Jim Murrays Whisky Bible 2020

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      ozkind schrieb:

      Moin, lasst uns doch unsere eigene Bibel hier machen.
      Bei so vielen Whiskyfachmänner und Frauen bekommen wir im Mittelwert aller Beteiligten das passenderere Ergebnis raus.
      Lg
      Chris


      Gibt's doch schon :-).
      Das ist nämlich die Whiskybase im Netz.
      Dort findest du für fast alle Whiskies Einträge und bei etlichen sogar eine hohe Anzahl an Punktebewertungen (mit somit statistisch einigermaßen signifikanter Mittelwertbildung) und Verkostungsnotizen.

      Problem ist natürlich, dass jeder eine persönliche Bewertungsskala heranziehen kann mit unterschiedlicher Standardabweichung (der eine nutzt z.B. nur die Skala von 70 - 95, ein anderer schöpft 0 - 100 voll aus). Aber merkwürdigerweise funktioniert es für den Bereich 80 - 90 (gemittelt) doch relativ gut.

      Auffällig ist allerdings, dass besonders alte Malts, von Serge hoch bewertete Whiskies, besondere Hype-Abfüllungen, besonders hochpreisige oder aber "heilige" Malts à la Port Ellen oder Brora oft besonders hohe mittlere Bewertungen von z.B. 92+ Punkten erhalten, obwohl das vom Geschmack her oft nicht gerechtfertigt erscheint. Ich habe schon so manche Verkostung erlebt, wo ich mich über eine extreme mittlere Punktebewertung sehr gewundert habe. Mir fiel dazu nur "Nothing to write home about" ein bzw. ich fand "normalere"(Punktbereich 88-90) Whiskies in vielen Fällen im direkten Vergleich besser oder komplexer (klar, alles eine rein subjektive Angelegenheit!).
      Nicht immer natürlich, aber durchaus nicht selten.

      Daher darf man die Mittelwerte auch bei Whiskybase nicht zu sehr auf die Goldwaage legen, insbesondere nicht bei über 90 Punkten.
      Meines Erachtens nach ist der Mittelwert bei Whiskybase und die dort zu findenden Verkostungsnotizen aber immer noch ein wesentlich verlässlicherer Gradmesser als Einzelmeinungen von Gurus und sogenannten "Influencern" im Internet.
      Gibt es solche Diskussionen (z.B. in Wein-Foren) eigentlich auch über Parker und seine Wein-Bewertungen?
      Discounter machen ja auch Werbung mit Parker-Punkten, wenn sie entsprechend bewertete Weine im Angebot haben.

      Bei ebay sieht man schon hin und wieder, dass jemand in sein Angebot schreibt, dass sein Whisky mit einer bestimmten Zahl Punkte in der Whiskybase bewertet wurde. Und dann werden diese Punkte als das Maß der Dinge hingenommen, so wie andere Murray, Valentin oder Parker als Qualitätsmerkmal heranziehen.

      Für Leute, die nicht selber nachdenken wollen, ist das dann eine einfache Entscheidungshilfe, wenn man dem Geschmack der Experten folgt.

      "Es gibt zwei Arten von Menschen. Die einen haben einen geladenen Revolver und die anderen buddeln!"

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „FrankH“ ()

      Ja, Parker wird schon ziemlich kritisch im Weinbereich gesehen (wobei es mittlerweile eher das Parker-Team ist). Sein Geschmack ist relativ stark auf schwere, gehaltvolle Weine ausgerichtet, was im Bordeaux zu einer "Parkerisierung" geführt hat, die nicht alle positiv sehen. Wenn man aber weiß, was er mag, und warum er wie bewertet, kann man sich beim Einkauf trotzdem ganz gut nach seinen Notizen richten, da er doch einigermaßen konsistent bewertet. Gleiches gilt für die meisten seiner Mitarbeiter. Man kann ihn am ehesten mit Serge vergleichen, wobei ich Serges Notizen deutlich unterhaltsamer und dazu deutlich näher an meinem Geschmack sehe.

      Wenn man ein Analogon zu Murray im Weinbereich sucht, würde mir als erstes Luca Maroni einfallen. Der wirft auch mit völlig unverständlichen Punkten um sich, die die meisten Weintrinker nur mit dem Kopf schütteln lassen.
      Sure they’ve always made NAS whiskies, but those were the cheapest ones. Like NAS–8–12–15–18–25. Not NAS–NAS–NAS–NAS–25. (Serge Valentin)

      SpiritSafe schrieb:

      Wenn man aber weiß, was er mag, und warum er wie bewertet,

      Es gibt also Konsumenten, die einfach nur auf die Punkte schauen und meinen, was dem Parker schmeckt, wird mir dann auch schmecken, denn der Wein wurde ja hoch bewertet.

      Dann gibt es Konsumenten, die für sich herausgefunden haben, dass ihnen einfach der gleiche Wein schmeckt wie dem Parker-Team. Diese Konsumenten müssen dann aber schon ein eigenes Geschmacksempfinden entwickelt haben, bevor sie das Parker-System kennengelernt haben.

      Ich habe mal in einem Blog gelesen, wo sich der Autor mit dem Valentin-System beschäftigt hatte. Der Autor meinte abschließend, dass er irgendwann festgestellt hat, dass er einen sehr ähnlichen Geschmack hat wie Serge Valentin. Also kann der Autor sich leicht daran orientieren, was Serge bewertet. Dennoch gab es Fälle, wo seine Meinung sehr von der des Serge abwich. Ich glaube auch nicht, dass es zwei Menschen mit demselben Geschmacksempfinden gibt (unabhängig von Tagesform, Luftdruck und Blutdruck).

      Um auf Murray zurück zu kommen: Ich habe noch nie gelesen oder gehört, dass jemand behauptet hätte, dass ihm alles schmeckt, was Murray gut findet. Über Murray wird eigentlich eher kontrovers diskutiert. Murray's Bewertungen kann ich auch nicht nachvollziehen. Es bleibt bei mir immer ein diffuses Gefühl von "der ist mir suspekt". Dennoch gibt es Fälle, wo die von Murray in seiner Bibel hoch bewerteten Whiskys schnell ausverkauft waren oder anschließend von den Herstellern/Destillen zu wesentlich höheren Preisen verkauft werden konnten. Aber ähnliches passiert ja auch bei den Siegerwhiskys aus diversen Award-Verleihungen.

      Bis dann

      Frank
      Bei Benotungen ist der Effekt immer der gleiche. Total egal ob von Murray, SV, Parker oder Whiskybase.
      Der wenig geübt Konsument ist der irrigen Ansicht das ein 89 Punkte Whisky viel schlechter sein muss als ein 91 Punkte Tropfen.
      Selbst wenn der bedachte Genießer sich herabläßt und sich mit den Tastingnotes und dem Schreiberling auseinandersetzt, so wird er, mindestens unterbewußt, geprägt durch die Benotung.
      Bei ähnlichen Geschmacksprofil wird er bei seinem erwählten "Experten" auch den höher benoteten für besser halten als den mit weniger Punkten.
      Dazu kommt, dass er sich dem vermeintlichen "Experten" immer mit seinem Geschmack annähern wird, weil er ja unterbewußt die Komponenten sucht die diesen einen Tropfen besser machen als den anderen.
      Ich lehne deswegen die Benotung, erst recht in der Hunderter Skala, ab. Macht euch euren eigenen Kopf. Entdeckt euere eigenen Geschmäcker und jagd Geschmackseindrücke und keine Punkte.
      Um zurück zum Thema zu kommen ... wer sich zum Schreiberling eines heiligen Buches erklärt und es nötig hat sich über das Wissen und den Geschmack verstorbener Liebhaber selbst zu erheben, der ist schon so tief gefallen, das seine Bestechlichkeit und seine Expertise nie mehr diskutiert werden muss. Egal wie viele Bücher beratungsheischende Menschen von ihm kaufen.

      P.S.: Ausgenommen natürlich all jene die dieses Stück Schundliteratur da liegen haben wo es hingehört - auf dem Klo. Da erfüllt es gleich zwei Funktionen und eine ist sich die Anwesenheit mit der Lächerlichkeit der Texte zu verschönern.
      ___Mortlach.de

      ____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt

      Wir alle seins Brüder,
      Wir alle seins gleich!
      so gesehen können mbMn doch auch noch mindestens zwei andere geschmackliche bewertungsskalen als lektüre neben das klo, rednose:

      - die preisschilder (nicht nur die der whiskybase)
      - die "früher waren die whiskys besser"-urteile (egal bei welchen x-zigern das "früher" enden soll)
      - ...

      slainte
      skyed
      "Smells like wet roses on a tuesday morning... who needs this bullshit?" Jim McEwan in dieser TV-doku:
      Flüssiges Gold - Die Schotten und ihr Whisky - Doku, ARD/NDR, 2004 - YouTube
      Ich lese gerne die Bücher von Michael Jackson und habe gar einige von Ihnen.

      Der ursprünglichen Bewertung von Michael Jackson kann ich gut folgen auch der seiner "Nachfolger". Bedauerlicherweise werden jedoch dutzende Bewertungen immer wieder übertragen. Z.b die der früheren Talisker 10, Lagavulin 16, Highland Park 12. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die heute weniger Punkte ergattert hätten.

      Außerdem finde ich gut das prinzipiell Originalabfüllungen betrachtet werden.

      Laphi88! schrieb:

      Bedauerlicherweise werden jedoch dutzende Bewertungen immer wieder übertragen. Z.b die der früheren Talisker 10, Lagavulin 16, Highland Park 12. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die heute weniger Punkte ergattert hätten.Außerdem finde ich gut das prinzipiell Originalabfüllungen betrachtet werden.


      Ich glaube nicht, dass es immer so ist.
      Ich habe einige alte Classic Malts (Talisker, Lagavulin, Glenkinchie. Aber auch Bowmore, Highland Park) von Mitte der 1990er (Bottling Date) mit modernen Abfüllungen verglichen und fand die alten keinesfalls besser als die neuen.
      Es gab Beispiele, wo ich die alten besser fand als die neuen und genauso gab es Beispiele, wo ich die neuen Abfüllungen besser als die alten fand (z.B. beim Clynelish OB). Oder halt unentschieden.

      Ein sehr interessanter Vergleich war zwischen einer modernen Abfüllung des Lagavulin 16y.o./43%/OB von 2018 ("Port Ellen Segelsymbol") mit einer alten White-Horse-Abfüllung Lagavulin 16/43%/OB von 1995 (also gebrannt Ende der 1970er), die ich mir als Großflasche extra für den Vergleich bei Ebay besorgt habe.
      Der Grund war eigentlich der, dass ich Lagavulin 16 heute anders in Erinnerung hatte, als wie ich 1997 damit erstmalig in Kontakt gekommen war und ich glaubte, der moderne Lagavulin sei ganz anders und schlechter: süßer, flacher, deutlich weniger komplex.
      Schon mal vorweg genommen: Falsch, ich hatte mich total geirrt! Erinnerungen bei Whisky kann man vergessen, insbesondere dann, wenn die Tastings viele Jahre auseinander liegen.
      Der Neue ist auf keinen Fall flacher oder weniger komplex als der White-Horse von 1995.

      Und zwar schmeckten beide tatsächlich unterschiedlich und zwar war ziemlich gut zu erkennen: wohl hauptsächlich wegen der Flaschenreifung.
      Ihr kennt sicher alle den merkwürdigen Zusatzgeschmack, den viele der lange in der Flasche gelagerten Whiskies aufweisen.
      Das ist so ein antik anmutender Geschmack, so eine Art "ehrwürdige" Altersnote. Diese ensteht vermutlich durch eine ganz langsam und über viele Jahre hinweg gemächlich ablaufende Oxidation.
      Übrigens weisen auch lang gelagerte Weißweine manchmal diese Note auf. Ein bisschen anders als bei Whisky, aber mir kommen beide Noten irgendwie verwandt vor (ich mag mich hier aber grundlegend täuschen).
      Diese Zusatznote bei Whisky durch Flaschenalterung ist übrigens generell bekannt, ich hatte zufällig im Internet auch mal etwas darüber gelesen.
      Auch bei Miniaturen hat man manchmal diesen Zusatzgeschmack, dort tritt er häufig sogar früher oder stärker zutage als bei Großflaschen. Ich hatte viele Miniaturen aus den 1980ern und 1990ern (Bottling Date), oft nur noch 2/3 oder so voll ("Angels' post-bottling share" :D), da hatten einige davon diesen Zusatzgeschmack. Und zwar egal ob z.B. Lagavulin oder Talisker oder Imperial, ob getorfte oder ungetorfte Malts, ganz egal. Ich hatte übrigens auch schon Samples von neu abgefüllten Port-Ellens, die diesen Geschmack mitbrachten. Der Grundcharakter dieses Zusatzgeschmacks war immer ähnlich und identifizierbar.
      Ich mag diesen Zusatzgeschmack übrigens durchaus, er gibt dem Whisky wirklich so eine antik-wertvolle Komponente, etwas "Ehrwürdiges" und er stört den eigentlichen Charakter des jeweiligen Whiskies nicht ernsthaft. Will damit sagen, dieser Zusatzgeschmack ist eine zusätzliche "edle" Komplexitätskomponente, die den eigentlichen Charakter nicht infrage stellt.

      Der alte White-Horse-Lagavulin hatte also diese ominöse Zusatzgeschmacksnote, während der neue diese natürlich nicht hatte.
      Ein weiterer Unterschied war, dass der alte White-Horse-Lagavulin etwas weicher und schlichter schmeckte, der neue war etwas "kerniger", etwas prägnanter.
      Der Rest war in beiden Fällen eindeutig "Lagavulin 16", ganz typisch und eng miteinander verwandt.

      Für mich kam dabei heraus, dass ich den White-Horse wegen der "Antik"-Note sehr interessant, besonders und damit auch gut fand.
      Aber wenn man davon mal absieht, fand ich den neuen besser, da er die typische herb-prägnante Lagavulin-Charakteristik besser verkörperte und einfach kantiger und komplexer daherkam.

      Ich habe zu guter Letzt dann noch ein Blending-Experiment gemacht und in einem Dram alt und neu gemischt.
      Und ich muss sagen, das war dann der Sieger. Denn der hatte beides, etwas von der antiken Edelnote plus der Prägnanz des neuen Lagavulin, der "Blend" war nicht mehr so weich wie der alte und er war am Ende am komplexesten.

      Mantis schrieb:

      skyed schrieb:

      und wie wärs noch mit:

      - von clubmitgliedern zu abfüllungen ihres clubs

      slainte und gute nacht
      skyed


      Ist das so? :D :D


      skyed schrieb:

      gilt natürlich nicht beim eigenen club, fass oder mix...

      slainte
      skyed


      bitte, bitte um aufklärung
      das ist mir bisher zu nebulös
      Was? du suchst? du möchtest dich verzehnfachen, verhundertfachen? du suchst Anhänger? - Suche Nullen! F.N. Götzen-Dämmerung
      was ist denn da in einem forum für erwachsene feine geister so nebulös,dass es noch der aufklärung bedarf, micheluzzo?

      also nur für dich:
      ich bin kein mitglied in einem whiskyclub, aber bei clubabfüllungen kommen mir die base-bewertungen schon mal "etwas konzertiert" vor.
      habe aber - auf meiner whiskyzeitskala - vor kurzem meinen fassanteil von 2005 aus dem CD-whisky.de-forum geliefert bekommen und finde, dass das der beste sherry bruichladdich ist, den ich bisher hatte*. und das, obwohl ich keine flasche davon verkaufen will...

      slainte
      skyed


      *) das könnte vielleicht auch daran liegen, dass ich mich an keinen tollen bruichladdich aus einem sherryfass mehr erinnern kann...
      "Smells like wet roses on a tuesday morning... who needs this bullshit?" Jim McEwan in dieser TV-doku:
      Flüssiges Gold - Die Schotten und ihr Whisky - Doku, ARD/NDR, 2004 - YouTube