Von der Verheißung des Glücks in einen Höllentrip – Daftmill

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Von der Verheißung des Glücks in einen Höllentrip – Daftmill


      Von der Verheißung des Glücks in einen Höllentrip – Daftmill

      Ich war in 2009 das erste Mal bei Daftmill. Für einen unserer Besuche holte seine Frau Francis Cuthbert vom Feld runter und er kam auch mit viel Gastfreundschaft mit dem Traktor in den Klamotten zu uns.Geduldig und freundlich wurden alle Fragen beantwortet. Legendär wurde sein Spruch auf die Frage wann es den Malt zu kaufen geben wird … „Wenn er fertig ist“



      Immer wieder – wenn man in der Gegend war ist man gerne zur Brennerei rüber gefahren. Immer wieder war es schön Daftmill als Geheimtipp zu sehen. Ehrlicher, sauber gebrannter Qualitätswhisky mit eigenem Lowland-Style. Ohne auf den Mainstream und das schnelle Geld zu schielen.
      Warum es die Brennerei gibt?
      Aus Spaß an der Freude, aus Leidenschaft, weil man Wasser, Gebäude und Zeit hatte.
      Weil die Brüder etwas machen wollten was früher auf jeder Farm gemacht wurde.
      Das Steeping passierte in der Plastikmülltonne.
      Die Wash stand auch schon mal drei Tage länger als notwendig.
      Bei Daftmill habe ich die erste Wash gesehen, die nach einer nachträglichen Milchsäuregärung klar und durchsichtig war und eine Fruchtigkeit hatte die andere nie hinbekommen.



      Ich habe mich darauf gefreut das irgendwann – egal wann – ich einfach mal ne Flasche Daftmill – Whisky kaufen würde um sie zu trinken und Freunden dabei von Daftmill zu erzählen. Von nem Bauernhof mitten in Schottland, von vielen Kühen und einer Art zu brennen die nichts mit dem zu tun hat was all die anderen so machen.
      Ein Platz wo „Handcrafted“ noch seine Bedeutung hat.
      Wo nicht Gewinnoptimierung das vordergründige Ziel ist.

      Das waren schöne Jahre.

      Nachdem 2015/2016 die ersten Fässer älter als zehn Jahre wurden fragte man, langsam ungeduldig noch mal nach.
      Wie siehts den aus? Kann man schon was irgendwo erwerben?
      Noch ist der Whisky nicht so weit.
      Es wird die richtige Zeit kommen.

      Dezember 2017 … Berry Bros to distribute Daftmill whisky - Drinks Retailing News - The Voice of Drinks Retailing
      übernimmt den Vertrieb – es tat sich was.
      Eigentlich überwog bei mir eher die Freude als die Skepsis.
      Gut - BBR war jetzt noch nicht bekannt dafür schlechte Geschäfte zu machen aber zu verschenken hat schließlich keiner was und das sich die Brüder Cuthbert das Bottling und den Vertrieb selber antun würden, hatte ich nicht wirklich erwartet. Auch wenn die Importeure aus allen möglichen Ländern ihnen die Bude eingerannt sind, warum sollten sie sich den Bürojob nebenbei antun.
      Ich war wohl einigermaßen überzeugt, dass Francis eher die Genießer im Blick hatte als die Sammler.
      Das auch er eher einen ehrlichen Whisky mit Freunden genießt als in der Vitrine bewundert.
      Im April 2018 startete dann der Hype und raubten mir seitdem alle Illusionen.

      Die erste offizielle Abfüllung ging im Rahmen einer Lotterie unter die Leute die bereit waren £210.
      Naja – für die erste und dann direkt zwölfjährige Abfüllung war der Preis jetzt gar nicht „so“ hoch.
      Aber wie das so ist. Wenn viele darauf warten und es nur wenig davon gibt, wird das im Whiskymarkt heute schwer etwas günstig zu bekommen.
      Bisher erschienen nur „Batch“ und Single Cask-Abfüllungen teilweise auch für nur begrenzte Märkte.



      Das aktuelle Summer Batch eines 2006’er wird mit 46 % für 499,- bei z.B. Whic angeboten.
      Aber sie die Nachfrage scheint mäßig.
      Ich schreibe seit ein paar Tagen und es gibt ihn immer noch.
      In den Auktionen/grauen Markt gehen Inaugural Release inzwischen auf bis zu £1300.
      Die normalen Batches gehen für um die £200 bis £500 weg.
      Einzelne tatsächlich auch mal für lediglich £100.
      Scheint so, dass Sammler fast alles aufkaufen was so auf den Markt kommt.
      Ein paar wenige Flaschen gehen in die normalen Regale oder Ansammlungen aber ansonsten mangelt es an einer greifbaren Originalabfüllung oder einem „normalen“ Vertriebsweg.
      Man sieht kaum mal eine geöffnete Flasche auf Messen, man findet kaum getrunkene Sachen bei Freunden und Tauschpartnern.

      Der Hype ist fast dahin und die Ernüchterung kehrt ein.

      Angus und Serge haben mal ein paar ins Glas gegeben … A-Daftmill-bonanza-finally.htmlImmerhin 84 – 90 Punkte.
      Ein wenig muss man Angst haben das war’s.
      Ein ehrlicher Whisky den keiner trinkt?
      Ein Tropfen der irgendwo dazwischen hängt zwischen Vitrine und zu rar zum trinken.
      Ein Tropfen dessen Lowlandstyle nicht mainstream genug ist um einfach weggeschlabbert zu werden.
      Dessen Preis aber zu hoch ist um ihn an einem lauen Sommerabend mit Freunden im Glas zu haben.
      Ein Malt der zu wenig bei Händlern auftaucht um von diesen nach vorne gebracht zu werden.Ist Daftmill nur ein Fingerzeig für die vielen kleinen Destillen die in den letzten 201#-Jahren eröffnet haben.

      Was soll dann nur werden aus Rosebank und anderen?
      Sehen wir in den Abgrund eines Höllentrips?


      alle Bilder - Quelle daftmill.com
      ___Mortlach.de

      ____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt

      Wir alle seins Brüder,
      Wir alle seins gleich!
      Ich habe leider gerade nicht viel Zeit, aber kurze Info:

      Bei dem bei whic.de angebotenen Summer Batch handelt es sich um das alte Summer Batch aus 2018. Das steht dort schon mehr als ein halbes Jahr zum Verkauf, noch bevor das letzte Winter Batch rauskam.

      Ich persönlich finde Daftmill super lecker (wie man an meinem Avatar sieht), konnte das letzte Summer Batch und das Winter Batch probieren.

      Aber es ist grundsätzlich leider sehr schwer, an Abfüllungen zu kommen. Ich hoffe jemand füllt diese Marktlücke mit einem ähnlichen Stil in der Zukunft.
      Sehr interessante Story die ich immer nur als Randnotiz wahrgenommen habe. Schon mal gehört von der neuen Farmbrennerei, auch schon einmal im Glas gehabt dank McLarsen aber immer kopfschüttelnd bei den Preisen dankend abgelehnt!
      So lange wie es diesen Anlagehype gibt, so lange wird es die Preise treiben.
      Bei der Base ist die Liste derer, die mal einen probieren durften nicht so gross, wie die, die eine oder viele Flaschen besitzen. Ebenso die Wunschliste eine zu besitzen.
      Die meissten der "Hochbewerter" haben ein kurzes Erfahrungsleben was Whisky angeht, aber das kennt man auch von genügend anderen Abfüllungen.

      Jedenfalls überkommt mich bei diesen Preisen kein Reflex eine Flasche davon zu besitzen.
      Dafür bekommt man jede Menge Malt aus der guten alten Zeit der 50er bis 70er Jahre aus fast jeder Destille die man mag!

      Ob diese Entwicklung den beiden Brüdern so gefällt, mag dahin gestellt sein. Ein gutes Geschäft ist es auf alle Fälle!
      Mitglied bei

      Berliner Whiskykarawane - Whisky Cup Winner 2010
      Lowlands sind zwar nicht gerade mein Beuteschema aber ich finde diese Entwicklung sehr schade für Whisky generell. Ich hoffe das in Zukunft alle die an Daftmill interessiert sind, auch die Möglichkeit bekommen eine Flasche zu einem fairen Preis zu erwerben. Das gesamte Brennerei Outputs mittlerweile in Sammlerkellern verschwinden, ist schon pervers.

      chrizthewiz schrieb:

      Ich hoffe das in Zukunft alle die an Daftmill interessiert sind, auch die Möglichkeit bekommen eine Flasche zu einem fairen Preis zu erwerben.


      Zumindest mittelfristig glaube ich da nicht dran, dafür ist auch die produzierte Menge (lt. Wikipedia beträgt das jährliche Produktionsvolumen gerade einmal 20.000l) viel zu gering.

      Ich hatte tatsächlich das Glück, letztes Jahr ein kleines Sample zu probieren. Ich fand ihn lecker, aber sowohl die aufgerufenen Preise als auch der Aufwand, evtl. eine Flasche ergattern zu können, halten mich (und mit Sicherheit nicht nur mich...) davon ab, mich weiter mit dieser Brennerei zu befassen. Angesichts des Geschmacks und der beschriebenen Herstellungsmethoden echt schade drum.

      Interessanter Artikel, Markus, danke dafür!
      If the ocean was whiskey, and I was a duck,
      I'd dive to the bottom, and never come up.

      Tex Ritter, "Rye whiskey", 1933
      Diese Distillery ist bis dato vollkommen an mir vorbeigegangen,
      wird wohl auch so bleiben .....
      Obwohl der erste Teil deiner Ausführung ja noch verheißungsvoll melancholisch, ja sogar romantisch rüberkommt.
      Ich hoffe dieses spiegelt nicht die weitere Entwicklung dieser und weiterer Farmdestillen wieder..... oder gar den gesamten Whiskymarkt.
      Auf dem Weg dahin sind wir ja. (noch)
      Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende
      Woody Allen
      Tach auch

      Ein Artikel, der den Werdegang von hoffnungsvoll zu nachdenklich/skeptisch sehr schön darstellt; bei mir - u. gar nicht mal auf Daftmill alleine bezogen. Der Gedanke kommt mir ständig, wenn ich über die für u. wieder von neuen u. "wiedergeborenen" Distilleries nachdenke, z.B. auf Islay. Einzelbeispiele heranzuziehen ist müßig - die Geschichte wiederholt sich in beinahe jedem Fall u. am Ende gibt's leider zumeist mehr Verlierer als Gewinner.

      Vor Ort (Daftmill) war ich leider noch nicht. Ich hatte allerdings letztach das Glück, einen Daftmill aus dem Sherrycask probieren zu können - an dieser Stelle noch mal meinen allerliebsten Dank a.d. sehr geschätzte Spenderin :abwuschel: - und kann für mich sagen: "wenn er soweit ist" trifft's recht gut. Will sagen: Trotz 1st fill sherryCask wirkte der Fasseinfluss nicht "drübergebügelt" sondern homogen. Das beste was ich von dem Dram sagen kann ist rund, vollmundig und/aber eindrucksvoll unspektakulär, was ich unbedingt als Kompliment verstanden wissen möchte.
      Notitzen zu der Abfüllung habe ich mir - wie zumeist - mal wieder nicht gemacht, kann mich aber erinnern, dass mir beim Preis die Augenbrauen hochgingen. Aber das ist ja (für die Leute die mich näher kennen) nix neues ... ;)

      Wärend ich das hier tippe, muss ich an Kilkerran denken. Von der Geschichte/Background her wohl kaum vergleichbar denke ich, aber gewisse Parallelen sehe ich schon. Da gab's am Anfang auch eher "Spezielles" - vielleicht nicht ganz so wie bei Daftmill, aber da liegen auch ein paar Jahre dazwischen - und inzwischen gibt's m.b.M.n. mehr als solide Standard zu vergleichsweise akzeptablem Preis.

      Fazit meiner wirren Gedanken? Vielleicht die beklagenswerte Erfahrung der Jahre, das alles - bei den ersten, unserer Meinung nach fragwürdigen Abfüllungen u. der Reaktionen darauf - wieder einmal zu negativ zu sehen.
      Um das, was man am Anfang so propagierte, auch über Jahre zu praktizieren, braucht's schon verdammt viel Durchhaltevermögen. Wir werden sehen.



      Beste Grüße,
      Det
      They won't appreciate your long experience. They'll only notice when we've gone.
      No one remember, not that I can see. That we were defenders, we were the free.
      Ich hoffe einfach, dass das Spekulatiusinteresse nach ein paar Releases etwas zurückgeht, wenn viele ihre Flasche im Keller haben etc. Vielleicht Wunschdenken.

      Der Preis ist ambitioniert, in Deutschland unverständlicherweise bei Ausgabe etwa 20 bis 30 Euro zu hoch, das ist wohl Importeursaufschlag. Aber in UK bekommt man ja aktuell fast nichts, ausser man hat Glück. Gute Verfügbarkeit bei UK Preis, ohne Stress, das wäre ein Traum.

      rednose schrieb:

      Ich habe mich darauf gefreut das irgendwann – egal wann – ich einfach mal ne Flasche Daftmill – Whisky kaufen würde um sie zu trinken und Freunden dabei von Daftmill zu erzählen.
      Hast du's denn mal gemacht? Also über die Geschichte von Daftmill in diesem Fred hinaus?
      Whisky-Journal - von, über und wegen Whisky

      Suche:
      - SMWS 38.xxx (Caperdonich)
      - Caperdonich 24yo Whiskykanzler Uncollectable Collection
      - Caperdonich 36yo Douglas Laing Cask DL4945 und Cask DL4947

      Farsund schrieb:

      macwhisky schrieb:


      Jedenfalls überkommt mich bei diesen Preisen kein Reflex eine Flasche davon zu besitzen.
      Dafür bekommt man jede Menge Malt aus der guten alten Zeit der 50er bis 70er Jahre aus fast jeder Destille die man mag!

      Steile These. Zum Glück hast Du ein "fast" eingefügt. Ich mag Macallan ;)


      So ist das! Wie der Spruch schon sagt "Es war schon immer etwas teurer einen besonderen Geschmack zu haben!" - da trifft diese Preisrange nicht zu, nur manchmal geschehen noch Wunder, wenn ein völlig lädiertes Etikett die Flasche ziert, bekommt man noch einen annehmbaren Preis!
      Mitglied bei

      Berliner Whiskykarawane - Whisky Cup Winner 2010
      Schöner Artikel; er trifft so mein Empfinden für diese Destille und deren Abfüllungen schon ganz gut.
      Da ich ziemlich viel Whisky kaufe, aber wenigen Whiskys wirklich hinterher renne, ist mir erst nach diesem Artikel aufgefallen, dass Daftmills bisher noch nicht im Warenkörbchen gelandet sind.

      Interessant wäre ja mal einen der Brüder Cuthbert zu fragen, ob der horrende Zusatzgewinn zu ihnen fließt, weil sie die Fässer so teuer verkauft haben, oder ob sich BBR alleine bereichert.
      Immer schön Dram bleiben

      macwhisky schrieb:

      Farsund schrieb:

      macwhisky schrieb:


      Jedenfalls überkommt mich bei diesen Preisen kein Reflex eine Flasche davon zu besitzen.
      Dafür bekommt man jede Menge Malt aus der guten alten Zeit der 50er bis 70er Jahre aus fast jeder Destille die man mag!

      Steile These. Zum Glück hast Du ein "fast" eingefügt. Ich mag Macallan ;)


      So ist das! Wie der Spruch schon sagt "Es war schon immer etwas teurer einen besonderen Geschmack zu haben!" - da trifft diese Preisrange nicht zu, nur manchmal geschehen noch Wunder, wenn ein völlig lädiertes Etikett die Flasche ziert, bekommt man noch einen annehmbaren Preis!

      Jo, solch einen 10er habe ich auch. Den zweiten hat mir ja Zinni weggeschnappt.
      Und an einer anderen Farmdestillerie, bei der von Anfang bis Ende Handarbeit und lokale Ausgangsprodukte angesagt sind, geht der Hype komplett vorbei. Dabei hat sie seit diesem Jahr sogar eine 10jährige Originalabfüllung für vergleichsweise günstige 79 Pfund. Gebrannt nach 400 Jahre altem Rezept. Sozusagen ein Retro-Whisky. www.abhainndearg.co.uk

      Manche mögen angesichts des Geschmacks der 3jährigen Abfüllung, die es vor 7 Jahren gab, sagen: "Zu Recht!" fettgrins Aber ich sage, ihr seid nur Banausen, die ihren Gaumen an den modernen Whiskygeschmack angepaßt haben. :grins:
      Sure they’ve always made NAS whiskies, but those were the cheapest ones. Like NAS–8–12–15–18–25. Not NAS–NAS–NAS–NAS–25. (Serge Valentin)
      "Von der Verheißung des Glücks in einen Höllentrip – Daftmill"

      Ja, so ist das wohl leider. Ich mag Daftmill auch, aber wegen des geringen Outputs und der Hyperventilation der Zocker wird es immer schwieriger, an den leckeren Lowlander ranzukommen.

      Trotzdem: die Überschrift trifft wohl gerade auf so ziemlich jede limitierte Malt-Buddel zu, die nicht gerade zur unteren Standard-Range gehört.

      Hoffen wir mal, dass die Cuthberts so geerdet bleiben, wie sie den Eindruck machen. Sympathische Destillerie.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „groensparv“ ()

      SpiritSafe schrieb:

      Und an einer anderen Farmdestillerie, bei der von Anfang bis Ende Handarbeit und lokale Ausgangsprodukte angesagt sind, geht der Hype komplett vorbei. Dabei hat sie seit diesem Jahr sogar eine 10jährige Originalabfüllung für vergleichsweise günstige 79 Pfund. Gebrannt nach 400 Jahre altem Rezept. Sozusagen ein Retro-Whisky. www.abhainndearg.co.uk

      Manche mögen angesichts des Geschmacks der 3jährigen Abfüllung, die es vor 7 Jahren gab, sagen: "Zu Recht!" fettgrins Aber ich sage, ihr seid nur Banausen, die ihren Gaumen an den modernen Whiskygeschmack angepaßt haben. :grins:


      Ich wunder mich immer noch, dass das Zeugs überhaupt Whisky genannt werden darf. :ups: