Alt versus Neu

      Für mich war Whisky früher nicht immer besser und doch meist sehr viel!

      Und wenn ich früher meine, dann früher abgefüllt (1990, teilweise bis 1995 und früher und damit spätestens Anfang 1980 destilliert)
      Wenn ich Ausreiser suche, dann fallen mir nur wenige ein. (z.B.: Littlemill 8 Years, da gab es einige Nieten, Glenturret 1965 Cadenhead).

      Bei Whiskies nach 1995 abgefüllt und dann auch 60,70 und 80er destilliert häufen sich für mich schon die "Ausfälle". Da wurde immer wieder einfach "altes" Zeug zu guten Preisen verkauft und in ganz besonders schlimmen Fällen davor noch schnell gefinisht.

      Fairerweise sollte man aber auch berücksichtigen, dass die Anzahl der einzelnen, heute verfügbaren Abfüllungen ein Vielfaches von z.B. vor 1990 ist.
      Eine gutsortierte Preisliste von damals hatte ca. 300 Abfüllungen im Angebot.
      Auch waren sehr wenige Single Cask Abfüllungen dabei und damit auch das Risiko von Nieten geringer.
      Die genialen Abfüllungen von Moon, Intertrade, Samaroli und Konsorten gab es praktisch nur im Getränke-Fachhandel und für damalige Verhältnisse nicht gerade günstig.

      In der Neuzeit (nach 2015) hat für mich die Qualität massiv abgenommen. Besonders viele UA's füllen leider fast nur Mittelmaß ab. Bei fast allen gefinishten Abfüllungen gehen bei mir die Zehennägel hoch. Sie haben sicher Probleme an gute Fässer zu kommen aber wenn sie Fässer ohne Nachbehandlung abfüllen würden ,dann wären viele Whiskies zumindest noch GUT trinkbar.

      Und trotzdem gibt es für mich nach wie vor guten und manchmal sehr guten Trinkstoff zu vernünftigen Preisen (< € 60,-) in großer Vielfalt.
      Selten NICHT aus einem reinen Bourbonfass.

      Nicht zu vergessen, dass auch bereits 1990 ein Standard, wie Laphroaig 10Y Unblended gegen einen Laphroaig 1970 von Duthie's klar das Nachsehen hatte.
      Und wenn ich heute den 10Y Unblended für einen sehr guten Whisky halte, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, dass er 1990 auch schon so gut für mich war. Die Reifung in der Flasche wird zwar meist als gering beurteilt aber für mich ist sie klar gegeben, wenn auch nicht immer nur zum Positiven.

      Zusammenfassend und um auf Dein Eingangspost zu antworten Armin:
      Egal wenn man anfängt sich für Whisky zu begeistern, es kann immer Freude bereiten und besonders, wenn man nicht den verklärten alten, guten Zeiten nachtrauert.
      Sehr viele alte Abfüllungen werden heute zu Preisen angeboten, wo für mich das PLV bei weitem nicht mehr passt und damit mir auch keine Freude mehr bereiten.
      Und wenn Du guten alten Trinkstoff zu noch vernünftigen Preisen probieren willst, dann empfehle ich z.B.
      Toremore 5y <€ 40,-
      Glen Deveron 12Y 75cl <€60,-
      Tullibardine 10Y 75cl <€ 70,-
      Milton-Duff Glenlivet 12Y Ballantinesflasche < € 110,-

      Alles aber nur meine persönliche Meinung!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Joe der TIROLER“ ()

      Hallo Joe und vielen Dank für den sehr interessanten Post!
      Insbesondere den Satz „ Egal wenn man anfängt sich für Whisky zu begeistern, es kann immer Freude bereiten und besonders, wenn man nicht den verklärten alten, guten Zeiten nachtrauert.„ find ich äußerst richtig und sehr schön geschrieben.

      In meiner noch kurzen Zeit als Whiskyliebhaber bin ich mit den neuen Abfüllungen „aufgewachsen“ und hab viel von den neuen Zeugs und noch immer mit vollem Genuss verkostet.
      Anfangs fand ich die neue Entwicklung der gesamten Whiskybranche auch total spannend und ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich das Marketing gewisser Brennereien auch als sehr gelungen und interessant fand. (Vieles davon hat sich mittlerweile geändert)
      Ebenso find ich es reizvoll, gewisse seltene Flaschen zu sammeln und Diese dann zu besonderen Anlässen mit Stolz zu präsentieren und mit Freunden zu genießen.

      Auf gewisse Art und Weise bin ich vielleicht wirklich froh, dass ich bis dato die alten guten Sachen von denen ihr so oft und gern in Erinnerungen schwelgt, nie wirklich die Chance hatte Diese zu verkosten und dadurch nie wirklich nachtrauern muss/darf.

      Vielleicht kann ich ja Jahre oder Jahrzehnte später, Neulinge hier im Forum berichten, wie gut das Zeugs in den 2020igern war.

      Lange Rede - kurzer Sinn; Mein Interesse für Whisky hat sich die Jahre hinweg zu einer echten Leidenschaft entwickelt und wird auch täglich immer mehr und das ist wahrscheinlich auch das essenzielle an der ganzen Sache, egal ob alt oder neu.

      Übrigens; Vielen Dank für die Liste mit dem alten guten Trinkstoff!

      beste Grüße nach Tirol
      Armin

      Joe der TIROLER schrieb:

      Wenn ich Ausreiser suche, dann fallen mir nur wenige ein. (z.B.: Littlemill 8 Years, da gab es einige Nieten, Glenturret 1965 Cadenhead).
      Mir fallen spontan zwei Ausreisser ein. Ich meine in den beiden Abfüllungen ist mehr Seife als Bowmore und Glen Garioch in den gesamten 1980er Jahren in ihren Whiskys hatten:
      Glenfiddich 1965: Glenfiddich 1965 CA - Bewertungen und Rezensionen - Whiskybase
      Edradour 1971: Edradour 1971 MI - Bewertungen und Rezensionen - Whiskybase
      Mitglied im Team Bergische Jongens - Organisator Whiskycup 2012

      "Wer sich für zu wichtig hält für kleine Aufgaben, ist meistens zu klein für wichtige Aufgaben"
      Jacques Tati