangsfrage von René war, ob uns die Whiskyindustrie für blöd verkauft. Und die Frage ist berechtigt. Wir haben die Preisentwicklungsdiskussion schon mehrfach geführt. Normal ist das in meinen Augen alles nicht mehr und ich bin wahrlich froh, mir einen kleinen Trinkvorrat zugelegt zu haben.

      Ich glaube auch, dass hier im Forum sich sehr viele tummeln, die sich eben nicht für blöd verkaufen lassen. Sie kennen die Preisentwicklung und wissen die "Angebote" der Marketingabteilungen auch gut einzuschätzen. Ich gehöre glücklicherweise auch zu der Generation, die eben nicht mehr jedem Marketingscheiß hinterherhecheln müssen, nur weil uns glauben gemacht wird, es gäbe ein absolut limitiertes "must have" auf dem Markt.

      Nein, ist es eben nicht. Für mich gibt es keine must haves mehr. Wenn ich etwas neues probiert habe und es schmeckt mir, dann lege ich mir eine Flasche zu aber sicher nicht für utopische Preise. Ist die Flasche nicht mehr verfügbar oder sind mir die Preise zu abgehoben, dann kaufe ich sie eben nicht, so what. Es kommen weitere auf den Markt, die sich wohltuend ohne großes Marketinggedöns von den Durchschnittswhiskies abheben und aus der grauen Masse herausragen.

      Bestes Beispiel für mich aus den letzten Wochen: Glen Moray 10 Jahre, Old Particular, Sherry Puncheon, 66,7%. Ein ehrlicher, sauberer Malt mit geilen und unerwarteten Noten. Genau wegen solchen Abfüllungen beobachte ich den Markt noch. Eigentlich nur noch deswegen. Ansonsten könnte mir das alles gestohlen bleiben.

      Gäbe es nicht so viele liebenswerte Menschen in der Szene und vor allem auch gute Freunde, die ich durch den Whisky kennenlernen durfte, mich würde keiner mehr sehen. siehe hier:

      Beitrag aus 2014


      Beitrag aus 2015

      cu, Jens


      Danke, Jens - auch wenn wir uns (noch) nicht persönlich kennen, sprichst Du mir hier aus der Seele! :abwuschel: :1:
      And malt does more than Milton can
      To justify God's ways to man.

      (A. E. Housman)

      Samples: Samples zum Probieren

      Ich trenne mich von... (Flaschen abzugeben)
      Ich selbst habe im Verkauf die Erfahrung gemacht, dass -auch wenn bei Whisky unbedingt das Produkt selbst die Entscheidung kaufen/nicht kaufen- eine ansprechende Form (die manchmal auch ein wenig in die Irre führen kann) das Kaufverhalten oft gravierend beeinflusst.
      Nicht umsonst sagt man "das Auge kauft mit"!
      Aber in jedem Fall muss alles was drumherum ist Nebensache bleiben.
      Nicht verkennen darf man auch, dass bei der Präsentation einer Sammlung eine positive Wahrnehmung durch ein gelungenes Ambiente beeinflusst wird.
      Bei der "Schöne Verpackung - Schlechter Inhalt"-Debatte, darf man nicht vergessen, wer die Zielgruppe hinter diesen Flaschen ist. Nicht umsonst landen viele Holzbausätze und Glasklötze im Travel-Retail-Bereich. Die Kunden dort sind keine "Freaks", die Massen an UAs und längst vergessene Standards lagern, und sich über kräftige Aromen, Komplexität oder feine Nuancen freuen. Die wollen einfach einen milden, runden Feierabend-Drink (nicht Dram). Und für sowas gibt man auch gerne mal etwas mehr aus, damit auch die Freunde im Regal sehen, was man sich gönnt. Das ist auch der Grund, warum viele von uns von diesen Abfüllungen so enttäuscht sind. Wir sind einfach nicht die Zielgruppe. Weder in Sachen Statussymbol noch im Geschmack.

      Das wäre an und für sich nicht schlimm. NAS mit Bling-Bling für die Gintrinker und guter Stoff in einfachen Flaschen für die Kenner wäre die perfekte Lösung. Leider sind die Travel-Free-Kunden aktuell aber die Lieblings-Melkkuh der Spirituosenindustrie. Und dabei vernachlässigen sie in vielen Fällen ihre eigentliche Kundschaft, die auch über Modeerscheinungen hinaus erhalten bleiben würde.
      Sure they’ve always made NAS whiskies, but those were the cheapest ones. Like NAS–8–12–15–18–25. Not NAS–NAS–NAS–NAS–25. (Serge Valentin)

      SpiritSafe schrieb:


      Das wäre an und für sich nicht schlimm. NAS mit Bling-Bling für die Gintrinker und guter Stoff in einfachen Flaschen für die Kenner wäre die perfekte Lösung. Leider sind die Travel-Free-Kunden aktuell aber die Lieblings-Melkkuh der Spirituosenindustrie. Und dabei vernachlässigen sie in vielen Fällen ihre eigentliche Kundschaft, die auch über Modeerscheinungen hinaus erhalten bleiben würde.

      und dafür gibt‘s hoffentlich irgendwann die Quittung
      "Realität ist eine Illusion, die sich durch Mangel an Alkohol einstellt" - Udo Lindenberg

      torfbombe schrieb:

      SpiritSafe schrieb:


      Das wäre an und für sich nicht schlimm. NAS mit Bling-Bling für die Gintrinker und guter Stoff in einfachen Flaschen für die Kenner wäre die perfekte Lösung. Leider sind die Travel-Free-Kunden aktuell aber die Lieblings-Melkkuh der Spirituosenindustrie. Und dabei vernachlässigen sie in vielen Fällen ihre eigentliche Kundschaft, die auch über Modeerscheinungen hinaus erhalten bleiben würde.

      und dafür gibt‘s hoffentlich irgendwann die Quittung

      Davon gehe ich aus. Allerdings ist zum einen völlig unklar, wann das sein wird, denn der Markt in Asien scheint immer noch ein Wachstumsmarkt zu sein. Zum anderen wird es sicher nicht die großen (allzu hart) treffen, sondern eher die Kleinen.

      Der Punkt ist, dass alle Experten schon seit Jahren die nächste Weltwirtschaftskrise vorhersagen. Ich gehe auch davon aus, dass die kommen wird, aber auch hier ist unklar, wann genau das passieren wird und wenn, welche Sparten in welchen Märkten besonders betroffen sind.
      Ein Leben ohne Whisky ist möglich, aber sinnlos.