Tasting Revue

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      Tasting Revue

      Servus beinand,

      gestern hatten wir unser Tasting mit 4 Laddies und drei Ardbegs.
      Die Laddies 21 yo. aus der Cuveé Serie haben uns alle total überrascht und aus den Socken gehauen.
      Es ist unglaublich welche Aromen die drei unterschiedlichen Fässer im finish hervorbringen und welche Güte die Bourbonfässer hatten, die das ermöglichten.
      Als Übergang zu den Fassstärken gabs noch eine Abfüllung aus unserer Fassteilung, dieser Laddie war 13 Jahre (2005/2018) alt und hatte läppische 63,7 %.
      Dann ging es noch einmal in die gute alte Zeit, wir hatten drei Ardbegs aus den 90er von Cadenhead.1993 / 2004, einmal Bourbon und einmal Sherry und dann einen 15 yo. aus 1994 / 2009.
      Alles extrem geiler Stoff, angenehm rauchig, erdig und eine schöße Süße.

      Jetzt ist mir wieder klar geworden, warum ich mir schon seit längerer Zeit keine aktuellen Whiskys mehr kaufe.
      Auch wenn die älteren Abfüllungen richtig Geld kosten, sollte man sich trotzdem Gedanken machen sich manche dieser Schätzchen anzuschaffen und bei den scheinbar günstigen Standards ab und zu mal die Finger weg lassen auch wenn der Preis noch so verlockend ist.
      Wir sind doch Genussmenschen und keine Alkies, also weniger ist mehr.

      Ist nur eine kleine Info

      Ein wunderbares Wochenende und sonnige Grüße aus München

      Heinz
      "Jetzt ist mir wieder klar geworden, warum ich mir schon seit längerer Zeit keine aktuellen Whiskys mehr kaufe."

      Mensch Heinz, das ist aber eine wirklich fundamental neue Erkenntnis. Ich hätte gedacht, dass da die Alterweisheit vorher größere Wahrscheinlichkeiten impliziert. Aber lassen wir das im Zuge der Entwicklungen in den Auktionen bitte als Einzelmeinung gelten (bitte, sonst kann ich das nie mehr bezahlen!). Die Destillerien sagen richtig, dass noch nie so guter Whisky (okay, damit ist erstmal New Make gemeint) produziert wird als zur Zeit. Den Rest möge bitte erst jeder durch intensives Tasting für sich entscheiden.
      Na ja,

      fundamental würde ich nicht sagen, der damalige Entschluss wurde halt wieder präsent.
      Glaub mir ich stehe nicht jeden Tag auf und denke die alten Sachen waren besser, was ja überhaupt nicht stimmt.
      Es war halt ein ähnliches Erlebnis wie vor zwei Jahren im Sommer of den Orkneys mit Riesen Ausflugsschiffen, die je jetzt nicht mehr unterwegs sind oder vor fünf Jahren auf Skye wo uns die Mücken plagten und den vielen Menschen auf Skye nicht mehr aus dem Weg gehen konnten. Die früher getroffene Entscheidung warum ich lieber im Winter Frühjahr und Herbst in Schottland bin jedoch nicht in den Sommermonaten.
      Obwohl mich das mit Orkney richtig geschockt hat.

      So allen einen schönen Sonntag.

      Heinz

      heinz schrieb:

      Die Laddies 21 yo. aus der Cuveé Serie haben uns alle total überrascht und aus den Socken gehauen.
      Es ist unglaublich welche Aromen die drei unterschiedlichen Fässer im finish hervorbringen und welche Güte die Bourbonfässer hatten, die das ermöglichten.


      Hallo Heinz, klingt so als sollte ich mal wieder welche aufmachen. Ob das wirklich so "tolle Bourbon-Fässer" waren, hmm ich sag mal na ja, sonst hätten die nicht so viel nachgereift ;-). Aber Jim ist und war ein Meister seines Faches was den richtigen Zeitpunkt der Abfüllung und das Vatten angeht (zumindest bei Laddie).
      Aber eines ist doch offensichtlich: Es waren andere Destillate und man hatte mehr Zeit. Schau Dir an wie die Warehäuser sprießen, bei der gleichen Verwendung der Ausstattung und das ist alles möglich ohne Veränderung der Prozesse?!
      Habe extra bei einer aktuellen FT (ex Bourbon, Sherry, Port) mal wieder mitgemacht, um auch mal wieder was aktuelles zu probieren und keine der drei Flaschen bzw. Abfüllungen würde ich mir ansatzweise kaufen. Flache Destillate mit Fasseinfluß ohne Harmonie.
      Das ist aber kein "Laddie-Problem", sondern betrifft viele. Für mich der momentane "Oberlooser" auf Islay ist Laphroaig. Hab gestern einen Vergleich von zwei Quarter Cask Abfüllungen gemacht. Einmal relativ aktuell und einmal vor 2010. Da liegen Welten dazwischen. Der aktuelle is eher harsch, vordergründig torfig und man merkt sofort die Jungend. Der alte ist fast schon "zart", viel tiefer und ausgewogener. Fast schon ein "zarter Laphi" und vom Eindruck deutlich "älter" und vielschichtiger. Welchen ich zum Genießen bevorzugen würde, ist wohl klar ;-)

      Die "Masse" ist der Untergang der Sensorik und den Höhepunkt an "harschen Abfüllungen" haben wir noch lange nicht erreicht. Die wirklich üblen Zeiten kommen noch ;-)
      Man kann es natürlich nicht verallgemeinern, aber der Trend ist eindeutig.

      Genieße den Vorrat und danke für den Anreiz mal wieder zu stöbern ;-)
      Wenn jemand ein Problem mit mir hat, kann er es behalten. Ist ja schließlich seins.

      MiddleCut schrieb:

      Hab gestern einen Vergleich von zwei Quarter Cask Abfüllungen gemacht. Einmal relativ aktuell und einmal vor 2010. Da liegen Welten dazwischen.


      Dann liege ich doch nicht so daneben mit meinen Erfahrungen in Bezug auf den Laphroaig QC. Ich hatte einen 2006er oder 2007er (da war die Abfüllung ziemlich neu), den ich wirklich mochte. Das war ein rauchig frischer Laphi mit tollen Vanillenoten vom Quarter Cask. Und vor 6 Jahren, also 2014, konnte ich mal wieder einen probieren. Das war gar nix. Man hatte fast den Eindruck, die hätten für diese 2014er-Abfüllung immer noch dieselben Quarter Cask verwendet wie 2006/2007. Ich sags Dir! :kotz: Das das bis heute nicht besser geworden ist, das verwundert mich nun garnicht.

      Back topic: Ich habe gerade einen aktuellen Ardbeg 10 offen - aus dem Sonderangebot - für den Trinker. ;) Nun, eigentlich ist Fassmanagement ganz in Ordnung. Beim Schnapps gibts auch keine Fehlnoten und eine schöne Süße. Auch das Mundgefühl ist gut.
      Allerdings ist der Ten so schrecklich unreif - weil halt wirklich nur 10 drin ist und mit Sicherheit auch weil die Wash eben auf maximalen Alkgehalt getrimmt wird, so dass schon das Ausgangsmaterial vor der Destillation alkohollastig ist und am Ende wesentlich langsamer reift.

      Aber zynisch gesprochen: Der mächtige Qualm überdeckt das alles und der gewöhliche Vodka-Stürzer, oder auch die Baileys- und Mon-Cherie-Konsumentin spüren die Sprittigkeit eh nicht mehr.
      Viele Grüße
      Martin

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „maaatin“ ()

      Moin René, moin Martin,

      ja der Trend ist klar zu erkennen, wird aber gekauft.

      -Laphroaig, wir durften 2005 bei Robin den ersten Quarter Cask probieren, die ersten waren wirklich sensationell. Er hat uns damals auch die Gründe und die Reifezeiten erklärt. War wirklich spannend.
      Von Laphroaig habe ich noch ein paar alte 10er und ein paar 10er CS Batch 7 bis 11 oder so sowie ein paar Cairdeas. Das reicht für die Zukunft.

      -Da ich früher ja extrem Ardbeg lastig war und jedes Mal wenn ich auf Islay war viele Stunden in der Destillerie und in den warehouses verbrachte habe ich hier auch noch etwas Vorrat, wobei leider vieles schon gegangen ist, aber es reicht hauch hier noch für eine gute langfristige Versorgung. Nur explodieren hier die Preise so extrem die mich immer wieder mal in Versuchung bringen doch die eine oder andere Flasche abzugeben.

      Na, ja was soll´s wir sprechen hier definitiv von einem Luxusproblem.
      Dennoch würde ich mir wünschen wenn manche Whiskyfreunde doch etwas mehr auf Qualität und nicht auf Quantität schauen würden. Aber wie ihr schon sagt, betrifft das sehr viele Destillerien.

      Allen eine schöne Woche, bei mir ist bis Samstag wieder Whiskyfrei.

      Flockige Grüße aus dem verschneiten München

      Heinz

      Flasche_leer schrieb:

      Die Destillerien sagen richtig, dass noch nie so guter Whisky (okay, damit ist erstmal New Make gemeint) produziert wird als zur Zeit.

      Ich glaube das ist richtig bezogen auf deren Definition von "gut". Es wurde noch nie so viel gemessen, dokumentiert, in engen Grenzen gesteuert und überwacht, in der ganzen Geschichte des Whiskys, wie heute.
      Manchmal entsteht dadurch aber auch ein herzloser Einheitsbrei, der eben nur auf Menge und Einhaltung des festgelegten Standards als "gut" zu bezeichnen ist.
      Qualität ist aber in meinen Augen etwas anderes. Das ist Charakter, Eigenständigkeit, Wohlgeschmack, Reife, Wiedererkennungswert, Geschmackserlebnis usw.
      Und wenn ich dies voraussetze, gab es dies, geht man vom Stoff der in die Flasche wanderte, zu einem großen Teil leider nur bis in die Anfänge der 2010'er Jahre.
      ___Mortlach.de

      ____ „Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“ Alexander von Humboldt

      Wir alle seins Brüder,
      Wir alle seins gleich!
      ja, es wird sicherlich soviel gemessen geprüft, überwacht usw. wie nie zuvor. Allerdings im Rahmen der derzeit geltenden Parameter. Damit meine ich beispielsweise die genutzten Rohstoffe oder die Fermentierungszeit. Alles ist auf möglichst großen und schnellen Output ausgelegt und damit wird das Resultat entsprechend limitiert.
      "Realität ist eine Illusion, die sich durch Mangel an Alkohol einstellt" - Udo Lindenberg
      Hallo Ihr,

      da bin ich ganz bei euch mit euren Ausführungen. Das Ausgengsprodukt also Gerste Hefen sind von der Qualität durchgängig besser geworden, und der Prozess bis hin ins Fass auch kontrollierter geworden. Aber warum gefallen so vielen von uns die alten Abfüllungen besser?

      Als Handwerker weis ich das es schon auf Standards in der Produktion ankommt aber eben auch auf die Jahrelange Erfahrung und das Gespür wichtig sind, das kann kein Computer.

      Und vielleicht ist das Destillat von der Qualität her heute besser aber wir wissen alle das die Fässer entscheidend sind. Und da sehe ich die Krux diese ganzen Nachreifungen (ja ich weiß die gab es schon immer) aber in der Masse wie die gerade auf den Markt geschmissen werden, nur eines es wird versucht möglichst viel wenig bis schlecht gereiften Whisky mit Finishings zu übertünchen und als Kracher in den Markt zu platzierten.
      Nur sind mir die älteren Abfüllungen mittlerweile viel zu teuer geworden. Also bleibt mir nur der gang in den Keller an meine Strategischen Reserven zu gehen. Lichtblick sehe ich durch die Vielzahl an Destillerie Neueröffnungen mal sehen ob da was gutes bezahlbares rauskommt.
      In diesem Sinne ein glückliches PROSCHT.

      LG
      Chris
      Beste Grüße
      Zauberhafte Samples

      Soll alles möglich bleiben, kann nichts wirklich werden.(Wilhelm Schmid)

      Satzzeichen- und Rechtschreibfehler behalten ich mir vor
      :)

      MiddleCut schrieb:


      Die "Masse" ist der Untergang der Sensorik und den Höhepunkt an "harschen Abfüllungen" haben wir noch lange nicht erreicht. Die wirklich üblen Zeiten kommen noch ;-)
      Man kann es natürlich nicht verallgemeinern, aber der Trend ist eindeutig.


      Gerade das mit den "harschen Abfüllungen" sehe ich anders. Man muß nur mal schauen, was für weichgespülte Flaschen im Duty-Free-Bereich unterwegs sind. Über Faßmanagement und Restzucker läßt sich da eine Menge kaschieren. Leider geht damit aber auch fast immer ein Verlust an Komplexität einher.

      So schlimm, wie beschrieben, sehe ich die aktuellen Standards aber nicht. Gerade der Ardbeg TEN hat in meinen Augen nach einem Tal vor ca. 10 Jahren, wieder zugelegt. Sowohl die Frucht als auch Mineralität und medizinische Noten sind wieder da. Er ist natürlich (oder zum Glück) nicht mild und weich, aber das war er noch nie, sondern zeigt einfach, wie gut das Desitllat bei Ardbeg sein kann.

      Beim Quarter Cask bin ich aber bei dir. Der ist nur noch ein Schatten dessen, was er einmal war.
      Sure they’ve always made NAS whiskies, but those were the cheapest ones. Like NAS–8–12–15–18–25. Not NAS–NAS–NAS–NAS–25. (Serge Valentin)

      rednose schrieb:

      Ich glaube das ist richtig bezogen auf deren Definition von "gut".


      Definition u. natürlich die Feinheiten der Sprache, bei der sich in unserer schnelllebigen Zeit vermutlich immer weniger Menschen eben diese auch nehmen, um da mal genauer zu lesen/hören.
      Kennt man auch seit langem vom Hundefutter-Werbegewäsch. Merke; fleischige Brocken sind noch lange keine Fleischbrocken ... ;)



      Beste Grüße,
      Det
      They won't appreciate your long experience. They'll only notice when we've gone.
      No one remember, not that I can see. That we were defenders, we were the free.
      Hi there,

      durchoptimiert das ist das was die whiskies der letzten 10-15 Jahre sind. Ein Entwicklung die mit der Computerisierung der whisky Produktion eingeleitet wurde und was den Geschmack und die Dynamik von whisky angeht, auf einem traurigen optimalen Höhepunkt ist.

      Optimierte Gerste, nicht auf Geschmack sondern yield, Ertrag. Optimierte Hefe, nicht auf Geschmack, auf Ertrag, optimierte Fermentation im Sinne von schnell, also maximal 48 Stunden, leider dient das nicht dem Geschmack und nicht der genrellen Qualität.
      Die Prozesse vom Mälzen bis zur Destillation sind optimiert und gesteuert und danach folgt optimales Faßmanagement, ich sage nur seasoned sherry casks oder virgin oak finishings.

      Also woher soll die Substanz kommen. Gebrannt wird heute ein ertragreicher ziemlich neutraler spirit ohne Ecken und Kannten der nach optimaler Reifung mit 10 Jahren ins finishing gejagt wird.

      Das hat zur Folge daß sich der Anteil der Aromenbeeinflussung im cask von ca. 60% (jede beleibige Zahl die ihr irgendwo schon mal gelesen habt) auf 80% oder mehr erhöht und zwangsweise notwendig wird, um mit sherry seasoned casks oder virgin oak dem Neuralsprit irgendeinen Charakter zu verleihen.

      Benriachs neue jagen mir da Schauer über den Rücken. Und bevor es losgeht... das ist nicht bei jeder distillery der Fall, aber bei zu vielen.

      Greetings
      kallaskander

      PS siehe meine Signatur... die Vorhersagbarkeit von single malts ist kein Zufall.
      Ah yes, predictability, a word that has come to define today’s whisky in so many ways.

      “Nowadays people know the price of everything and the value of nothing.”
      Oscar Wilde

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