Kann es sein, daß uns die Whiskyindustrie (teilweise) für blöd verkauft?!

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      Kann es sein, daß uns die Whiskyindustrie (teilweise) für blöd verkauft?!

      Es war einmal ein Montag morgen, bin gerade am arbeiten und da flattert eine Email vom "The Whisky-Shop" rein.

      Oh wie schön ... neue Highland Parks und lange nix mehr gehört ;-)

      Whisky Nr. 1 nennt sich Twistet Tattoo und ist 16 Jahre alt "Highly limited" und kostet 80,- Pfund. Hmm denke ich und klingt ja gar nicht so verkehrt.

      Unten drunter folgt Whisky Nr. 2 "The dark" ist 17 Jahre alt und in "seltenen" European oak sherry seasoned casks limited to 28.000 bottles und ups für 190,- Pfund im Angebot. Puuh ganz schön heftig, aber sind ja auch top teure Fässer abgefüllt wahrscheinlich.

      Ich scroll weiter und der nächste ist "The Light" ebenfalls 17 Jahre alt und limitiert auf exakt 28.000 bottles und stammt aus doch eher "günstigen refill American oak casks". Da springt mir der Preis ins Auge und oh weh der kostet ja auch 190,- Pfund.

      Jetzt bin ich unsicher, ob ich den günstigen Twistet Tattoo bestellen soll ?(mußte der weg und deswegen so "billig"), den dunklen teuren Sherry der farblich so schön ins Auge springt oder den gleichpreisigen blassen refill bourbon mit der "stunning oak wood frame"?

      Hmmm ... ich habs aus Unsicherheit gelassen und werde mir heute Abend statt dessen einen älteren 12er Standard einschenken. ;-)

      Euch allen eine schöne Woche und immer beim Whiskykauf drauf achten: Adlerauge sei wachsam !!!

      LG René
      Wenn jemand ein Problem mit mir hat, kann er es behalten. Ist ja schließlich seins.

      Noface83 schrieb:

      Jo es gehören immer zwei dazu. Und HP ist ja bekannt für Ihre teure Sammler-Flaschen deren Hauptzweck das ins Regal stellen und nicht das trinken ist. Mir tun die HP da irgendwie leid aber es gibt ja Alternativen (auch wenn diese gefühlt immer weniger werden).


      Wenn ich HP kaufe, dann nur noch Abfüllungen von unabhängigen Abfüllern. Da sind weiter leckere Abfüllungen zu finden, die noch bezahlbar sind (letztes Jahr Unnamed-Abfüllungen u. a. von NSS, Berry Bros & Rudd und Elixir).

      cleaver schrieb:

      Noface83 schrieb:

      Jo es gehören immer zwei dazu. Und HP ist ja bekannt für Ihre teure Sammler-Flaschen deren Hauptzweck das ins Regal stellen und nicht das trinken ist. Mir tun die HP da irgendwie leid aber es gibt ja Alternativen (auch wenn diese gefühlt immer weniger werden).


      Wenn ich HP kaufe, dann nur noch Abfüllungen von unabhängigen Abfüllern. Da sind weiter leckere Abfüllungen zu finden, die noch bezahlbar sind (letztes Jahr u. a. von NSS und Berry Bros & Rudd).


      Stimmt - viele der "Secret Orkney" Abfüllungen sind echt lecker und bezahlbar. Und was braucht man mehr als ne Standard Flasche mit einfachen Etikett und tollen Inhalt zum vernünftigen Preis. Holzboxen und Co. landen bei mir eh im Müll.
      Absolut euerer Meinung zu HP. Ich liebe HP und der Whisky ist in meinen persönlichen Top3, aber nur noch die alten Sachen oder unabhängige Abfüllen. Endgültig gestorben sind sie bei der Email an den HP Club das sie noch seltene HP 18 Flaschen der alten Abfüllung (also von 2017/18) gefunden haben und die mit der Originalunterschrift vom 3. Blender von links für 115Pfund verkaufen, da highly collectable ...
      Ich glaube nicht dass die irgendjemanden verarschen wollen. Die Abfüllungen sind wahrscheinlich einfach nur an verschiedene Käuferschichten gerichtet:
      Zum einen die hippen jungen Käufer die man mit einem modernen Tattoowierer-Kolkaboration Motto locken kann, zum anderen vermute ich als Zielgruppe eher den besser betuchten Käufer, den man mit Holzgestell und toller Farbe und dem "auf nur xxx Flaschen LIMITIERT" locken möchte.

      HorrorVacui schrieb:

      Ich glaube nicht dass die irgendjemanden verarschen wollen. Die Abfüllungen sind wahrscheinlich einfach nur an verschiedene Käuferschichten gerichtet:
      Zum einen die hippen jungen Käufer die man mit einem modernen Tattoowierer-Kolkaboration Motto locken kann, zum anderen vermute ich als Zielgruppe eher den besser betuchten Käufer, den man mit Holzgestell und toller Farbe und dem "auf nur xxx Flaschen LIMITIERT" locken möchte.

      Leider scheint man bei HP eine Zielgruppe in den letzten Jahren vollkommen aus den Augen verloren zu haben. Die, die gerne mal wieder einen guten, aktuellen Whisky von dieser Destillerie im Glas haben würden.

      Ahab schrieb:

      HorrorVacui schrieb:

      Ich glaube nicht dass die irgendjemanden verarschen wollen. Die Abfüllungen sind wahrscheinlich einfach nur an verschiedene Käuferschichten gerichtet:
      Zum einen die hippen jungen Käufer die man mit einem modernen Tattoowierer-Kolkaboration Motto locken kann, zum anderen vermute ich als Zielgruppe eher den besser betuchten Käufer, den man mit Holzgestell und toller Farbe und dem "auf nur xxx Flaschen LIMITIERT" locken möchte.

      Leider scheint man bei HP eine Zielgruppe in den letzten Jahren vollkommen aus den Augen verloren zu haben. Die, die gerne mal wieder einen guten, aktuellen Whisky von dieser Destillerie im Glas haben würden.

      Du meinst Leute, die Whisky wirklich trinken und nicht in den Schrank stellen? 8o ;)
      "Realität ist eine Illusion, die sich durch Mangel an Alkohol einstellt" - Udo Lindenberg
      Es ist ja nun schon seit einigen Jahren so, dass die Industrie ganz offen kommuniziert, Whisky bzw. einige Brands als Luxus- und Lifestyle-Produkt zu positionieren. Deshalb all die munteren Marketing-Kapriolen, über die wir nur mit dem Kopf schütteln können.
      Aber wir sind nicht nur nicht mehr die Zielgruppe, sondern borderline unerwünscht - weil wir Connaisseure uns tatsächlich auch noch erfrechen, Top-Qualität für Top-Kurse zu verlangen, und eine Nichterfüllung dieser Voraussetzung lautstark kundtun. Das stört natürlich die bunte Marketing-Welt, in der Kritik an der Qualität des Produktes, das man teuer verkaufen will, hochgradig unerwünscht ist.
      Bedutet: Ein Teil der Industrie - namentlich die Konzerne wie LVMH oder Edrington und andere Verdächtige - verkauft uns nicht etwa für blöd, sondern würde uns am liebsten das Maul stopfen. Und zwar nicht mit leckerem Whisky...
      "If you listen to fools - the mob rules!"
      Ronnie James Dio

      HamburgMalt schrieb:

      Es ist ja nun schon seit einigen Jahren so, dass die Industrie ganz offen kommuniziert, Whisky bzw. einige Brands als Luxus- und Lifestyle-Produkt zu positionieren. Deshalb all die munteren Marketing-Kapriolen, über die wir nur mit dem Kopf schütteln können.
      Aber wir sind nicht nur nicht mehr die Zielgruppe, sondern borderline unerwünscht - weil wir Connaisseure uns tatsächlich auch noch erfrechen, Top-Qualität für Top-Kurse zu verlangen, und eine Nichterfüllung dieser Voraussetzung lautstark kundtun. Das stört natürlich die bunte Marketing-Welt, in der Kritik an der Qualität des Produktes, das man teuer verkaufen will, hochgradig unerwünscht ist.
      Bedutet: Ein Teil der Industrie - namentlich die Konzerne wie LVMH oder Edrington und andere Verdächtige - verkauft uns nicht etwa für blöd, sondern würde uns am liebsten das Maul stopfen. Und zwar nicht mit leckerem Whisky...

      Selbst für Bruichladdich, die sich mit Wikingern, Gottheiten und Terra X bisher noch zurückhalten, ist GTR (Global Travel Retail) der wichtigste Markt. Das wird bei den Platzhirschen nicht anders sein. Aber im Duty Free Shop gelten andere Regeln als im Whiskyladen. du verkaufst einfach 10x soviel mit Whisky als Stilobjekt als mit Whisky als Genussmittel. Wer schonmal im Travel Retail so frech war und gefragt hat, wie Whisky XYZ so schmeckt, wird einen ähnlich höhnisch-abwertenden Blick geerntet haben wie jemand, der im Fachgeschäft fragt, ob die Flasche zur Moschino-Jeans oder der Patek-Uhr passt. Deshalb hat Jan recht: wir werden überhaupt nicht verarscht - wir sind gar nicht die Zielgruppe. Bevor HP eine Flasche exklusiv für den Fachhandel macht, bringen die eher ein Single Cask für Weeze Airport raus.
      Immer diese unsägliche Schimpferei auf das böse böse Marketing. Das Prinzip ist doch 'added value - added price'. Wenn der Schnapps in einer Flasche kommt und nicht in einem Tetrapak ist das ein Mehrwert, den ich bezahlen muss. Punkt.

      Ob es meinen persönlichen Prioritäten entspricht, dieses mehr an Geld für diesen 'Mehrwert' auszugeben, ist eine andere Frage. Die erwähnte Zielgruppe ...

      Aber es ist eben grundsätzlich eine Frage der persönlichen Prioritäten, was einem welches Geld wert ist. Sei es Nahrung, Genussmittel, Umwelt ...

      Glauben manche etwa, dass die Abfüllungen, die 'Kenner' kaufen, nichts mit Marketing zu tun haben?!
      ich koche gerne mit wein. und manchmal gebe ich ihn sogar ins essen.

      slk schrieb:

      Wenn der Schnapps in einer Flasche kommt und nicht in einem Tetrapak ist das ein Mehrwert, den ich bezahlen muss. Punkt.

      Die Argumentation hinkt nicht nur, die ist bereits aufs Maul geflogen und liegt bewegungsunfähig auf dem Boden. Schon seit vielen, vielen Jahrzehnten wird Whisky in Flaschen verkauft. Seit ebenso vielen Jahrzehnten gibt es für den Genießer also keinen erkennbaren Mehrwert (im Vergleich zu früher), wohl aber exorbitant gestiegene Preise.
      Wo soll da auch nur in Spurenelementen added value sein? Wohlgemerkt: aus der Sicht der meisten hier Versammelten argumentiert.
      "If you listen to fools - the mob rules!"
      Ronnie James Dio
      Ich finde, den Vergleich von slk super... man muss den nur ein wenig anders betrachten.
      Mehr so im Sinne von:
      Wieviel ist mir der added value wert, wenn Whisky, der vorher nur literweise im Tetrapack angeboten wurde, nun in Flaschen und schicken Laubsäge- Arbeiten daherkommt. :D
      Das Leben ist zu kurz für schlechten Alkohol! :slainte:

      Komm, wir essen Opa! ...Immer beachten: Satzzeichen können Leben retten!!!...



      HamburgMalt schrieb:

      slk schrieb:

      Wenn der Schnapps in einer Flasche kommt und nicht in einem Tetrapak ist das ein Mehrwert, den ich bezahlen muss. Punkt.

      Die Argumentation hinkt nicht nur, die ist bereits aufs Maul geflogen und liegt bewegungsunfähig auf dem Boden. Schon seit vielen, vielen Jahrzehnten wird Whisky in Flaschen verkauft. Seit ebenso vielen Jahrzehnten gibt es für den Genießer also keinen erkennbaren Mehrwert (im Vergleich zu früher), wohl aber exorbitant gestiegene Preise.
      Wo soll da auch nur in Spurenelementen added value sein? Wohlgemerkt: aus der Sicht der meisten hier Versammelten argumentiert.



      Übertreibung ist ein Stilmittel ... Und unterm Strich habe ich manchmal wohl einfach das Gefühl, dass entweder Marketing der Teufel ist oder früher alles besser war. Und jetzt sind wir wohl bei einer Mischung aus beidem gelandet ... und auch der liebe Dirk hat eigentlich verstanden, worauf ich hinaus wollte :P
      ich koche gerne mit wein. und manchmal gebe ich ihn sogar ins essen.
      Marketing ist böse und früher war alles besser ... nicht.

      Bei dem Beispiel ging es um das Prinzip. Und die Bewertung und die Wahrnehmung des Mehrwerts ist eben subjektiv. Ich selber würde zum Beispiel nie Schnaps in einer Pulle kaufen, die mir nicht gefällt. Da kann der Stoff noch so toll sein. Wenn sich jemand Mühe gibt, guten Stoff zu machen, möchte er sich doch auch bitte dem entsprechend Mühe geben, den anständig zu verpacken. Da da mein limitierender Faktor Geld ist, habe ich für mein Geld bisher immer ähnlich guten Schnaps gefunden, der nicht hässlich oder lieblos verpackt war.
      Und ich bin der Meinung, dass aus der Sicht der meisten hier versammelten grundsätzlich die Verpackung eben doch Teil des Produktes ist.
      ich koche gerne mit wein. und manchmal gebe ich ihn sogar ins essen.
      Mir ist nicht ganz klar, warum es beim Whisky anders als in anderen Produktbereichen sein soll. Mindestens 98% der neu herausgebrachten Whiskys passen nicht in mein Beuteschema. Das ist bei Autos, Hosen, Büchern, Reisen, Fahrrädern, Frauen, etc. ganz genauso. Das Verhältnis mag (z.B. beim Whisky) schon mal besser gewesen sein, das gebe ich zu.

      Aber, sollte ich auf den Neukauf einer Flasche Whisky angewiesen sein, würde ich mir eine Flasche 10-jährigen fassstarken Laphroaig kaufen und wäre, selbst in Unkenntnis der aktuellen Batches, einigermaßen sicher, dass mir der schmeckt. Wenn ich nun aber jede Woche eine andere Hose, z.B. bei einer Hosenteilung, ausprobieren wollte, würden mir die meisten sicherlich nicht gefallen. Was kann also die Whiskyindustrie dazu, das ein paar Nerds die Vielfalt suchen und nicht bei einer (oder meinethalben auch 2-5) Sorte(n) bleiben?

      Und jetzt mal ehrlich, dass versucht wird dem Kunden mit abenteuerlichen Geschichten und abstruser Werbung einen Haufen Geld für ein mittelmäßiges Produkt aus der Tasche zu ziehen, ist nun wirklich keine Erfindung der Whiskyindustrie. Es hat sich früher eben nicht gelohnt.

      Beste Grüße,
      pikesandmalts
      Wir alle sind Deutschland! (Jo Gauck)
      Toleranz ist die wichtigste Tugend einer jeden Gesellschaft! (eigene Meinung)

      slk schrieb:

      Ich selber würde zum Beispiel nie Schnaps in einer Pulle kaufen, die mir nicht gefällt.

      Mag für dich gelten, für mich definitiv nicht. Klar sieht ne Pulle mit nem netten Label im Regal besser aus als schlichte Dinger mit Basis-Info. Aber ich bezahle Geld für den Inhalt, nicht für die Verpackung. Erst recht beim Whisky.
      Davon ab, womit rechtfertigt sich die "Premiumisierung" der hier Thread-auslösenden HP-Abfüllungen? Wo ist da der added value, von dem du vorher geschrieben hast?
      "If you listen to fools - the mob rules!"
      Ronnie James Dio